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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 23, 296 Seiten

Reihe: Biblische Gestalten (BG)

Petersen Maria aus Magdala

Die Jüngerin, die Jesus liebte

E-Book, Deutsch, Band 23, 296 Seiten

Reihe: Biblische Gestalten (BG)

ISBN: 978-3-374-03549-6
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Maria aus Magdala, auch Magdalena genannt, ist im Laufe der Geschichte in sehr unterschiedlicher Weise dargestellt worden. Im Neuen Testament begegnet sie zunächst als Nachfolgerin Jesu und als Zeugin von Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung. In apokryph gewordenen Schriften des frühen Christentums ist sie Lieblingsjüngerin Jesu und empfängt von ihm besondere Offenbarungen. In späterer Zeit identifizierte man sie mit der salbenden Sünderin aus dem Lukasevangelium und schließlich wurde sie zum Inbegriff der reuigen Sünderin und Büßerin. In neuester Zeit mehren sich Spekulationen, sie sei die Geliebte oder Ehefrau Jesu gewesen.
Das Buch geht den Verwandlungen der Magdalenengestalt durch die Zeiten nach, stellt aber auch die Rückfrage nach der historischen Maria aus dem galiläischen Ort Magdala und ihrer Rolle in der Jesusbewegung und als Zeugin der Osterereignisse.
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INHALT

Vorwort 7

A. Einführung 9
1. Maria Magdalenas Haare 9
2. Wiedergefundene antike Texte und die historische Wahrheit 18
3. Neutestamentliche Quellen 22

B. Darstellung 28
1. Maria aus Magdala im Neuen Testament 28
1.1. Jüngerinnen Jesu 28
1.2. Maria aus Magdala als Zeugin der Kreuzigung Jesu 38
1.3. Die Frauen am Grab 47
1.4. Maria begegnet dem Auferstandenen 61
1.5. Divergenzen neutestamentlicher Osterüberlieferungen 75
1.6. Maria nach Ostern? 86
2. Apokryph gewordene Texte des frühen Christentums 90
2.1. Nag Hammadi. Zu den Bezeichnungen »gnostisch« und »apokryph« 90
2.2. Marias apokryphes Profil 102
2.3. Die Jüngerin, die Jesus liebte 112
Exkurs: Küsse im frühen Christentum 128
2.4. Der Konflikt zwischen Petrus und Maria 144
2.5. Maria und die Weiblichkeit 163
3. Mutmaßungen über die historische Maria aus Magdala 180

C. Wirkung 197
1. Figurenkonstellationen: Maria aus Magdala, Petrus und die Mutter Maria 197
2. Maria, das Hohelied, Eva und die Apostelin der Apostel 206
3. Sünderin und Büßerin. Die Gebeine Maria Magdalenas 219
4. Noch einmal: Die Jüngerin, die Jesus liebte 244
5. Magdalena-Doppelgängerinnen und das Evangelium nach Maria 269
Epilog: Maria Magdalena als Zeitdiagnose 274

D. Verzeichnisse 278
1. Abkürzungen, Textausgaben und Übersetzungen der antiken Schriften 278
1.1. Übergreifendes 278
1.2. Einzelne apokryph gewordene Schriften 279
1.3. Weitere antike Quellen 282
2. Wissenschaftliche Monographien und Artikel 283
3. Romane, Filme, Gedichte, Populäres 291
4. Abbildungsverzeichnis 294


