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E-Book

E-Book, Deutsch, 943 Seiten

Paul Der Babymacher

E-Book, Deutsch, 943 Seiten

ISBN: 978-3-7519-8255-9
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Irgendwo in Dresden: Eva erwacht in einem strahlend weißen Raum. Sie ist nackt, gefesselt, hat keine Erinnerung an das, was passiert ist. Sie weiß nur, dass sie sich in der Gewalt des Babymachers befindet - einem Psychopathen, der Frauen entführt und auf brutale Weise schwängert. Auch Eva spürt, dass in ihrem Bauch etwas heranwächst. Etwas Böses, das kein Mensch ist und zu ihrem Todesurteil werden wird, wenn sie es nicht bekämpft. Zur gleichen Zeit erfährt die Ärztin Julia Reinhardt, dass ihr Freund ermordet wurde. Durch Zufall entdeckt sie, dass er einer geheimen Forschungsreihe auf der Spur war. Dem Fantom-Projekt, bei dem Kinder mit übermenschlichen Fähigkeiten gezüchtet werden. Julia beginnt ihre eigenen Ermittlungen und stößt dabei auf immer mysteriösere Hinweise. Sie kann nicht ahnen, dass sie längst selbst in das Visier des Babymachers geraten ist - und ebenfalls seine teuflische Brut austragen soll. Schon bald finden sich Eva und Julia in einem Albtraum wieder, ohne zu wissen, wer noch ihr Freund und wer Feind ist. Denn der Babymacher besitzt hundert Gesichter. Und er ist nicht allein ...

