Olbrich / Schmidt | Die Verflossenen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Reihe: Lebenswelten & Lebenshilfe

Olbrich / Schmidt Die Verflossenen

Risiken und Nebenwirkungen

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Reihe: Lebenswelten & Lebenshilfe

ISBN: 978-3-86284-253-7
Verlag: Links, Christoph, Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Wie kann man zu einem entspannten Umgang mit verflossenen Partnern finden? Da frühere Liebesbeziehungen das Leben nicht nur bereichern, sondern mitunter auch heftig belasten, haben die Autoren nach Wegen gesucht, wie man mit einem Ex-Partner möglichst streßfrei umgehen kann. Sie haben dazu mit zahlreichen Frauen und Männern über ihre früheren Beziehungen gesprochen sowie Sexual-, Familien- und Paartherapeuten, Anwälte, Mediatoren und Seelsorger zum Thema befragt. Heike Olbrich und Jörg Schmidt - selbst "Mehrfach-Verflossene" - zeigen anhand ihrer Sammlung reichhaltiger Erfahrungen, wie man Stolpersteine erkennen, sich von unangenehmen Nachwirkungen befreien und zu einem souveränen Verhältnis mit Verflossenen finden kann. Ihnen ist ein ebenso informatives wie amüsantes Buch gelungen.
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Verliebt – verlobt – verflossen: Wie sich Paarkultur verändert
»That’s life!« (Frank Sinatra) Liebesbeziehungen und Partnerschaften sind im Leben von zentraler Bedeutung. Ohne Partner scheinen die allermeisten Männer und Frauen nicht leben zu können, ohne eine Beziehung sieht das Leben offensichtlich freudlos und grau aus – so wird es zumindest nicht zuletzt in den Medien vermittelt. »Ab Anfang 20 fühlt man sich doch als Außenseiter, wenn man keine Freundin hat«, meint Christoph Hessler. Er ist 26 Jahre alt und arbeitet als Barkeeper in Hamburg. Drei längere Beziehungen hat er bislang hinter sich, zur Zeit ist er solo. Bei manchen Gelegenheiten, so gesteht er, erfindet er einfach eine Frau, von der er erzählen kann. Und manchmal springt eine gute Freundin als Vorzeige-Partnerin ein. »Es sieht einfach besser aus! Auf der Hochzeit meines Cousins und bei der Geburtstagsfeier eines Kollegen habe ich Angelika mitgenommen. Und so, wie wir uns verhalten haben, dachten alle, wir wären ein Paar. Das war ja auch der Sinn der Sache.« Obwohl Christoph den Paarzwang »blöd und stressig« findet, unterwirft er sich ihm – manchmal. Wir leben in einer Pärchenkultur. Egal, wohin der Blick auch fällt: Paare, Paare, Paare! Ob im Restaurant oder im Urlaub, ob in Spielfilmen oder Werbespots – überall Paare. Und die Singles schauen derweil »Herzblatt« und studieren die Kontaktanzeigen in den Stadtmagazinen oder der Wochenendausgabe der Tageszeitungen. Sehr viele Menschen fühlen sich unvollständig, wenn sie nicht Teil eines Paares sind. Das fällt immer dann auf, wenn sie selbst gerade partnerlos sind. Alles ist auf Zweisamkeit ausgerichtet. Liebe und Partnerschaft stehen beim persönlichen Glücksgefühl nach wie vor an erster Stelle. Das belegen Zahlen: Alle zwei Jahre fragt das Allensbacher Institut für Demoskopie die Deutschen, worin sie den Sinn ihres Lebens sehen. Unangefochten den Höchstwert auf der Rangliste erreichte 1997 die Antwort: »Daß ich glücklich bin, viel Freude habe«.1 Auf Platz 2 kam der Lebensgenuß – und nicht etwa die Karriere oder die Erziehung der Kinder. Und was macht Menschen glücklich? Wohlstand, Frieden, ein sicherer Arbeitsplatz? Die meisten Teens und Twens antworten: Liebe. Die etwas älteren Semester stellen dagegen zumeist ein harmonisches Familienleben an erste Stelle.2 Und das ist zunächst nachvollziehbar. In einer Partnerschaft zu leben hat eindeutig Vorteile. Niemand muß lange nach einem Begleiter fürs Kino, für die Party oder den Urlaub suchen. Egal, ob für die Freizeit, für Sorgen und Erfolge, die zu teilen sind, für Sex oder zum Schmusen – immer ist jemand da. Manche Aufgaben übernimmt der Partner, auch das ist ein Vorteil. »Bügelst du meine Hemden, repariere ich die Waschmaschine.