Opll / Scheutz | Kulturelle Funktionen von städtischem Raum im Wandel der Zeit/Cultural Functions of Urban Spaces through the Ages | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 29, 272 Seiten

Reihe: Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas

Opll / Scheutz Kulturelle Funktionen von städtischem Raum im Wandel der Zeit/Cultural Functions of Urban Spaces through the Ages

E-Book, Deutsch, Band 29, 272 Seiten

Reihe: Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas

ISBN: 978-3-7065-6014-6
Verlag: Studien Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der Österreichische Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung veranstaltete im September 2018 - orts- und zeitgleich mit dem EU-Gipfel in Salzburg - in Kooperation mit dem Salzburger Stadtarchiv, dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung und der Commission Internationale pour l'Histoire des Villes eine Tagung zu den "Kulturellen Funktionen von Stadtraum im Wandel der Zeit". Die Tagung reihte sich in das vierjährige Arbeitsprogramm der Commission ein, welches soziale, politische, kulturelle und wirtschaftliche Funktionen von Stadtraum thematisiert. "Kultur" als schwer fass- und definierbare Größe der Stadtgeschichte wurde dabei im Gang durch die Zeit dargestellt: Mittelalterliche Festsäle und Turniere, "Sport" in Mittelalter und Neuzeit am Beispiel von Pferderennen und Ballhäusern, die im 19. Jahrhundert neuaufkommenden Grand Hotels in Salzburg, das Stadtmuseum als "Eco-Museum" oder die Festspielhäuser des 19. und 20. Jahrhunderts als Orte der (auch städtischen) Selbstvergewisserung wurden zumeist in vergleichender Sicht vorgestellt, wobei die regionalen, sozialen und nationalen Differenzen zwischen den behandelten Gebieten deutlich hervortraten. Der vorliegende Band - zugleich auch eine Festgabe zum fünfzigjährigen Bestehen des Österreichischen Arbeitskreises (1969-2019) - legt diese Beiträge der Öffentlichkeit vor.

Mit Beiträgen von Steinar Aas, Jutta Baumgartner, Cees de Bondt, Gerhard Fouquet, Jean-Luc Fray, Marie-Paule Jungblut, Edmund Kizik, Martin Knoll, Ferdinand Opll und Martin Scheutz.
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Weitere Infos & Material


Ferdinand Opll – Martin Scheutz: Zur Einleitung

I. Kultur des Agonalen und des Festes in der Stadt

Jean-Luc Fray: Fest- und Prunksäle in französischen Städten des Mittelalters und der Frühen Neuzeit

Edmund Kizik: Zeremonialräume in den Großstädten des polnischen Königlichen Preußens (16.–18. Jahrhundert)

Gerhard Fouquet: Turniere in deutschen Städten – Nicht nur ein Thema der Literaturgeschichte

Jutta Baumgartner: Salzburg und das Turnier in Mittelalter und Früher Neuzeit. Vom ritterlichen Wettkampf zum Fastnachtsbrauch – Transformation oder Wiedergeburt?

II. Sport als Form der kulturellen Vergesellschaftung

Ferdinand Opll: Das Wiener Scharlachrennen im überregionalen Kontext. Zu mittelalterlichen städtischen Pferderennen nördlich und südlich der Alpen

Martin Scheutz: Kirchen des Sports. Österreichische Ballhäuser der Frühen Neuzeit als Kontaktorte von Adel, Studentenschaft und Bürgern

Cees de Bondt: Tennis in Early Modern Venice

III. Neue kulturelle Konzepte für den Stadtraum

Martin Knoll: Grandhotels und ihre Räume in Salzburg

Steinar Aas: Festival houses in Scandinavian culture

Marie-Paule Jungblut: Horton Hears a Who! Presenting the City as Whoville in the big World beyond


