Rauch / Rinder | Das letzte Fest | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 176 Seiten

Rauch / Rinder Das letzte Fest

Neue Wege und heilsame Rituale in der Zeit der Trauer

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

ISBN: 978-3-641-18826-9
Verlag: Gütersloher Verlagshaus
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Eine neue Form der TrauerkulturSterben, Tod und Trauer gehören ebenso zum natürlichen Lebensbogen eines jeden Menschen wie die Freude über Liebe, Heirat und Geburt. Die engagierten Bestatter Nicole Rinder und Florian Rauch bieten in ihrem Praxis-Ratgeber neue ganzheitliche Ansätze, um die Zeit der Trauer individuell zu gestalten. Durch heilsame Rituale, zahlreiche Praxisbeispiele und einen Serviceteil bietet dieser vierfarbig bebilderte Trauerbegleiter auf vielseitige Weise Rat und Trost in schwerer Zeit. Dieses Buch wurde geschrieben für Angehörige, Trauerbegleiter und Menschen, deren Tod bevorsteht und die ihr »letztes Fest« aktiv mitgestalten möchten.Berührende Geschichten und tröstende RitualeHilfestellungen für einen bevorstehenden AbschiedWertvolle Tipps für Menschen, die Trauernde begleitenServiceteil mit nützlichen Adressen
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Worum es uns geht Wenn Sie glauben, in diesem Buch ginge es nur um Tod und Sterben, dann täuschen Sie sich. Nein, es geht um Ihr Leben. Der Tod spielt hier nur eine Nebenrolle. Wir wollen ihm nicht mehr Gewicht geben, als ihm zusteht – und viel weniger, als er sich herausnimmt, wenn er unser Leben befällt. Wir möchten Ihnen helfen, den Tod eines geliebten Menschen mit anderen Augen zu sehen, ihn vielleicht ganz anders zu erleben – zwar als Verlust und als Ende, aber eben nicht nur: Denn vielleicht zeigt Ihnen der Tod auch neue Wege auf, führt Sie in einen neuen Raum, der neugierig und Mut macht, Ihr Leben zu hinterfragen und neu zu gestalten. Wir werden den Weg dorthin aber nur dann finden, wenn wir lernen, um die Menschen, die wir jetzt verlieren und für immer entbehren müssen, wieder richtig zu trauern. Denn genau das haben wir in den vergangenen Jahrzehnten verloren: das uralte Wissen, den Trauerweg zu gehen und unseren Schmerz zu durchleben. Nur das macht eine Akzeptanz des Todes möglich. Eine neue Trauerkultur Die Fähigkeit, Trauer und Tod als Teil des natürlichen Lebens zu begreifen, droht in der modernen Gesellschaft völlig in Vergessenheit zu geraten. Die Verstädterung sowie die Anzahl der Singlehaushalte und der Alleinerziehenden nehmen zu. Unsere einst auf Familie, Dorfgemeinschaften, Parteien, Vereinen und sozialem Zusammenhalt basierende Gesellschaft wird zum Auslaufmodell. Auch die Kirche scheint unfähig zur Erneuerung und verliert ihre Bindungsfähigkeit. Wir atomisieren im Konkurrenzkampf einer wirtschaftsorientierten und wertefernen Gesellschaft, wir vereinzeln. Im Alter wird das nicht besser. Darüber hinaus nimmt die Überalterung unserer Gesellschaft zu. Die Lebenserwartung ist seit 1900 um durchschnittlich 30 Jahre gestiegen. Dank der modernen Medizin und gesunder Ernährung erhöht sie sich jährlich weiter um zwei Monate auf heute schon 80,07 Jahre. Dabei liegen Frauen mit 82,44 Jahren deutlich über dem Durchschnitt, Männer mit 77,82 Jahren deutlich darunter. Insgesamt wurden wir aber nie so alt wie heute. Und noch nie haben wir das Sterben und die Trauer so aus unserem Lebensumfeld verdrängt wie heute. Wir haben gelernt, wie man länger lebt – aber wir haben verlernt, Sterbende würdevoll zu begleiten und unsere Toten sinnerfüllt zu betrauern und zu bestatten. (K)Ein Witz Sagt die Nichte: »Als ich noch jünger war, hasste ich es, auf Hochzeiten zu gehen. Alle möglichen Tanten drängten sich um mich, pikten mich in die Seite und kicherten: ›Du bist die Nächste! Du bist die Nächste!‹ Sie haben mit diesem Mist erst aufgehört, als ich anfing, bei Beerdigungen mit ihnen dasselbe zu machen.« Dieser Witz ist nicht wirklich lustig – weil er so treffend die Wahrheit beschreibt, wie wir sie tagtäglich erleben. Wir verstecken Tod und Trauer: Unglaubliche 800?000 bis 900?000 Menschen sterben jedes Jahr allein in Deutschland. Und trotzdem bekommen wir im Alltag kaum etwas davon mit. Obwohl fast jeder wenigstens einmal im Jahr im Verwandten- und Bekanntenkreis davon betroffen sein müsste. Bloß nicht zu viel Aufsehen, bitte keine Tränen, »von Beileidsbekundungen bitten wir Abstand zu nehmen« – nur keinen Schmerz zeigen. Da sind wir plötzlich alle Indianer. Wir müssen funktionieren in Job und Familie. »Gefühlsduselei« stört da nur. Trauer und Tod sind zu Tabuthemen geworden. Sterben kennt der moderne, aktive, ewig jugendlich-dynamische Mensch von heute nicht mehr. Der Tod wird verbannt Wir wollen uns auf den Tod nicht mehr einlassen, weil wir ihn nicht mehr als sinnstiftend erleben, als möglichen Übergang etwa ins Paradies, als nächsten Schritt zur Wiedergeburt oder auch »nur« als Schlusspunkt eines sinnerfüllten Lebens. Der Tod wird nicht mehr als naturgegeben hingenommen; wir tun alles, um ihn aus unserem Alltag zu verbannen. Wir wissen ja auch gar nicht mehr, wie das Trauern funktioniert. Wer sollte uns noch zeigen, wie viel Trost uns die Rituale eines geführten Trauerprozesses schenken können? Es gibt kaum noch jemanden, der uns vorleben könnte, dass der Tod zum Leben gehört wie Frühling, Sommer, Herbst und