Nelte | Denkanstöße 2019 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Reihe: Denkanstöße

Nelte Denkanstöße 2019

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Reihe: Denkanstöße

ISBN: 978-3-492-97897-2
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Denkanstöße 2019 – das sind wichtige Erfahrungen, historische Hintergründe, bedeutende Randnotizen und erhellende Erkenntnisse eines Jahres, die schon heute unser Bewusstsein prägen. Rolf Dobelli verrät überraschende Wege zum Glück, Joachim Käppner erklärt, warum 1918 die Chance zum Frieden in Europa vertan wurde, Ronen Steinke erinnert an eine Freundschaft, die Religions- und Kulturgrenzen überwindet, Dirk von Gehlen entwirft ein Plädoyer auf den Pragmatismus und Miriam Meckel reflektiert, welche Folgen ein technologisch »optimiertes« Gehirn für unsere Gesellschaft hat.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Vorwort ERFAHRUNGENAus Religion und ZeitgeschichteJoachim Käppner:1918 – Aufstand für die Freiheit. Die Revolution der BesonnenenRonen Steinke: Der Muslim und die Jüdin. Die Geschichte einer Rettung in Berlin EINSICHTENAus Gesellschaft und PsychologieRolf Dobelli: Die Kunst des guten Lebens.Überraschende Wege zum Glück Dirk von Gehlen: Das Pragmatismus-Prinzip. Für einen gelassenen Umgang mit dem NeuenERKENNTNISSEAus Naturwissenschaft und PhilosophieMiriam Meckel: Mein Kopf gehört mir. Eine Reise durch die schöne neue Welt des Brainhacking Jeanne Rubner und Peter Falkai: Das Glück wohnt neben dem Großhirn. Wie der Kopf unsere Gefühle steuert Autorinnen und Autoren Quellen


