Rauch / Rinder / Kern | Wie Kinder trauern | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Rauch / Rinder / Kern Wie Kinder trauern

Ein Buch zum Verstehen und Begleiten

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-641-19419-2
Verlag: Kösel
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Trauer ist eine Antwort der Seele
Wenn Kinder trauern, wenn sie Fragen zu Tod und Sterben haben, brauchen sie Halt und Orientierung. „Wie Kinder trauern“ ist von Fachleuten geschrieben, die täglich mit Kindertrauer zu tun haben. Sie wissen, was es bedeutet, wenn Kinder reagieren: mit Fragen, mit Schweigen, mit Wut, mit Appetitlosigkeit, mit Rückzug. Erklärend und beratend stehen sie Erwachsenen zur Seite, damit Kinder ihre Trauer in einem verständnisvollen, schützenden Umfeld leben können.
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Was ist Trauer? Es ist nicht zu beschreiben, wie kalt und leer es ist. Ich versuche, nicht zu zeigen, wie sehr ich dich vermiss. Meine Freunde tun ihr Bestes, aber das Beste ist nicht gut genug. Für das, was du mir gabst, hat diese Welt kein Substitut. (…) Bei Gott, es fehlt ein Stück, haltet die Welt an. Es fehlt ein Stück, sie soll stehen. Und die Welt dreht sich weiter, und dass sie sich weiterdreht, ist für mich nicht zu begreifen. Merkt sie nicht, dass einer fehlt? Haltet die Welt an, es fehlt ein Stück. Haltet die Welt an, sie soll stehen. Aus dem Lied »Haltet die Welt an« von Glashaus Die Worte aus dem Lied von Glashaus geben wieder, was die meisten Menschen nach dem schmerzlichen Verlust einer geliebten Person empfinden: Das Gefühl, dass das Leben nicht mehr vollständig ist. Dass ein Teil davon herausgerissen wurde. Unwiderruflich. Ein Mensch fehlt für immer. Wenn von Trauer die Rede ist, denken die meisten an den Tod. Getrauert wird, wo gestorben wurde. Ist Trauer also eine Ausnahme in unserem ansonsten trauerfreien Leben? Wenn wir etwas genauer hinschauen, wird schnell klar: Nein. Trauer gehört in vielen Lebensbereichen ganz selbstverständlich zum Leben dazu. Jeder hat schon einmal eine Trennung, eine Kündigung, einen Umzug miterlebt. Phasen, in denen es darum geht, Abschied zu nehmen. Ein Lebensabschnitt endet, ein neuer beginnt. Ein Teil des Lebens verändert sich unwiderruflich. Etwas wird nie mehr so sein wie vorher. Zum letzten Mal diesen Weg gehen, ein letztes Mal diese Tür öffnen, nur noch dieses eine Mal durch diese Räume gehen … Damit umzugehen, ist nicht einfach. Für jeden gibt es einfachere, aber auch schlimme und schwierige Abschiede. Der Verlust eines geliebten Menschen zählt sicher zu den letzteren. Allein die Vorstellung, dass uns das passieren könnte: dass ein Mensch, der uns wichtig ist, plötzlich nicht mehr in unserem Leben ist, nicht mehr morgens neben uns aufwacht, uns nicht mehr abends gute Nacht wünscht, nie wieder lachen wird, nie wieder weinen, nichts mehr erzählen … sein Platz am Esstisch leer bleibt … allein die bloße Vorstellung davon macht den meisten Menschen so viel Angst, dass sie ihr um jeden Preis ausweichen möchten. Viele Eltern möchten auch ihren Kindern diesen Schmerz ersparen. Das Dilemma dabei ist aber: Wir können es nicht. Der Tod kommt. Wir haben nicht die Chance, ihm auszuweichen. Wir haben die Wahl, uns entweder verzweifelt, aber vergeblich vor dem Schmerz zu verstecken – oder die Trauer über den Verlust anzunehmen, den gesamten Trauerprozess zu erleben. Trauer heilt den Schmerz. Niemals so, dass er danach »weg« ist. Doch so, dass er anders wird und wir mit dem Verlust weiterleben können. Unweigerlich wird das Leben nach diesem Todesfall ein anderes sein als vorher. Es wird aber – selbst, wenn das zunächst oft nicht vorstellbar ist – auch wieder schöne und leichte Momente geben. Es kann wieder ein gutes Leben werden. Die Trauer kann sich neben all dem ins Leben integrieren, was schön ist und gut. Sie wird weiter da sein, immer wieder einmal auftauchen. Aber sie wird nicht für immer alles andere überdecken. Die Trauer kann helfen, das Gefühl zu überwinden, dass der Welt für immer etwas fehlt, sie für alle Zeit kaputt, unvollkommen, zerstört sein wird. Doch dafür müssen wir uns dieser Trauer erst einmal stellen. Warum uns die Trauer solche Angst macht Um einen Menschen zu trauern, den wir geliebt haben, ist ganz normal. Unser Herz wird schwer und wir erleben einen großen Schmerz. Die Trauer ist dabei wie ein Weg, der gegangen werden muss. Dass es so schwerfällt, sich auf diesen Weg zu machen, hat neben unserem Bedürfnis, dem Schmerz entkommen zu wollen, auch noch andere Gründe. Unsere Gesellschaft hat sich diesbezüglich verändert. Unser Glaube an die Planbarkeit ist groß geworden. Der Tod aber ist größer und erschüttert diesen Glauben zutiefst, fegt ihn weg: Der Tod ist nicht planbar und alles, was er an Veränderung mit sich bringt, ebenso wenig. Niemand will, dass ein geliebter Mensch stirbt. Wir hoffen, dass nach Krankheit die Genesung folgt oder nach einem Unfall alles wieder gut wird und der geliebte Mensch bei uns bleibt. Wir verdrängen, dass der Tod kommen kann. Bis zu einem gewissen Punkt ist das auch in Ordnung. Aber spätestens, wenn