Ragotzky | Kampf ums Geld | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 219 Seiten

Ragotzky Kampf ums Geld

Wie Marktmanipulationen, neue Technologien und politische Krisen das Vermögen beeinflussen

E-Book, Deutsch, 219 Seiten

ISBN: 978-3-7398-0459-0
Verlag: UVK
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der Aufbau von Vermögen ist heutzutage eine große Herausforderung. Denn die altmodische Vermögensansammlung durch Fleiß, Sparsamkeit und Zinsen funktioniert nur noch selten. Doch wo sind die Zinsen geblieben? Warum gibt es keine sichere Rendite mehr? Woher kommen die immer häufigeren Kurseinbrüche an den Kapitalmärkten? Wie stabil ist das Bankensystem zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise? Und welche Ziele verfolgen die Zentralbanken, Kreditinstitute, Politiker, Manager sowie große Investoren?

Serge Ragotzky geht in diesem Buch dem Zusammenwirken der genannten Trends und Entscheidungsprozesse auf den Grund. Er vermittelt interessierten Anlegern ein grundlegendes Verständnis dieser komplexen Thematik und hilft ihnen dadurch, die Chancen und Risiken von Geldanlageentscheidungen besser und eigenständig beurteilen zu können.
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3 Das globale Finanzsystem zehn Jahre
nach der Schockstarre
Wichtige Fragen für Investoren Wie ist die Subprime-Krise entstanden und inwieweit sind die Folgen heute von Banken, Staaten und Investoren verarbeitet? Ist die Eurokrise inzwischen bewältigt? Sind die großen Banken in Europa und der Welt wieder stabil? Haben sich die Staatshaushalte und Volkswirtschaften Europas von den Folgen der Eurokrise erholt? Haben Unternehmen, Banken und Haushalte ein Schuldenproblem? Welche Lösungen hat die Politik gefunden, um die Schuldenkrise zu bewältigen? Wie steht es um die Solidität der volkswirtschaftlichen Daten in Europa und den USA? Beeinflussen die Zentralbanken mit ihrer Zinspolitik und Marktinterventionen die Bewertungen an den Kapitalmärkten? Werden die Zinsen bald wieder steigen? Warum geht die Schere zwischen arm und reich auseinander? Wie stabil ist das globale Finanzsystem heute? Sind Derivate ein Risikofaktor für die Banken? Wie kommt es immer wieder zur Blasenbildung an den Kapitalmärkten? Können Finanzkrisen eingedämmt werden? Wie wirkt sich der technologische Strukturwandel auf den Finanzsektor aus? Welchen Beitrag leistet die staatliche Regulierung zur Stabilisierung des Bankensystems? Wird der US-Dollar seine dominante Stellung im Weltfinanzsystem bewahren? Wie könnte ein globales Finanzsystem künftig aussehen? 3.1 Subprime, Lehmann und die Schockstarre
nach dem Crash
Im Herbst 2008 standen die Räder des globalen Finanzsystems urplötzlich still. Die Bewertungen für Aktien und Anleihen fielen ins Bodenlose. An einigen Märkten kam gar kein Handel mehr zustande. Auch der Interbankenkreditmarkt war plötzlich eingefroren. Vorgeschichte und Verlauf der jüngsten Finanzkrise zeigen deutliche Parallelen zu vorangegangenen Einbrüchen, aber das Ausmaß der Katastrophe war nur mit der Weltwirtschaftskrise von 1929 vergleichbar. Neben den realen Konsequenzen in Form von Staats-, Banken- und Unternehmenspleiten, Vermögensverlusten und Arbeitslosigkeit waren auch die psychologischen Auswirkungen wesentlich tiefgreifender als noch einige Jahre vorher beim Platzen der „Dotcom-Blase“.159 Die Finanzkrise hat die Risiken eines fehlkonstruierten Geld- und Finanzsystems offengelegt. Daher lohnt es sich, den Ablauf der Ereignisse zu rekapitulieren. Der Boden für den Ausbruch der globalen Finanzkrise wurde durch eine lockere Geldpolitik der Zentralbanken und eine ungezügelte Kreditvergabe der privaten Kreditinstitute bereitet. Die US-Notenbank FED hat in Folge des Platzens der Dotcom-Blase im Jahr 2000 und der resultierenden globalen Börsen- und Konjunktureinbrüche die Leizinsen auf Rekordtiefstände gesenkt. Ein niedrigeres Zinsniveau sollte Unternehmen zu Investitionen und private Haushalte zu Konsumausgaben animieren. In Folge der Zinssenkungen kam es tatsächlich zu einer massiven Ausweitung der Kreditnachfrage, allerdings primär im Bereich der Immobilienfinanzierungen. Die Kreditausweitung führte zu einer erhöhten Nachfrage am Häusermarkt. Steigende Beleihungswerte ermöglichten dabei immer aggressiveren Finanzierungsstrukturen. Die Banken vergaben vermehrt Non-recourse-Finanzierungen160 mit variablen Zinssätzen161 an bonitätsschwache Haushalte – auch Ninja-Loans162 genannt – und refinanzierten diese Kredite über den Kapitalmarkt. Auch viele bonitätsstarke Hauseigentümer nutzten die stark steigenden Immobilienpreise für eine Erhöhung ihrer Hypotheken zu Konsumzwecken. Die US-Regierung unterstützte aktiv die Ausweitung der Kreditvergabe an Haushalte mit niedrigen Einkommen und wenig Eigenkapital. Sie verbot „Diskriminierungen“ von ärmeren Darlehensnehmern und erleichterte die Refinanzierung der Immobilienkreditinstitute durch Verbriefungen in Form von Asset Backed Securities. Dabei fungierten die staatlich gegründeten