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E-Book, Deutsch, Band 6252, 339 Seiten

Reihe: Beck Paperback

North Zwischen Hafen und Horizont

Weltgeschichte der Meere

E-Book, Deutsch, Band 6252, 339 Seiten

Reihe: Beck Paperback

ISBN: 978-3-406-69840-8
Verlag: C.H.Beck
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Michael North bietet einen eindrucksvollen Überblick über mehr als 3000 Jahre Weltgeschichte der Meere. Er schildert die Auseinandersetzung des Menschen mit den Herausforderungen und Gefahren der Ozeane und zeigt die Möglichkeiten, die sie uns eröffnen. Güter zu transportieren und damit reich zu werden oder existenzielle Nöte zu erfahren und alles zu verlieren, neue militärische Optionen zu nutzen und seine Macht über Kontinente auszudehnen – das alles war und ist bis heute mit der Beherrschung der Seefahrt, der Kunst des Schiffsbaus, der Nautik und der Herrschaft über die Seewege verbunden. Nicht zuletzt aber bildet das Meer gleichsam den Naturraum der Globalisierung, wie uns tagtäglich angesichts der Flüchtlingsströme ebenso bewusst wird wie angesichts der skrupellosen Zerstörung dieses einzigartigen Lebensraums –Prozesse, vor denen niemand die Augen verschließen kann. Über diese und viele weitere Themen informiert die neue Weltgeschichte der Meere.
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Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;3
3;Zum Buch;2
4;Über den Autor;2
5;Impressum;4
6;Widmung;5
7;Inhalt;7
8;Einleitung;11
9;I. Entdeckung des Meeres;15
9.1;1. Die Anfänge: Phönizier und Griechen;16
9.2;2. Thalassokratien: Athen, Alexandria, Karthago und Rom;22
9.3;3. Weizen, Wein und Edelsteine;27
9.4;4. Handbücher und Reiseberichte;30
9.5;5. Desintegration oder Reintegration?;35
10;II. Nordsee – Ostsee – Schwarzes Meer;37
10.1;1. Die Wikinger;37
10.2;2. Handelsrouten;47
10.3;3. Schwerter, Schmuck und Runensteine;52
11;III. Rotes Meer – Arabische See – Südchinesisches Meer;57
11.1;1. Die Voraussetzungen: Winde, Schiffe und Navigation;60
11.2;2. Von Ibn Battuta zu Marco Polo: Kaufleute und Häfen;63
11.3;3. Maritime Seidenstraße;68
12;IV. Mittelmeer;78
12.1;1. Der Aufstieg der Seerepubliken;80
12.2;2. Die neue Handelsmacht in der Levante;85
12.3;3. Ein sicheres, aber teures Transportmittel: Die Galeeren;90
12.4;4. Handelsplätze und Netzwerke;94
12.5;5. Die Piraten: Raub und Lösegeldgeschäfte;102
13;V. Nord- und Ostsee;110
13.1;1. Ein mächtiges Städtebündnis: Die Hanse;111
13.2;2. Metropolen an der Nordsee: Brügge, Antwerpen und Amsterdam;122
13.3;3. «Die Niederländer sind die Fuhrleute der Welt»;125
13.4;4. Bauern, Tuchmacher, Unternehmer und Künstler: Die Niederlandisierung des Ostseeraums;129
14;VI. Indischer Ozean;134
14.1;1. Ein harter Konkurrenzkampf: Portugiesen, Niederländer und Engländer;135
14.2;2. Silber gegen Baumwollstoffe;149
14.3;3. Kaufmannsdynastien und das Leben auf See;152
14.4;4. Europa trifft Asien;167
15;VII. Atlantik;172
15.1;1. Auf dem Weg in die Neue Welt;173
15.2;2. Die Rivalität zwischen Spaniern und Portugiesen;178
15.3;3. Zucker, Sklaven und Pelze: Niederländer, Engländer und Franzosen;185
15.4;4. Afrikaner und indigene Amerikaner;195
15.5;5. Matrosen, Bukaniere und Pastoren;202
15.6;6. Die Wahrnehmung des Atlantiks;208
16;VIII. Pazifik;212
16.1;1. Entdeckung und Begegnung;215
16.2;2. Sandelholz, Seegurken und Seeotter;228
16.3;3. Zwischen Kanton und Kalifornien;231
16.4;4. Missionare und Forscher;234
17;IX. Globalisierung der Meere;240
17.1;1. Vom Segel- zum Dampfschiff;241
17.2;2. Die Kommunikationsrevolution;247
17.3;3. Auswanderung und Ausbeutung;251
17.4;4. Schoner und Schleppnetz;258
17.5;5. Der Kampf um die Seeherrschaft;261
17.6;6. Die Neuentdeckung des Meeres;265
18;X. Gefahren und Gefährdung;272
18.1;1. Pearl Harbor und Bikini;273
18.2;2. Flucht und Migration;276
18.3;3. Tanker und Tonnage;280
18.4;4. Kreuzfahrten und Bettenburgen;283
18.5;5. Ausbeutung und Zerstörung;284
18.6;6. Eutrophierung und Verschmutzung;287
18.7;7. Überfischung;290
19;Fazit;292
20;Nachwort;295
21;Anhang;297
21.1;Anmerkungen;297
21.2;Auswahlbibliographie;323
21.3;Bildnachweis;328
21.4;Register;329