jemand stirbt, muss man sich damit auseinandersetzen. Das Leben hat es so vorgesehen, dass wir sterben. Alle Menschen, alle Lebewesen müssen sterben. Das Mantra der Moderne – »alles muss gut klappen, alles kann perfekt sein, alles ist möglich, wenn man nur will, wir sind unserem Schicksal nicht ausgeliefert« – wird mit dem Tod ad absurdum geführt. Früher war der Tod ein natürlicher Bestandteil des Lebens. Nicht weniger schmerzlich empfunden von denen, die einen Menschen verloren, aber weniger geleugnet als heute. Auch der Umgang mit Kindern, sei es beim Abschied von einem Toten oder auch in anderen Situationen, war früher ein anderer. Kinder liefen oft »mit«, waren selbstverständlicher bei allem dabei. Das ist auch heute noch in anderen Kulturen der Welt so. Doch in unserer Gesellschaft erschweren einige Aspekte den Umgang mit dem Unvorhersehbaren, das zum Leben dazugehört. Zum einen ist uns sehr wichtig, dass alles möglichst gut klappt. Wir möchten glauben, dass wir jederzeit die Kontrolle haben, alles zum Guten wenden können. Zum anderen spielt eine Rolle, dass die Großfamilie verloren gegangen ist. Nur noch ganz selten leben heute mehrere Generationen unter einem Dach. Noch vor etwa hundert Jahren sah das auch bei uns ganz anders aus: Die Großfamilie war der Normalfall. Kinder wurden zu Hause geboren und auch gestorben wurde zu Hause. Der Tote wurde tagelang in einem Raum aufgebahrt, jeder konnte zu ihm gehen und Abschied nehmen. Es gab ein Kommen und Gehen von Familie, Freunden und Nachbarn, Menschen jeden Alters. Der Tod gehörte zum Leben dazu, ganz selbstverständlich. Heute werden viele Erwachsene erstmals mit dem Tod konfrontiert, wenn ihre eigenen Eltern sterben. Nicht selten sitzen wir in unserem Bestattungsinstitut Menschen gegenüber, die uns erklären, dass sie noch nie einen Toten gesehen haben und das jetzt auch nicht mehr brauchen. Beerdigungen finden sie schrecklich, sodass sie diese wenn möglich meiden. Der Grund dafür ist oft große Unsicherheit und Angst. Angst, die eigenen Emotionen nicht im Griff zu haben, von Gefühlen überrollt zu werden. Den natürlichen Umgang mit den Toten erlebt kaum noch jemand. Kaum einer bekommt noch gezeigt, wie das gehen kann. In Alten- und Pflegeheimen wird hinter verschlossenen Türen gestorben. Nur in wenigen Krankenhäusern gibt es Abschiedsräume, in denen man den Toten sehen und beginnen kann, den Tod zu begreifen. Meist werden die Verstorbenen vom Krankenzimmer umgehend in die Kühlung transportiert. Und in diesem Moment beginnt die »Bestattungsrallye«, wie wir es nennen: Die Hinterbliebenen haben Aufgabenlisten abzuarbeiten, für Trauer ist da keine Zeit. Auch nicht für ein Begreifen. Viele Menschen sind in dieser Situation unsicher, haben Angst. Der Schmerz ist zu groß und soll möglichst schnell wieder aufhören. Sind Kinder betroffen, sollen sie erst recht nicht zu viel davon mitbekommen, sind doch die Erwachsenen selbst heillos überfordert. Und so behalten sie – auf den ersten Blick – die Kontrolle über das Geschehene, indem sie versuchen, einfach ihre To-do-Liste abzuarbeiten: Papierkram, Organisation, Leute benachrichtigen, Einladungen, Abmeldungen, Blumenschmuck, Grabstein … Zu funktionieren, das gibt für die erste Zeit auch Halt. Doch die Tage zwischen Tod und Beisetzung sind für den zukünftigen Umgang mit dem Verlust mitentscheidend. Insofern wäre es sinnvoll und hilfreich, in dieser Zeit auf der einen Seite für Stabilität zu sorgen, um sich auf der anderen Seite mit dem Tod und der dazugehörigen Trauer auseinandersetzen zu können. Manche verlieren sich in diesem Gefühlschaos. So kann es passieren, dass Kinder von all dem noch stärker ausgeschlossen werden. Denn auch in der Erziehung gilt heute oft: Alles soll reibungslos laufen. Falls das nicht gelingt, sind die Eltern für Fehler verantwortlich. So betrachtet wird verständlich, warum die meisten Eltern bei einem Todesfall im Umfeld des Kindes herausgefordert sind: Sie sind selbst mit Trauer und ihren eigenen Gefühlen konfrontiert, müssen noch dazu in einer absoluten Ausnahmesituation für ihr Kind da sein. Jede Reaktion des trauernden Kindes wird zudem noch von außen beobachtet und bewertet. Hier die richtigen Prioritäten zu setzen, sich und dem Kind Raum zum Trauern zu verschaffen, das ist oft unglaublich schwer. Entwicklungen, die Hoffnung machen Zum Glück gibt es in den letzten Jahren auch positive Veränderungen im Umgang mit dem Tod. So ist es in Hospizen oder auf Palliativstationen selbstverständlich, dass die Angehörigen sich im Zimmer oder in eigens dafür vorgesehenen Abschiedsräumen verabschieden dürfen. Leider sieht die Wirklichkeit aber noch eher so aus, dass die meisten Menschen im Krankenhaus oder Pflegeheim sterben. Dort entscheidet die Hausphilosophie darüber, wie mit den Toten umgegangen wird. Die meisten Betroffenen bekommen keine Möglichkeit zum Abschied. Trauer ist gesund Die verschiedenen Phasen oder, wie wir es bevorzugt nennen, Farben der Trauer (siehe hierzu auch ab Seite 123) können das Leben hinterbliebener Menschen lange begleiten und sich in verschiedenen Gefühlen zeigen, etwa in Wut, Schmerz,...


