Rockefeller | Erinnerungen eines Weltbankiers | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 704 Seiten

Rockefeller Erinnerungen eines Weltbankiers

E-Book, Deutsch, 704 Seiten

ISBN: 978-3-86248-750-9
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Geboren in eine der wohlhabendsten und einflussreichsten Familien Amerikas, erzählt David Rockefeller auf überaus spannende und eindrucksvolle Weise die Geschichte seines Lebens. In den 70er-Jahren zählte man ihn zu den mächtigsten Wirtschaftsführern der Welt mit Kontakten von Michail Gorbatschow bis hin zu Ariel Sharon. Seit Dwight D. Eisenhower beriet Rockefeller jeden Präsidenten der Vereinigten Staaten in internationalen Angelegenheiten. Oft wurde er auch als Weltbankier bezeichnet. Grundlage für seine Position war die Chase Manhattan Bank, an der seine Familie beteiligt war und die er von 1960 bis 1981 führte. In dieser Zeit stieg sie zur zeitweise größten Bank der Welt auf. Der Leser wird auf eine Reise durch ein wirklich reiches und beeindruckendes Leben mitgenommen.
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Kapitel 1
Großvater
Es gibt ein Foto von allen Männern der Familie, wie sie am Tarrytown Bahnhof auf den Zug mit dem Sarg meines Großvaters warten, der aus seiner Winterresidenz in Ormond Beach, Florida, kommt. Er war ganz friedlich am 23. Mai 1937 im Alter von 97 Jahren in seinem Bett gestorben. Obwohl als offizielle Todesursache eine Herzmuskelentzündung angegeben wurde, wäre es einfacher zu sagen, dass er an Altersschwäche gestorben war. Ich kannte ihn nur als Großvater und nicht als den »Raubritter« oder den großen Philanthropen in den Geschichtsbüchern. Er war eine konstante Größe in meiner Kindheit gewesen: liebevoll, gutmütig, verehrt von meinem Vater, John D. Rockefeller Jr., und von der ganzen Familie. Wenn ich mir heute das Bild anschaue, finde ich es bemerkenswert, wie gut es unsere Beziehungen untereinander erfasst, wo wir im Leben standen und wohin wir möglicherweise gehen würden. John steht typischerweise ganz am Rand. Mit 31 Jahren ist er der älteste Sohn und damit der Erbe der Dynastie. Nachdem er in Princeton graduiert hatte, steckte Vater ihn in den Vorstand verschiedener Familieninstitutionen, darunter die Rockefeller Foundation, das Rockefeller Institute for Medical Research und Colonial Williamsburg, um ihn auf seine Rolle als Familienoberhaupt vorzubereiten, aber John ist schüchtern und sich seiner Fähigkeiten nicht sicher. Nelson, auch das ist typisch, hat es geschafft, sich selbst genau in der Mitte des Bildes zu platzieren und herrisch in die Kamera zu starren. Mit 29 wird er bald Präsident des Rockefeller Centers werden. Laurance, 27, der Philosoph und Geschäftsmann, blickt in die Weite vor der Kamera. Er war auf dem Weg, ein führender Investor in der Flugzeugindustrie zu werden und bald gemeinsam mit Eddie Rickenbacher, dem Flieger-Ass aus dem Ersten Weltkrieg, einen großen Anteil an Eastern Airlines zu kaufen. Winthrop ist der Attraktivste. Irgendwie Mutter Aldrichs Züge – die man mit Charakter umschreiben könnte –, verbunden mit den Rockefeller-Genen, die beinahe das gute Aussehen von Filmstars verleihen. Win ist der Schwierigste von uns und passte sich nie so ganz an. Jetzt, mit 25, arbeitet er als Raubein auf den Ölfeldern in Texas. Ich bin der Jüngste, 21 Jahre alt, und sehe so aus, als sei ich noch ziemlich feucht hinter den Ohren. Ich habe gerade mein erstes Jahr als Student der Wirtschaftswissenschaften in Harvard beendet und werde im Sommer nach England gehen, um mein Studium an der London School of Economics fortzusetzen. Vater, dem man langsam seine 63 Jahre ansieht, wacht über uns alle, vollkommen direkt, ein freundliches, nettes Gesicht. Vielleicht ein wenig distanziert. Wir brachten Großvater zurück in sein Herrenhaus auf dem Familienbesitz auf den Pocantico-Hügeln, das er und Vater 25 Jahre zuvor gebaut hatten. Dem Namen Kykuit entsprechend, dem holländischen Wort für Ausblick, bietet seine Lage auf den Hügeln einen großartigen Blick auf den Hudson. Am nächsten Tag hielten wir einen Gottesdienst für Großvater ab. Anwesend waren nur die Familie und ein paar engste Freunde. Ich erinnere mich daran, dass es ein wunderschöner Frühlingstag war, die Türen zur Terrasse geöffnet und der Hudson ein glitzerndes Blau unter uns. Großvaters liebster Organist, Dr. Archer Gibson, spielte auf der großen Orgel in der Haupthalle, in der wir als Kinder immer so getan hatten, als spielten wir Theater. Harry Emerson Fosdick, Hauptpfarrer der Riverside Church, die von meinem Vater errichtet worden war, hielt die Grabrede. Als alle nach dem Gottesdienst die Halle verließen, gab mir Mr. Yordi, Großvaters Diener, ein Zeichen. Yordi, ein gepflegter Schweizer, war 30 Jahre lang Großvaters Diener und ständiger Begleiter gewesen. Ich kannte ihn gut, aber er war in meiner Gegenwart immer sehr reserviert. Ich ging zu ihm hinüber. Er zog mich in den inzwischen leeren Gang. »Wissen Sie, Mr. David«, begann er (seit ich mich erinnern kann, redete uns das Personal so an. »Mr. Rockefeller« wäre zu verwirrend bei so vielen Trägern des gleichen Namens gewesen und nur den Vornamen zu nennen, wäre zu familiär gewesen). »Ihr Großvater dachte immer, dass Sie von all Ihren Brüdern die größte Ähnlichkeit mit ihm hätten.