II. Nordsee – Ostsee – Schwarzes Meer
«Es sind fast 350 Jahre, dass wir und unsere Väter diese herrliche Heimat bewohnen, und niemals zuvor hat ein solcher Terror Britannien heimgesucht, wie wir ihn jetzt von einem Heidenvolk erfahren haben, noch war daran zu denken, dass dieser von der See ausgehen könnte. Die Kirche des heiligen Cuthbert ist mit dem Blut der Priester Gottes befleckt und von allem Schmuck beraubt; der verehrungswürdigste Ort Britanniens ist den Heiden zur Beute überantwortet.»[1] Alkuin von Tour 1. Die Wikinger
Nach der Antike waren die Wikinger oder Nordmänner das Bindeglied zwischen Nordsee, Ostsee und Schwarzem Meer; darüber hinaus drangen sie bis in den Nordatlantik vor. Sie tauchen erstmals in den Quellen des ausgehenden 8. Jahrhunderts auf, in denen Überfälle auf Klöster auf den Britischen Inseln und an der Loiremündung geschildert werden. So beklagt der am Hof Karls des Großen wirkende Gelehrte Alkuin die Plünderung des Klosters Lindisfarne (793) in einem Brief an den dortigen König Aethelred von Northumbria. Für das plötzliche Auftreten der Wikinger gibt es verschiedene Erklärungen. Bevölkerungsdruck und Landknappheit, die die Menschen auf die See zwangen, werden ebenso erwähnt wie die Kampfeslust junger Männer und die Gier nach leichter Beute. Führungspositionen in den Stammesgruppen (Häuptlinge) mussten immer wieder neu gewonnen werden. Hierzu gehörten nicht allein Kriegsglück und Ruhm, sondern auch der Aufbau einer Gefolgschaft, die ein erfolgreicher Krieger nur durch ständige Entlohnung mit Beute an sich binden konnte. Als lohnendes Ziel bot sich das Frankenreich an, das trotz der Bemühungen Pippins und Karls des Großen innerlich noch nicht gefestigt, geschweige denn überall zu verteidigen war. Voraussetzung waren Schiffe und nautische Kenntnisse, die die Wikinger in besonderem Maße besaßen. Mit ihren hochseetüchtigen Schiffen segelten bzw. ruderten sie über die offene Nord- und Ostsee. Sie orientierten sich bei der Navigation an Sonne und Sternen sowie an Meeresströmungen und Wasserfärbungen. Mit größeren und kleineren Schiffen drangen die Wikinger über die Flussläufe ins Landesinnere vor, wo kaum ein Hafen vor ihnen sicher war.[2] Dabei profitierten sie von der Expansion des friesischen Handels an der Nordseeküste, dessen Reichtümer leicht abgeschöpft werden konnten. Mit Dorestad an der Rheinmündung und Domburg auf Walcheren waren Handelszentren entstanden, in denen friesische Bauernkaufleute die Schifffahrt nicht mehr im Nebenerwerb betrieben, sondern ausschließlich von Handel und Handwerk lebten. Die Friesen handelten mit Franken, Angelsachsen und Skandinaviern, wobei sie die Nordsee- und Atlantikküste ebenso befuhren wie den Rhein bis nach Köln, Mainz und Worms. Eines ihrer Handelsgüter waren Sklaven, die sie von den Britischen Inseln sowie aus dem Ostseeraum über Verdun in den Süden Europas und in die Mittelmeerregion verkauften. So ist ein friesischer Kaufmann belegt, der in London einen Sklaven erwarb, welcher vermutlich über Dorestad und über die Maas aufwärts nach Verdun – dem wichtigsten Sklavenmarkt – und dann weiter nach Süden gebracht wurde. Dort oder im Mittelmeerraum selbst erwarben die Friesen orientalische Waren, die sie weiter nach Norden verkauften.[3] Über die Ostsee reichte der friesische Handel bis nach Haithabu und Birka, wo im 11. Jahrhundert sogar eine friesische Gilde[4] existiert haben soll. Ausdruck des intensiven Warenaustauschs sind die (anglo-)friesischen Sceatta-Münzen, die bis nach Skandinavien Verbreitung fanden.