Thomas Paul, Jahrgang 1980, lebt und arbeitet in der Nähe von Stuttgart. Er schreibt nicht nur Fantasy-Romane und Thriller für Erwachsene, sondern auch Jugendbücher. Mehr Infos über seine neuesten Projekte finden Sie auf seiner Homepage. E-Mail: thomaspaul-autor@web.de Internet: thomaspaul-autor.de
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Kapitel 1
Notaufnahme
  Es gab drei Dinge, die Julia hasste. Erstens, die Nachtschicht in der Notaufnahme. Zweitens, ein Wartezimmer voller quengelnder Patienten. Und drittens Ehemänner, die ihre schwangere Frau verprügelten. Genau ein solches Exemplar wartete im Behandlungsraum 4 auf sie – und entsprechend geladen trat Julia durch die Tür. Dabei sah dieses Exemplar eigentlich recht harmlos aus. Klein, pummelig, mit Dackelblick und einer wächsernen Haut, fast wie bei einer Weihnachtskerze. Es war der Typ Mann, dem man niemals zutrauen würde, dass er ein böses Wort verlor, geschweige denn zum Boxer im Ehebett mutierte. Aber Julia ließ sich von dieser Fassade nicht täuschen. Sie hatte Typen wie ihn schon oft genug in ihrer Notaufnahme gesehen, um zu wissen, wie scheinheilig sie waren. Und was sie bei einem Wutausbruch anrichten konnten. Seine Frau war das beste Beispiel dafür. Sie saß auf der Behandlungsliege und hielt sich ein Taschentuch vor die Nase. Es hatte sich dunkelrot verfärbt. Ebenso wie ihre Wangen, die mit all den vielen Prellungen wie eine Frühlingswiese blühten. Wenn Julia genau hinsah, konnte sie sogar teilweise noch die Abdrücke erkennen, die der Ehering ihres Mannes beim Zuschlagen in die Haut gestempelt hatte. Natürlich versuchte die Frau, ihre Blessuren so gut es ging zu verbergen. Sie hatte sich ihre Haare weit ins Gesicht gekämmt und den Kopf so tief zwischen die Schultern gezogen, dass er kaum noch auffiel. Ihren Babybauch konnte sie jedoch nicht so leicht kaschieren. Er wölbte sich wie ein Fußball unter ihrem T-Shirt hervor. Achter Monat, wusste Julia mit einem fachmännischen Blick. Sie seufzte innerlich. Ich hoffe, du genießt deine Ruhe in Mamas Paradies, Kleines. In wenigen Wochen wirst du deinen Papa kennenlernen ... »Na endlich!«, tobte der Mann, kaum dass Julia die Tür geöffnet hatte. »Wo zum Teufel steckt ihr Quacksalber denn alle? Wir warten schon seit einer Viertelstunde!« »Sorry, dass es etwas länger gedauert hat«, antwortete Julia, während sie die Tür hinter sich zufallen ließ. »Ich musste noch einen Patienten im Nebenzimmer kastrieren. Er konnte einfach nicht damit aufhören, sich zu beschweren.« Dem Mann wich schlagartig die Farbe aus dem Gesicht, als hätte auch er seine edelsten Teile verloren. Aber anstatt etwas pflegeleichter zu werden, benahm er sich jetzt noch ein bisschen mehr wie ein Pitbullterrier. »Kastriert? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Frau ...?« »Reinhardt. Doktor Julia Reinhardt.« Sie tippte auf das Namensschild an ihrer Brust. »Und nein, ich will Sie nicht auf den Arm nehmen. Aber haben Sie mal einen Blick ins Wartezimmer geworfen? Sie sind heute nicht die einzigen Patienten hier.« »Ich bin privatversichert«, erklärte der Mann. »Da habe ich Anspruch auf ...« »Sie können sich gerne bei unserer Klinikleitung beschweren«, fiel ihm Julia ins Wort. »Doch zunächst sollten wir uns um wichtigere Dinge kümmern.« Der Mann konnte sich gerade offensichtlich aber nichts Wichtigeres vorstellen. Denn er nahm sofort Anlauf zum nächsten Tobsuchtsanfall. »Sie haben einen lausigen Service in diesem Krankenhaus, das muss ich schon sagen!«, maulte er. »Hier gibt es nicht mal einen Kaffee.« »Ist das Ihre einzige Sorge, Herr ...«, Juli spähte auf die Patientenakte, die sie in der Hand hielt, »... Wagner, nehme ich an?« Der Mann war sichtlich damit überfordert, dass Julia zwei Fragen in einen Satz packte. Er starrte zuerst sie, dann die Akte an, und machte dabei ganz den Eindruck, als wollte er beide mit seinem zornigen Blick einäschern. Was ihm natürlich nicht gelang. Er schaffte es ja noch nicht mal, Julia zu antworten. Die junge Stationsärztin gab sich ohnehin nicht weiter mit ihm ab. Sie löste sich von der Tür und kam näher. »So«, sagte sie im Plauderton, »dann erzählen Sie mal, was passiert ist.« »Meine Frau ...« »Ich habe nicht Sie gefragt, Herr Wagner«, verdeutlichte Julia. Sie klatschte die Akte auf die Liege und angelte mit derselben Bewegung einen Rollhocker herbei, um sich darauf niederzulassen. Wagners Gesicht zerknitterte abermals zu einer bösen Grimasse. Er schien Widerworte nicht gewohnt zu sein. Schon gar nicht von einer Frau. »Ich lasse mir doch von Ihnen nicht das Maul verbieten!«, schimpfte er. »Was für eine Ärztin sind Sie eigentlich?« »Die Einzige, die Sie heute Nacht hier bekommen.« Julia taxierte ihn mit einem herausfordernden Blick. »Und wenn Sie sich nicht gleich beruhigen, werde ich dafür sorgen, dass sich unser Pathologe nachher ausführlich mit Ihnen beschäftigen muss.« Wagners Augen quollen aus den Höhlen. »Wie können Sie es wagen, so mit mir zu reden?