Petermann / Döpfner / Görtz-Dorten | Aggressiv-oppositionelles Verhalten im Kindesalter | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 3, 193 Seiten

Reihe: Leitfaden Kinder- und Jugendpsychotherapie

Petermann / Döpfner / Görtz-Dorten Aggressiv-oppositionelles Verhalten im Kindesalter

E-Book, Deutsch, Band 3, 193 Seiten

Reihe: Leitfaden Kinder- und Jugendpsychotherapie

ISBN: 978-3-8409-2648-8
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Diagnostik und Therapie aggressiven und oppositionellen Verhaltens bei Kindern stellt eine besondere Herausforderung dar, weil diese Störungen sehr häufig auftreten, oft einen chronischen Verlauf haben und insgesamt schwer zu behandeln sind. Der Diagnostik- und Therapieleitfaden bietet wertvolle Hinweise und Anregungen zum konkreten therapeutischen Vorgehen.
Der Band stellt zunächst den aktuellen Stand der Forschung hinsichtlich Symptomatik, Komorbidität, Pathogenese, Verlauf und Therapie aggressiv-oppositioneller Störungen dar. Anschließend werden die Leitlinien zur Diagnostik und Verlaufskontrolle, zur Interventionsindikation sowie zur Behandlung formuliert und ihre Umsetzung in die klinische Praxis ausführlich dargestellt. Diagnostische Verfahren und Interventionsprogramme, die in den verschiedenen Phasen der Therapie eingesetzt werden können, werden kurz und prägnant beschrieben. Materialien zur Diagnostik und Elternberatung sowie die Darstellung von zwei ausführlichen Fallbeispielen helfen dabei, die Leitlinien in die Praxis umzusetzen.
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Zielgruppe


Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Kinder- und Jungendpsychiater, Kinder- und Jugendmediziner, Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten, Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Schulpsychologen, (Sozial-) Pädagogen, Sozialarbeiter sowie Mitarbeiter in Familienberatungsstellen.

