Omer / von Schlippe | Autorität durch Beziehung | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 250 Seiten

Omer / von Schlippe Autorität durch Beziehung

Gewaltloser Widerstand in Beratung, Therapie, Erziehung und Gemeinde

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

ISBN: 978-3-647-99340-9
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



In den letzten zwanzig Jahren hat Haim Omers ursprünglicher Behandlungsansatz der »elterlichen Präsenz« eine rasante und weite Verbreitung gefunden. Das betrifft zum einen die konzeptionelle Entwicklung vom »gewaltlosen Widerstand« über die Neudefinition von Autorität bis hin zur entwicklungspsychologischen Einbettung der elterlichen Ankerfunktion. Zum anderen finden sich die Grundsätze einer »Neuen Autorität« inzwischen auch von sozialpädagogischen bis hin zu Konzepten der Unternehmensführung wieder. Die aktuelle Bestandsaufnahme zeigt einmal mehr, wie entscheidend die wertschätzende Achtung der Probleme von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Erziehungspersonen bis hin zu Konfliktkonstellationen in Gemeinwesen-orientierten Zusammenhängen ist – und der Respekt vor der Autonomie derjenigen, die im Fokus von Hilfsangeboten stehen. Es gibt kein grundlegenderes Werk zur »Neuen Autorität«.
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Vorwort Seit Haim Omer und ich uns kennengelernt haben, sind nun schon bald 25 Jahre vergangen. Die ersten Anfänge gehen bis 1999 zurück, als ich erstmals von den hier vorgestellten Überlegungen erfuhr. Es begann eine Phase des Kennenlernens und der intensiven Zusammenarbeit, die sich in einer Vielzahl von Tagungen in Osnabrück, meiner Heimatstadt, und von Veröffentlichungen von Haim und mir niederschlug. Inzwischen hat sich die kreative Idee, die Haim Omer hatte, nämlich die Haltungen und Methoden des gewaltlosen Widerstands auf die Beratungsarbeit zu übertragen, stürmisch weiterentwickelt. Sie ist inzwischen international, aber gerade auch in der deutschsprachigen Fachwelt gut verankert. Manchmal wurde und wird sie heftig diskutiert (von Schlippe, 2007), oft aber, überwiegend, ist sie mit Dankbarkeit und Erleichterung aufgenommen worden. Auf keine andere Veröffentlichung habe ich so viel positive Resonanz gerade von den Menschen bekommen, die wir vor allem mit unseren Büchern ansprechen wollten: von betroffenen Eltern, hilflosen alleinerziehenden Müttern, ratlosen Lehrpersonen. Immer wieder war der Tenor der Briefe, die mich bzw. uns erreichten, etwa so: »Sie haben dieses Buch für mich geschrieben …«, »Woher wissen Sie so genau, wie es bei uns zugeht und wie hoffnungslos ich mich gefühlt habe?« Die Bücher vermitteln ganz offenbar nicht nur Trost, sondern sie geben den Betroffenen oft Handlungsmöglichkeiten an die Hand, wie sie die Falle des Entweder-oder vermeiden können, die Falle von Eskalation oder Nachgeben. In einer eigenen deutschen Studie konnten wir eindrücklich zeigen, dass hilflose und verzweifelte Eltern in einem Maß demoralisiert waren, dass sie eigentlich Anzeichen einer behandlungsbedürftigen Depression zeigten, ehe sie begannen, sich mit Gewaltlosigkeit zu beschäftigen. Nach der Beratung lagen ihre Werte wieder in mittleren Bereichen (Ollefs, von Schlippe, Omer u. Kriz, 2009). Besonders schön fand ich den Bericht einer alleinerziehenden Mutter, die einen Kreis von ähnlich Betroffenen um sich herum gesammelt hatte: Gemeinsam lasen sie Kapitel für Kapitel des Buches, diskutierten darüber, sammelten (ermutigende) Erfahrungen zu Hause und tauschten sich darüber aus. Gern möchte ich in diesem Zusammenhang eine Mutter zitieren, die an uns als Autoren die folgende Mail schickte (leicht gekürzt): »Ihr Buch hat mir Mut gemacht. Es war eine Wohltat und erleichternd zu lesen, dass ich nicht die Einzige bin, die im Laufe der Jahre ihre Stimme gegenüber ihrem Kind verloren hat und nun in einer Situation steckt, die ich im Übrigen weder im privaten Freundeskreis noch im beruflichen Leben kenne. Das Gefühl der Ohnmacht, Verzweiflung und auch der Scham ist allgegenwärtig, wohlwissend, dass genau dies eine Gefahr für die Beziehung zu meinem Kind ist. Besonders wohltuend war es zu lesen, dass Sie Verständnis für die Eltern haben und erkunden, warum sie das Heft aus der Hand gegeben haben. Ihr Buch hat mir klar gemacht, dass mein immerwährender Versuch, es jedem recht zu machen und meinem Kind ein möglichst angenehmes Leben zu bieten, uns an den Rand gebracht hat. Es sollte nicht darunter ›leiden‹, dass seine Eltern getrennt sind und ich auch noch ganztägig berufstätig bin. Meine Schuldgefühle und der Anspruch, eine gute Mutter sein zu müssen, haben dazu geführt, dass die Rollen komplett vertauscht sind; ich richte mich nach meinem Kind und nicht umgekehrt. Ich arbeite nun daran, dass mein Sohn meine Stimme durch Präsenz, Widerstand und Hartnäckigkeit wieder hört. Ich versuche, dabei ruhig zu bleiben, es gelingt mir immer häufiger, aber nicht immer. In den schlaflosen Nächten greife ich oft zu Ihrem Buch, lese immer wieder Ihre Fälle, Beispiele und Vorschläge und versuche dabei Lösungen zu finden, die für uns passen. Und dafür brauche ich jemanden, der mir den Rücken stärkt und mit mir gemeinsam überlegt, welcher Weg passt. Denn ich merke, dass der Grat zwischen Akzeptanz und Abwendung schmal ist. Danke an Sie beide für das Buch!