Winter und dass Trauern ein natürlicher Heilungsprozess ist. Wer stützt uns heute noch, wem vertrauen wir, wenn es ans Sterben geht? Wer darf heute noch hoffen, im Schutz seiner Familie und der gewohnten Umgebung friedlich sterben zu dürfen? Weh dem, der stirbt Die meisten Menschen sterben heute in Krankenhäusern oder Altersheimen. Und meist sind sie dabei allein. Im Regelfall wird das Sterbezimmer nach dem Tod umgehend geräumt und gereinigt – es soll für die nächsten Patienten aufnahmebereit sein, das steigert den Umsatz. Auch aus Rücksicht auf andere Patienten sind die Pflegekräfte zur Eile angehalten, denn für viele ist und bleibt die Anwesenheit des Todes und eines Toten in unmittelbarer Umgebung ein schlechtes Omen, etwas, das belastet und dem eigenen Heilungsprozess schadet. Den Verstorbenen im Krankenzimmer oder einem eigens eingerichteten Trauerraum aufzubahren und den Angehörigen einen Abschied in einer würdevollen Umgebung zu ermöglichen ist heute immer noch die Ausnahme. Mitgefühl ist keine Kassenleistung. Im Regelfall kommt der Tote umgehend in die Kühlkammer der Prosektur im Krankenhauskeller. Von dort in den Sarg des Beerdigungsunternehmers. Und dann gleich unter die Erde. Für viele bedeutet das, dass sie den verstorbenen Mann, die verstorbene Frau, das verstorbene Kind nicht noch einmal sehen dürfen. Aus den Augen, aus dem Sinn Die Ausstellung des Totenscheins gibt den Startschuss für eine unmenschliche Rallye. Binnen 96 Stunden, nachdem der Arzt den Tod beurkundet hat, muss die Leiche laut Bestattungsgesetz schon unter der Erde sein. Der Mensch wird nicht betrauert, er wird entsorgt durch die ungemein effiziente Verwaltungskette der Krankenhäuser, Altenpflegeeinrichtungen, Ämter, Kirchen, Friedhofsverwaltungen und Bestattungsunternehmen. Der Verstorbene wird in Urnen eingedost, in Gräbern endgelagert oder im Meer verklappt, in spätestens vier Tagen. Die für den Heilungsprozess des Trauernden so unglaublich wichtige Zeit für die persönliche Auseinandersetzung mit der Tatsache des Todes und für die Verarbeitung des Geschehenen findet keinen Raum. Beim Tod außer Haus haben Angehörige fast keine Chance auf einen stillen und harmonischen Abschied. Keine letzte Berührung. Kein Zeichen der Fürsorge und Verbundenheit. Eingespielte Logistik Wie tief diese Beerdigungsrallye mit ihren Entscheidungszwängen in den Trauerprozess eingreift, begreifen wir zunächst nicht einmal. Starb der Angehörige z.?B. an einem Montag, müssen bis Mittwoch oder Donnerstag Verwandte und Freunde informiert, die Trauergesellschaft eingeladen, ein Termin mit dem Pfarrer vereinbart, der Leichenschmaus organisiert, Blumengebinde und Kränze bestellt, Kranzschleifen betextet, ein Sarg ausgewählt und Trauerkarten ausgesucht werden – Entscheidungen über Entscheidungen. Der Hinterbliebene muss managen, vermitteln, sprechen und organisieren wie bei einem Großprojekt, obwohl er lieber schweigen, erinnern und Einkehr halten würde. Alles Dinge, die in dieser Lebenssituation nicht möglich sind. Nur vier Tage bis zum ewigen Grab – da bleibt für keinen trauernden Menschen ausreichend Zeit, das Ungeheuerliche zu begreifen und wirklich Abschied zu nehmen. Hektik und Stress statt der so dringend notwendigen Besinnung gerade in den für die spätere Trauerbewältigung so wichtigen ersten Tagen zwischen Sterbestunde und Beerdigung. Schließlich geht es hier um den wichtigsten Abschied in unserem Leben – den Abschied für immer. Wir lassen unsere Toten grußlos ziehen. Sieht so der Tod aus, wie wir ihn für uns selbst wünschen würden? So nackt, so kalt und so gefühllos? Die Fehler, die hier gemacht werden, werden nachwirken. Weil wir Versäumtes nie wieder nachholen können. Der zweite Tod durch Bürokratie und Verwaltung Wie gut, dass es für diese Lebenslage Beerdigungsunternehmen gibt. Sie werben mit dem »Rundum-sorglos-Slogan«: Wir nehmen Ihnen alles aus der Hand! Sterbebilder aus dem Katalog, ein Sterbespruch, zwei Lieder, ein Normsarg, ein Normgrabstein mit Norminschrift, die Formulare für die Friedhofsverwaltung, die Sterbeurkunde, Kränze, Blumengebinde, ein Trauerredner nebst Orgelspiel – alles perfekt und reibungslos abgewickelt vom Bestatter. Bei der Katalogbeerdigung wird einem tatsächlich wie versprochen alles aus der Hand genommen. Der Trauernde nickt nur noch willenlos ab. In seiner Überforderung überlässt er die Verantwortung für eine würdevolle Trauer einer Entsorgungsindustrie, die den Tod standardisiert und damit nicht mehr erfahrbar macht. Der durchorganisierte Tod Der vorherrschende Gedanke, dem Trauernden in dieser Zeit alle Entscheidungen, jede Mühe abzunehmen, ist grundfalsch. Der durchorganisierte Tod mit seinen Entscheidungszwängen und Scheinbeschäftigungen hält uns von dem eigentlichen, so ungemein wichtigen Prozess des aktiven Trauerns fern. Wir erhalten keine Zeit, selbst herauszufinden, welche Trauer wir für uns und den Verstorbenen für sinnerfüllt halten. Wir lassen uns unsere Toten nehmen. Das ist schlicht unmenschlich. Kaum jemand weiß heute noch, was wir uns damit antun. Wenn Trauer nicht gelebt und erfahren werden darf, verharren und versteinern die Trauernden schließlich in ihrem Leiden; sie kommen nicht ins Gestalten, ins kreative Tun, in die aktive Auseinandersetzung mit ihren eigenen Wünschen und Idealen, wie sich ihre Trauer Bahn brechen soll....