Weitere Infos & Material


1;Aggressiv-oppositionelles Verhalten im Kindesalter;1
1.1;Einleitung;7
1.2;Inhalt;9
2;1 Stand der Forschung;13
2.1;1.1 Differenzialdiagnose;21
2.2;1.2 Epidemiologie und Verlauf;23
2.3;1.3 Komorbide Störungen;24
2.4;1.4 Pathogenese;26
2.4.1;1.4.1 Biologische Einflüsse;26
2.4.2;1.4.2 Psychische Einflüsse;29
2.4.3;1.4.3 Soziale Einflüsse;33
2.4.4;1.4.4 Zusammenfassende Bewertung;35
2.5;1.5 Präventionsansätze;36
2.6;1.6 Therapie;37
2.6.1;1.6.1 Kognitive Problemlösetrainings/soziale Kompetenztrainings;38
2.6.2;1.6.2 Elterntrainings;39
2.6.3;1.6.3 Multimodale Trainings;41
2.6.4;1.6.4 Pharmakotherapie;41
2.6.5;1.6.5 Therapiewirksamkeit;43
2.6.6;1.6.6 Therapieabbrüche;45
3;2 Leitlinien;47
3.1;2.1 Leitlinien zur Diagnostik und Verlaufskontrolle;47
3.1.1;2.1.1 Exploration der Eltern und der Erzieher oder Lehrer;48
3.1.2;2.1.2 Exploration, Verhaltensbeobachtung und psychopathologische Beurteilung des Kindes;74
3.1.3;2.1.3 Fragebogenverfahren zur Verhaltens- und Psychodiagnostik;80
3.1.4;2.1.4 Ergänzende psychologische Diagnostik;84
3.1.5;2.1.5 Anamnese bezüglich körperlicher Symptome und somatische Diagnostik;86
3.1.6;2.1.6 Leitlinien zur Verlaufskontrolle;88
3.2;2.2 Leitlinien zu Behandlungsindikationen;89
3.3;2.3 Leitlinien zur Therapie;98
3.3.1;2.3.1 Beratung und Interventionen in der Familie und im Kindergarten/in der Schule;98
3.3.2;2.3.2 Interventionen in der Gleichaltrigengruppe;117
3.3.3;2.3.3 Kognitiv-behaviorale Therapie des Kindes;119
3.3.4;2.3.4 Medikamentöse Therapie;126
4;3 Verfahren zur Diagnostik und Therapie;129
4.1;3.1 Verfahren zur Diagnostik und Verlaufskontrolle von oppositionell-aggressivem Verhalten;129
4.1.1;3.1.1 DCL-SSV: Diagnose-Checkliste für Störungen des Sozialverhaltens mit Interviewleitfaden zu externalen Störungen (ILF-External);129
4.1.2;3.1.2 EI-PF: Eltern-Interview über Problemsituationen in der Familie;131
4.1.3;3.1.3 FBB-SSV/SBB-SSV: Fremdbeurteilungsbogen/Selbstbeurteilungsbogen für Störungen des Sozialverhaltens;132
4.1.4;3.1.4 FAVK: Fragebogen zum aggressiven Verhalten von Kindern;133
4.1.5;3.1.5 EF-PF: Elternfragebogen über Problemsituationen in der Familie;135
4.1.6;3.1.6 EAS-J/M: Erfassungsbogen für aggressives Verhalten in konkreten Situationen;136
4.1.7;3.1.7 ScouT-Test: Sozialer-Computerunterstützter Problemlösetest;137
4.1.8;3.1.8 DAF: Differenzieller Aggressionsfragebogen;138
4.1.9;3.1.9 BVF: Bullying-/und Viktimisierungsfragebogen;139
4.1.10;3.1.10 FEPAA: Fragebogen zur Erfassung von Empathie, Prosozialität, Aggressionsbereitschaft und aggressivem Verhalten;140
4.1.11;3.1.11 IVE: Inventar zur Erfassung von Impulsivität, Risikoverhalten und Empathie;141
4.1.12;3.1.12 BASYS: Beobachtungssystem zur Analyse aggressiven Verhaltens in schulischen Settings;142
4.2;3.2 Verfahren zur Therapie oppositionell-aggressiver Störungen;143
4.2.1;3.2.1 Training mit aggressiven Kindern;143
4.2.2;3.2.2 Therapieprogramm für Kinder mit aggressivem Verhalten (THAV);145
4.2.3;3.2.3 Soziales computerunterstütztes Training für Kinder mit aggressivem Verhalten (ScouT);147
4.2.4;3.2.4 Verhaltenstherapeutisches Intensivtraining zur Reduktion von Aggression (VIA);148
4.2.5;3.2.5 Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten (THOP);149
4.2.6;3.2.6 Präventionsprogramm für Expansives Problemverhalten (PEP);151
4.2.7;3.2.7 Kompetenztraining für Eltern sozial auffälliger Kinder (KES);151
4.2.8;3.2.8 Selbsthilfeprogramm Wackelpeter und Trotzkopf;152
4.2.9;3.2.9 Programm zur Gewaltprävention in der Schule;153
5;4 Materialien;155
6;5 Fallbeispiele;164
6.1;5.1 Der neunjährige Denis;164
6.2;5.2 Der zehnjährige Max;170
7;6 Literatur;181


1.2 Epidemiologie und Verlauf (S. 11-12)

Seit ungefähr 15 Jahren liegt eine Vielzahl von Längsschnittstudien vor, die sich mit der Prävalenz und dem Verlauf aggressiven Verhaltens beschäftigen. Die Prävalenzen variieren sehr stark in Abhängigkeit vom Geschlecht und dem Alter der Kinder sowie dem Erhebungsverfahren (klinisches Interview, Checklisten, Verhaltensbeobachtungen) und dem Urteiler. Die Angaben für die Altersgruppe der 5- bis 15-Jährigen schwanken zwischen 1,5 % (Ford, Goodman & Meltzer, 2003) bis 7,1 % (Lecendreux, Konofal & Faraene, 2011).

Generell sind ein kontinuierlicher Anstieg in der Auftretensrate aggressiven Verhaltens vom Kindes- bis zum Jugendalter und ein deutlicher Rückgang nach dem Heranwachsendenalter (ab dem 21. Lebensjahr) zu verzeichnen. Die Symptomatik erweist sich – wie schon erwähnt – darüber hinaus als geschlechtsabhängig: Während Jungen häufiger eher direkte und ernstere aggressive Verhaltensweisen aufweisen, wählen Mädchen eher indirekte (relationale) Formen (z. B. soziale Manipulation, verbale Attacken).