« »Ich rede immer so mit Leuten, die ihr Testosteron nicht zügeln können.« »Ich muss mir Ihr dummes Geschwafel nicht länger anhören!« »Sehr gut. Gehen Sie raus ins Wartezimmer. Da finden Sie übrigens auch einen Kaffeeautomaten.« Julia rollte mit dem Hocker zur Behandlungsliege. »In der Zwischenzeit kann ich mich ungestört mit Ihrer Frau unterhalten.« So weit wollte es Wagner nicht kommen lassen. Er wurde fast wie auf Knopfdruck doch ein bisschen zahm und ließ seinen restlichen Zorn mit einem einzigen Atemzug aus seiner Brust entweichen. »Ich ... sollte meine Frau besser nicht allein lassen«, meinte er. Julia musste innerlich grinsen. Ihre Strategie funktionierte jedes Mal, wenn sie auf gewalttätige Ehemänner traf. Trotzdem ließ sie die Zügel nicht locker, sondern meinte im unverändert bissigen Ton: »Dann setzen Sie sich auf den Stuhl dort drüben in der Ecke und lassen mich meine Arbeit machen!« Wagner dachte nicht daran, ihrem Befehl zu folgen. Wo käme er denn hin, wenn er auf diese schlanke Brünette hören würde? Stattdessen blieb er trotzig neben der Liege stehen und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Aber immerhin hielt er vorübergehend die Klappe – und das war mehr, als Julia von ihm erwarten konnte. Sie hatte sich sowieso schon viel zu lange mit diesem Mistkerl beschäftigt. Jetzt widmete sie ihre gesamte Aufmerksamkeit und Fürsorge ihrer Patientin, die still vor sich hinblutete. Das ist das Schlimmste an misshandelten Frauen, fand Julia. Sie weinen nicht. Sie schreien nicht. Sie zittern nicht mal. Wenn man sie lange genug gequält hat, sitzen sie nur apathisch da und starren Löcher in die Luft, als wären sie Puppen. Umso wichtiger war es jetzt, die Frau aus ihrer Schockstarre zu locken. Und wie hätte Julia das besser tun können, als mit einem Lächeln? »Hallo, Frau Wagner«, sagte sie mit einer sehr viel sanftmütigeren Stimme. Sie schielte auf die Akte und erhaschte dort den vollen Namen ihrer Patientin. »Darf ich Sie Melanie nennen? Wie geht es Ihnen?« Es dauerte mehrere Sekunden, bis ihre Worte zu Melanie durchgedrungen waren. Ihre Augen rollten träge herum. Sie waren rehbraun und bildschön, aber so leblos wie Glasmurmeln. Ihr Blick lastete eine ganze Weile auf Julias Gesicht, als hätte sie keinen blassen Schimmer, wo die Ärztin auf einmal hergekommen war. »Mir geht es ... gut«, antwortete sie leise. Auch wenn gut natürlich keineswegs der Wahrheit entsprach. Es war lediglich die Antwort, die Wagner ihr mit seiner brutalen Zärtlichkeit eingeimpft hatte. »Ich werde mir jetzt Ihre Verletzungen ansehen, in Ordnung?« Julia legte Melanie die Hand auf den Unterarm und zog ihn mitsamt dem Taschentuch vorsichtig von ihrem Gesicht fort. Was darunter zum Vorschein kam, trieb Julia die Galle in den Mund. Wagner hatte wie ein Presslufthammer im Gesicht seiner Frau gewütet. Ihre Nase war zertrümmert. Das Jochbein gebrochen. Und ihr rechtes Auge mit so vielen Farbtönen umrandet, dass sich Melanie vorerst die Schminke sparen konnte. Mit ein bisschen Glück würde all das wieder heilen, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen. Aber wenn Melanie bald mit ihrem neugeborenen Kind fürs erste Foto in die Kamera lächelte, würde sie noch immer so zerfleddert aussehen, als hätte sie mit einem Grizzlybären gekuschelt. Und das würden dann richtig schöne Erinnerungen fürs Familienalbum werden ... Dieses verdammte Dreckschwein. Julia musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht die Beherrschung zu verlieren. »Wie ist das passiert?«, fragte sie. »Wie das passiert ist?«, polterte Wagner. »Die blöde Kuh ...« »Können Sie nicht mal für fünf Minuten den Rand halten?«, unterbrach ihn Julia. »Ich rede mit Ihrer Frau.« »Meine Frau war bewusstlos«, erwiderte Wagner. »Sie kann sich an nichts erinnern.« »Oh, ich denke schon, dass Ihre Frau das kann. Vorausgesetzt, Sie funken nicht andauernd dazwischen.« Julia wechselte abrupt wieder von ihrer gereizten Stimme zu einer einfühlsamen, als sie sich abermals an die Schwangere wandte. »Also, wie ist das passiert?« Melanie sah unterwürfig zu Wagner herum und zuckte zusammen, als hätte sie einen Hieb in den Nacken bekommen. »Es ... es ist so, wie mein Mann ... sagte«, stotterte sie. »Mir war übel ... ich musste aufs Klo ... und hab nicht aufgepasst ...« »Die blöde Kuh hat den Teppich im Schlafzimmer verkotzt!«, ergänzte Wagner. »Sie hätten sich die Sauerei mal ansehen müssen! Wie kann man nur so bescheuert sein und nicht rechtzeitig merken, dass einem übel wird? So etwas bekommt jeder betrunkene Idiot hin.« »Lassen Sie mich raten«, sagte Julia zynisch. »Ihre Frau ist in der Dunkelheit gegen die Tür gelaufen? Oder gegen die Wand? Vielleicht ist sie auch aus dem Bett gefallen und hat dabei einen doppelten Salto über den Boden geschlagen?« Wagner zuckte mit den Schultern. »So ähnlich wird’s wohl...


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