Perkins | Das Vermächtnis eines Economic Hit Man | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 304 Seiten

Perkins Das Vermächtnis eines Economic Hit Man

Wie wir unsere Welt vor der endgültigen Zerstörung bewahren

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

ISBN: 978-3-96092-722-8
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



John Perkins war ein Economic Hit Man. Er überzeugte im Auftrag von Großkonzernen Entwicklungsländer, sich für den Bau von riesigen Infrastrukturprojekten bei der Weltbank und anderen von den USA kontrollierten Institutionen zu verschulden. Damit gaben diese den Institutionen wirksame Druckmittel in die Hand, um deren eigene Interessen im jeweiligen Land durchzusetzen. Mit der Erkenntnis, dass seine Arbeit in Wirklichkeit nur eine neue Form des Kolonialismus war, wandte er sich davon ab. Seine Erfahrungen verarbeitete Perkins in seinem Buch Bekenntnisse eines Economic Hit Man, das zum weltweiten Millionenbestseller wurde.

Erstmals erzählt er nun seine Geschichte zu Ende und zeigt, wie er versucht, den verursachten Schaden wiedergutzumachen. Er plädiert für eine »Wirtschaft des Lebens«. Diese beseitigt Umweltschäden, saniert verwüstete Gegenden, setzt auf Wiederverwertung und entwickelt neue Technologien, von denen Mensch und Natur profitieren. John Perkins gibt uns eine Strategie an die Hand, wie wir unser Leben ändern und unser Territorium – die Erde – gegen zerstörerische Politiken und Systeme verteidigen können, damit jeder Einzelne zum Erhalt unseres Lebensraums beitragen kann.
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Dritter Teil
Ein neuer Traum
1987 bis 1993
Die Welt ist so, wie du sie dir erträumst. Dein Volk träumte von riesigen Fabriken, hohen Gebäuden, so vielen Autos wie Regentropfen im Fluss. Und jetzt merkt ihr allmählich, dass euer Traum ein Albtraum ist. Kapitel 8
WIEDERGUTMACHUNG
WÄHREND MEINER ZEIT im Friedenskorps war Henri Koupermann Besitzer des Hotel Cuenca. Sein Restaurant war das einzige in der Stadt, das französische Gourmetküche bot. Henri bedachte uns Freiwillige zum Geburtstag und anderen besonderen Anlässen spendabel mit Rabatten. Er hatte großen Respekt vor den indigenen Völkern, was Ende der 1960er-Jahre in der ecuadorianischen Geschäftswelt eher selten war. Und als ich einmal unter hohem Fieber litt, förderte er meine Genesung mit nahrhaftem Essen und großzügigen Dosen französischen Cognacs. Als ich 1987 in Henris Hotel ankam, schickte man mich in das Reisebüro auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dort begrüßte mich ein hochgewachsener muskelbepackter Mann mit langem schwarzem Haar und kurzem schwarzen Bart. Man hätte ihn für einen Hells Angel halten können, wären da nicht das freundliche Lächeln, das Zwinkern in seinen braunen Augen und die leise Stimme gewesen. Er schüttelte mir die Hand. »Wie kann ich Ihnen helfen?« »Ich suche Herrn Koupermann.« Er lachte. »Ich bin Herr Koupermann. Ich nehme an, Sie wollten meinen Vater sprechen?« »Sie sind Henris Sohn?« »Ja. Ich bin Daniel. Mein Vater ist vor ein paar Jahren verstorben.« Er bot mir einen Stuhl an. »Kann ich Ihnen irgendwie weiterhelfen?« Wir saßen in seinem Büro und tranken zusammen Kaffee, während ich ihm von meinen Erfahrungen im Friedenskorps erzählte. »Kolonisierung«, meinte er. »Sie waren also an diesem Programm beteiligt?« »Ich fürchte, ja.« »Eine abartige Idee.« Ich schilderte ihm meine Bemühungen, durch Briefe an das Friedenskorps und an USAID-Beamte auf die Probleme hinzuweisen. »Gut für Sie. Aber ...« Er runzelte die Stirn. »Die Siedlung, in der Sie damals gelebt haben - was Sie ›El Milagro‹ nennen, liegt heute nicht mehr im Dschungel. Inzwischen führen Straßen dorthin. Und Bäume wurden gefällt.« War das möglich? »Aber es lag doch tief im Wald.