C. WIRKUNG
Im vorigen Kapitel standen die frühesten Quellentexte über Maria Magdalena im Zentrum: zunächst die im Neuen Testament kanonisierten Texte aus dem 1. und 2. Jh., dann die apokryph gewordenen Quellen, überwiegend aus dem 2., zum Teil auch aus dem 3. Jh. Nur auf der Basis dieser Texte lassen sich mögliche historische Aspekte der Gestalt Maria Magdalenas diskutieren. Je weiter wir uns dann von diesen Quellen ausgehend durch die Zeiten bewegen, desto vielschichtiger wird das Magdalenenbild. Dabei werden einerseits alte Texte und Traditionen wieder aufgenommen und variiert, andererseits treten auch vollkommen neue Elemente hinzu. Im folgenden Kapitel werden Beispiele für beide Arten von Fortschreibungen thematisiert. Dabei ist es nicht möglich, das ausgesprochen reichhaltige und vielschichtige Material an Texten (und für spätere Zeiten auch an Bildern und Filmen) auch nur annähernd vollständig zu berücksichtigen. Der Schwerpunkt wird darauf liegen, einerseits spezifische Entwicklungslinien nachzuzeichnen und andererseits besonders repräsentative und verbreitete neue Themen und Motive exemplarisch vorzustellen. 1. FIGURENKONSTELLATIONEN:
MARIA AUS MAGDALA, PETRUS UND DIE MUTTER MARIA
Im Folgenden soll es zunächst um jene Verschiebungen im Magdalenenbild gehen, die schon in der frühen Rezeption zu verzeichnen sind. Zunächst stehen weiterhin Anknüpfungen an die Ostergeschichten im Vordergrund. Dabei tritt neben einer gewissen Kontinuität in einigen Texten auch ein neuartiges Element auf, nämlich die Ersetzung Maria Magdalenas durch andere Personen, vermittels derer die Rolle und Bedeutung Marias minimiert wird. Beginnen möchte ich jedoch mit einem wenig bekannten Text, der im Spektrum der Rezeptionen inhaltlich eher auf der Seite kontinuierlicher Fortschreibung steht, formal jedoch einer anderen Gattung als die Ostergeschichten zugehört. Bei dem nun folgenden Text handelt es sich um einen manichäischen223 Psalm, der im griechischen Original im späten 3. Jh. entstanden sein dürfte, uns aber (wieder einmal) nur in einer koptischen Übersetzung aus dem 4. Jh. erhalten ist.224 Die angeredete Maria des Psalms ist Maria aus Magdala: Darauf verweisen sowohl die Namensform wie auch die mehrfachen Bezüge zu Joh 20,1 – 18. Im ersten Teil des Psalms spricht Jesus sie an: 2 »[Marihamme], Marihamme, erkenne mich, halte [mich] nicht fest.225 4 Wisch die Tränen aus deinen Augen und erkenne mich, dass ich dein Meister bin. Nur halte mich nicht fest, denn ich habe das 6 Gesicht meines Vaters noch nicht gesehen. Dein Gott wurde nicht heimlich weggenommen nach den Gedanken deiner Kleinheit. 8 Dein Gott ist nicht gestorben, sondern er hat den Tod besiegt. Ich bin nicht der Gärtner; ich habe gegeben, ich habe empfangen den […] Ich bin dir 10 [nicht] erschienen, bis ich deine Tränen und deine Schwäche sah […] mich. Tue ab diese Dunkelheit von dir und erfülle dieses Amt: 12 Sei für mich Botschafterin für diese umherirrenden Waisen. Werde schnell (wieder) froh und gehe zu den Elfen. 14 Du wirst sie versammelt finden am Ufer des Jordan. Der Verräter überredete sie, Fischer zu sein wie 16 früher und ihre Netze niederzulegen, mit denen sie Menschen zum Leben fingen. 18 Sage ihnen: ›Hört auf, lasst uns gehen, es ist euer Bruder, der euch ruft‹. Wenn sie mein Bruder-Sein verachten, sage ihnen: 20 ›Es ist euer Meister‹. Wenn sie sich nicht kümmern um mein Meister-Sein, sage ihnen: ›Es ist 22 euer Herr‹. Gebrauche jede Geschicklichkeit und alle Ratschläge, bis du die Schafe zum Hirten gebracht hast. 24 Wenn du siehst, dass sie nicht mehr weiter wissen, ziehe Simon Petrus an (deine) Seite. Sage ihm: ›Erinnere dich an das, was ich geäußert habe 26 zwischen mir und dir. Erinnere dich, was ich gesagt habe zwischen mir und dir auf dem Berg 28 der Oliven: Ich habe etwas zu sagen, ich habe niemanden, um es ihm zu sagen‹«. 30 – »Rabbi, mein Meister, ich werde dein Gebot befolgen in der Freude meines ganzen Herzens. 32 Ich will meinem Herzen keine Ruhe geben, ich will meinen Augen keinen Schlaf geben, ich will meinen Füßen keine Ruhe geben, bis ich die Schafe nicht in den Pferch gebracht habe.« 34 »Ehre für Marihamme, denn sie hat auf ihren Meister gehört, [sie] befolgte sein Gebot in der Freude ihres ganzen Herzens.