Pfeiffer / Weiß | Allgemeine Theorie der technischen Entwicklung | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 168 Seiten

Pfeiffer / Weiß Allgemeine Theorie der technischen Entwicklung

als Grundlage einer Planung und Prognose des technischen Fortschritts - redaktionell bearbeitete Fassung

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

ISBN: 978-3-7481-7598-8
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Die vorliegende Arbeit ist eine redaktionell überarbeitete Fassung der Habilitationsschrift 'Allgemeine Theorie der technischen Entwicklung' von Werner Pfeiffer, die bereits 1971 veröffentlicht wurde. Der Autor beschreibt darin die theoretischen Grundlagen der technischen Entwicklung, indem er sie als einen Prozess der Informationsgewinnung bzw. -übertragung und als einen sozialen Prozess konzipiert. Er gibt dabei Einsichten in die historisch entstandenen Strukturelemente verschiedener Erkenntnisprogramme für die Hervorbringung neuer Technologien bzw. Produkte und in die wesentlichen Bewegungsgesetze der Technik. Auch lotet er aus, unter welchen Bedingungen und mit welcher Belastbarkeit man zur Voraussicht über die technische Entwicklung gelangen kann. Der Autor arbeitet konsequent interdisziplinär, indem er auf wissenschaftslogische, anthropologische Arbeiten und auf Forschungen zur Modelltheorie und kybernetischen Lerntheorie zurückgreift und damit wichtige Grundlagen für das Management von Technologien im Sinne eines Managements von Gewinnung und Anwendung von technischem und sozialem Know-how schafft. Pfeiffer gibt nicht zuletzt dem, was man heute unter Zukunftsforschung versteht, eine fundierte theoretische Grundlage. Nicht zuletzt gilt er vielen als Nestor der betriebswirtschaftlichen Forschung zum Innovations- und Technologiemanagement. Trotz der Fülle des Materials gelingt es dem Verfasser die Vielzahl von Forschungsbefunden in eine gedankenstrenge, hochverdichtet geschriebene Arbeit zu fassen, die zahlreiche Erscheinungen erklären, wie sie aktuell intensiv diskutiert werden: die Wahrscheinlichkeit von Mehrfacherfindungen; die Anwendung abstrakt-funktionalen Denkens zur Aufdeckung technologische Verwandtschaften zur frühzeitigen Identifizierung der möglichen Substitutionsgefahren neuer für bestehende Technologien; die durch neue Technologien ausgelöste Stärke der Richtungsänderung des technischen Fortschritts, der maßgeblich vom Vorhandensein komplementärer Technologien abhängig ist und die verschiedenen möglichen Pfadentwicklungen in die Zukunft erklärt. Auch zeigt er auf, dass letztlich jede Neuerung disruptiv wirkt und sich nur im Ausmaß ihrer 'schöpferischen Zerstörung' auf bestehende Strukturen einen Unterschied macht. Die 'Allgemeine Theorie der technischen Entwicklung' ist noch heute eine inspirative, höchst relevante Quelle für jene, die an technischem Fortschritt und neuen Technologien bzw. Innovationen interessiert sind. Daher möchte der Herausgeber mit der Wiederauflage diese, bis heute noch herausragende, un- und außergewöhnliche Arbeit der heutigen Diskussion in Wissenschaft und Praxis wieder zugänglich machen. Abgesehen von kleineren redaktionellen Änderungen, die den Anforderungen heutigen Publizierens Rechnung tragen sollen, ist der Ursprungstext weitgehend belassen. Ergänzt wird die Arbeit durch eine Nachbetrachtung des Herausgebers, die aufzeigen soll, dass Pfeiffers Arbeit auch kräftige Spuren in Wissenschaft und Wirtschaftspraxis hinterlassen hat.

