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E-Book, Deutsch, 800 Seiten

Plumpe / Nützenadel / Schenk Deutsche Bank

Die globale Hausbank 1870 - 2020

E-Book, Deutsch, 800 Seiten

ISBN: 978-3-8437-2202-5
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Deutsche Bank im Wandel der ZeitSeit ihrer Gründung im März 1870 sieht die Deutsche Bank ihren Auftrag darin, Investitionsströme und Handelsbeziehungen Deutschlands mit der übrigen Welt auch in Zeiten politischer und gesellschaftlicher Umbrüche auszubauen. Genau diese Rolle eines der größten Finanzinstitute Europas beleuchten drei renommierte Historiker. Spannend erzählen sie von den ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Veränderungen der vergangenen anderthalb Jahrhunderte – und was sie für die Deutsche Bank bedeuteten.In den verschiedenen Epochen ihrer 150-jährigen Geschichte sah sich die Deutsche Bank vor zahlreiche Herausforderungen gestellt. Kenntnisreich und lebendig erzählen die Autoren von den Wegen, die das Geldinstitut finden musste, um mit den tiefen Zäsuren der Zeit und unterschiedlichen Anforderungen umzugehen. Mit dem Ersten Weltkrieg endete schlagartig die Phase der ersten Globalisierung.Der überwiegend nationale Rahmen, in den sich die Bank zwischen 1914 und 1989 einordnen musste, endete mit dem Fall der Mauer. Anschließend standen wieder europäische und sogar globale Aspekte im Vordergrund. Die Deutsche Bank wandte sich dem angloamerikanischen Kapitalmarktgeschäft zu – was ein weiteres außergewöhnliches Kapitel in der bewegten Geschichte der Bank bedeutete.
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Einleitung
Die Deutsche Bank, die 2020 ihr 150. Gründungsjubiläum begeht, kann auf eine Geschichte zurückblicken, die stark von internationalen politischen und wirtschaftlichen Ereignissen sowie von der wechselhaften Entwicklung Deutschlands geprägt wurde. Sie hat zwei Epochen der Globalisierung – im 19. wie im späten 20. Jahrhundert – erlebt. Sie hat aber auch den wirtschaftlichen Protektionismus der Zwischenkriegszeit, die NS-Diktatur, zwei Weltkriege und zahlreiche Auf- und Abschwünge in den weltwirtschaftlichen Be­­ziehungen erfahren und sich ihnen angepasst. Schließlich haben das rasche Wachstum der deutschen Wirtschaft nach 1945 und Deutschlands Platz in Europa die Bank ebenso geformt, wie sie auch selbst diese Entwicklungen beeinflusst hat. 1870 in Berlin während des Gründerbooms entstanden, wurde die Deutsche Bank groß in der ersten Phase der Globalisierung vor dem Ersten Weltkrieg. In dieser Zeit folgte sie dem deutschen Handel und der innovativen und erfolgreichen Industrie auf die ausländischen Märkte. Da in Deutschland das Modell der Unternehmensfinanzierung durch Banken verbreiteter war als die direkte Kapitalmarktfinanzierung, ergaben sich für die Deutsche Bank Möglichkeiten, am industriellen Wachstum der deutschen Wirtschaft unmittelbar teilzuhaben. Auf dem Höhepunkt der Globalisierung zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Deutsche Bank in die Rolle einer globalen Hausbank der deutschen Industrie und des deutschen Handels hineingewachsen. Die Bezeichnung »Hausbank« beschreibt eine enge und vorrangige, wenn nicht sogar ausschließliche Beziehung zwischen einem Unternehmen und dessen Bank, die ihm die gesamte Palette an Finanzdienstleistungen bereitstellt. Im deutschen Fall wurde diese enge Verbundenheit dadurch verstärkt, dass Banken an Industrieunternehmen beteiligt und in deren Aufsichtsräten vertreten waren. Der Erste Weltkrieg und die drei ihm folgenden Jahrzehnte voller Unruhe und Gewalt zerstörten weitgehend das von Anfang an internationale Geschäftsmodell der Deutschen Bank. Die Folgen der deutschen Niederlage von 1918 wurden nun rasch für die Bank deutlich: Plötzlich hatte sie einen Großteil des internationalen Geschäfts sowie der internationalen Filialen und Beteiligungen verloren, aber es kam auch im heimischen Kapitalmarktgeschäft zu einem erheblichen Substanzverlust. Der Aufstieg des Nationalsozialismus sowie die erneuten Spannungen zwischen Deutschland und seinen europäischen Nachbarn führten dazu, dass diese Verluste nicht nur kurzfristig auf den Krieg und dessen unmittelbare Folgen beschränkt blieben. Vereinzelte Versuche während der Zwischenkriegszeit, im internationalen Geschäft erneut Fuß zu fassen, konnten nicht kontinuierlich weiterverfolgt werden, und so blieben die Aktivitäten der Bank unter der nationalsozialistischen Diktatur und im Zweiten Weltkrieg weitgehend auf den deutschen Herrschaftsraum beschränkt. Aus der globalen Hausbank der Jahre vor 1914 wurde eine vornehmlich auf den Inlandsmarkt zurückgeworfene deutsche Universalbank. Politik spielte nun für das Geschäft der Bank zunehmend eine größere Rolle und wurde während der NS-Zeit für ihre Strategie zur Bestimmungsgröße schlechthin. Als das führende Finanzinstitut Deutschlands war die Deutsche Bank in die nationalsozialistische Kriegswirtschaft eingebunden. Sie kollaborierte mit dem Regime und kam mit dessen Verbrechen in Berührung. Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte an die älteren Traditionen aus der Zeit vor 1914 nicht nahtlos angeknüpft werden. Die politische und wirtschaftliche Teilung Deutschlands durch die Besatzungsmächte schnitt die Bank von ihrem Ursprungsort Berlin ab. In den Westzonen zerschlug die amerikanische Besatzungsmacht die Konzernstrukturen der großen Banken, da diese aus ihrer Sicht mit der Rüstungs- und Kriegspolitik des »Dritten Reichs« zu eng in Verbindung gestanden hatten. Zugleich ging es den Amerikanern aber auch um eine Belebung des Wettbewerbs im Bankensektor. Die drei Berliner Großbanken – neben der Deutschen Bank waren dies die Dresdner Bank und die Commerzbank – wurden daher in zahlreiche kleinere Regionalinstitute zerschlagen. Im beginnenden »Wirtschaftswunder« gelangten diese Banken zwar regional rasch wieder zu großer Bedeutung, doch erst 1957 gelang es, die Nachfolgeinstitute als Deutsche Bank an dem neuen westdeutschen Bankenplatz in Frankfurt am Main wieder zu vereinen. Nun war allerdings das Geschäftsmodell der Deutschen Bank nach 1957 ein anderes als das vor 1914. Eine internationale Infrastruktur der Bank gab es nicht mehr; die Expertise der Bankmitarbeiter konzentrierte sich auf das Inlandsgeschäft und die Industriefinanzierung über Kredite; die andauernde Schwäche des deutschen Kapitalmarkts in den 1950er-Jahren ließ die Finanzierung der Industrie durch Kapitalmarktprodukte, die im Kaiserreich hervorragend funktioniert hatte, nicht zu. All dies erschien im Grunde nicht so wichtig, gemessen an der Stabilisierung und dem Ausbau guter Beziehungen zu den großen industriellen Kunden, deren Außenhandel ebenso begleitet wie ihr Investitionsbedarf durch feste Hausbankbeziehungen gedeckt wurde. Hinzu kamen aus unterschiedlichen Gründen der Aufbau dauerhafter Beteiligungen der Finanzwirtschaft an der Industrie und Überkreuzverflechtungen zwischen Banken und Versicherungen. In dieser später sogenannten Deutschland AG war die Deutsche Bank neben der Dresdner Bank, der Allianz oder der Münchener Rück zweifellos einer der wichtigsten Akteure und blieb es letztlich bis in die 1990er-Jahre. Die Verwerfungen der ersten Jahrhunderthälfte und die spezifischen Bedingungen des westdeutschen Wiederaufbaus erforderten Änderungen in der Geschäftsstrategie der Bank. Dabei ging es weniger um deliberative Entscheidungen oder gar strategische Weichenstellungen der Spitze der Bank, auch wenn deren Handeln von großer Bedeutung war. Im Kern ging es jeweils um das unternehmerische Nachvollziehen letztlich politisch geschaffener Marktbedingungen, in deren Folge sich die Handlungsmöglichkeiten der Bank nach 1914 sukzessive verengt hatten. Das war, insbesondere im Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, nicht erfolglos, und insofern sah sich die Bank zu ihrem einhundertsten Geburtstag 1970 durchaus zu Recht an der Spitze des Finanzsystems eines der wirtschaftlich bedeutendsten Länder der Welt. Doch die mit den mehrfachen Änderungen des eigenen Profils verbundenen Risiken und Nachteile wurden spätestens mit der Öffnung der Weltwirtschaft im Zuge der zweiten Globalisierung seit den 1980er-Jahren offenkundig. Angesichts des Strukturwandels der globalen Finanzmärkte einerseits und des Auslaufens des industriellen Booms in den 1970er-Jahren andererseits gewannen die internationalen Märkte immer mehr an Gewicht. Dies geschah zunächst einfach vom Volumen her infolge der Geld- und Kapitalströme, etwa durch Euro- und Petrodollars, dann angesichts der stagnierenden oder doch nur mäßig wachsenden Ertragschancen im herkömmlichen Geschäft der Handels- und Industriefinanzierung. Schließlich kam hinzu, dass viele große Unternehmen im Kontext der sich verschärfenden globalen Konkurrenz restrukturiert werden mussten, wodurch die Kapitalmärkte stark aufgewertet wurden. Erst nach und nach wurde auch klar, dass dieser erneute Wandel hin zu einer offenen, globalen Ökonomie, die nicht mehr bei den jeweiligen na­tionalen Besonderheiten verharrte, gravierende Änderungen für das Geschäft der Bank notwendig machen würde. Anfangs scheute man in der Deutschen Bank – wie generell in der europäischen Finanzwelt – eine offensive interna­tionale Expansion auch deshalb, weil die kriegsbedingten Verluste im Auslandsgeschäft noch bei vielen Akteuren fest im Bewusstsein verankert waren. Erst nach und nach stellte sich das Haus darauf ein, den globalen Finanzmärkten mit eigenen strategischen Entscheidungen und Weichenstellungen zu begegnen – Maßnahmen, die zwar keine Wiederherstellung des Zustands vor 1914 nach sich zogen, aber doch darauf hinausliefen, an das ursprüngliche Modell einer führenden, international agierenden Großbank anzuknüpfen und das durch eine entsprechende Präsenz sowie ein umfangreiches Netzwerk an Korrespondenzbanken, Repräsentanzen, Filialen und Tochtergesellschaften auch deutlich sichtbar zu machen. Nur war das alles leichter gesagt als getan. Zwar verfügte die Bank – nicht zuletzt wegen ihrer starken Stellung in der »Deutschland AG« – über eine große Ertragskraft und besaß gewaltige Reserven (inklusive der umfangreichen Industriebeteiligungen), aber der internationale Kompetenzverlust nach 1914 und die im Wiederaufbau typischen Spezialisierungen von Organisationsstruktur und Personalprofil waren keine sonderlich guten Vorbedingungen, um kraftvoll auf das umkämpfte internationale Parkett zurückzukehren. Die globalen Finanzmärkte wurden dominiert von einer kleinen Anzahl leistungsfähiger und hochkompetitiver Finanzunternehmen, insbesondere amerikanischen Investmentbanken, die groß geworden waren, nachdem die Trennbankengesetzgebung von 1933 in den USA das Geschäft mit Privatkunden vom Invest­ment Banking separiert hatte. Diese Banken konnten sich vor allem dank des raschen Wachstums des Wertpapierhandels in den 1980er-Jahren bestens entwickeln. Die Zugangsbarrieren für Nachzügler waren hoch, erst recht für eine Bank, die derartige Geschäfte lange eher nebenbei betrieben hatte. Die Deutsche Bank stand daher vor der Aufgabe, sich überhaupt erst einmal an den internationalen Finanzplätzen etablieren zu müssen, wo sie bisher nur schwach vertreten war. Es war schon bald klar, dass die bestehenden...


