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E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Pettifor Green New Deal

Warum wir können, was wir tun müssen

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-86854-975-1
Verlag: Hamburger Edition HIS
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



"Die Regierungen der Welt müssen keine Steuern erhöhen, um ihre Ökonomien zu verändern und eine Klimakatastrophe zu verhindern."

Der Green New Deal fordert eine radikale Umkehr der derzeitigen Weltwirtschaft einschließlich der Verpflichtung zu Fairness und sozialer Gerechtigkeit. Er hat das Potenzial, eine der größten globalen Kampagnen unserer Zeit zu werden – und er begann in Ann Pettifors Wohnung. Schon im Jahr 2008 wurde dort der erste GND von Pettifor und einer Gruppe von Ökonom*innen entwickelt, der aber angesichts der Turbulenzen des Finanzcrashs zunächst einmal unterging.

Ann Pettifor untersucht nicht nur die Ideen und Grundzüge des Green New Deal, sondern auch wie sie finanziert werden können. Engagiert plädiert sie dafür, die Funktionsweise des Geldes innerhalb des globalen Systems neu zu justieren. Sie fordert, dass wir uns vom Imperativ des Wachstums und von schwarzen Nullen verabschieden, dass wir einen entscheidenden Bruch mit dem neoliberalen Konsens, die expansive Geldpolitik mit der Austeritätspolitik zu verbinden, vollziehen. Nur so ist unser Planet noch zu retten.
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Weitere Infos & Material


Vorwort

Einleitung
Was ist der Green New Deal?