Rinder, Nicole
Nicole Rinder arbeitete bis vor 10 Jahren als Arzthelferin in der Patientenaufnahme eines Gynäkologen. Nie hätte sie sich träumen lassen, bei einem Bestatter zu arbeiten. Bis sie ihren gerade geborenen Sohn verlor und dabei die tröstende Erfahrung machte, genügend Zeit für den Abschied zu haben und ihn intensiv zu erleben, gemeinsam in der Familie zu trauern, zu lachen und zu Weinen und dabei den Schrecken vor dem Sarg und dem Tod zu verlieren – genau das wollte Nicole Rinder auch anderen Menschen ermöglichen. Durch die einfühlsame Begleitung beim Tod ihres Sohnes und die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema, entschloss sie sich zudem, eine Ausbildung als Geburtsvorbereiterin zu machen. Ihr Ziel war es, Rückbildungskurse speziell für Frauen, nach einer Totgeburt oder Neugeborenentod anzubieten. Nicole Rinder führt heute zusammen mit Florian Rauch das Bestattungsunternehmen AETAS.

Rauch, Florian
Florian Rauch wuchs in einer alteingesessenen Münchner Steinmetz-Familie auf, die vornehmlich Grabsteine herstellte. Nach Abschluss seines BWL-Studiums wurde er Geschäftsführer der Münchner Niederlassung des größten Bestattungsunternehmens Deutschlands. 2000 gründete er in München das Bestattungsunternehmen AETAS, um seine Vorstellungen einer positiven Veränderung der Trauerkultur weiterzugeben. Heute ist AETAS eine anerkannte Anlaufstelle für Fort- und Weiterbildungsangebote zu den Themen Tod und Trauer.Florian Rauch studierte BWL und wurde Geschäftsführer eines großen Bestattungsunternehmens. Er befasste sich intensiv mit der Trauerthematik und entwickelte ein ganzheitliches Konzept, das er 2000 mit der Gründung von AETAS in die Praxis umsetzte.


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