Reichl / Schiessl | SPACE 2020 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 17, 340 Seiten

Reihe: SPACE Raumfahrtjahrbücher

Reichl / Schiessl SPACE 2020

Das aktuelle Raumfahrtjahr mit Chronik 2019

E-Book, Deutsch, Band 17, 340 Seiten

Reihe: SPACE Raumfahrtjahrbücher

ISBN: 978-3-944819-47-1
Verlag: Verein zur Förderung der Raumfahrt
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die 17. Ausgabe des Raumfahrt-Klassikers. Nehmen Sie teil am großen Abenteuer unserer Zeit...
Raumfahrt im 21. Jahrhundert: Spannender als Science Fiction. In den SPACE-Jahrbüchern halten wir für Sie die aktuellen Entwicklungen in der Raumfahrt fest. Sachkundig, pointiert, aktuell und spannend

ARTEMIS: Bemannte Mondlandung vorverleg *** Starlink: Begeisterte Kunden, geschockte Astronomen *** Vision SPACE 2040: Ihr Zeittunnel in die Zukunft *** SpaceX: Big Fucking Rocket wird zum Starship *** Hermann Noordung: Vergessener Pionier *** Lunar Gemini: Reserveplan der NASA *** Ein Helikopter auf Titan *** Bemannt zur Venus? *** Science-Fiction Wettbewerb *** Raumfahrtchronik mit Statistik 2018 & 2019 *** SPACE-Panorama – kurz notiert *** und vieles mehr...
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Weitere Infos & Material


Editorial

Themen im Fokus
ARTEMIS – Schon 2024 auf dem Mond?
Vision SPACE 2040 – Ihr Zeittunnel in die Zukunft
Starlink – Begeisterung und Schock
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen
Bemannt zur Venus?
"Big Fucking Rocket" wird zum Starship
Hermann Potocnik – Ein unbekannter Pionier
Mit Gemini zum Mond
Destination Moon – Ein Klassiker wird 70
Pico- und Nanosatelliten mit großer Zukunft
Der stille Held – Zum Tod von Dr. Sigmund Jähn
Ein Helikopter auf Titan

Science Fiction Kurzgeschichten-Wettbewerb: Rückkehr zum Mond
Das Matroschka Prinzip
Der Weg ist das Ziel
Mondschlitten

Raumfahrt-Jahreschronik 01.09.2018 – 31.08.2019
SPACE-Panorama – kurz Notiert

Raumfahrt-Statistik und Glossar
Das Raumfahrtjahr 2018 – Fakten, Fakten, Fakten
Das Jahr 2018: Überblick und Vergleich
Entwicklung der Weltraumstarts in Diagrammen
Detaillierte Statistik der Weltraumstarts 2018
Glossar


