Rap / Beatz | Rap Beef | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Rap / Beatz Rap Beef

Von Freestyle Battle bis Attentat – Deutschrap von Bushido bis 187

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-96905-015-6
Verlag: Yes Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Beef gehört zum Rap wie die Faust zum Boxen. Der öffentliche Streit zwischen Rappern bewegt sich zwischen werbewirksamem Wortgefecht, enttäuschter Freundschaft und handgreiflicher Eskalation. Los gings in den 1990er-Jahren in den USA mit dem Beef zwischen den Rappern der East Coast und West Coast, inzwischen stehen die deutschen Kollegen ihren amerikanischen Wegbereitern in nichts nach.
Mr Rap und Mr Beatz gehören mit ihrer "Rapschau" auf YouTube zu den neuen Stars des deutschen Rap-Journalismus. In ihrem Buch erklären sie, wie sich der Beef hierzulande entwickelte, wem er geschadet und wem er genutzt hat.
Von den zaghaften Anfängen mit Moses Pelham oder Azad über den Beef-Evergreen Bushido und Fler, ganze Labelkriege mit Disstracks, Beleidigungen, gesprengten Konzerten, Anzeigen, Bedrohungen und Messerattacken bis zu den legendären "Da Vinci Code"-Verarschungsvideos von Al-Gear erzählt das Buch die wechselvolle Geschichte des deutschen Rap-Beefs und seiner Protagonisten. Am Ende ist nur eines sicher: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.
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MUSIKALISCHER SCHLAGABTAUSCH
Vier Jahre nach dem Skandal um Moses Pelham gibt es im Untergrund weiterhin ein starkes Bedürfnis nach hartem Rap, wie er in den Staaten zu finden ist. Jemand, dem dieses Bedürfnis nicht fremd ist und der wie kein Zweiter für roughe Texte steht, ist Azad. Der Rapper macht zu dieser Zeit mit seinen ersten Veröffentlichungen auf sich aufmerksam. Azad, der in Frankfurt am Main lebt, findet in seiner Jugend als kurdisches Flüchtlingskind schwer Anschluss in Deutschland, einziger Bezug für ihn ist die Hip-Hop-Kultur. Er beginnt bereits im Alter von 14 Jahren mit der Musik und wird spätestens mit seinem Musikvideo zu »Napalm« und den Bildern von Sturmmasken, Waffen und Kampfhunden landesweit bekannt. Der Ruf nach einem authentischen Rap ist damals fast gleichbedeutend mit einer Ablehnung der Mainstream- und Popmusikkultur. Angefeindet werden auch Rapper, die nicht ganz so poppig-fröhliche Musik machen wie die Fanta Vier. Rund vier Jahre nach der Auseinandersetzung zwischen Moses P. und Creme de la Creme sorgt diese Antihaltung gegenüber dem Mainstream, die auch von Azad vehement vertreten wird, für den nächsten großen Beef. Und diesmal wird nicht ein Anwalt als Stellvertreter des Künstlers sich der Sache annehmen, sondern ein neues Phänomen präsentiert sich dem Publikum: Diss und Gegen-Diss. Niemals unter die Gürtellinie – Azad vs. Samy Deluxe
Im Jahr 2001 stehen sowohl Azad als auch Samy Deluxe kurz vor dem Release ihres Solo-Debütalbums. Während Azad straight den Straßen-Film fährt, bewegt sich Samy Deluxe aus Sicht der Untergrund-Szene zielstrebig in Richtung Mainstream. Spätestens nachdem Samy mehrfach im Fernsehen zu sehen ist, werden die Sellout-Vorwürfe lauter. In einer Zeit, in der die einzig wirklich kommerziell erfolgreichen Rapper eher für kommerzielle Popmusik als für authentischen Straßen-Rap stehen, ist jede noch so kleine Annäherung an den Mainstream zu viel für die Szene. In einer Vorabveröffentlichung aus seinem anstehenden Album rechnet Azad in dem Track »Gegen den Strom« mit der Mainstream-Szene ab. Er feuert einige Spitzen in Richtung Deichkind, DJ Thomilla oder MC Rene – wobei er keine Namen nennt, sondern stattdessen Samples aus den Liedern der