Prof. Dr. Werner Pfeiffer, Dipl. Kfm., ist emeritierter Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Industriebetriebslehre mit den Lehr- und Forschungsschwerpunkten (1) Lean Management und Systemrationalisierung sowie (2) Technologie- und Innovationsmanagement. Er übernahm nach seiner Habilitation in 1971 das Ordinariat für Industriebetriebslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, wo er auch in 1998 emeritierte. Er ist Autor einer Vielzahl von Veröffentlichungen zum Innovations-, Lean- und Strategischen Management und Herausgeber der Schriftenreihe zur 'Innovativen Unternehmensführung' (über 30 Bände). Besonders große Resonanz erfuhren seine Monografien Technologie-Portfolio zum Management strategischer Zukunftsgeschäftsfelder, 6. Auflage Göttingen 1991 (mit R. Amler, G. Metze und W. Schneider); Lean Management, Grundlagen der Führung und Organisation lernender Unternehmen, 2. Auflage Berlin 1994 (mit E. Weiß); Systemwirtschaftlichkeit, 2. Auflage Göttingen 1999 (mit M. Küßner, C. Strubl und E. Weiß); Funktionalmarkt-Konzept zum strategischen Management prinzipieller technologischer Innovationen, Göttingen 1997 (mit T. Volz, E. Weiß und S. Wettengl).
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1. Einführung
1.1. Technischer Fortschritt und betriebswirtschaftliche Forschung Der technische Fortschritt1,2 fand in der Betriebswirtschaftslehre lange Zeit nur wenig Beachtung3. Charakteristisch dafür ist, dass die bekannten Industriebetriebslehren mit Ausnahme der Arbeiten von Hennig und Mellerowicz mit mehr oder weniger kurzen Hinweisen auf die Existenz einer Forschungs- und Entwicklungsabteilung und deren Funktion begnügen4, obwohl gerade im Industriebetrieb die Interdependenz von Technik und Wirtschaft besonders groß ist5. Die wenigen bis zum Ende des zweiten Weltkrieges erschienenen speziellen Untersuchungen zu betriebswirtschaftlichen Problemen der Forschung und Entwicklung behandeln vor allem bilanzielle und abrechnungstechnische Fragen6. Dieser Problemkreis wird noch gegenwärtig viel diskutiert.7 Doch ist eine Verschiebung des Schwerpunkts der betriebswirtschaftlichen Forschung im Zusammenhang mit dem technischen Fortschritt nicht zu übersehen, worauf z.B. auch Schwenter und Krüger hinweisen.8 Seine zunehmende Geschwindigkeit9,10, seine entscheidende Rolle als Wachstums-11 bzw. Wettbewerbsfaktor12,13 und die daraus resultierende Expansion der Forschungsaufwendungen14 ließen den technischen Fortschritt zu einem zentralen Problem der Unternehmensführung werden15,16. Damit rückten Fragen der Planung17, der Organisation und Kontrolle des technischen Fortschritts immer mehr in den Vordergrund18,19. Auf organisatorischem Gebiet stellt die Einordnung der Forschung und Entwicklung bzw. der Gestaltungsfunktion in den Arbeitsablauf der Industrieunternehmen20, die optimale Organisation und Führung des großen Labors selbst21 und die Planung22 und die Ablauforganisation23 von Großprojekten neue Aufgaben für die betriebswirtschaftliche Forschung. Die Verbesserung der Möglichkeiten einer Kontrolle des Einsatzes der personellen und sachlichen Produktionsfaktoren im Prozess der Forschung und Entwicklung durch praktikable Budget- und andere Kontroll-Systeme bildet einen weiteren Ansatz.24 Die Fragen der optimalen Steuerung des Forschungs- und Entwicklungsprogramms haben nur Gewicht in Unternehmungen, die in großem Umfange selbst aktiv zum technischen Fortschritt beitragen; mit dem technischen Fortschritt im Allgemeinen werden dagegen alle Unternehmungen bei ihren Planungs- und Entscheidungsakten konfrontiert. Dieser bildet einen wesentlichen Faktor der Ungewissheit. Nach Wittmann bringt Ungewissheit einen Mangel an Überzeugung zum Ausdruck, dass ein Zustand oder eine Veränderung in einer bestimmten Weise auftreten wird respektive aufgetreten ist. „Grund ist unsicheres Wissen, das sich in einer Unbestimmtheit des Urteils ausdrückt; in der extremen Form ist Ungewißheit die Bewußtheit über das Fehlen von Urteilsmöglichkeit.“25,26,27. In besonderem Maße ist dies der Fall bei der Geschäftspolitik auf weite Sicht, also bei der Ausarbeitung der Generalrichtlinien, Programme und weitgesteckten Unternehmungsziele mittels einer langfristigen Planung.28 An der Entwicklung von Planungs- und Entscheidungshilfen und -regeln unter Berücksichtigung der Unvollkommenheit der Information, d.h. eines bestimmten gegebenen Informationsstandes29 wurde in den letzten Jahren intensiv gearbeitet.30 Es geht hier um die Frage, wie von einer Unternehmensleitung trotz Ungewissheit rationale Entscheidungen getroffen werden können. Die Lösung dieses Problems erfordert eine Analyse der logischen Struktur des Entscheidungsproblems.31 In diesem Zusammenhang sind u.a. die Fragen zu untersuchen, „in welcher Weise Ungewißheit einen Teil des Entscheidungsprozesses