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E-Book, Deutsch, 368 Seiten

Nehls Das erschöpfte Gehirn

Der Ursprung unserer mentalen Energie – und warum sie schwindet - Willenskraft, Kreativität und Fokus zurückgewinnen

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

ISBN: 978-3-641-27299-9
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Kapazität unseres Gehirns ist begrenzt. Jeder kennt das Gefühl, dass es nach einem langen Tag schwer ist, sich zu konzentrieren, schwierige Entscheidungen zu treffen oder sich in andere hineinzuversetzen – wir leben in einer chronisch erschöpften Gesellschaft. Seit Jahren schrumpft die Kapazität unseres mentalen Akkus. Bewegungsmangel, falsche Ernährung, schädliche Stoffe in der Umwelt, fehlende oder schädliche soziale Interaktion, digitale Dauerbeschallung: Wir leben nicht unserer Natur entsprechend, was dazu führt, dass die Leistung unseres Gehirns immer weiter abnimmt. Dr. med. Michael Nehls begibt sich auf die Suche nach der Quelle unserer mentalen Energie – und er wird fündig. So kann er erstmals zeigen, wo unser „Hirn-Akku“ sitzt, welche Funktion ihm innerhalb unseres Gehirns zukommt und was das für unser Denken bedeutet. Dr. Nehls beschreibt, welche fatalen Folgen ein schrumpfender mentaler Akku für uns, unsere Gesellschaft und zukünftige Generationen haben kann – und wie wir dem entgegenwirken können.
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Einleitung Alles Leben ist Problemlösen, so der Titel eines Buches des österreichisch-britischen Philosophen Sir Karl R. Popper (1902–1994).1 Das klingt einleuchtend, denn schließlich geht unserem Tun wie auch unserem Nichtstun stets eine Entscheidung voraus – sprich die Antwort, ob bewusst oder unbewusst, auf die Frage, was man als Nächstes unternehmen wird. Nichts, was wir tun, geschieht rein zufällig. Das gilt auch für die von uns verursachte Klimaerwärmung, die Verseuchung der Weltmeere, die Schadstoffbelastung unserer Atemluft oder das immer rascher voranschreitende Artensterben, dem ein Großteil der Menschheit über kurz oder lang selbst zum Opfer fallen wird. Unser Untergang wäre somit ebenfalls eine Konsequenz aus menschlichen Entscheidungen. »Alles Leben ist Problemschaffen«, wäre daher ein Alternativtitel für Poppers Buch gewesen. Doch wieso verhalten wir uns derart wider die menschliche Natur? Schließlich sollten wir alle doch das existenzielle Ziel verfolgen, unseren Nachkommen den Weg in eine gesunde Zukunft zu bahnen, anstatt ihre Lebensgrundlage zu zerstören. Oft wird behauptet, diese katastrophalen Entwicklungen seien Folge des Werks geldgieriger Wirtschaftslenker und korrupter Politiker – ganz so, als würden diese der Menschheit ihren selbstzerstörerischen Lebensstil aufzwingen. Auch wird gerne das kapitalistische System als Ursache angegeben – ganz so, als wären andere Wirtschaftssysteme tatsächliche Alternativen. Aber im Grunde genommen dienen solche Erklärungen nur dazu, uns der persönlichen Verantwortung zu entledigen. Denn schließlich sind es wir, also die große Mehrheit der »normalen« Menschen, die entscheiden, was wir kaufen, was wir essen oder wen wir wählen und wem wir politische Macht über uns verleihen. Wenn ich im weiteren Verlauf das Wort »wir« benutze oder über »uns« schreibe, meine ich bezogen auf das jeweilige Verhalten oder den jeweiligen Umstand zumindest eine entscheidende Mehrheit. Ich selbst bin übrigens keine Ausnahme von diesem »Wir«, wie Sie aus so manchen, den Kapiteln vorangestellten Anekdoten aus meinem Leben ersehen können. Doch ich versuche beharrlich, zu verstehen, aus welchen Gründen auch ich immer wieder falsche Entscheidungen traf, wenn auch nur, um in Zukunft bessere treffen zu können – sehr wahrscheinlich gibt es nur deshalb dieses Buch. Es ist mein Versuch, eine grundlegende Antwort auf die Frage zu finden, weshalb mir und damit vermutlich auch uns, also einem Großteil der Menschheit, notwendige Veränderungen im Lebensstil so schwerfallen, wir gute Vorsätze immer wieder über den Haufen werfen oder eben schlichtweg zu selten die richtigen Entscheidungen treffen. Eine zentrale Frage, die es zu beantworten gilt, lautet deshalb: »Wären Sie dazu bereit, Ihre derzeitige Lebensweise zu ändern, wenn sich herausstellen würde, dass diese auf Dauer (nicht sofort, da wäre die Antwort einfach) Ihr eigenes Leben und auch das Ihrer Kinder gefährdet?