von ihm kritisierten Künstler einspielt oder die dazugehörigen Liedtitel aufzählt. Ausdrücklich kritisiert wird der Track »Ladys and Gentlemen« von Samy Deluxe. Azad spielt die Hook des Liedes ein und rappt dazu, ihm sei das alles zu lapidar. Auf diesen Seitenhieb reagiert Samy Deluxe nun nicht, indem er wie Moses P – über dessen Label »3p« übrigens das Debütalbum von Azad erscheinen wird – zum Anwalt rennt. Er veröffentlicht viel mehr ein Gegenstück, einen Disstrack. Ganz offensichtlich ist es also auch in Deutschland möglich, einen Beef mit künstlerischen Mitteln auszutragen. Azad wird bereits im Intro von »Rache ist süß« direkt angesprochen. Samy Deluxe wirft ihm vor, den Diss nur veröffentlicht zu haben, um sich am Erfolg der Konkurrenz hochzuziehen und Promo für sein eigenes Album zu machen. Außerdem habe Azad in der Vergangenheit bei einem persönlichen Treffen Samy Deluxe noch Props gegeben. Natürlich behauptet Samy auf dem Track, er könne sowieso viel besser rappen als Azad, auch zahlreiche Beleidigungen werden eingestreut. Zu dieser Zeit gibt es – anders als heute – noch eine klare Grenze, die in den Battletracks nicht überschritten wird. Es fallen während des ganzen Beefs weder von Samy Deluxe noch von Azad Beleidigungen unter die Gürtellinie, beispielsweise gegen die Familie des Kontrahenten. Das ist insofern wichtig, als dass es typisch für die damalige Stimmung ist und den früheren Beef von späteren Eskalationsstufen unterscheidet. Azad wiederum kontert mit dem Track »Samy de Bitch«, der später auch auf dem Album Leben enthalten sein wird. Den Vorwurf von Samy, der Diss sei lediglich Promo, will Azad nicht auf sich sitzen lassen. Er wirft Samy den endgültigen Sellout vor: Er solle mal schön weiter bei Interaktiv sitzen, einer Show auf VIVA, sich dort um seine stetig wachsende Fangemeinde kümmern und immer brav noch mehr verkaufen. Azad hingegen werde ganz sicher auf das alles scheißen. Und wer geht als Gewinner aus der Auseinandersetzung hervor? Wie immer in einem Streit zwischen zwei bekannten Rappern positionieren sich die Fans eindeutig auf der Seite »ihres« Idols. Selbstverständlich ist der eigene Mann der Beste! Der Beef zwischen Azad und Samy Deluxe verläuft in den kommenden Jahren nach und nach im Sand. Azad spricht 2007 in einem Interview mit dem Online-Rap-Magazin 16bars über Samy und sagt, der damalige Streit sei lediglich ein künstlerisches Ding gewesen. Heutzutage könne er seinen Abtörn auf Samy Deluxe nicht mehr ganz nachvollziehen. Anfang 2009 wird der Beef schließlich auch auf musikalischer Ebene zu den Akten gelegt, denn mit dem Track »Der Bozz und der Baus« erscheint eine musikalische Zusammenarbeit zwischen Azad und Samy Deluxe. Noch etwas später versuchen die beiden Kontrahenten in der Rückschau die Frage nach dem Gewinner des Battles zu klären. Samy erklärt in einem Interview mit 16bars, der Track von Azad sei rapmäßig der bessere gewesen. Azad seinerseits entgegnet auf Twitter, Samy habe damals sauberer und mehr on point gerappt. Seinen eigenen Track könne er heutzutage nicht mehr anhören. Die bessere Punchline – Azad vs. MC Rene