Rauch, Florian
Florian Rauch wuchs in einer alteingesessenen Münchner Steinmetz-Familie auf, die vornehmlich Grabsteine herstellte. Nach Abschluss seines BWL-Studiums wurde er Geschäftsführer der Münchner Niederlassung des größten Bestattungsunternehmens Deutschlands. 2000 gründete er in München das Bestattungsunternehmen AETAS, um seine Vorstellungen einer positiven Veränderung der Trauerkultur weiterzugeben. Heute ist AETAS eine anerkannte Anlaufstelle für Fort- und Weiterbildungsangebote zu den Themen Tod und Trauer.Florian Rauch studierte BWL und wurde Geschäftsführer eines großen Bestattungsunternehmens. Er befasste sich intensiv mit der Trauerthematik und entwickelte ein ganzheitliches Konzept, das er 2000 mit der Gründung von AETAS in die Praxis umsetzte.

Rinder, Nicole
Nicole Rinder arbeitete bis vor 10 Jahren als Arzthelferin in der Patientenaufnahme eines Gynäkologen. Nie hätte sie sich träumen lassen, bei einem Bestatter zu arbeiten. Bis sie ihren gerade geborenen Sohn verlor und dabei die tröstende Erfahrung machte, genügend Zeit für den Abschied zu haben und ihn intensiv zu erleben, gemeinsam in der Familie zu trauern, zu lachen und zu Weinen und dabei den Schrecken vor dem Sarg und dem Tod zu verlieren – genau das wollte Nicole Rinder auch anderen Menschen ermöglichen. Durch die einfühlsame Begleitung beim Tod ihres Sohnes und die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema, entschloss sie sich zudem, eine Ausbildung als Geburtsvorbereiterin zu machen. Ihr Ziel war es, Rückbildungskurse speziell für Frauen, nach einer Totgeburt oder Neugeborenentod anzubieten. Nicole Rinder führt heute zusammen mit Florian Rauch das Bestattungsunternehmen AETAS.

Kern, Tita
Tita Kern, geboren 1975, ist Psychotraumatologin und Systemische Familientherapeutin. Nach langjähriger Arbeit als Rettungssanitäterin übernahm sie die Leitung der KIT-Akademie und KIT-Nachsorge (Kriseninterventionsteam München). Sie entwickelte das mehrfach ausgezeichnete Konzept »Aufsuchende Psychosozial-Systemische Notfallversorgung (APSN)« und leitete von 2007-2011 das nach diesem Konzept arbeitende Pilotprojekt »KIDS – Kinder nach belastenden Ereignissen stützen« beim ASB. Von 2011 bis zur Gründung der AETAS-Kinderstiftung verantwortete sie die »Akuthilfe für traumabelastete Kinder und Familien« (APSN) des Trauma Hilfe Zentrums München e.V. Seit 2013 ist sie in der AETAS Kinderstiftung die fachliche Leiterin.


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