Partnoy / Otte | Der Zündholzkönig | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 368 Seiten

Partnoy / Otte Der Zündholzkönig

Ivar Kreuger, Finanzgenie und Wegbereiter eines Jahrhunderts von Wall-Street-Skandalen

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

ISBN: 978-3-86248-443-0
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Ivar Kreuger (1880 – 1932) war die zentrale Figur des europäischen Zündwarenmonopols, ein genialer Geschäftsmann seiner Zeit. Faszinierend ist in erster Linie sein Erfindungsreichtum, mit dem er komplexe Finanzinstrumente entwickelte, um seine Transaktionen undurchsichtig zu machen. Nach seinem Selbstmord und dem Zusammenbruch seines Imperiums kamen immer mehr betrügerische Einzelheiten ans Licht. Sie führten schließlich zu den Wertpapiergesetzen von 1933 und 1934 in den USA, die u. a. Finanzderivate streng regulierten. Frank Partnoy hat diesen spannenden Stoff akribisch recherchiert und großartig nach-erzählt. Sein Buch zeichnet ein genaues Bild der schillernden Figur Ivar Kreuger und seiner dubiosen Methoden als Finanzgenie. Partnoy liefert ein Lehrstück aus der Vergangenheit mit klaren Bezügen zu vielen Fällen und Vorgängen der neuzeitlichen Finanzbranche: Bernie Madoff. Bernie Ebbers. Lehman. Flowtex.
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Vorwort
Am Donnerstag, dem 24. Oktober 1929, befanden sich die Kurse sämtlicher Kapitalanlagen im freien Fall: Hypothekarisch gesicherte Wertpapiere, Aktien, Staatsanleihen und sogar jene Derivate, die zur Absicherung gegen Verluste anderer Finanzinstrumente dienten, stürzten ins Bodenlose. Für die meisten Anleger ging die schlimmste Woche des schlimmsten Monats im schlimmsten Jahr der Finanzgeschichte zu Ende. Eigenheime verloren rasch an Wert. Kreditinstitute drehten Unternehmen den Geldhahn zu. Die Auslandsmärkte brachen weg. Als an der New Yorker Börse die Schlussglocke ertönte, hatten sich die Lebensersparnisse vieler Menschen in Luft aufgelöst. Die Börsenleitung gab das Aussetzen des Handels bis Montag bekannt. So wollte man nach der Verkaufshysterie am Donnerstagnachmittag die Lage beruhigen. An diesem Tag war eine Rekordzahl von Aktien gehandelt worden, und im Lauf des Monats war der Börsenindex um fast 20 Prozent gesunken. Führende Bankiers und Regierungsvertreter suchten hinter verschlossenen Türen nach einer Möglichkeit, die Panik einzudämmen. An diesem Abend stand einer der reichsten Männer der Welt am Abgrund. Er hatte eine Schlüsselrolle im Börsenboom der vergangenen sieben Jahre gespielt und viele komplexe neue Finanzinstrumente eingeführt. Die Wertpapiere seiner Unternehmen waren in aller Welt beliebt, und als die Börsen abstürzten, geschah das Unglaubliche: Die Anleger hielten ihm die Treue. Doch angesichts des Aufruhrs begann sich auch dieser bemerkenswerte Mann Sorgen zu machen. Er fürchtete, die Investoren könnten auch ihm das Vertrauen entziehen. Die Märkte waren äußerst nervös, und die Anleger flüchteten in Scharen, sobald Zweifel an einer Kapitalanlage geweckt wurden. Gierige Leerverkäufer konnten den Wert eines Papiers innerhalb von Tagen, ja sogar Minuten vernichten, indem sie aggressive Wetten auf seinen Untergang platzierten. Jede schlechte Nachricht schwoll rasch zu einer Katastrophenmeldung an. Eben noch war ein Unternehmen der Inbegriff unerschütterlicher Gesundheit gewesen – und im nächsten Augenblick stand es am Abgrund, nur einen kleinen Schritt von einem schändlichen Bankrott entfernt. Unter den Opfern der Krise befanden sich bereits einige angesehene Unternehmen. In einem solchen Augenblick musste man alles vermeiden, was Misstrauen wecken konnte. Doch in den folgenden Tagen drohte der Mann, dessen Geschichte ich im Folgenden erzähle, alle Welt einschließlich seiner engsten Vertrauten zu enttäuschen. Zum ersten Mal äußerten Wirtschaftsprüfer und Investmentbanken