[5] In den 830er und 840er Jahren überfielen die Wikinger Dorestad regelmäßig. Dies rief das Frankenreich auf den Plan, dessen Könige versuchten, einerseits ihre Klöster und Handelsplätze zu schützen, andererseits die Herrscher der Wikinger politisch dadurch einzubinden, dass sie einige gegen ihre Rivalen unterstützten. Nicht nur in Skandinavien, sondern auch in der Nordseeinselwelt bildeten die Invasoren Herrschaften. Insbesondere die dänischen Könige, die von Jütland aus Häuptlinge und Kleinkönige unterworfen hatten, kontrollierten zunächst die benachbarten Inseln sowie die Passage zwischen Ostsee und Nordsee. Sie dehnten ihren Einfluss im Norden bis nach Viken, der Gegend um den Oslofjord, und im Süden bis zur Kanalküste aus. Die Eroberung Englands war dann nur folgerichtig. Um die Mitte des 9. Jahrhunderts nahmen die Dänen die Osthälfte Englands in Besitz, und York wurde das Zentrum der dänischen Wikingerkönige. Sie forderten die Norweger in Irland heraus, wo diese sich ebenso wie auf den Orkneys, Shetlands und Hebriden niedergelassen hatten. Dennoch blieb die dänische Bedrohung des Frankenreiches bestehen. Nach der Reichsteilung von 843 litt insbesondere das Westfrankenreich unter den Wikingereinfällen, die die Flüsse hochsegelten bzw. ruderten und Paris im Jahre 845 nur gegen eine Tributzahlung von 7000 Pfund Silber verschonten. Erst um 870erwiesen sich Schutz- und Befestigungsmaßnahmen als zunehmend erfolgreich. Im Folgenden verlagerten sich die Wikingeraktivitäten stärker auf die Britischen Inseln, wo es den angelsächsischen Königen gelungen war, die dänische Herrschaft zeitweise abzuschütteln. Erst um die Wende vom 10. zum 11. Jahrhundert stellten Sven Gabelbart und Knut der Große die dänische Oberherrschaft gegenüber Norwegern und Angelsachsen wieder her, die künftig jährlich einen Edelmetalltribut an Dänemark entrichten mussten. Dieses sogenannte Danegeld, das seine Vorläufer in den von Friesland und dem Westfrankenreich eingetriebenen Zahlungen hatte, wurde von 991 bis 1040 in acht großen Tranchen erhoben, die sich zusammen auf 248.647 Pfund Silber, umgerechnet fast 60 Millionen Pennies, beliefen.[6] Weitere Möglichkeiten zu expandieren und Reichtümer anzuhäufen boten der Osten und der Ostseeraum. Bereits im 8. Jahrhundert bildeten Pelze aus dieser Region ein begehrtes Gut auf den westlichen Märkten. In der Folgezeit sollten dann die Ressourcen des Ostens systematisch erschlossen werden. Dies geschah vor allem von Schweden aus durch die Svear, die in den slawischen Quellen Rus’ oder Waräger (varjagi) genannt werden. Waräger ließen sich in Staraja Ladoga – ca. 15 km südlich der Mündung des Wolchow in den Ladogasee gelegen –, am Ilmensee und am Oberlauf des Dnjepr nieder, wo sie zusammen mit Slawen, Finno-Ugriern und Balten siedelten.[7] Über Don, Wolga oder das Kaspische Meer erreichten sie die arabische Welt, in der sie große Silbermengen erhandelten oder raubten. Arabische Quellen berichten über die Waräger: «Sie unternehmen mit Schiffen Streifzüge gegen die Slawen, bis sie dort ankommen, diese gefangen nehmen und nach der Hauptstadt der Chasaren und nach Bolgar bringen, um sie dort zu verkaufen. Sie besitzen keine Saatfelder, sondern nehmen nur das als Nahrung zu sich, was sie aus dem Land der Slawen ausführen […] ihre Erwerbstätigkeit besteht aus dem Handel mit Zobeln, Eichhörnchen und sonstigen Pelzen. Sie verkaufen diese Pelze ihren Kunden und erhalten dafür ein stilles Vermögen in Münzgeld, das sie in ihre Gürtel binden.»[8] Karte 3: Wege der Wikinger von der Nordsee zum Schwarzen Meer Andere arabische Historiker schildern Überfalle auf die Anwohner des Kaspischen Meeres. Bereits im Jahre 860 war eine warägische Flotte vor Konstantinopel aufgetaucht. Byzanz antwortete mit einer Politik der Umarmung und schloss Handelsverträge mit den Warägern. In Kiew am mittleren Dnjepr, einem weiteren Stützpunkt der Skandinavier im Slawenland, gründeten die Byzantiner eine Handelsniederlassung mit Kirche, deren Gottesdienste auf die heidnische nordische und slawische Bevölkerung ausstrahlten. Die Warägerführer umgaben sich mit einer Gefolgschaft aus Skandinaviern, der...


Michael North ist Professor für Allgemeine Geschichte der Neuzeit an der Universität Greifswald.


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