Plumpe, Werner
Werner Plumpe studierte Geschichte und Wirtschaftswissenschaften. Nach Gastprofessuren unter anderem in Tokio ist er seit 1999 Professor an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt die Allgemeine Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Neuzeit sowie die Unternehmens- und Industriegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Zuletzt veröffentlichte er „Das kalte Herz. Kapitalismus: Geschichte einer andauernden Revolution“.

Nützenadel, Alexander
Alexander Nützenadel studierte Geschichte, Volkswirtschaftslehre und Informatik. Seit 2009 ist er Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Wirtschaftsgeschichte der europäischen Diktaturen in der Zwischenkriegszeit sowie die Geschichte ökonomischer Experten im 20. Jahrhundert. Neuere Veröffentlichungen befassen sich mit der Rolle der italienischen Zentralbank in der Schuldenkrise der 1970er-Jahre und der Entwicklung von städtischen Immobilienmärkten um 1900.

Schenk, Catherine R.
Catherine R. Schenk studierte Wirtschaftswissenschaften, Internationale Beziehungen und Sinologie. Nach Lehraufträgen unter anderem in Neuseeland, London und Glasgow ist sie seit 2017 Professorin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der University of Oxford. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Geschichte des internationalen Bankwesens und der internationalen Währungsbeziehungen, insbesondere auf der Regulierung und Gestaltung des globalen Wirtschaftssystems. Zuletzt schrieb sie Bücher über die Geschichte des britischen Pfunds sowie über internationale Wirtschaftsbeziehungen seit 1945.

Werner Plumpe studierte Geschichte und Wirtschaftswissenschaften. Nach Gastprofessuren unter anderem in Tokio ist er seit 1999 Professor an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt die Allgemeine Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Neuzeit sowie die Unternehmens- und Industriegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Zuletzt veröffentlichte er "Das kalte Herz. Kapitalismus: Geschichte einer andauernden Revolution".


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