ARTEMIS – Schon 2024 auf dem Mond?
Die Vorgeschichte des Projektes ARTEMIS beginnt etwa 2012. Ab diesem Zeitpunkt plante die NASA eine cislunare Kleinraumstation mit der Bezeichnung „Deep Space Habitat“. Vorgesehen war sie als Absprungpunkt für die damals noch verfolgte „Asteroid Redirect Mission“, kurz ARM genannt. Bei diesem Projekt stand die Abwehr potentiell gefährlicher erdbahnkreuzender Asteroiden im Mittelpunkt. Daneben sollten auch Technologievorhaben durchgeführt werden, wie etwa die Entwicklung und Erprobung leistungsfähiger solar-elektrischer Antriebe, Breitband-Laserkommunikation und medizinische Versuche für Langzeitaufenthalte von Menschen im erdfernen Raum. Die meisten dieser Technologievorhaben wurden als Vorstudien für die in einer noch deutlich entfernten Zukunft angedachten bemannten Marsflüge projektiert. Als spektakuläre Show-Einlage sollte im Rahmen der „Asteroid Redirect Mission“ ein sehr kleiner erdnaher Asteroid von nur wenigen Metern Durchmesser aus seiner heliozentrischen Umlaufbahn herausgelöst und in eine hohe Mondumlaufbahn verbracht werden. Dort gedachte man ihn näher zu untersuchen. Landungen auf dem Erdtrabanten wurden in diesem Plan ausdrücklich ausgeschlossen. Ausgangspunkt für dieses seltsam blutarme Szenario war die kurz zuvor erfolgte Stornierung des von Präsident Bush gestarteten Constellation-Programms durch Barack Obama. Obamas Bemerkung zum Thema Mondlandungen ist schon legendär: „Been there, done that“. Also in etwa: „Da waren wir schon mal, somit ist das erledigt“. Der Asteroid Redirect Plan stand jedoch von Anfang an im heftigen Kreuzfeuer der Wissenschaftsgemeinde, aber auch vieler Politiker. Er galt als „Plan ins Nirgendwo“, ohne festes Ziel und auf vagen Vorstellungen aufgebaut. Vor allem die Absicht, den Mond zu umgehen, und stattdessen einen bedeutungslosen kosmischen Mini-Geröllhaufen mit niedriger wissenschaftlicher Relevanz in den Mittelpunkt des Bemühens zu stellen, rief erbitterten Widerstand hervor. Hier hatte man einen wunderbaren vielgestaltigen und immer noch geheimnisvollen Himmelskörper direkt vor der Haustür, so groß wie der gesamte afrikanische Kontinent. Und den sollte man nun links liegen lassen und gegen einige Kubikmeter Chondriten eintauschen, deren wissenschaftlicher Nutzen sehr limitiert wäre. Selbst die nicht unmittelbar an Selenologie interessierten Wissenschaftler fanden Mondlandungen als notwendig, um dort das zukünftige Gerät für die Mars-Missionen erdnah zu erproben, nach Rohstoffen zu suchen oder von seiner Rückseite aus astronomische Beobachtungen zu machen. Auch die NASA – obwohl doch von Obama auf die Durchführung von ARM verpflichtet – verfolgte den Plan nur widerwillig und zögernd und schließlich verschwand er langsam wieder in der Kiste mit den unausgegorenen Vorschlägen. Aus dem, was von der verunglückten Idee übrig blieb, entwickelte sich zwischen 2017 und 2019 der Plan eines internationalen „Deep Space Habitats“, einer Kleinraumstation auf einem weitgeschwungenen, retrograden Orbit um den Mond. Sein Zweck: Absprungpunkt für Mondlande-Einsätze ab 2028 und für bemannte Missionen zum Mars in den späten dreißiger Jahren. Dieses eher gemächlich terminierte Szenario erlebte eine abrupte Beschleunigung, als Vizepräsident Mike Pence bei der Eröffnungsrede zum fünften Treffen des Nationalen Weltraumrates in Huntsville am 28. März 2019 die NASA dazu verpflichtete, innerhalb von nur fünf Jahren die, wie er sagte „erste Frau und den nächsten Mann“ auf dem Mond zu landen. Und siehe da, es war einer der wenigen Pläne der Trump-Administration, der wirklich zündete. Am 13. Mai gab NASA-Administrator Jim Bridenstine dem bis dahin als „Pence-Initiative“ bezeichneten Vorhaben den offiziellen Namen ARTEMIS. Er hätte keine bessere, symbolhaftere und mit Anspielungen durchsetzte Bezeichnung finden können. In der griechischen Mythologie ist Artemis die Zwillingsschwester von Apollo. Sie ist die Göttin des Mondes und der Jagd, und als solche häufig mit ihrem Jagdgefährten Orion unterwegs. Den aber tötet sie aufgrund einer List von Apollo versehentlich, denn der neidet Artemis ihre Fähigkeiten als Jägerin. Nun also – für alle überraschend – eine Mondlandung bis zum Jahr 2024. Die erste Expedition soll zum Südpol des Erdtrabanten führen. Sie dürfte sich dabei an den Apollo-Missionen orientieren und nur zwischen wenigen Stunden und einigen Tagen dauern. Bei dieser ersten ARTEMIS-Landung werden auch nur zwei Astronauten auf die Oberfläche absteigen. Die beiden anderen Besatzungsmitglieder verbleiben in dieser Zeit im Rumpf-Gateway. Pence wünscht sich eine Frau und einen Mann in der Landecrew, wobei die Frau als erste der beiden den Mond betreten soll. Eine neuere Variante ist es, gleich von vornherein zwei Frauen zu entsenden. Der ARTEMIS-Plan läuft über eine Dekade und umfasst nach derzeitigem Stand (September 2019) 37 Starts, mit denen alle Gateway-Elemente, alle Transfermodule, alle