Aggressives Verhalten ist im Verlauf sehr stabil und geht mit vielfältigen psychosozialen Beeinträchtigungen einher. Der Entwicklungsverlauf aggressiven Verhaltens vom frühen Kindes- bis zum Erwachsenenalter lässt sich wie folgt beschreiben: Je nach Alter des Kindes werden unterschiedliche Verhaltensweisen gezeigt, die sich in ihrem Ausmaß über den weiteren Entwicklungsverlauf von zunächst oppositionellen zu offen aggressiven bis hin zu gewalttätigen Verhaltensweisen steigern (zusammenfassend Petermann & Koglin, 2013). Die Stabilität aggressiven Verhaltens wird somit insbesondere durch einen frühen Störungsbeginn, eine hohe Frequenz und Intensität des Verhaltens, eine große Vielfalt unterschiedlicher Verhaltensweisen und eine Vielzahl betroffener Bereiche, in denen das Verhalten gezeigt wird, begünstigt.

Die Stabilität aggressiven Verhaltens hängt zumindest von vier Faktoren ab; so sind solche Verhaltensweisen besonders stabil, wenn sie
• früh in der Kindheit beginnen,
• sehr häufig auftreten,
• viele Verhaltensbereiche betreffen und zudem
• auf viele Lebensbereiche (Freundeskreis, Familie, Schule) bezogen auftreten (= Generalisierung).

Hierbei handelt es sich nicht um voneinander unabhängige Faktoren, die nachhaltig die Prognose für aggressives Verhalten beeinflussen. So generalisiert ein Problemverhalten dann besonders stark, wenn es besonders früh auftritt.

1.3 Komorbide Störungen

Aggressives und oppositionelles Verhalten geht oftmals mit einer Reihe weiterer psychischer Störungen einher, wie der Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Störungen der Impulskontrolle, aber auch depressiven Störungen. Liegt eine psychische Mehrfachbelastung vor, so sind schwerwiegendere und weitreichendere psychosoziale Belastungen (z. B. Ablehnung durch Gleichaltrige, Defizite in der Impulskontrolle oder sozial-kognitive Defizite) festzustellen. ADHS im frühen Kindesalter ist oft mit dem frühen Beginn einer Störung des Sozialverhaltens assoziiert. Besonders gut belegt ist das gemeinsame Auftreten von ADHS und aggressivem Verhalten. In einer Metaanalyse von Studien, deren Stichproben aus der Allgemeinbevölkerung stammten und bei denen das DSM-IV zur Diagnosestellung herangezogen wurde, resultierte ein 21-fach erhöhtes Risiko für ADHS-Kinder auch in der Folge aggressives Problemverhalten herauszubilden (Witthöft, Koglin & Petermann, 2010). Generell weisen dabei Kinder mit einer Störung des Sozialverhaltens und einer ADHS einen problematischeren Entwicklungsweg auf als ADHS-Kinder ohne komorbide Störungen (Witthöft, Koglin & Petermann, 2010). Ein früher Beginn einer Störung des Sozialverhaltens ist wiederum mit dem frühen und anhaltenden Auftreten krimineller Delikte und dissozialer Verhaltensweisen verknüpft (Moffitt, 1993; zusammenfassend Petermann & Koglin, 2013).

Auch bei den Studien zur Komorbidität gilt, dass die Höhe der festgestellten Komorbidität stark in Abhängigkeit der zugrunde gelegten Klassifikationssysteme und Erhebungsverfahren variiert.

In einer sehr stark beachteten Übersicht geben Loeber, Burke, Lahey, Winters & Zera (2000) Hinweise darauf, in welcher Form
• eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung,
• oppositionelles Verhalten,
• aggressives Verhalten,
• Depression,
• Substanzmissbrauch und die
• antisoziale Persönlichkeitsstörung (im jungen Erwachsenenalter) im Zusammenhang stehen (vgl. Abbildung 1).

Die Darstellung der komorbiden Konstellationen im zeitlichen Verlauf (vgl. Abbildung 1) weist der ADHS eine zentrale Bedeutung im Kontext der Entwicklung aggressiven Verhaltens zu. Der indirekte Entwicklungsweg von der ADHS über das oppositionelle Verhalten hin zum aggressiven Verhalten ist dabei besonders häufig.


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