1 Systemwandel statt Klimawandel

2 Den Kampf mithilfe des Finanzsystems gewinnen

3 Ein globaler Systemwechsel

4 Die Wirtschaft des Green New Deal

5 Die Steady State Economy

6 Der Green New Deal: Unsere Welt verändern

Literaturverzeichnis

Danksagung

Zur Autorin


Vorwort
Wir können uns leisten, was wir tun. Das ist das Thema dieses Buches. Es gibt Grenzen für das, was wir tun können – insbesondere ökologische Grenzen, doch dank dem öffentlichen Gut, welches das Währungssystem darstellt, können wir uns innerhalb der uns als Menschen gesetzten Grenzen und der Grenzen unserer Umwelt leisten, was wir tun. Damit die Menschheit auf einem bewohnbaren Planeten überlebt, ist es dringend geboten, dass wir handeln. Uns droht die Auslöschung. Die komplexen Lebenserhaltungssysteme der Erde, bestehend aus Atmosphäre, Ozeanen, Landmassen und Lebensformen, stehen nach Einschätzung von führenden Wissenschaftler*innen vor dem Kollaps. George Monbiot hat gewarnt: »Nur eines der vielen Lebenserhaltungssysteme, von denen wir abhängen – Böden, Grundwasser, Regen, Eis, die Muster der Wind- und Wasserströmungen, Bestäuber, biologische Fülle und Vielfalt –, muss ausfallen, damit alles ins Rutschen kommt.«1 Der Weltklimarat der Vereinten Nationen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) hat 2018 eindeutig und eindringlich zum Handeln aufgerufen. Wir müssen die jährlichen weltweiten Emissionen in den nächsten zwölf Jahren halbieren und Mitte des Jahrhunderts Klimaneutralität erreicht haben. Jason Hickel schrieb in der Zeitschrift Foreign Policy: »Man kann die Dramatik dieser Veränderung gar nicht übertreiben. Sie erfordert nicht weniger als eine totale und rasche Abkehr von unserem bisherigen Weg als Zivilisation. Die Größe der Herausforderung ist überwältigend, und noch überwältigender ist, was auf dem Spiel steht. Wie der Co-Vorsitzende einer Arbeitsgruppe des IPCC formulierte: ›Die nächsten Jahre sind wahrscheinlich die wichtigsten in unserer Geschichte.‹ Nach Jahrzehnten der Verzögerung ist das unsere letzte Chance, es richtig zu machen.«2 Für Großbritannien und die USA genau wie für andere OECD-Länder bedeutet die Abwendung der Klimakatastrophe, dass sie ihre CO2-Emissionen bis 2030 um 80 Prozent senken und ihre Volkswirtschaften bis 2040 CO2-neutral sein müssen. Dann werden die OECD-Staaten im gleichen Ausmaß reduzieren wie die Nicht-OECD-Staaten (wie es in einem Papier der UN-Klimakonferenz von 1992 über die »gemeinsamen, aber differenzierten Verantwortlichkeiten« heißt, wonach die OECD-Länder zuerst und am meisten reduzieren müssen). Um die Lebenserhaltungssysteme der Erde zu schützen und eine so radikale Transformation zu erreichen, müssen wir das globalisierte Finanzsystem überwinden, das so viel Kohlendioxid ausstößt – entworfen und ausgelegt dafür, Billionen von Dollar an unregulierten Krediten auszugeben, um vermeintlich grenzenlosen Konsum zu finanzieren, was im Gegenzug die toxischen Emissionen immer rasanter antreibt. Dieses Wirtschaftssystem hat innerhalb einer relativ kurzen Phase der Menschheitsgeschichte die natürlichen Systeme der Erde ruiniert. Und weil zum Kapitalismus auch Imperialismus, Rassismus und Sexismus gehören, hält er alle menschlichen Gesellschaften in einer Form von Sklaverei.3 Trotzdem haben manche Personen historisch einmalige Kapitalgewinne aus diesem System eingestrichen. Sie sind das »eine Prozent«. Wie der Economist bereits 2012 schrieb, haben die Amerikaner*innen, die zum reichsten einen Prozent zählen, nicht nur mehr von dem Kuchen abbekommen, immer öfter sind sie auch Geschöpfe der Finanzwelt. Steve Kaplan und Joshua Rauh von der Northwestern University haben festgestellt, dass Investmentbanker*innen, Wirtschaftsanwält*innen, Manager*innen von Hedgefonds und Private-Equity-Firmen die Vorstände von Unternehmen an der Spitze der Einkommenshierarchie abgelöst haben. 2009 verdienten die reichsten 25 Hedgefonds-Manager*innen über 25 Milliarden Dollar, ungefähr sechsmal so viel wie alle Vorstandsvorsitzenden der im Aktienindex S&P gelisteten Unternehmen zusammen.4 Doch das Finanzsystem, dem sie ihren Reichtum verdanken, ist kein privater Vermögenswert. Es ist vielmehr ein großer öffentlicher Vermögenswert und wird finanziert, garantiert und am Laufen gehalten von Millionen ganz normaler Steuerzahler*innen in allen Ländern der Welt. Mit anderen Worten: Das eine Prozent hat ein großes öffentliches Gut gekapert. Und dieses Gut muss wieder zurück in öffentlichen Besitz gebracht werden. Gleichzeitig haben Umweltschützer*innen das Ökosystem viel zu lange als nahezu unabhängig vom dominierenden Wirtschaftssystem angesehen, das auf einem deregulierten globalisierten Finanzsystem beruht. Die Makroökonomie und besonders die Geldtheorie gelten als Themen für »Expert*innen« – die »Geschöpfe der Finanzwelt«, die das globalisierte Finanzsystem kontrollieren. Viel von dem, was innerhalb dieses Systems passiert, bleibt bewusst vor den Blicken der Gesellschaft verborgen. Allerdings wenden auch viele ihren Blick von den Aktivitäten des Finanzsektors ab, teils weil er ihnen zu komplex und entrückt erscheint, aber auch, weil wir alle in der einen oder anderen Form davon profitieren. Millennials und Ruheständler*innen freuen sich gleichermaßen über die Freiheit, die das globalisierte Finanzsystem all jenen verschafft, die ausgiebige Reisen in ferne Länder und zu fernen Kulturen unternehmen wollen und sich leisten können. Viele schätzen die Leichtigkeit, mit der sie an abgelegenen Orten Zugriff auf ihr Bankkonto haben, und die Möglichkeit, Güter überall auf der Welt zu kaufen und von dort liefern zu lassen, nachdem sie mit einem Klick auf einer Computertastatur eine Überweisung getätigt haben. Ich argumentiere in diesem Buch, dass wir es uns nicht länger leisten können, solche Freiheiten und solche Macht in Anspruch zu nehmen, und auch nicht, uns dem Willen der Götter der Finanzwelt zu unterwerfen. Es gibt keine Chance, die Lebenserhaltungssysteme der Erde zu schützen, wenn wir uns nicht vom Griff der Herrscher*innen des globalisierten Finanzsystems befreien. Dieses kapitalistische System ist blind für das allerwichtigste Kapital: das Kapital, das die Natur zur Verfügung stellt, während sie parasitär ausgebeutet und in rücksichtslosem Tempo aufgezehrt wird, wie schon E. F. Schumacher in seinem klassischen Werk aus dem Jahr 1973 (deutsch 1977) Small Is Beautiful schrieb.5 Wenn wir dem unerbittlichen Zugriff der Herrscher*innen des Finanzuniversums entkommen sind, werden wir feststellen, dass wir uns ein neues, besser ausbalanciertes System leisten können, das weltweit wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit verbindet. Dass wir es uns auch leisten können, riesige Gebiete auf den Kontinenten und an den Küsten wiederaufzuforsten. Wir werden feststellen, dass wir es uns leisten können, kurzfristig die Abhängigkeit der globalisierten Wirtschaft von fossilen Energieträgern zu beenden. Dass wir es uns leisten können, unsere Wirtschaft so umzubauen, dass ihre Fixierung auf »Wachstum« überwunden wird. Dass wir im Rahmen unserer körperlichen und intellektuellen Grenzen beginnen können, unser beschädigtes Ökosystem zu heilen. Dass wir alle gemeinsam daran arbeiten können, uns zu schützen, unsere Familien und Gemeinschaften und die Umwelten, in denen wir überleben, wachsen, uns entwickeln und schöpferisch tätig sind. Mit anderen Worten: Wir können – und wir müssen, um zu überleben – in den nächsten zehn Jahren das gescheiterte kapitalistische System verändern und überwinden, denn es droht, die Lebenserhaltungssysteme der Erde zu zerstören und mit ihnen die menschliche Zivilisation. Wir müssen dieses Wirtschaftssystem durch eines ersetzen, das Schranken und Grenzen akzeptiert, das »Böden, Grundwasser, Regen, Eis, die Muster der Wind- und Wasserströmungen, Bestäuber, biologische Fülle und Vielfalt«6 erhält und uns soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit bringt. Wir Anhänger*innen des Green New Deal wissen, dass wir das in den rund zehn Jahren schaffen können, die wir nach Ansicht der UN-Wissenschaftler*innen noch haben. Ein Grund, warum wir es für machbar halten, ist diese wichtige Tatsache: Nur 10 Prozent der weltweiten Bevölkerung sind für rund 50 Prozent aller Emissionen verantwortlich. Wenn wir bei den Konsum- und Fluggewohnheiten von nur 10 Prozent aller Menschen ansetzen, können wir in sehr kurzer Zeit 50 Prozent der Emissionen reduzieren. Diese Einsicht hilft uns zu erfassen, was möglich ist und in welchem Tempo, wenn wir wirklich überzeugt sind, dass die Klimakatastrophe die menschliche Zivilisation bedroht.7 Wir wissen auch, dass wir das leisten können, weil wir in der Vergangenheit große Veränderungen in kürzerer Zeit bewältigt haben, als der IPCC-Bericht von 2018 uns zubilligt. Unser Zutrauen sollte nicht nur auf dem Wissen über Transformationsprozesse in der Vergangenheit gründen, sondern auch auf einem neuen Verständnis von Geld und Geldsystemen. Ich bin entschlossen, dafür zu sorgen, dass dieses Wissen...


Ann Pettifor ist politische Ökonomin und Finanzexpertin. Sie leitet das Netzwerk "Policy Research in Macroeconomics" (PRIME) und ist Mitglied der Organisation "New Economics Foundation". Dort leitet sie den Forschungsbereich Globale Makroökonomik. Als Executive Director der Beratungsfirma Advocacy International hat Pettifor Regierungen und Organisationen bei Restrukturierungen von Staatsschulden, internationalen Finanzierungen und nachhaltiger Entwicklung beraten.


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