« Deutlich sind die durchgehenden Bezüge auf Joh 20,1 – 18, die sowohl Einzelaspekte wie die Tränen Marias und den »Gärtner« betreffen als auch die insgesamt geschilderte Situation: Maria wird in beiden Texten von Jesus als Botschafterin und Verkündigerin der Auferstehung zu den anderen geschickt. Die Texte unterscheiden sich vor allem durch ihre formale Gestaltung: Während in Joh 20 ein erzählender Text vorliegt, besteht der Psalm bis auf den Lobpreis Marias am Ende ausschließlich aus wörtlicher Rede. Deutlicher als in Joh 20 werden Unsicherheit, Zweifel und Verloren-Sein der »verwaisten« Elf herausgestellt. Maria tritt als Hirtin auf, die »die Schafe« einsammelt. Dabei ist – im Gegensatz zu einer Reihe der im vorigen Kapitel behandelten Texte – keine Konkurrenz zwischen Maria und Petrus impliziert. Maria erhält vielmehr den Auftrag, speziell Petrus auf ihre Seite zu bringen, beide sollen zur Stabilisierung der Gruppe zusammenwirken. 2. MARIA, DAS HOHELIED,
EVA UND DIE APOSTELIN DER APOSTEL
Im eben zitierten Text hatte Eva ihren ersten Auftritt in diesem Buch im Kontext einer frühchristlichen Argumentation über Frauen und Männer. Es wird nicht ihr letzter bleiben, denn auch im direkten Zusammenhang mit Maria Magdalena wird von den Kirchenvätern auf Eva verwiesen. Das mag zunächst überraschen, da in der Eva-Maria-Typologie späterer Zeiten die Mutter Maria das positive Gegenbild zur sündigen und todbringenden Eva wurde. Der folgende Text bezieht sich jedoch wiederum in deutlicher Weise auf Joh 20: Anscheinend hat dabei unter anderem die Begegnung Maria Magdalenas mit dem auferstandenen Jesus im Garten noch zwei andere Gärten in den Text gebracht: den Paradiesgarten sowie den Garten, in dem die liebende Frau des Hohelieds ihren Geliebten sucht. Der Text stammt von Hippolyt (gest. 235/?236) und ist nicht im griechischen Original, sondern nur in späteren Übersetzungen überliefert, die unklare Passagen enthalten und zum Teil deutlich voneinander abweichen. Er findet sich in Hippolyts Kommentar zum Hohelied, was bedeutet, das wir jetzt eine andere Textgattung vor uns haben als in den meisten der bisher behandelten Schriften: Während dort narrative Variationen der (Oster-)Erzählungen dominierten, kommen wir nun in den Bereich der Kommentarliteratur, in dem explizit mit biblischen Gestalten und Geschichten argumentiert wird. Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt der Kirchenväterexegese darin, alt- und neutestamentliche Textpassagen zusammen zu lesen. Der Hoheliedkommentar Hippolyts steht in der Tradition der allegorischen Textauslegung des Hohelieds, in der die beiden Liebenden nicht einfach als individuelle Liebende gedeutet werden, sondern z. B. der Geliebte als Allegorie Christi verstanden ist. Die zitierte Passage kommentiert Hld 3,1 – 4:238 »O der seligen Stimme, o der wunderbaren Frauen, vorlängst vorgebildet! Deshalb ruft sie und spricht: ›Des Nachts suchte ich, welchen meine Seele geliebt hat‹ (Hld 3,1). Siehe dies eintreffend (sich erfüllend) an Martha und Maria, welche suchten den gestorbenen Christus, dem Lebendigen nicht glaubend. Denn dieses bedeutet, was sie spricht: ›In der Nacht suchte ich, welchen meine Seele liebte‹ (Hld 3,1). Denn es spricht die Schrift des Evangeliums: Es kamen die ›Frauen‹ in der Nacht suchend in dem Grab, ›und fanden ihn nicht‹. Denn nicht ziemte ihm das Grab als Wohnung, sondern der Himmel: ›Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten‹? … Und als sie ein wenig 239 weggegangen waren, begegnete ihnen Jesus. Da ward erfüllt, das da gesagt ist: ›Ich fand den, welchen meine Seele liebte‹; <›ich fand ihn‹, ›ich hielt ihn fest und liess ihn nicht los‹> (Hld 3,4). Er aber rief zu ihnen sprechend: ›Maria‹ (Joh 20,16) und Martha! Sie aber hielten ihn an den Füssen (Mt 28,9) …. O der seligen Frauen, die an den Füssen halten (fassen), damit sie in den Aër emporfliegen! Dies riefen Maria und Martha, das gerechte Geheimnis...


Silke Petersen, Dr. theol., Jahrgang 1965, ist Privatdozentin für Neues Testament am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg. Arbeitsschwerpunkte: Johannesevangelium, apokryphe Texte des frühen Christentums, feministische Exegese und Genderforschung.


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