selbst bildet, wie Ungewißheit als Element in diesem Prozess wirksam ist und den Weg und das Ergebnis der Entscheidung bestimmt, wie immer der Informationsstand des Unternehmens ist“32. Die Leistungsfähigkeit einer langfristigen Planung hängt jedoch nicht nur von den exakten methodischen Verarbeitung der vorhandenen Information, sondern auch von deren Umfang und Güte ab, d.h. von der Höhe des Informationsstandes.33 So betrachtet besteht die langfristige Planung zu einem wesentlichen Teil auch aus der Aufgabe der Gewinnung möglichst vollständiger und präziser Informationen über die zukünftige technische Entwicklung durch Prognose der Probleme und Projektion, bzw. aus der „Formung unternehmerischer Voraussicht“34. „Zweifellos hat diejenige Geschäftsleitung ihre Aufgabe am besten erkannt und bewältigt, der es gelungen ist, den die langfristigen unternehmerischen Planungen begrenzenden Zeitpunkt, den wirtschaftlichen Horizont, weit in die Zukunft hinein zu verlegen. Information und Sachverstand sind die betriebsinternen Mittel die zu erreichen.“ 35 Mit dieser Aussage Gutenbergs gewinnen die Informationen über die zukünftige technische Entwicklung eine zentrale Bedeutung.36 1.2. Die Prognose des technischen Fortschritts als Problem allgemeiner sozialwissenschaftlicher Relevanz Wie Gerfin in seiner Analyse der Veröffentlichungen zur langfristigen Wirtschaftsprognose – insbesondere aus dem angelsächsischen Bereich – zeigt, findet die zukünftige technische Entwicklung nur in der Form sehr globaler, oft sogar noch wenig fundierter Annahmen Berücksichtigung.37 Gerade diese Annahmen über die zukünftige Richtung, den zeitlichen Verlauf und die Wirkung des technischen Fortschritts bestimmen aber weitgehend den empirischen Gehalt und damit die Brauchbarkeit dieser Prognosen. Dies gilt sowohl für langfristige Prognosen mit mikroökonomischer als auch für solche mit makroökonomischer Fragestellung.38 Da die Prognose der technischen Entwicklung den empirischen Gehalt und die Präzision sowohl von den mikroökonomischen als auch von makroökonomischen Prognosen wesentlich bestimmt, bildet sie somit auch eine wichtige Grundlage nicht nur der einzelwirtschaftlichen, sondern auch der gesamtwirtschaftlichen Planung langfristiger Art. Sieht man weiter mit Ogburn im technischen Fortschritt den maßgeblichen Impulsgeber der gesellschaftlichen Dynamik39, so ist seine Prognose für jedes gesellschaftliches Handeln relevant. 1.3. Die Notwendigkeit einer Theorie der technischen Entwicklung als Grundlage einer Prognose des technischen Fortschritts Umso erstaunlicher ist es, dass die Frage der Prognose der technischen Entwicklung trotz ihrer allgemeinen gesellschaftlichen Relevanz von wenigen Ansätzen – insbesondere deren der Chicagoer Schule der Soziologie40 - abgesehen, bis vor wenigen Jahren von der sozialwissenschaftlichen Forschung kaum aufgegriffen wurde.41,42 Zweifellos wird die Forschung in dieser Richtung gehemmt von der in den marktwirtschaftlich organisierten Ländern des Westens noch andauernden, oft stark ideologisch43 gefärbten Kontroverse über Möglichkeiten und Nutzen einer langfristigen wirtschaftlichen Rahmenplanung.44,45 Hemmungen solcher Art entfallen jedoch in Staaten, in denen eine solche Rahmenplanung bereits praktiziert wird46,47, und besonders in Ländern mit grundsätzlich planwirtschaftlicher Organisation der Wirtschaft. Dort müsste demnach die Prognose der technischen Entwicklung als zentrale Frage jeder erfolgreichen langfristigen Wirtschaftsplanung den Gegenstand intensiven wissenschaftlichen Bemühens bilden, und es müssten auch bereits fundierte Ergebnisse vorliegen. Doch ergab z.B. eine Bestandsaufnahme der in der Sowjetunion für die Planung des technischen Fortschritts angewandten Verfahren, dass seine Prognose auch für die sowjetische Planungstheorie und -praxis ein noch weitgehend ungelöstes Problem darstellt.48 Dies deutet darauf hin, dass der gewichtigere Grund für den wenig befriedigenden Stand der Forschung nicht in institutionellen Gegebenheiten, sondern in dem Gegenstand selbst zu suchen ist. Es gibt gewichtige Stimmen, die gegenüber der Möglichkeit, die technische Entwicklung zu planen bzw. zu prognostizieren, grundsätzliche Bedenken äußern.49 Nach ihrer Meinung vollzieht sich der technische Fortschritt weitestgehend zufallsbedingt, stoßartig und spontan, weshalb er sich jeder rationalen Planung entziehe.50 Wie Roberts bemerkt, ist die Meinung, dass im Prozess der technischen Entwicklung keine Regelmäßigkeiten bzw. Gesetzmäßigkeiten festzustellen sind, z.B. auch im amerikanischen Management weit verbreitet.51 Andererseits dürfte es Fourastié gelungen sein, wenn auch noch in sehr globaler Form, einige langfristige Tendenzen der technischen Entwicklung sichtbar zu machen, die in allen...


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