« Als ich vor über 20 Jahren dem Verlag vorgeschlagen hatte, Haims erstes Buch »Parental Presence« zu übersetzen und es so im deutschsprachigen Feld bekannt zu machen, meinte der Programmleiter, dass doch ich, wenn möglich, als Co-Autor fungieren solle. Da Haim diesen Vorschlag freudig begrüßte, entstand eine ganz besondere Kooperationsbeziehung zwischen uns, die wohl nur möglich wurde, weil sich zwischen uns sehr schnell eine tiefe Freundschaft entwickelt hatte, die bis heute trägt. Es waren ja ursprünglich jeweils Haims Bücher, die dieser manchmal auf Hebräisch, manchmal auf Englisch verfasst hatte. Ich machte mich nun mit dem Anspruch, Co-Autor zu sein, daran, die Übersetzungen intensiv zu bearbeiten. Ich adaptierte Formulierungen, ergänzte, fügte zum Teil ganze Kapitel und eigene Fallbeispiele hinzu und arbeitete deutsche Quellen mit hinein, sodass ich mir den Titel »Co-Autor« auch jeweils wirklich erarbeitet habe. Auf diese Weise entstanden unsere vier gemeinsamen Bücher in deutscher Sprache, immer – angemessen – mit Haim als Erstautor (Omer u. von Schlippe, 2002, 2004, 2009; Omer, Alon u. von Schlippe, 2007). »Autorität durch Beziehung« ist unter diesen Titeln wohl das Werk, das die beste Einführung in die grundlegenden Konzepte des gewaltlosen Widerstands in dem Feld darstellt, für das es ursprünglich entwickelt wurde: für die Familie, für die vielen Fallstricke, in die sich Familien mit sich selbst verwickeln können (endlose Machtkämpfe, Erosion der eigentlich meist von allen Familienmitgliedern gewünschten und ersehnten liebevollen Bezogenheit) oder in die sie in den für Familien bedeutsamen Kontexten geraten, also Schule, Gemeinde, Nachbarschaft usw. Über die Jahrzehnte hinweg bleibt die Nachfrage konstant und es ist nicht verwunderlich, dass Haim entschied, den Text einmal intensiv und grundlegend neu zu bearbeiten. Anders als bei der Ausgabe von 2004 ist nun dem ersten Kapitel eine umfangreiche Einführung vorangesetzt: Der Einstieg besteht in einem Überblick über die Bandbreite der Anwendungsfelder, in die hinein sich das Konzept entwickelt hat. Richtete es sich anfangs nur an hilflose Eltern, finden sich inzwischen Adaptationen in ganz anderen Bereichen: in Schule, in Gemeinde- und Nachbarschaftskontexten bis hin zu Modellen transformativer Führung. Ihnen gemeinsam ist, dass sie sich daraus herleiten, was wir »Neue Autorität« (Omer u. von Schlippe, 2009; von Schlippe, 2019; siehe auch Lemme u. Körner, 2018, 2022) genannt haben. Hinzu kommt ein Überblick über die beeindruckende Zahl von Forschungsarbeiten, die zu diesem Ansatz in den vergangenen Jahrzehnten entstanden sind. Als nun Haim mir berichtete, dass er mit dieser Überarbeitung beschäftigt war, und mich fragte, ob ich auch bei dieser völligen Neubearbeitung als Co-Autor fungieren könne, zögerte ich. Mein Weg hatte sich nach 2005 in eine völlig andere Richtung hineinentwickelt, als ich eine Position an der Universität Witten/Herdecke annahm, und zwar an der Wirtschaftsfakultät. Ich habe mich seitdem intensiv mit Familienunternehmen und Unternehmerfamilien beschäftigt, gelegentlich passten auch hier die Konzepte von Gewaltlosigkeit und Neuer Autorität, doch war mein Arbeitsfeld ein gänzlich anderes geworden. Bei aller Verbundenheit mit Haim Omer waren doch die praktischen Pfade, in die ich mich hineinentwickelt hatte, sehr anders. In der ersten Fassung dieses von Haim überarbeiteten Manuskripts hatte ich dann verfolgen können, wie unglaublich groß die Bandbreite der internationalen Forschungen geworden ist, die zu einem großen Teil unter seiner Ägide durchgeführt worden waren. Mir wurde klar, wie sehr sich die in den frühen Jahren des neuen Jahrtausends gemeinsam so intensiv diskutierten Fragen über die Richtung der Konzeptentwicklung im Feld der vielen mittlerweile von diesen Überlegungen begeisterten Menschen weiterentwickelt hatten, während ich in ganz anderen Feldern unterwegs war. Und so schlug ich vor, dass die Neufassung des Werkes doch besser unter Haims alleiniger Autorschaft publiziert werden sollte – war es doch offensichtlich, dass ich seit 2005 keinen aktiven Anteil mehr an dem weiteren Ausbau des Konzepts und seiner praktischen Weiterentwicklung hatte (mit Ausnahme eines Aufsatzes von 2019, bei dem ich mich an einer »Skizze einer Systemtheorie der Neuen Autorität« versuchte). Damit war Haim jedoch nicht einverstanden. Für ihn gehöre ich mit zu diesem Buch. Wir haben in den frühen Jahren und auch in vielen der Begegnungen danach unsere Vorstellungen in vielen gemeinsamen Diskussionen grundlegend ausdifferenziert. Es freut mich sehr, dass er mir hier einen Platz in der Entstehungsgeschichte des Konzeptes zuweist – die Bedeutung der Wiederherstellung der Bindungsbeziehung etwa und die Unterscheidung zwischen der »Stärke der Faust« und der »Stärke des Ankers« waren wichtige Ergebnisse unserer Diskussionen. Ich denke in dem Zusammenhang auch an eine ganz besondere gemeinsame Seminarreise nach Polen 2004, als deren Ergebnis uns ein tiefes Verständnis der persönlichen Wurzeln unserer Freundschaft und den Erfahrungen unserer Eltern bleibt.1...