FERDINAND OPLL – MARTIN SCHEUTZ
Zur Einleitung
Vom 19. bis 21. September 2018 fand im Rahmen der Generalversammlung der „Commission Internationale pour l’Histoire des Villes“ in den Räumlichkeiten des Salzburger Stadtarchivs und mit dessen Unterstützung1 eine von der genannten Kommission, dem „Österreichischen Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung“, und dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung gemeinsam organisierte Tagung zum Thema „Kulturelle Funktionen von städtischem Raum im Wandel der Zeit“ statt. Die Konferenz reiht sich in das vierjährige Arbeitsprogramm der „Commission Internationale“ ein, das bei der Generalversammlung 2013 auf Vorschlag der beiden Herausgeber des vorliegenden Bandes beschlossen worden ist und welches die „sozialen“, die „politischen“, die „kulturellen“ und – finaliter – die „ökonomischen“ Funktionen von Stadtraum in vergleichender Sicht in einer Serie von Tagungen (2016–2019) aufarbeiten soll. Nach den „sozialen Funktionen“,2 den „politischen Funktionen“,3 denen sich die Tagungen bei den Generalversammlungen in Kiel (2016) und Krakau (2017) gewidmet hatten, stand 2018 die „kulturelle“ Nutzung von Stadtraum auf dem Programm. Im Fall der Krakauer Tagung war es zu einer höchst begrüßenswerten Erweiterung gekommen, indem die Atlas Working Group4 der „Commission Internationale“ die Möglichkeit erhielt, das Thema von Städtetypen eingehender zu analysieren. Daraus ergab sich eine Reihe von Vorträgen, die ebenfalls in den Tagungsband aufgenommen wurden. „Wirtschaftliche Funktionen städtischer Räume im Wandel der Zeit“ werden im September 2019 in Budapest Thematisierung finden. Das ursprüngliche Grundkonzept der Tagungen sah vor, dass jeweils zwei Referate aus unterschiedlichem regionalen Blickwinkel ein Thema behandeln sollten: Im Fall der Salzburger Konferenz ging es um mittelalterliche Festsäle und Turniere, Ballhäuser der Frühen Neuzeit, Grandhotels, Festspielhäuser des 19. und 20. Jahrhunderts und Stadtmuseen, wobei geplant war, diese Phänomene städtisch-kulturellen Lebens in vergleichender Sicht vorzustellen. Im Rahmen des abendlichen Festvortrags stand das mit Pferden, aber auch als Laufwettbewerb ausgetragene Wiener „Scharlachrennen“ (durchgeführt vom 14. Jahrhundert bis 1534) im Mittelpunkt.5 Von allem Anfang an war klar, dass es sich – nicht anders als bei den vorausgegangenen Tagungen dieser Serie in Kiel (2016) und Krakau (2017) – selbstverständlich nur um exemplarische Annäherungen an die Thematik handeln konnte; jeglicher Anspruch auf Vollständigkeit wäre absurd und hätte keinesfalls geleistet werden können. Dieses Konzept einer Doppelung der Thematik bei regionaler bzw. lokaler Spezifikation erwies sich als fruchtbar, wenn auch die Quellengrundlagen der Beiträge den Vergleich nicht immer wirklich zuließen und mitunter auch die Fragehorizonte der Beiträgerinnen und Beiträger unterschiedlich ausfielen. Zudem war es aus unterschiedlichen Gründen nicht allen Referentinnen und Referenten der Tagung möglich, ihre Ausführungen zu verschriftlichen und damit für den vorliegenden Tagungsband zur Verfügung zu stellen. Das in diesem Zusammenhang ausgedrückte Bedauern der betreffenden Kolleginnen und Kollegen wird durch das der beiden Herausgeber noch verstärkt. Ein erstes thematisches „Paar“ ergibt sich durch zwei Vor- bzw. Beiträge, die zum einen französische, zum anderen polnische Ball- und Zeremoniensäle in den Blick nehmen. In chronologischer Hinsicht auf die mittelalterliche Epoche zielend, zeigt das französische Beispiel, dass die Adeligen, vor allem in Kleinstädten, bemüht waren,6 ihre Säle (auch) für die städtischen Eliten zu öffnen. Sie versuchten auf diese Weise, den eigenen Stand vor einer städtisch-elitären Öffentlichkeit angemessen zu repräsentieren und in Szene zu setzen. Die Säle des lokalen Adels und des Bürgertums in Frankreich weisen zum Teil prächtige Bildprogramme auf, heraldische Ausmalung und eigene Musikeremporen – die Säle befinden sich meist an der Straßenfront bzw. im Eingangsbereich der Palais. Exemplarisch ist bei dieser Studie nicht zuletzt das Aufgreifen von Forschungen, die seitens stadtgeschichtlicher Arbeiten bislang eher wenig Beachtung gefunden haben. In diesem Kontext sind insbesondere die Erkenntnisse zu nennen, die der „Association pour la Recherche sur les Charpentes et Plafonds Peints Médiévaux“ zu verdanken sind. Das polnische Beispiel dagegen, chronologisch auf die Frühe Neuzeit fokussiert, stellt heraus, dass große Städte wie Danzig, Thorn und Elbing städtische Zeremonialsäle (anfänglich das Rathaus, aber auch Patrizierhäuser) vor allem aus Anlass von Wahlen, Hochzeiten oder Friedensverträgen nutzten. Man stellte diese Räumlichkeit entweder dem König zur Verfügung, oder die städtischen Eliten