« Bei vielen Menschen wäre die Antwort auf diese Frage eher ein Nein (oder noch öfter ein Ja, das aber nie ernsthaft umgesetzt würde). Dass es sich insgesamt tatsächlich um die Mehrheit der Menschen handeln muss, sieht man im medizinischen Bereich. Schließlich ist nicht nur die Zerstörung unserer Umwelt und damit unserer Lebensgrundlage Folge menschlichen Verhaltens, sondern auch nahezu alle sogenannten Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Arteriosklerose mit Schlaganfall oder Herzinfarkt, Alzheimer und viele Arten von Krebs sind es. Doch obwohl die meisten Menschen an diesen an sich vermeidbaren Krankheiten leiden und letztendlich sterben werden, weil es für sie keine heilenden Medikamente gibt, sind die wenigsten dazu bereit, das Entstehen dieser Krankheiten durch rechtzeitige Änderung des Lebensstils zu verhindern. Offensichtlich sind also nicht einmal chronische Krankheit und verfrühter Tod Anreiz genug, lieb gewonnene, doch auf Dauer leidbringende Gewohnheiten aufzugeben. Bei einer derart selbstzerstörerischen Grundhaltung ist es nicht überraschend, dass auch keine Änderung der Lebensweise zu erwarten ist, wenn es um so generelle und abstrakte Dinge geht wie ökologisches Gleichgewicht oder faire Zukunftschancen für alle (!) Kinder dieser Erde. Warum ist das so? Haben die meisten Menschen ihre persönlichen Gründe dafür, sodass es nur ein Zufall ist, dass sich nahezu alle gleichförmig verhalten, oder findet sich eine eher grundlegende Erklärung dafür? Änderung erfordert auf Sachkenntnis basierendes, alternatives Denken und Handeln. Doch bei immer mehr Menschen herrscht geradezu eine Angst vor Neuem und damit auch vor Veränderung, selbst wenn sie eigentlich dringend erforderlich wäre. Womöglich fehlt es auch an Kreativität und Vorstellungskraft, um sich eine alternative Lebensweise ausmalen zu können. Und selbst wenn die Notwendigkeit zur Änderung als unabdingbar erkannt wird, mangelt es dann an Willensstärke bei der Umsetzung. Die Angst zu überwinden und Neues zu wagen benötigt mentale Energie, die offensichtlich viel zu viele Menschen nicht aufbringen können. Um was für eine Energie mag es sich dabei handeln? In diesem Zusammenhang wurde ich einmal gefragt, ob unser Gehirn tatsächlich ermüden könne bzw. ob unsere Konzentration nachlasse, wenn wir geistig aktiv sind. Im ersten Moment war ich etwas perplex ob der Trivialität dieser Frage, schließlich müsste der Fragensteller, wenn es sich nicht um einen Außerirdischen handelt, dies selbst tagtäglich erleben. Doch ich antwortete einfach nur höflich, dass mentale Arbeit Energie benötigt, was der Grund dafür ist, dass wir uns auch immer wieder ausruhen und uns erholen müssen. Aber etwas an der Frage nagte an mir, denn schließlich gilt diese Antwort nicht für das gesamte Gehirn. So reguliert beispielsweise ein Bereich unseres Gehirns die Atmung – ohne Unterbrechung und dennoch ohne dabei zu ermatten. Würde dieser Teil des Gehirns dieselbe mentale Energie benötigen, die unser Denken und Handeln braucht, drohte immer die Gefahr, dass wir aus Erschöpfung ersticken. Weshalb also, so die etwas spezifischere Frage, ermüdet unsere Entscheidungszentrale, die sich direkt hinter unserer »Denkerstirn« im sogenannten Frontalhirn befindet? Was für eine Energie verbraucht es, ohne die andere Bereiche des Gehirns, die ständig aktiv sein können, anscheinend mühelos auskommen? In den letzten Jahrzehnten hat die psychologische Forschung herausgefunden, dass die unserem Frontalhirn zur Verfügung stehende mentale Energie tatsächlich limitiert ist. Dieses Limit beeinflusst unser Denken, Entscheiden