von Schlippe, Arist
Prof. Dr. phil. Arist von Schlippe, Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, Familientherapeut und Familienpsychologe, hat den Lehrstuhl »Führung und Dynamik von Familienunternehmen« am Wittener Institut für Familienunternehmen der Universität Witten/Herdecke inne. Er ist Lehrtherapeut für systemische Therapie, Coach und Supervisor (SG).

Hildenbrand, Astrid
Astrid Hildenbrand, Anglistin und staatlich geprüfte Übersetzerin in Marburg, hat eine Vielzahl psychotherapeutischer Fachbücher ins Deutsche übersetzt.

Omer, Haim
Prof. (em.) Dr. phil. Haim Omer war Lehrstuhlinhaber für Klinische Psychologie an der Universität Tel Aviv. Er entwickelte das Konzept der Neuen Autorität in den Bereichen Beratung, Erziehung, Schule und Gemeinwesen.

Prof. (em.) Dr. phil. Haim Omer war Lehrstuhlinhaber für Klinische Psychologie an der Universität Tel Aviv. Er entwickelte das Konzept der Neuen Autorität in den Bereichen Beratung, Erziehung, Schule und Gemeinwesen.Prof. Dr. phil. Arist von Schlippe, Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, Familientherapeut und Familienpsychologe, hat den Lehrstuhl »Führung und Dynamik von Familienunternehmen« am Wittener Institut für Familienunternehmen der Universität Witten/Herdecke inne. Er ist Lehrtherapeut für systemische Therapie, Coach und Supervisor (SG).


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