Rolf Dobelli
Die Kunst des guten Lebens
Seit der Antike, also seit mindestens 2500 Jahren – aber vermutlich noch viel länger –, haben sich Menschen immer wieder die Frage nach dem guten Leben gestellt: Wie soll ich leben? Was macht ein gutes Leben aus? Welche Rolle spielt das Schicksal? Welche Rolle spielt das Geld? Ist das gute Leben eine Sache der Einstellung, der persönlichen Haltung, oder geht es vielmehr um das handfeste Erreichen von Lebenszielen? Ist es besser, nach Glück zu streben oder Unglück zu umschiffen? Jede Generation stellt sich diese Fragen neu. Die Antworten sind im Grunde stets enttäuschend. Warum? Weil man immer auf der Suche nach dem einen Prinzip ist, dem einen Grundsatz, der einen Regel. Doch diesen Heiligen Gral des guten Lebens gibt es nicht. Auf verschiedenen Gebieten fand in den letzten Jahrzehnten eine stille Revolution des Denkens statt. In den Wissenschaften, in der Politik, in der Wirtschaft, in der Medizin und in vielen anderen Bereichen hat man erkannt: Die Welt ist viel zu kompliziert, als dass wir sie mit einer großen Idee oder einer Handvoll Prinzipien erfassen könnten. Wir brauchen einen Werkzeugkasten von unterschiedlichen Denkmethoden, um die Welt zu verstehen. Und genau so einen Werkzeugkasten benötigen wir auch für das praktische Leben. In den letzten 200 Jahren haben wir eine Welt geschaffen, die wir intuitiv nicht mehr verstehen. Und so stolpern Unternehmer, Investoren, Manager, Ärzte, Journalisten, Künstler, Wissenschaftler, Politiker und Menschen wie Sie und ich unvermeidlich durchs Leben, wenn wir nicht auf einen Vorrat solider gedanklicher Werkzeuge und Modelle zurückgreifen können. Sie können diese Sammlung an Denkmethoden und Haltungen auch als »Betriebssystem für das Leben« bezeichnen. Mir jedoch gefällt der altertümliche Vergleich mit einem Werkzeugkasten besser. Der Punkt ist: Mentale Werkzeuge sind wichtiger als Faktenwissen. Sie sind wichtiger als Geld, wichtiger als Beziehungen und wichtiger als Intelligenz. ___________ Anmerkungen Charlie Munger ist der Geschäftspartner des legendären Investors Warren Buffett und für mich einer der großen Denker unseres Jahrhunderts. Bill Gates sagt über Charlie Munger: »Er ist der wirklich umfassendste Denker, den ich je getroffen habe.« »He is truly the broadest thinker I have ever encountered.« (Griffin, Tren: Charlie Munger – The Complete Investor, Columbia Business School Press, 2015, S. 46.) Im Rahmen eines Vortrags vor Studenten im Jahr 1994 verriet Charlie Munger das Geheimnis seines Denkens: »Sie brauchen mentale Modelle. Und Sie müssen die zahlreichen Erfahrungen Ihres Lebens an diesem Gitterwerk von mentalen Modellen befestigen. Sie werden festgestellt haben, dass einige Studenten einfach auswendig lernen. Nun, diese Leute werden durchs Studium fallen und im Leben versagen.« »You’ve got to have models in your head. And you’ve got to array your experience – both vicarious and direct – on this latticework of models. You may have noticed students who just try to remember and pound back what is remembered. Well, they fail in school and in life. You’ve got to hang experience on a latticework of models in your head.« (Charlie Munger, Rede an der USC Business School mit dem Titel »A Lesson on Elementary Worldly Wisdom«, 1994. In: Griffin, Tren: Charlie Munger – The Complete Investor, Columbia Business School Press, 2015, S. 44.) Munger spricht von Mental Models – wörtlich übersetzt »mentale Modelle«. Doch passt diese Übersetzung nicht richtig. Es handelt sich bei Munger nicht um Modelle im Sinne von Architekturmodellen oder Simulationsmodellen, also maßstabsgetreuen Abbildungen der Realität. Vielmehr meint Munger Denkwerkzeuge, Denktaktiken, Denkstrategien und Haltungen. Ich verwende in diesem Buch daher die Begriffe »mentale Werkzeuge« und »Denkwerkzeuge«. Ich bin überzeugt, dass wir mit großer Wahrscheinlichkeit am Leben scheitern, wenn wir nicht auf einen Vorrat solider gedanklicher Werkzeuge zurückgreifen können. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie man eine erfolgreiche Führungsperson sein kann, wenn man keinen gedanklichen Werkzeugkasten besitzt. Antiproduktivität
Warum Zeitsparer oft Zeiträuber sind