und Handeln. Ist unser mentaler Energiespeicher leer, hat das nicht nur einen quantitativen Effekt, so wie bei einem Muskel, der, wenn es ihm an Energie mangelt, einfach weniger Last bewegen kann. Es hat auch qualitative Auswirkungen: Man ist weniger bereit, über den Tellerrand zu schauen. Stattdessen neigt man zu stereotypem Denken, ist in Routinen gefangen und verliert dabei eine Fähigkeit, die uns Menschen eigentlich auszeichnet, nämlich sich sinnvoll an sich verändernde Situationen anpassen zu können. Kreativität, Vorstellungskraft und Willensstärke sind vermindert, und sogar das Selbstwertgefühl leidet. Wissenschaftlich wird dieser Zustand als »Ego Depletion« bezeichnet, was nichts anders als »mentale Erschöpfung« bedeutet. Für den Beitrag dieser Erkenntnisse aus der psychologischen Forschung insbesondere zur Wirtschaftswissenschaft bezüglich »Beurteilungen und Entscheidungen bei Unsicherheit«, teilten sich im Jahr 2002 der israelisch-US-amerikanische Psychologe Daniel Kahneman und der US-amerikanische Ökonom Vernon L. Smith den Wirtschaftsnobelpreis. Unbeantwortet ließen die beiden jedoch die Frage, welcher Art diese mentale Energie ist, die unser Frontalhirn beim Entscheiden, aber eben auch für Kreativität, langfristiges Planen und Willenskraft zur Umsetzung von Zielen benötigt. Selbst nach ausführlichen Recherchen ist fast zwanzig Jahre später (Stand Januar 2022) diese entscheidende Frage immer noch offen, ebenso wie die Frage danach, wo in unserem Gehirn diese mentale Energie gespeichert wird. Um diesen bisher noch unbekannten »Frontalhirn-Akku«, wie ich den Speicherort dieser mentalen Energie nennen möchte, zu identifizieren, nutzte ich alle bisher bekannten Funktionen dieser Energie als eine Art Kompass – und wurde tatsächlich fündig! Es gibt einen Ort in unserem Gehirn, der alle diese funktionellen Kriterien erfüllt. Dabei zeigt sich: Diese mentale Energie hat eine physische Präsenz. Durch die hier erstmals vorgestellte Entdeckung des sogenannten Frontalhirn-Akkus kennen wir somit nicht nur den Speicherort unserer mentalen Energie, die unser Frontalhirn benötigt, sondern wissen auch, welcher Natur sie ist. Wir können nun erklären, wie sich der Frontalhirn-Akku durch Denken »entlädt« und was passiert, wenn er sich im Schlaf wieder »auflädt«. Nicht zuletzt wissen wir nun auch, was seine Speicherkapazität limitiert, also weshalb unser Ego depletieren kann. Unzählige Studien zeigen, dass wir das genetische Potenzial besitzen, die Speicherkapazität des Frontalhirn-Akkus lebenslang zu steigern. Diese Erkenntnis ist von weitreichender Bedeutung, sowohl für uns als Individuen als auch für die Menschheit als Ganzes. Schließlich würde unser Frontalhirn mit stärkerem Frontalhirn-Akku über mehr mentale Energie verfügen. Dies würde uns geistig flexibler machen und dabei helfen, häufiger die für uns besseren Lebensentscheidungen zu treffen und diese dann auch mit mehr Selbstbewusstsein und Willensstärke umzusetzen. Wie sich zeigt, basiert die Aktivierung dieses »Kapazitätssteigerungsprogramms« auf...


Nehls, Michael
Der Arzt und habilitierte Molekulargenetiker Dr. med. Michael Nehls entschlüsselte die Ursachen verschiedener Erbkrankheiten an nationalen und internationalen Forschungszentren. Aufgrund seiner richtungsweisenden wissenschaftlichen Entdeckungen insbesondere im Bereich der Immunologie sowie Neurologie/Psychiatrie (u.a. gemeinsam mit zwei Nobelpreisträgern) wurde er leitender Genomforscher einer US-Firma und führte später ein deutsches Biotechnologie-Unternehmen. Heute arbeitet Michael Nehls als selbstständiger medizinischer Wissenschaftsautor und Privatdozent. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Ursachen von Zivilisationskrankheiten allgemein verständlich zu erklären, und hält Vorträge an Universitäten und auf Kongressen. Bei Heyne erschienen seine Bestseller Die Alzheimer-Lüge, Alzheimer ist heilbar und Die Formel gegen Alzheimer.


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