« Je nach Persönlichkeit und Vorliebe werden Aufgaben verteilt. Der eine ist kontaktfreudig, bemüht sich um den Freundeskreis, hält die Beziehung zu den Verwandten aufrecht und sorgt dafür, daß man zu Festen eingeladen wird. Der andere ist häuslich, kümmert sich intensiv um die Familienmitglieder samt Hund und Kanarienvogel, pflegt den Garten und verwandelt das Haus in ein gemütliches Nest. Das ist praktisch. Und manchmal auch lästig. Davon berichtet Bettina Aust. Sie lebt in Trier, ist 37 Jahre alt und arbeitet als Goldschmiedin. Seit Jahren verbringt sie ihren Urlaub in Frankreich, gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Karl. Als sie sich kennenlernten, sprachen beide gleich gut französisch. Doch wenn sie im Urlaub nach Frankreich kamen, redete automatisch Karl: Er orderte die Hotelzimmer, bestellte das Essen und fragte nach dem Weg. »Anfangs war mir das sogar ganz recht. Mich kostet es Überwindung, französisch zu reden, und Karl ist eher der Typ, der einfach drauflosquatscht.« Doch diese Aufgabenteilung begann sich zu verselbständigen. Irgendwann machte Bettina überhaupt nicht mehr den Mund auf, und Karl wurde durch die Übung immer besser. Als Bettina eines Tages in Trier auf der Straße von einem Franzosen angesprochen wurde, der nach dem Weg fragte, fühlte sie sich überfordert. Sie stotterte zwei, drei Worte und sah sich hilfesuchend nach Karl um. »Karl hat ihm radebrechend den Weg beschrieben. Ich war stinksauer, am meisten auf mich! Die paar Sätze hätte ich nämlich auch noch rausgebracht.« Das Leben zu zweit erleichtert manche Dinge. Es verhindert dafür andere. Mehr und mehr verlassen sich nicht wenige auf ihren Partner, vergessen und verlernen dadurch vieles und werden schließlich ungeübt im Alleinleben. Es ist tatsächlich nicht nur ein Gerücht, daß es immer noch Männer gibt, die nie in ihrem Leben eine Waschmaschine bedient oder sich ein Essen gekocht haben. Und genauso gibt es Frauen, die noch nie eine Sicherung ausgewechselt oder einen Scheck ausgestellt haben. Nach den Eltern kommt in der Regel kaum ein Mensch so nah an einen anderen heran wie der Liebespartner. Niemand sonst kennt einen so gut und hat schon so viele unterschiedliche Situationen erlebt, einen beglückwünscht, getröstet, bewundert oder verflucht. Dadurch werden Liebesbeziehungen auch »psychische Spiegel, die uns zeigen, wer wir sind. Die Formen des Umgangs miteinander haben direkte Auswirkungen auf unser Selbstwertgefühl und formen das geistige Bild, das wir von uns selbst haben – das heißt, unser Selbstbild«, bemerkt die amerikanische Psychologin Harriet Braiker.3 Das enge Zusammensein mit einer anderen Person birgt die Chance, sich selbst besser kennenzulernen. Es ermöglicht, andere Seiten an sich wahrzunehmen und manches von sich deutlicher, in Abgrenzung zum Partner, zu erkennen. Doch ist dies auch nicht ganz ohne Risiko, denn wer will schon wissen, welche weniger liebenswerten Seiten man hat? Der Partner verwächst im Laufe der Beziehung zu einem Teil der eigenen Identität. Das macht es schwer, im Falle einer Trennung aus dem Wir wieder zwei getrennte Ichs zu formen. Es ist mühsam und schmerzlich, das dichte Geflecht der Beziehung zu entzerren. Die Freundin von ... wird wieder zur Singlefrau. Aus dem idyllischen »Dieses Jahr verbringen wir Weihnachten ganz allein« wird ein scheinbar bedauernswertes »Dieses Jahr verbringe ich Weihnachten ganz allein«. Was für ein Unterschied! Partnerwechsel ist kein Tabu mehr