Immobilieninstitute Fannie Mae und Freddie Mac als Garantiegeber. Die Immobilienkredite wurden von den Banken als „Asset Originators“ gebündelt, in Zweckgesellschaften eingebracht und anschließend in Form von mehreren verzinslichen Anleihen unterschiedlicher Bonitäten (Tranchen) verbrieft. Die jeweilige Anleihebonität wurde von Ratingagenturen anhand des vermeintlichen Ausfallrisikos bestimmt. Die Agenturen gingen davon aus, dass die Vielzahl der eingebrachten Kredite grundsätzlich eine Art Diversifikationseffekt bewirken würde. Die Strukturierung der Anleihen war zudem so konzipiert, dass ein Kreditausfallrisiko zunächst von den Anleihen schlechter Bonität („Subprime“) getragen wurde.163 Dadurch galten die höherstehenden Anleihen als noch sicherer. Die Anleihen wurden wiederum von der Zweckgesellschaft mit Hilfe von Investmentbanken an Investoren im In-und Ausland verkauft. Die dadurch eingeworbenen Anlagebeträge wurden dann zur Ablösung der Kreditbanken verwendet. Vorsichtige Anleger wie Pensionskassen und Lebensversicherungen erwarben die vermeintlich ganz sicheren Senior Tranchen, die in der Regel eine AAA-Bonität bescheinigt bekamen. Hedgefonds und andere risikobereite Anleger kauften die höher verzinsten Subprime-Anleihen, weil sie der Meinung waren, dass deren Rendite besonders attraktiv war. Sie unterstellten, dass sich auch bei diesen nachrangigen Papieren aufgrund des Diversifikationseffekts im Portfolio etwaige Verluste in jedem Fall in Grenzen halten würden. Abb. 1: Prozess der Asset-backed Securitisation Die Verbriefungsgeschäfte liefen für alle Beteiligten gut, so lange die Zinsen niedrig waren und die Immobilienpreise stiegen. Die Federal Reserve war aber ab 2005 angesichts verbesserter Wachstumsdaten und steigender Verbraucherpreise der Meinung, dass sie die Zinsen wieder anheben sollte. Nach dem Wiederanstieg der Zinsen kam es zu Kreditausfällen, weil zahlreiche bonitätsschwache Kreditnehmer die höheren Raten nicht mehr bedienen konnten. Zwangsversteigerungen von Häusern und rapide fallenden Immobilienpreisen waren die Folge. Weitere private Haushalte, ebenso wie finanzierende Banken und Eigentümer der Hypothekenanliehen konnten die resultierenden Verluste ebenfalls nicht mehr verkraften, so dass ein Teufelskreis entstand. Schließlich gerieten auch große US-Banken aufgrund ihres Engagements im angeschlagenen Hypothekenmarkt in Schwierigkeiten. Die traditionsreiche Investment Bank Lehman Brothers musste am 15. September 2008 Konkurs anmelden, weil sämtliche Versuche einer Rettungsfusion mit anderen Banken scheiterten. Nach der Lehman-Pleite brach weltweit an den Märkten Panik aus, weil es vielen Investoren bis dahin als selbstverständlich galt, dass systemrelevante Banken im Notfall gerettet würden. Die Volumina des Subprime-Marktes waren riesig und die gewaltigen Engagements vieler Investoren standen in einem krassen Missverhältnis zu deren jeweiligen Eigenkapital. Aufgrund der vielfältigen Geschäftsbeziehungen unter einander gerieten zudem über den Dominoeffekt immer mehr Finanzinstitute in eine existenzbedrohliche Schieflage. Der Interbanken-Kreditmarkt stand plötzlich still, weil die Institute einander nicht einmal mehr über Nacht vertrauten. Die Anleihekurse fielen ebenso wie die Aktien ins Bodenlose. Als nächstes hoben die Kleinanleger ihre Ersparnisse von den Konten ab, weil sie eine Insolvenz ihrer Banken fürchteten. Kanzlerin Merkel und Finanzminister Steinbrück sahen sich daher am 5.10.2008 gezwungen, vor laufenden Kameras den Bürgern die Sicherheit ihrer Spareinlagen zu „garantierten“.164 Der ganze Prozess kam erst durch massives Eingreifen der Zentralbanken sowie einen staatlichen Bail-out der angeschlagenen Banken zum Halten. Auch viele deutsche Banken waren von der Krise massiv betroffen, weil sie unter Einsatz von viel Fremdkapital in Subprime-Anleihen investieret haben. Die größten Verlierer waren die IKB, die Commerzbank, die Hypo Real Estate (HRE) sowie diverse Landesbanken, die besonders aggressiv ihre günstigen Refinanzierungskosten genutzt hatten.165 Die Pleitebanken kamen unter den deutschen Rettungsschirm. Der Gesamtschaden des Subprime-Desasters für deutsche Anleger und Steuerzahler war gewaltig. Eine zentrale Erkenntnis aus der Krise ist, dass sich große Wirtschafts- und Finanzkrisen in der globalisierten Finanzwelt nicht mehr regional eindämmen lassen. Das war noch in den 1980er-Jahren bei der amerikanischen Savings-and-Loans-Krise166 anders. Die Verluste beschränkten sich damals im Wesentlichen auf den US-Markt. 3.2 Der Euro auf der Intensivstation
Zusätzlich zu der global ausgreifenden US-Subprime-Krise wurden ab 2009 schwerwiegende strukturelle Probleme in der Eurozone sichtbar. Auch in der Euro-Zone lösten zu niedrige Zinsen, in Verbindung mit fehlender wirtschaftlicher...


Dr. Serge Ragotzky ist Professor an der Fakultät Betriebswirtschaft und Internationale Finanzen der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen.


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