Das Automobil. Keine Frage, gegenüber dem Fußmarsch oder der Pferdekutsche war es ein Quantensprung in Sachen Effizienz. Statt mit 6 km/h durch die Gegend zu spazieren oder mit 15 km/h über Stock und Stein zu ruckeln, schafft man heute locker 160 km/h auf der (deutschen) Autobahn. Und das ganz ohne Anstrengung. Selbst wenn Sie nicht immer freie Fahrt haben: Wie hoch, glauben Sie, ist die effektiv erzielte Durchschnittsgeschwindigkeit Ihres Autos? Schreiben Sie die Schätzung an den Rand dieser Buchseite, bevor Sie weiterlesen. Wie sind Sie bei der Berechnung vorgegangen? Sie haben die jährlich gefahrenen Kilometer durch die geschätzten jährlichen Betriebsstunden Ihres Autos geteilt. Das ist übrigens die Berechnung, die jeder Bordcomputer liefert. Bei meinem Rover Discovery sind das rund 50 km/h. Doch diese Berechnung ist falsch. Man muss nämlich auch in Betracht ziehen: a) Die Arbeitszeit, die man aufwendet, um das Auto zu bezahlen. b) Die Arbeitszeit, die man aufwendet, um die Versicherung, den Unterhalt, das Benzin und die Strafzettel zu finanzieren. c) Die Fahrzeit, um a) und b) abzuarbeiten, inklusive Staus. Genau das hat der katholische Priester Ivan Illich für Autos in den USA errechnet. Das Ergebnis? Ein amerikanisches Auto erreicht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von gerade mal 6 km/h – also Fußgängergeschwindigkeit. Das war in den Siebzigerjahren, als die USA 40 Prozent weniger Einwohner verzeichneten als heute, aber schon ein gleich großes Autobahnnetz. Heute wird die Durchschnittsgeschwindigkeit mit Sicherheit deutlich unter 6 km/h liegen. Illich nannte diesen Effekt Counterproductivity (zu Deutsch etwa: »Antiproduktivität« oder »gegenläufige Produktivität«). Der Begriff bezeichnet die Tatsache, dass viele Technologien auf den ersten Blick Zeit und Geld sparen, diese Ersparnis sich dann aber in Luft auflöst, sobald man eine Vollkostenrechnung anstellt. Wie auch immer Sie persönlich am liebsten unterwegs sind: Antiproduktivität ist eine Entscheidungsfalle, die Sie besser weitläufig umfahren. Beispiel E-Mail. Isoliert betrachtet, eine geniale Sache. Wie schnell ist eine E-Mail getippt und abgeschickt – und dazu noch gratis! Der Schein trügt. Jede E-Mail-Adresse zieht Spam an, der herausgefiltert werden muss. Noch schlimmer: Sie zieht Nachrichten an, die größtenteils irrelevant sind, aber trotzdem gelesen werden müssen, um zu entscheiden, ob Handlungsbedarf besteht. Ein immenser Zeitaufwand. Korrekterweise muss man einen Teil der Kosten für den Computer und das Smartphone hinzurechnen, außerdem die Zeit für die Software-Updates. Eine Überschlagsrechnung ergibt Kosten von einem Euro pro relevante E-Mail – etwa gleich viel, wie ein altmodischer Brief kostet. Beispiel Präsentationen: Ein Vortrag – vor versammelter Geschäftsleitung oder vor Kunden – bestand früher aus einer Abfolge schlüssig vorgebrachter Argumente. Handnotizen genügten, angereichert höchstens mit ein paar Strichen auf einem Overheadprojektor. 1990 kam PowerPoint auf den Markt. Auf einen Schlag steckten Millionen von Managern bzw. deren Assistenten Millionen von Stunden in diese Präsentationen, fügten knallige Farben, bizarre Schriften und ach so witzige Umblättereffekte hinzu. Nettogewinn: null. Weil plötzlich jedermann PowerPoint nutzte, war die Überraschung schnell verpufft. Ein typischer Wettrüsten-Effekt. Hinzu kommen aber noch die Kosten der Counterproductivity, also die Millionen Stunden vergeudeter Arbeit für das Erlernen der Software, der unaufhörlichen Upgrades und schließlich das Ausgestalten und Aufmotzen der Folien. PowerPoint gilt gemeinhin als Produktivitätssoftware. Richtigerweise sollte sie Antiproduktivitätssoftware heißen. Für uns mag der negative Effekt der Antiproduktivität oft unerwartet sein – Biologen sind davon nicht überrascht. Die Natur kennt den Effekt seit Jahrmillionen. Der männliche Pfau, durch eine Art ästhetisches Wettrüsten mit der Konkurrenz mit immer schönerem und längerem Gefieder ausgestattet, bekommt die Antiproduktivität spätestens dann zu spüren, wenn er einem Fuchs begegnet. Je länger und prächtiger sein Gefieder, desto mehr Chancen hat er zwar bei den Weibchen – desto sichtbarer wird er allerdings auch für seine Räuber. Über Jahrmillionen hat sich deshalb ein Gleichgewicht zwischen sexueller Attraktivität und überlebenssichernder Unauffälligkeit eingestellt. Jeder zusätzliche Zentimeter an Gefieder wirkt antiproduktiv. Dasselbe gilt übrigens für Hirschgeweihe oder die gesangliche Potenz von Singvögeln. Seien Sie also auf der Hut vor der Antiproduktivität. Sie ist erst auf den zweiten Blick sichtbar. Ich habe mir angewöhnt, nur einen Laptop zu verwenden (kein Netzwerk zu Hause), die Apps auf meinem Smartphone auf ein absolutes Minimum zu beschränken und möglichst selten ein funktionierendes altes gegen ein neues Gadget einzutauschen. Jede weitere Technologie lasse ich aus – kein Fernsehen, kein Radio, keine Spielkonsolen, keine Smartwatch, keine Alexa. Das Smart Home ist...


Nelte, Isabella
Isabella Nelte studierte Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte, bevor sie sich mit einer antiquarischen Buchhandlung einen Lebenstraum erfüllte. Sie lebt mit ihrer Familie in einer alten Mühle im Taunus.

Isabella Nelte studierte Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte, bevor sie sich mit einer antiquarischen Buchhandlung einen Lebenstraum erfüllte. Sie lebt mit ihrer Familie in einer alten Mühle im Taunus.


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