benutzten sie anlässlich der Wahl des Rates oder anderer hoher Feierlichkeiten der im engeren Sinne städtischen Sphäre. Diese Säle lassen sich also durchaus als eine Art von Kontaktzone der bürgerlichen Eliten mit dem Landesfürsten interpretieren. Sie spielten damit eine Rolle, die auch am französischen Beispiel – dort eher zwischen Bürgertum und Adel – deutlich herausgearbeitet werden kann. Daneben verfügten die polnischen Städte – als ein besonderes Spezifikum dieser Städtelandschaft – über sogenannte Artushöfe – Versammlungs- wie Festorte für die Zünfte. Die vom Adel in den Städten durchgeführten Turniere – als zweiter thematischer Zugriff auf das Generalthema, der bei der Konferenz gewählt wurde – verstehen sich als eine Theaterinszenierung adeliger Differenz in einem städtischen Umfeld.7 Dennoch geht deren Bedeutung und Funktion im Bereich mancher adelige Lebensformen annehmender herausragender Bürger über die engere soziale Sphäre des eigentlichen Adels hinaus. Der Adel – bzw. das städtische Patriziat – inszenierte sich und seine „Affektkultur“ vor den Augen der Stadtöffentlichkeit, was beim Beispiel der „Bösen Fastnacht“ 1376 in Basel für die Turnierteilnehmer mit negativen Konsequenzen endete. Die schon wegen des Platzbedarfs auf den großen Stadtplätzen abgehaltenen Turniere in Reichsstädten offenbaren im Vergleich etwa zur Salzburger Residenz deutliche Differenzen: Die Stadträte in den Reichsstädten versuchten, den Ablauf genau zu kontrollieren und zu regulieren (Affekträume von Hof und Adel, Stadt und Bürgertum), die Stadttore blieben während der Turniere verriegelt. Für das spätmittelalterliche Salzburg lassen sich nur wenige Belege für Turniere beibringen. Erst die Renaissance des Turniers in der Frühen Neuzeit, für Salzburg vor allem ab der Zeit des ehrgeizigen Erzbischofs Wolf Dietrich, bildet sich hier in den Quellen besser ab. Die Stadt als Residenz des erzbischöflichen Stadt- und Landesherrn hatte freilich nur wenige Mitwirkungs-, gar Einspruchsmöglichkeiten gegenüber dem Landesfürsten. Wolf Dietrich ließ 1594 in Salzburg ein eigenes Turnier- und Reitschulareal errichten, in dem sich auch ein Tummelplatz für Ringelrennen und für andere Turniere befand (seit 1662/64 auch eine Winterreitschule). Die Turniere hatten mittlerweile freilich ihren mit dem spätmittelalterlichen Wehrwesen verbundenen Charakter verloren und waren zu einer höfischen Geschicklichkeitsübung und einer adelig-repräsentativen „Unterhaltung“ geworden. Die stadträumliche Bedeutung des Turniers hatte sich verändert, indem nun nicht mehr die Stadtplätze, sondern Orte der exklusiv-adeligen Repräsentation wie Sommer- und Winterreitschulen als Austragungsorte dienten. Die ab dem Spätmittelalter zu einem lohnenden Investment für Hausbesitzer aufgestiegenen Ballhäuser als Ort der Austragung des „Jeu de Paume“ nahmen eine unterschiedliche Entwicklung in Europa.8 Auch diesem Phänomen städtischer Räume, deren Nutzung vielfach dem sportlichen Freizeitverhalten diente und deren Verwendung im weiteren zeitlichen Verlauf unterschiedliche Formen annehmen konnte, sind im vorliegenden Band zwei Beiträge gewidmet: Geboten werden zum einen ein mit reichen Belegen versehener Überblick zu den österreichischen Ballhäusern, zum anderen ein Fallbeispiel für den frühen Ballsport und entsprechende Sporthallen in Venedig. Während sich auf dem Gebiet des heutigen Österreich Ballhäuser vor allem im baulichen Zusammenhang von Hofhaltung und Residenz des Landesfürsten (Innsbruck, Graz, Salzburg, Wien) bzw. der Stände (Klagenfurt, Linz) nachweisen lassen, investierten in Venedig private Geldgeber in diese Einrichtung. Die Nonnen von Santa Catarina errichteten dort ein Ballhaus, das regelmäßig gute Renditen abwarf und zudem einen wichtigen sozialen Vernetzungspunkt der städtischen Eliten darstellte. Der Adel, aber auch reiche Bürger und hochgestellte Reisende waren bereit, viel Geld für Schläger, Saalmiete und Bälle auszugeben, zudem...


ao. Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Opll, Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte, 1977-2010 Archivar am Wiener Stadt- und Landesarchiv, von 1989-2010 dessen Direktor.

ao. Univ.Prof. Mag. Dr. Martin Scheutz, MAS, Studium der Geschichte und Deutsche Philologie (Lehramt), Institut für Geschichte / Institut für österreichische Geschichtsforschung.

ao. Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Opll, Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte, 1977-2010 Archivar am Wiener Stadt- und Landesarchiv, von 1989-2010 dessen Direktor.

ao. Univ.Prof. Mag. Dr. Martin Scheutz, MAS, Studium der Geschichte und Deutsche Philologie (Lehramt), Institut für Geschichte / Institut für österreichische Geschichtsforschung.


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