Zweifel an seinen Geschäften. Vor allem wollten sie wissen, wie hoch sich die Schulden einer geheimen Tochtergesellschaft beliefen, die er in Luxemburg gegründet hatte. Diese Schulden, sogenannte »bilanzunwirksame Verbindlichkeiten«, tauchten in den Jahresabschlüssen seiner Holdinggesellschaft nicht auf. Nun wollten seine Banken wissen, ob genug Geld da war, um die Schulden zu bedienen. Der Mann versicherte den Bankiers, es gebe keinen Anlass zur Sorge. Er kündigte an, in wenigen Tagen werde er sein bis dahin größtes Geschäft abschließen. Es ging um einen gewaltigen Kredit für eine Regierung, die unbedingt Geld brauchte. Am Freitag würden die Börsen geschlossen sein, und für Samstagmorgen war das entscheidende Treffen mit dem Finanzminister des fraglichen Landes angesetzt. Die Kreditvereinbarung würde jeden Zweifel an seiner finanziellen Leistungsfähigkeit ausräumen; die New York Times und das Wall Street Journal würden diesem Deal ihre Schlagzeilen widmen. Die Redaktion des Magazins Time wollte sein Bild auf dem nächsten Titelblatt bringen, denn er war der Mann, den nicht einmal diese beängstigende Finanzkrise aus der Ruhe bringen konnte. Aber um sein Ziel zu erreichen, musste dieser Mann ein großes Risiko eingehen. Aufgrund der Panik auf den Märkten konnte er nicht das gesamte für den Kredit benötigte Geld auf Anhieb beschaffen. Stattdessen würde er zusagen müssen, den Betrag zunächst selbst aufzubringen. Bis sich der Markt erholte, würde er mit seinem gesamten Vermögen für dieses eine Darlehen aufkommen müssen. Es war ein beispielloses Vorhaben, aber er war bereit, persönlich einen der größten Kredite der Geschichte zu garantieren. Zwei Tage nachdem er die Kreditvereinbarung unterzeichnet hatte, zerschlugen sich seine Hoffnungen. Es kam zum folgenschwersten Börsencrash der Geschichte. Die Erwartung, die Börsen würden sich nach dem »Schwarzen Donnerstag« in den USA und dem »Schwarzen Freitag« in Europa deutlich erholen, wurde enttäuscht. Am Montag und am folgenden »Schwarzen Dienstag« stürzten die Aktienkurse um weitere 25 Prozent ab. Der Mann, um den es hier geht, verkörperte die Exzesse der zwanziger Jahre. Eine Untersuchung seiner Unternehmen bewegte den amerikanischen Kongress dazu, jene Wertpapiergesetze zu verabschieden, die noch heute die Finanzmärkte regeln. Seine Kollegen und Berater wurden öffentlich gedemütigt. Seine einst angesehene Investmentbank fiel in Ungnade und musste Konkurs anmelden. Die Regierungen, die ihn als Retter von Anlegern und als Hohepriester der klugen Unternehmensführung gefeiert hatten, erklärten ihn zum größten Schwindler der Geschichte. Aus dem Aufstieg und Fall dieses Mannes können wir einige Lehren ziehen. Die meisten von uns durchschauen nicht die Geschehnisse auf den Finanzmärkten. Wir fragen uns: Wo sollen wir unser Geld investieren? Welche Geldanlagen sind sicher? Können wir den Wertpapierhändlern trauen? Können auch die Unternehmen, für die wir arbeiten oder in die wir unser Geld stecken, plötzlich implodieren wie Bear Stearns, Enron, Lehman Brothers oder Bernard L. Madoff Securities? Wann wird die nächste Krise zuschlagen? Und wen wird sie treffen? Kaum einer von uns ist in der Lage, drohende Finanzkrisen rechtzeitig zu erkennen. Wir kaufen noch unmittelbar vor einem Börsenabsturz Wertpapiere und verstehen erst im Nachhinein, warum wir das nicht hätten tun sollen. Und dann verkaufen wir auf dem Tiefpunkt und müssen später feststellen, dass dies der richtige Zeitpunkt zum Einstieg gewesen wäre. Gleichzeitig faszinieren uns jene Leute, die den Märkten ein ums andere Mal ein Schnippchen schlagen – Warren Buffett, George Soros und all die Hedgefondsmanager, die selbst in Zeiten der Panik und der Krise neun- oder zehnstellige Bonuszahlungen einstreichen. Sehen diese Leute Dinge, die für uns im Dunkeln liegen? Verstehen sie die komplexen Zusammenhänge