Nau / Walter / Oud | Gewaltfreie Pflege | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 104 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 225 mm

Nau / Walter / Oud Gewaltfreie Pflege

Praxishandbuch zum Umgang mit aggressiven und potenziell gewalttätigen Patienten

E-Book, Deutsch, 104 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 225 mm

ISBN: 978-3-456-95866-8
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Pflege-, Sozial- und Gesundheitsberufe sehen sich zunehmend an vielen Stellen des Gesundheitswesens mit aggressiven und potenziell gewalttätigen Patienten konfrontiert. Sie müssen daher nach Möglichkeiten suchen, um Aggressionen vorzubeugen, aggressive Ausbrüche zu verhindern und im Fall von Gewalttätigkeit Schaden von sich und anderen abwenden. Dazu liefert das Praxishandbuch wissenschaftlich fundierte Grundlagen sowie kurz gefasste und leicht lesbare Assessments, Tools und Techniken. Aus dem InhaltEinführungBegriffserklärungenOrte der Gewalterfahrung und ihre HäufigkeitGewalterlebnisse von PflegendenGewalterlebnisse von Angehörigen und PflegebedürftigenTheorien und Modelle der AggressionsentstehungEskalationsprävention und DeeskalationsstrategienHilfen für BetroffeneZusammenfassung
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Zielgruppe


Pflegefachpersonen, Psychiatrisch Pflegende, Notfall-/Ambulanzpflegende, Pflegelehrende, PDL, Pflegestudierende

Weitere Infos & Material


1;Inhalt und Vorwort;7
2;1 Einführung;11
3;2 Begriffserklärungen;15
4;3 Orte der Gewalterfahrung und ihre Häufigkeit;19
4.1;3.1 Prävalenz von Aggressionsereignissen im Gesundheitswesen;19
4.2;3.2 Dunkelziffer und Erhebungsschwierigkeiten;21
4.3;3.3 Finanzielle und immaterielle Kosten;22
5;4 Gewalterlebnisse von Pflegenden;25
5.1;4.1 Arten von Aggressionsereignissen;25
5.2;4.2 Depressionsphase, akute und posttraumatische Belastungsstörungen;26
5.3;4.3 Bewältigungsversuche von Betroffenen;30
5.4;4.4 Zweittraumatisierung durch unangemessene Reaktionen des Umfelds;31
6;5 Gewalterlebnisse von Angehörigen und Pflegebedürftigen;33
6.1;5.1 Situation in der häuslichen Umgebung;33
6.2;5.2 Probleme von Schweigekultur und Zuständigkeitszersplitterung;36
6.3;5.3 Hilfen für Pflegeempfänger und Angehörige;39
6.4;5.4 Hilfen für professionell Pflegende;40
7;6 Theorien und Modelle der Aggressionsentstehung;45
7.1;6.1 Instinkttheorie;46
7.2;6.2 Theorie des sozialen Lernens;46
7.3;6.3 Frustrationstheorie;47
7.4;6.4 Stress;48
7.5;6.5 Interdisziplinärer Ansatz;49
7.6;6.6 Situationsspezifischer interaktionistischer Ansatz;51
7.7;6.7 Das NOW-Modell;53
8;7 Eskalationsprävention und Deeskalationsstrategien;59
8.1;7.1 Impulse aus dem Phasenmodell;59
8.2;7.2 Aggressionsprävention;64
8.3;7.3 Organisatorische Rahmenbedingungen;65
8.4;7.4 Hilfreiche Reaktionen auf aggressive Patienten oder Bewohnende;65
8.5;7.5 Befreiungstechniken;71
9;8 Hilfen für Betroffene;75
9.1;8.1 Nachbetreuung und Nachbesprechung;75
9.2;8.2 Was von Deeskalationstrainings (nicht) erwartet werden kann;78
9.3;8.3 Hilfen durch den Arbeitgeber für einen sicheren Arbeitsplatz;80
9.4;8.4 Schutz durch die gesetzliche Unfallversicherung;82
9.5;8.5 Schutz durch die Gesetzgebung;83
10;9 Zusammenfassung;87
11;Autorenverzeichnis;89
12;Literaturverzeichnis;91
13;Sachwortverzeichnis;99


1 Einführung (S. 9-10)

Fühlt es sich gut an, aggressives oder gewalttätiges Verhalten an sich zu erfahren? Nein!

Fühlt es sich gut an, zu wissen, dass man selbst sich grenzüberschreitend verhalten hat? Nein!

Selbst wer einen Krieg gewonnen hat, hat den Frieden verloren, sagt ein altes Sprichwort. Da ist es doch sehr erstaunlich, weshalb es in der aufgeklärten Welt so häufig zu übergriffigem Verhalten kommt. Auch die Welt des Gesundheits- und Sozialwesens gehört dazu. Das ist umso verwirrender, als es dabei im Eigentlichen um die Welt des Helfens und Hilfe-Empfangens geht.

