E-Book, Deutsch, 26 Seiten
ISBN: 978-3-346-46071-4
Verlag: GRIN Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Kein
Der Begriff der Gerechtigkeit ist in allen Kulturen zu finden und reicht geschichtlich weit zurück. Bereits in frühen Epochen der menschlichen Geschichte wurde Gerechtigkeit sowohl als eine ausgleichende Ordnung in einer Gesellschaft, als auch als personale Eigenschaft eines Menschen innerhalb einer Gemeinschaft verstanden. Zudem herrschte kulturübergreifend die Auffassung vor, dass die Gerechtigkeit göttlichen Ursprungs sei. Diese Sicht findet sich beispielsweise in den alten Kulturen Ägyptens, Mesopotamiens, Alt-Israels und im archaischen Griechenland. Man kann also mit Fug und Recht die Idee der Gerechtigkeit als gemeinsames Erbe der Menschheit bezeichnen.
In der abendländischen Geistesgeschichte führten die Lehren Sokrates zu einer neuen Ebene des Nachdenkens über Gerechtigkeit. Das den Göttern vorbehaltene Wissen um „das Gute“ - und damit auch das Wissen um Gerechtigkeit - wurde zu einer menschlichen Wissenschaft. Damit verbunden wurde den Menschen allerdings die Aufgabe auferlegt, losgelöst von einer göttlichen Weisung selbst zu erkennen, was Gerechtigkeit ist und wie Gerechtigkeit in einer Gesellschaft verwirklicht werden kann. Systematische Betrachtungen über die Gerechtigkeit in der abendländischen Philosophie finden sich insbesondere bei Platon und Aristoteles. Außergewöhnlich wirkmächtig bis in unsere Gegenwart sind insbesondere die Gedanken über Gerechtigkeit von Aristoteles, die er schwerpunktmäßig im V. Buch der Nikomachischen Ethik entfaltet hat.