Liebe, Partnerschaft und Familie sind die Glücksgaranten der Nation – so sagen es die Zahlen. Aber zwischen dem Wunsch nach ewiger Beziehungsharmonie und der Realität klafft ein tiefer Spalt: Die Zahl der Heiraten ist seit Jahren rückläufig, und die Zahl der Scheidungen steigt. Die Trennung von einem Partner ist zu einer alltäglichen Erfahrung geworden. Nahezu jeder hat Verflossene, manche nur einige wenige, andere gleich ein Dutzend. Nach wie vor aber bleibt die Zweierbeziehung die angestrebte Lebensform, das Single-Leben gilt fast allen nur als Übergangslösung. Und auch die meisten Singles haben vor nicht allzu langer Zeit in einer festen Beziehung gelebt.4 So ist es bezeichnend, daß in Deutschland jährlich allein rund 300 Millionen Mark von Männern und Frauen für Partnervermittlungen durch Heiratsinstitute ausgegeben werden.5 Jede Kultur, jede Gesellschaft und jede Generation hat ihre eigenen Vorstellungen davon, wie Paare zusammenzuleben haben. So sind auch die Erwartungen, die ein Partner zu erfüllen hat, und die Gründe, die für eine Trennung akzeptiert werden, in starkem Maße gesellschaftlichen Veränderungen und Moden unterworfen. Diese Vorstellungen haben sich in den letzten Jahrzehnten radikal gewandelt. Scheidungen beispielsweise bedeuten längst keine Abweichung mehr von der Norm. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Zwei von fünf Ehen gehen auseinander. Treibende Kraft dabei sind die Frauen: In den alten Bundesländern (inklusive Westberlin) initiieren sie zu 57,5 Prozent, in den neuen Bundesländern sogar zu 72,9 Prozent die Scheidung.6 Dem entspricht, daß bereits nach sechs Jahren Ehe nur noch etwa 48 Prozent der Frauen ihren Ehemann erneut heiraten, immerhin aber 82 Prozent der Männer sich erneut für ihre Ehefrau entscheiden würden.7 Und im Sommer 1989 antworteten bei einer Untersuchung in den USA, bei der über 2 000 Frauen in Hypnose und in Abwesenheit ihres Mannes befragt wurden, 64 Prozent sofort und spontan mit »Nein«, als ihnen die Frage gestellt wurde, ob sie ihren Partner noch einmal heiraten würden.8 1997 gab es in Deutschland einen neuen Höchststand an Scheidungen mit sieben Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Scheidungsquote, das heißt der Anteil der Scheidungen pro Jahr gemessen an den geschlossenen Ehen, ist zwischen 1960 und 1995 in den alten Bundesländern von 8,5 Prozent auf 39,5 Prozent gestiegen.9 Dabei sind es – entgegen der landläufigen Meinung – überwiegend nicht die flüchtigen und kurzen Beziehungen, die geschieden werden, sondern langjährige Partnerschaften. Über die Hälfte der 1997 amtlich getrennten Ehen haben länger als neun Jahre gehalten. Ein Blick in die Statistik zeigt zudem, daß sich Paare ohne Kinder wesentlich häufiger scheiden lassen: Nach fünf Jahren Ehe war die Hälfte der kinderlosen Paare, aber nur ein knappes Fünftel der Paare mit Kindern geschieden.10 Was ist passiert, daß aus verliebt – verlobt – verheiratet nun verliebt –...


Heike Olbrich: Jahrgang 1964, Studium der Pädagogik, Psychologie und Soziologie in Hildesheim und Berlin, Projektleiterin und Lektorin in einem Fachverlag, freie Journalistin und Autorin in Berlin und seit 2011 Psychotherapeutin in eigener Praxis in Andernach, seit 1992 zahlreiche Beiträge insbesondere zu psychologischen und pädagogischen Themen für zahlreiche Zeitschriften und Sachbücher.

Jörg Schmidt: Jahrgang 1964, Studium der Germanistik, Philosophie und Ethnologie in Trier und Berlin, wiss. Mitarbeiter an der TU Berlin, Lektor und Programmleiter bei Fach- und Bildungsverlagen, arbeitet als Lektor, Literarischer Agent, Autor und Berater mit den Schwerpunkten Bildung, Kultur, Geschichte und Literatur in Andernach und Berlin.


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