Über Skandale zu Aggressionsereignissen im Gesundheitswesen wird gerne in großen Lettern in Tageszeitungen berichtet. Häufig werden Pflegende als Aggressor dargestellt. Erst seit jüngerer Zeit findet man Beiträge darüber, dass das Gesundheitspersonal oder Angehörige Ziel aggressiven Verhaltens werden. Fragt man Pflegepersonal und im Besonderen Leitungsverantwortliche von Gesundheitseinrichtungen oder Pflegeheimen nach Problemen mit Aggressions- und Gewaltereignissen, so können immer noch zurückhaltende bis verneinende Antworten gehört werden. Der wissenschaftliche Erkenntnisstand zeigt aber, dass erkrankte oder pflegebedürftige Menschen nicht friedlicher als andere Menschen sind. Im Gegenteil befinden sich diese Menschen in besonderen, krisenhaften Lebenssituationen. Wir wissen, dass jede Person in eine überfordernde Krisensituation geraten kann, in der sie auf sozial erwünschte Kommunikationsformen keinen Zugriff mehr hat, obgleich ihr das ansonsten möglich wäre.

Aggression, die gegen Gesundheitspersonal gerichtet ist und von Patienten ausgeht, ist ein Problem, welches alle Fachbereiche und Abteilungen betrifft (Cooper et al., 2002; Hahn et al., 2008; Needham et al., 2005; von Hirschberg et al., 2009). Notaufnahmen wie auch Normalstationen sind als potenzielle Orte von Aggression durch Patienten und Besuchende zu sehen – darauf weist schon 2001 der International Council of Nurses (ICN) hin (ICN, 2007). Aber auch innerfamiliäre Übergriffe spielen eine bedeutende Rolle. Für einen 5-Jahreszeitraum ermittelten Hirsch und Brendebach (1999), dass zirka 10 % der alten Menschen in ihren Familien Gewalterfahrungen gemacht haben. An Demenz leidende Menschen sind dabei einem besonders hohen Risiko ausgesetzt (Thoma et al., 2004).

Erstaunlicherweise ist bis heute der Umgang mit aggressivem Verhalten bzw. die Vorbeugung aggressiven Verhaltens von Patienten und Angehörigen in vielen Ländern kein geregelter Gegenstand der Pflegeausbildung – auch in Deutschland nicht (Nau et al., 2010b). Dabei scheinen gerade Studierende und Auszubildende besonders stark von der Problematik betroffen zu sein (Nau, 2014; Nau et al., 2010a; Nau et al., 2010b).

Aggressionserlebnisse in der Pflege und Hinweise auf stattgefundene Gewalt scheinen ein Tabuthema zu sein. Es kann eine Scheu beobachtet werden, Hinweise auf innerfamiliäre Übergriffe anzusprechen (Grassberger et al., 2013b) wie auch über eigene Erfahrungen zu berichten. Pflegekräfte reden selten über Aggressionen von Patienten und deren Besuchern (Danesh et al., 2008). Sie scheinen häufig von der Sorge geleitet, dass ein von ihnen berichtetes aggressives Patientenverhalten dann ihnen selbst zur Last gelegt werden würde. Manche hegen sogar die Überzeugung, Aggressionsereignisse seien eben „unausweichlich“ als part of the job zu sehen (Duxbury, 2002; Rintoul et al., 2009). Die Schlussfolgerung „Unausweichlichkeit“ ist jedoch kritisch zu sehen, da es inzwischen hilfreiche, an Pflegesituationen ausgerichtete Präventions- und Deeskalationsmethoden gibt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) macht zusammen mit dem International Council of Nurses (ICN), der International Labour Organization (ILO) und den Public Services International (PSI) deutlich, dass Anstellungsträger die Pflicht haben, einen sicheren und gewaltfreien Arbeitsplatz zu gewährleisten und dass ein Angestellter das Recht darauf hat, solches zu erwarten (International Labour Office [ILO] et al., 2002).

In dieses Buch fließen die aktuelle Kenntnislage aus nationalem und internationalem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen und aus dem praktischen Alltag sowie aus wissenschaftlichem Diskurs ein. Leitend für dieses Buch ist der Wunsch, auf Belege gegründetes wissenschaftliches Wissen in Verbindung mit Erfahrungswissen weiterzugeben. Es gilt, Theorie und Praxis in gegenseitigem Kraftschluss zu halten. Es geht dabei um den Leitsatz, der Immanuel Kant zugeschrieben wird: „Theorie ohne Praxis ist leer, Praxis ohne Theorie ist blind“. Wir Autoren stehen im nationalen und internationalen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus dem praktischen Alltag und aus der Wissenschaft. Leitend für dieses Buch ist der Wunsch, mehr als Erfahrungswissen weiterzugeben, nämlich die beste Kenntnislage, die uns mit Blick auf unsere täglichen Handlungen hilfreich ist.


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