des modernen Finanzsystems einschließlich des 600 Billionen Dollar schweren Markts für derivative Finanzinstrumente, der für den Durchschnittsanleger ein Buch mit sieben Siegeln ist? Die Kluft zwischen der überforderten Masse der Anleger und der Finanzelite scheint heute größer als je zuvor. Selbst die Sprache der modernen Finanzwirtschaft klingt neuartig: Swaps, bilanzunwirksame Verbindlichkeiten, Offshore-Tochtergesellschaften, komplexe Abstimmungsregelungen in Unternehmen, Hybridwertpapiere, Kreditausfall-Swaps und Collateralized Debt Obligations (CDOs). In Wahrheit ist das meiste davon gar nicht so neu – und die erfolgreichsten Investoren verdienen ihr Geld nicht mit diesen neuen Instrumenten. Warren Buffett und George Soros machen einen Bogen um Derivate. Die Hedgefonds wetten gegen jene Investmentbanken, die komplexe Produkte entwickeln. Die erfolgreichsten Investoren sind heute wie in der Vergangenheit nicht jene, die abstruse mathematische Modelle verstehen, sondern jene, die ein besonderes Gespür für die Abläufe auf den Finanzmärkten besitzen. Die Märkte waren stets komplex, und Ebbe und Flut auf diesen Märkten hingen nie ausschließlich von der Kenntnis des Verhältnisses zwischen Aktiva und Passiva ab, sondern auch von der Psychologie. Das gilt heute genauso wie in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Der Mann, um den es in diesem Buch geht, war ein großer Kenner der Psychologie des Investors, und seine zahlreichen rechtmäßigen und weniger rechtmäßigen Projekte beflügelten in den zwanziger Jahren die Phantasie der Anleger – so wie Dotcoms, Anleihen mit variablem Zinssatz, Aktientipps von Analysten und Hypothekenderivate in jüngster Zeit den Appetit der Finanzmärkte geweckt haben. Wir finden derartige Kapitalanlagen empörend, weil viele Anleger herbe Verluste damit erlitten haben. Aber wer versteht, wozu sie dienen und wann man sie kaufen und abstoßen muss, kann mit solchen Instrumenten reich werden. Der Mann, dessen Geschichte ich hier erzählen will, ist im Guten wie im Schlechten der Vater der heutigen Finanzmärkte. Er entwickelte viele der Techniken, die in unserer Zeit Hedgefondsmanager und Investmentbanker anwenden. Die Werkzeuge, die er einführte, werden heute von großen Unternehmen benutzt. Und die amerikanischen Wertpapiergesetze sind ein direktes Ergebnis seines spektakulären Absturzes. Er hatte viel mit Bernard Madoff gemein. Die modernen Unternehmensleiter treten in seine Fußstapfen und wiederholen seine Fehltritte. Die Position eines Unternehmenschefs ist heute im Wesentlichen ein politisches Amt, und oft muss er in der Öffentlichkeit Positionen vertreten, die seiner persönlichen Überzeugung widersprechen. Viele Unternehmensführer verlieren angesichts dieser Spannung den Realitätsbezug und neigen wie der Held unserer Geschichte zur Selbstüberschätzung. Wie er beginnen sie möglicherweise zu glauben, sie könnten alle Zweifel ignorieren und seien in der Lage, ihr Unternehmen aus jedem finanziellen Sumpf herauszuziehen, egal wie tief der Karren im Morast steckt. Dank einer schwer durchschaubaren Buchführung können sie und ihre Mitarbeiter mit Ertragszahlen arbeiten, die wenig mit der Wirklichkeit zu...


FRANK PARTNOY ist Bestsellerautor mehrerer Bücher über einschlägig bekannte Finanzskandale an der Wall Street. Er hat jahrelang als Investmentbanker und Firmenanwalt beim US-Bankhaus Morgan Stanley gearbeitet. In Finanzrechtsfragen wurde er sowohl vom US-Repräsentantenhaus als auch vom US-Senat als Experte zu Anhörungen bestellt. Zudem ist er als Professor für Finanzrecht an der Universität von San Diego tätig. PROF. DR. MAX OTTE ist der bekannteste Börsenprofi in Deutschland. Seine Bücher sind allesamt Bestseller. Außerdem ist er "Börsenstar 2009, 2010 und 2011" des wichtigen Anlegermagazins Börse Online.


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