Der Beef mit Samy Deluxe ist nicht der einzige, den Azad mit seinem Track »Gegen den Strom« auslöst. Aus seinen Anfeindungen gegen MC Rene entwickelt sich ein Hin und Her, das über Jahre hinweg anhalten soll. Zunächst reagiert MC Rene auf »Gegen den Strom« mit einer heutzutage undenkbaren öffentlichen Aktion. Bei einem Splash!-Auftritt von Azad im Jahr 2001, bei dem unter anderem Jonesmann und Jeyz auf der Bühne stehen, taucht plötzlich MC Rene in der Crowd vor der Bühne auf. Er ist mit einem Megafon bewaffnet und scheint zu allem entschlossen. Während einer Pause zwischen zwei Liedern beginnt er sich lautstark über Azad lustig zu machen. Er bezeichnet Azad durch sein Megafon als »Studiorapper« und behauptet, auf seinen eigenen Shows gehe die Crowd deutlich mehr ab. Azad wird auf MC Rene aufmerksam und reagiert sichtlich amüsiert. Noch bevor er seinen nächsten Track spielen kann, entwickelt sich ein kleiner verbaler Schlagabtausch. MC Rene fordert Azad durch sein Megafon zum Live-Battle auf der Bühne auf, die Crowd ist hörbar begeistert und stimmt in einen »Battle«-Sprechchor ein. Azad verkündet, ach, da sei ja »der süße MC Rene«, der unbedingt ein wenig Aufmerksamkeit wolle. Auf die Herausforderung zum Battle allerdings geht er nicht ein, sondern sagt stattdessen, man spreche sich nach der Show. Er macht sich über MC Rene lustig, der offensichtlich zwei Bodyguards mitgenommen hat, um sich in die Menge zu stellen und von dort mit Azad zu sprechen. MC Rene reagiert abermals durch sein Megafon und nennt Azad einen Feigling und den »größten Fake der Deutschrap-Geschichte«. Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland zu dieser Zeit eine Rap-Battle-Szene. Beispielsweise im Royal Bunker oder zum Rap am Mittwoch in der ufa-Fabrik in Berlin treffen sich seit 1997 regelmäßig MCs (viele davon werden später sehr berühmt), um sich auf der Bühne gegenseitig zu batteln – alles immer in einem sportlich und nicht ernst gemeinten Kontext. Und nicht nur in Berlin entstehen immer öfter solche Cyphers, auch im Ruhrpott veranstaltet Out4Fame ab den Nullerjahren immer wieder das 1on1 Freestyle-Battle, wovon später sogar zahlreiche DVDs verkauft werden. Dass allerdings ein Rapper auf seinem eigenen Auftritt einem spontanen Freestyle-Battle gegen einen Kontrahenten zustimmt, mit dem er wirklich im Beef steht – das gab es in Deutschland noch nicht und wird es auch in den darauf folgenden 20 Jahren nicht geben. Nach diesem also wenig erfolgreichen Zusammentreffen veröffentlicht MC Rene den Track »Gegen den Gnom«. Es ist ein Disstrack gegen Azad, eine Antwort auf dessen Sticheleien in »Gegen den Strom«. Darüber hinaus geht MC Rene auf das verweigerte Battle auf dem Splash! ein und sagt, Azad habe seine Fans um eine Revanche betrogen. Azad lässt sich nach »Gegen den Gnom« nicht lange bitten und reagiert auf seinem zweiten Album Faust des Nordwestens wiederum mit dem Track »MC U Reen«. Während MC Rene in diesem Beef eher die Hip-Hop-Schiene fährt und Azad vorwirft, nicht die wahren Werte zu vertreten, kommt Azad mit weitaus härteren und eingängigeren Punchlines um die Ecke. Dennoch bleibt alles auf einer musikalischen Ebene. Das ist, was die Beefs der damaligen Zeit noch immer von den heutigen Auseinandersetzungen unterscheidet: Es geht vor allem um die besseren Reime, den besseren Flow, die besseren Punchlines. Die...


Mr Rap und Mr Beatz betreiben seit 2018 den YouTube-Kanal Rapschau. Rund 130.000 Abonnenten folgen dem Channel, der es auf mehr als 25 Millionen Klicks bringt. Nahezu täglich präsentiert dort ein maskierter Moderator den neuesten Gossip aus der Rap-Szene – nicht immer ganz ernsthaft, aber ohne Angst vor klaren Ansagen. Rapschau ist Kult bei Publikum und Rap-Stars gleichermaßen.

Mr Rap und Mr Beatz betreiben seit 2018 den YouTube-Kanal Rapschau. Rund 130.000 Abonnenten folgen dem Channel, der es auf mehr als 25 Millionen Klicks bringt. Nahezu täglich präsentiert dort ein maskierter Moderator den neuesten Gossip aus der Rap-Szene – nicht immer ganz ernsthaft, aber ohne Angst vor klaren Ansagen. Rapschau ist Kult bei Publikum und Rap-Stars gleichermaßen.


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