« »Mit dem Kolonisierungsprogramm begann die Zerstörung. Und moderne Bulldozer brachten sie zu Ende. Dadurch hat sich alles verändert.« Er seufzte. »Seit Jahren bemüht sich dieses Land um wirtschaftliche Entwicklung. Leider hat das zu einer Wirtschaft geführt, die unsere wertvollste Ressource vernichtet - die Umwelt. Das wurde uns seinerzeit ganz anders verkauft.« »Das ist ja furchtbar traurig.« Ich wollte nicht zugeben, dass ich zu den Leuten gehört hatte, die ihnen falsche Tatsachen vorgespiegelt hatten. »Allerdings.« Er verfiel in kurzes Schweigen. »Sehr traurig.« Dann beugte er sich zu mir. »Glauben Sie mir, Sie wollen Ihr altes Dorf nicht besuchen.« Ich erzählte ihm von meiner Ausbildung bei Entsá und schließlich von meiner Tätigkeit als Agent im Dienste der Wirtschaftsmafia. Ich erklärte ihm, dass ich den Shuar helfen wollte, ihre Regenwälder zu schützen, und erwähnte sogar, dass mich wegen meiner Rolle als EHM Schuldgefühle quälten. »Wiedergutmachung also.« Er schenkte mir ein nachsichtiges Lächeln, das ganz seinem Wesen entsprach, wie ich noch erfahren sollte. »Ich kenne Entsá nicht, aber ich kann Sie zu einem anderen Schamanen bringen, der genau bei den Menschen lebt, die Sie kennenlernen sollten.« Als ich am nächsten Morgen über ein grünes Meer hinwegflog und auf das Blätterdach des Dschungels hinunterschaute, der sich über fast 5000 Kilometer erstreckte - von den Anden bis zum Atlantik, über eine Fläche, die größer war als das Kontinentalgebiet der Vereinigten Staaten -, überkam mich Nostalgie. Ich war an einen vertrauten Ort zurückgekehrt, den ich tief in meinem Herzen trug. Ich schloss die Augen. Schreckliche Bilder stiegen in mir auf: Stauseen, an deren Finanzierung ich mitgewirkt hatte, Industrieparks, der Palast des Schahs von Persien, der ecuadorianische Präsident Jaime Roldós, wie er vor einer großen Menschenmenge die letzte Rede seines Lebens hielt, und riesige Bohrtürme, aus denen sich Öl in den verwüsteten Regenwald ergoss. Als ich die Augen öffnete, fühlte ich mich benommen. Ich schaute aus dem Fenster. Unten schlängelte sich ein Fluss durch die Bäume. Auf einer kleinen Lichtung am Ufer standen mehrere ovale strohgedeckte Hütten. Das hätte Entsás Siedlung gewesen sein können. Da setzte das einmotorige Flugzeug zur Landung an und kam auf einem schlammigen Flugfeld zum Stehen. Die nächste Woche verbrachte ich bei den Shuar im Dschungel. Doch dort war alles ganz anders als in dem El Milagro, das ich gekannt hatte, oder in Entsás Siedlung. In den 20 Jahren, die seit meinen Tagen beim Friedenskorps vergangen waren, hatte sich das Leben der Shuar verändert. Straßen waren immer tiefer in den Dschungel vorgedrungen, ihr Territorium war geschrumpft und sie konnten nicht länger als Jäger und Sammler leben. Inzwischen rodeten sie kleine Waldgebiete und züchteten Vieh. Anders als das Friedenskorps und die Kolonisatoren wussten sie: Wenn die gerodeten Bereiche klein genug blieben, würden die Wurzeln der umstehenden Bäume den Mutterboden festhalten. Die meisten Männer unter 30 sprachen Spanisch als Zweitsprache. Viele hatten den Regenwald verlassen und arbeiteten in den Städten oder für die Ölgesellschaften. Der Schamane, den ich dort kennenlernte, hieß Numi und war etwa 80 Jahre alt. Er war zwar so klein wie Entsá und das Alter hatte seinen Rücken gebeugt, doch er verfügte über eine erstaunliche Energie. Seine feurigen, hypnotischen Augen gaben mir das Gefühl, dass er über zeitloses Wissen verfügte. Als ich ihm von meiner Lehrzeit bei Entsá erzählte, ließ er mich wissen, dass er meinen Lehrer gekannt hatte. Dieser habe seine letzten Jahre keinen Tagesmarsch entfernt zugebracht. Dann lächelte er wissend. »Es ist sein Geist, der dich ruft.