Landeelemente und alle Technologie-Unterstützungselemente entweder zum Gateway oder direkt auf den Mond transportiert werden sollen. Nach einem ersten Höhepunkt im Jahre 2024 kulminiert er im Jahre 2028 erneut mit dem „Lunar Surface Asset Deployment“, dem Beginn der Errichtung eines Oberflächen-Außenpostens für Langzeitaufenthalte. Die vorläufige Idee für den Programmablauf bis zur Landung Ende 2024 sieht so aus, dass der erste SLS/Orion-Testflug, die Mission EM-1, etwa Anfang 2021 erfolgt. Dieser Flug ist unbemannt und sehr komplex, mit mehreren Umkreisungen des Mondes auf einem Halo-Orbit und einer Dauer von etwa 21 Tagen. Die Wiederholung dieser Mission mit einer vereinfachten und auf neun Tage verkürzten bemannten Variante dieses Fluges, EM-2 genannt, soll nach derzeitiger Planung im April 2023 stattfinden. Und bereits mit EM-3 soll dann eine Crew gegen Ende 2024 mit der Orion zunächst zum Gateway fliegen und von dort aus zur Mondlandung aufbrechen. Nach dieser ersten Landung, die eher eine Technologiemission darstellt, sollen jährlich weitere, immer etwas anspruchsvollere Landemissionen folgen, bis dann etwa ab 2028 – so wie im ursprünglichen Gateway-Plan vorgesehen – mit Langzeitaufenthalten von jeweils vier Astronauten über mehrere Wochen oder Monate begonnen wird. Etwa ab diesem Zeitpunkt wird dann die Infrastruktur für eine permanente Mondstation entstehen. Dieser Plan beinhaltet alles, was Vizepräsident Pence gefordert hat: Eine beschleunigte Rückkehr von Menschen auf die Mondoberfläche, die spätere Errichtung einer lunaren Basis und das alles mit Hilfe einer Mischung aus den üblichen Aerospace-Giganten wie Boeing und Lockheed und Auftragnehmern aus der New Space-Szene. Mit der vorgezogenen Mondlandung ist ARTEMIS zunächst einmal ein nahezu reines US-Programm (sieht man von den Service-Modulen der Orion-Raumschiffe einmal ab, die von Airbus in Deutschland gebaut werden). Für den Zeitraum 2024 – 2028, in der jährlich je eine weitere bemannte Mondlandung stattfinden soll, ist das Programm dann auch für internationale Partner offen. No bucks, no Buck Rodgers Für die Durchführung des ARTEMIS-Programms braucht die NASA anfangs 1,6 Milliarden Dollar mehr, als im Budget 2020 ursprünglich vorgesehen war. Das umfasste bisher rund 21 Milliarden Dollar. Das zusätzliche Geld sollte zunächst aus Überschüssen des so genannten „Pell Grant Programs“ entnommen werden, einem Fond zur Unterstützung von Studenten und edukativen Programmen. In diesem Topf hat sich in den letzten Jahren ein Überschuss von neun Milliarden Dollar angesammelt. Die geplante „Plünderung“ dieses Fonds rief allerdings sofort den erbitterten Widerstand der Demokraten im Kongress hervor. Dennoch darf man nicht übersehen, dass die ARTEMIS-Mondlande-Initiative auch bei den Demokraten viele Befürworter hat. Das „Startgeld“ muss also woanders her kommen. Von woher genau war im September 2019 noch nicht bekannt. Die 1,6 Milliarden für das Jahr 2020 sind allerdings nicht mehr als eine Anzahlung, denn 2021 bis 2024 wird die NASA jährlich etwa vier bis sechs Milliarden Dollar mehr benötigen, als die gegenwärtige mittelfristige Finanzplanung vorsieht. Die ging von einem stabilen und stetigen 21 Milliarden Dollar-Budget jährlich für die Agentur aus. Diesen erheblichen Mehrbetrag muss der Kongress erst mal bewilligen. Der Termin 2024 ist nicht zufällig so gewählt. Er würde am Ende einer (noch) hypothetischen zweiten Amtszeit von Donald Trump stehen. NASA-Chef Bridenstine gibt ganz offen zu, dass das einen erheblichen Vorteil hätte. Wenn Trump noch im Amt wäre, dann wäre auch die Gefahr, dass die Mondlande-Agenda von der nächsten Regierung gekippt wird nicht ganz so groß. Die Befürchtung, dass die Sache mit den zusätzlich erforderlichen Haushaltsmitteln nicht vollständig aufgehen wird, ist nicht unbegründet. Ein Schlüssel für das Gelingen des Programmes wird daher für die NASA die enge Einbindung und Unterstützung kommerzieller Unternehmen sein. Für diesen Zweck werden so genannte „Partnerschaften“ zwischen Firmen und NASA-Zentren vereinbart, in denen die US-Weltraumbehörde kostenlos ihre Expertise und ihre Anlagen zur Verfügung stellt. Dadurch sollen diese Privatunternehmen davor bewahrt werden, dass sie teure Entwicklungen machen, für die es schon Lösungen gibt. Der Privatindustrie stellt die NASA ihre großen Testanlagen zur Verfügung, damit sie selbst keine neuen bauen muss, und gibt ihnen personelle Unterstützung und Expertise bei Neuentwicklungen. Nicht zuletzt unterstützt die NASA diese Unternehmen bei ihren schwierigen...


Eugen Reichl arbeitet als Raumfahrtexperte bei einem großen Raumfahrtunternehmen. Als Sachbuchautor (u.a. für den Motorbuchverlag und SPACE) hat er die Gabe, Raumfahrt pointiert, verständlich und spannend zu vermitteln. Auch im Radio (z.B. Bayern 2) ist er für Raumfahrtthemen ein gefragter Interviewpartner.


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