« Wir saßen zusammen auf einer Kuppe über dem Fluss, als er mir sagte, was ich hören musste. »Die Welt ist so, wie du sie dir erträumst. Dein Volk träumte von riesigen Fabriken, hohen Gebäuden, so vielen Autos wie Regentropfen im Fluss. Und jetzt merkt ihr allmählich, dass euer Traum ein Albtraum ist.« Er hob einen Kieselstein auf. »Das Problem ist: Euer Land ist wie dieser Kiesel.« Er warf ihn in den Fluss. »Alles, was ihr tut, schlägt Wellen über die ganze Mutter Erde.« Er lächelte. »Du musst den Traum deines Volkes verändern. Das ist alles.« Ich fragte ihn, was die Shuar bei alldem für eine Rolle spielten. »Wir sind nicht das Problem«, entgegnete er. »Versuche nicht, uns zu verändern. Eure Lebensweise ist das Problem, euer Traum vom Materialismus, eure Entschlossenheit, uns eure zerstörerischen Verhaltensweisen aufzuzwingen. Doch wer von deinen Leuten wissen möchte, wie man den Traum verändern kann, den kannst du herbringen, damit er lernt.« Er hob eine Hand. »Entsá hat das kommen sehen.« Er warf mir einen bedeutungsschwangeren Blick zu. »Aber sei auf der Hut. Die Ölgesellschaften werden danach trachten, dich zu vernichten. Und das will vielleicht auch deine Regierung, und die ecuadorianische ebenso.« Kapitel 9
DEN TRAUM VERÄNDERN
AUF DEM RÜCKFLUG dachte ich an Numi und seine Gemeinschaft. Die Veränderungen, die ich wahrgenommen hatte, stimmten mich zwar traurig, doch die Aussicht darauf, wirklich etwas zu unternehmen, Menschen in den Dschungel zu bringen, damit sie von den Shuar lernen können, wie man den Traum verändert - eine Wahrnehmung, die drohte, das Leben, wie wir es kennen, zu vernichten -, erfüllte mich mit Begeisterung. Ich sah ganz klar: Wir mussten unsere Mentalität, unsere Geschäftsmodelle und unseren Lebensstil verändern und dabei helfen, die Völker, die wir kolonisiert hatten, zu entkolonisieren - und uns selbst ebenfalls. Doch da war noch eine andere Stimme in mir, das warnende Echo der Worte Numis: »Die Ölgesellschaften werden danach trachten, dich zu vernichten.« Und vollkommen überflüssigerweise die mahnende Erinnerung: »Hüte dich vor den Schakalen, die Jessica und dich bedroht haben.« Ich grübelte ein paar Tage lang. Ich sprach mit anderen Autoren und Aktivisten, die ich kennengelernt hatte. Winifred ermutigte mich. »Du kannst nur glücklich werden, wenn du deinem Herzen folgst«, sagte sie. Schließlich war mir klar: Ich musste Menschen in Numis Dorf bringen. Die Frage war bloß: Wie konnte ich das organisieren, ohne meine Familie und mich selbst zu gefährden? Ich kam zu dem Schluss, dass ich mich am besten dadurch schützen konnte, indem ich eine gemeinnützige Organisation gründete. Ein befreundeter Anwalt half mir dabei, 1987 in den USA Dream Change als gemeinnützige Körperschaft vom Typ 501 (c) (3)* zu errichten. In den nächsten Jahren schlossen sich mir andere an. Wir schrieben Bücher, veranstalteten Workshops und organisierten in Partnerschaft mit Daniel Koupermann Reisen zu Schamanen der Shuar und Kichwa. Dort konnten die Teilnehmer aus erster Hand erfahren, wie sich die Realität verändern ließ, indem man die eigene Wahrnehmung veränderte. Ich hielt viele Vorträge an Universitäten und anderen Orten, in denen ich gegen die Umweltschäden protestierte, die die Ölgesellschaften in Ecuador anrichteten - und gegen die Obsession der modernen industrialisierten Welt mit dem Materialismus und gegen den Entschluss der USA, ein Weltreich aufzubauen. 1991 teilte mir Daniel mit, dass er gern mit...


Als Economic Hit Man hat John Perkins 12 Jahre lang auf Kosten der dritten Welt Geschäfte gemacht – bis er ausstieg und alles auffliegen ließ. Er ist heute Experte für Umwelt- und Sozialfragen und lehrte an diversen Universitäten. Er ist Gründer und Vorsitzender der NPO Dream Change Coalition, deren Anliegen es ist, eine friedliche, gerechte und stabile Welt für künftige Generationen zu schaffen.


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