« Ich muss sehr überrascht ausgesehen haben. Das war das Letzte, was ich von ihm zu hören erwartet hatte. »Ja«, sagte er. »Sie waren sein absoluter Liebling.« Ich dankte ihm etwas unbeholfen, aber er machte nur eine Handbewegung und sagte: »Nein, nein, ich dachte nur, Sie sollten es wissen.« Ich wusste nicht wirklich, was ich daraus schließen sollte. Ich hatte gedacht, es sei Nelson, aber ich konnte meine Freude darüber nicht verbergen. THE STANDARD
Großvater hatte für fünf Dollar pro Woche als Büroangestellter in einem Warenhaus in Cleveland in Ohio begonnen und schließlich die Standard Oil Company gegründet und geleitet, ein Unternehmen, das praktisch die ganze Ölindustrie der Vereinigten Staaten darstellte, bis der Oberste Gerichtshof 1911 den Konzern nach einem erbitterten Rechtsstreit auflöste. Viele der Unternehmen, die nach der Zerschlagung entstanden, gibt es noch heute: ExxonMobil, Chevron, Amoco und noch etwa 30 weitere. Standard Oil machte Großvater reich, möglicherweise zum reichsten Mann in den USA. Er war aber auch den größten Teil seines Lebens einer der verhasstesten Bürger. Die Boulevardpresse griff die Unternehmenspraktiken von Standard Oil immer wieder an und bezichtigte den Konzern krimineller Machenschaften – inklusive Mord – in dem angeblich unermüdlichen Bestreben, die gesamte Konkurrenz auszuschalten und die Monopolstellung in der Ölindustrie auszubauen. Großvater war das Angriffsziel von Progressiven, Populisten, Sozialisten und anderen, die mit der neuen kapitalistischen Ordnung in Amerika unzufrieden waren. Robert La Follette, der mächtige Gouverneur von Wisconsin, bezeichnete ihn als den »größten Kriminellen seiner Zeit«. Teddy Roosevelt benutzte ihn als Prügelknaben bei seinen Bemühungen, die industriellen Monopole zu Fall zu bringen. Ida Tarbell, die durch ihre Pamphlete vielleicht mehr als alle anderen dazu beigetragen hat, Großvaters Image als habgierigen und skrupellosen Räuberbaron zu manifestieren, schrieb: »Es gibt kaum Zweifel, dass Mr. Rockefeller hauptsächlich deswegen Golf spielt, damit er länger lebt, um mehr Geld zu verdienen.« Heute würden die meisten Historiker zustimmen, dass das damalige Bild von Standard in höchstem Maße voreingenommen und häufig unkorrekt war. Großvater und seine Partner waren harte Konkurrenten, aber sie waren höchstens im Sinne der damals üblichen Geschäftsgebaren schuldig. Es war eine andere Welt in jener Zeit. Nur wenige der Gesetze, die heute den Wettbewerb regeln, waren vorhanden. Standard fungierte als Vorreiter auf dem Gebiet der Wirtschaft: ein neues, noch unerforschtes Territorium, in manchen Fällen buchstäblich wie der Wilde Westen. Sensationsjournalisten idealisierten die ersten Jahre der Ölindustrie als eine Art Garten Eden der Unternehmensgründer. In Wirklichkeit war es ein außerordentliches Massaker. Die Preise kreisten wild durcheinander und es gab große Schwankungen bei der Produktion, es gab entweder zu viel oder zu wenig Öl. Veredler und Produzenten gingen bankrott und wurden über Nacht aus dem Geschäft vertrieben. Großvater war nicht romantisch; er hielt die Situation für spekulativ, kurzsichtig und unwirtschaftlich und er begann hartnäckig, die Verhältnisse zu ändern. Die Anschuldigung, dass Standard Witwen um ihre Anteile betrogen, Konkurrenzunternehmen in die Luft gesprengt und Wettbewerber mit allen verfügbaren Mitteln in den Ruin getrieben hätte – immer wieder munter von Tarbell und anderen wiederholt –, sind reine Erfindungen. Die Wahrheit ist, dass sich Standard bei seinen Geschäften wesentlich ehrenhafter verhalten hat als viele andere Wettbewerber. Während des Konsolidierungsprozesses bot Standard nicht nur einen fairen, sondern häufig auch einen großzügigen Preis für Konkurrenzraffinerien – so großzügig, dass Wettbewerber wieder ins Geschäft einstiegen, nur um die Gelegenheit zu haben, noch einmal aufgekauft zu werden. Großvaters Partner beschwerten sich bitterlich über das ständig gleiche Schema der »Erpressung«, aber er setzte seine Käufe fort, um seinen Plan zu realisieren. Standard war ein Monopol. Auf seinem Höhepunkt kontrollierte das Unternehmen 90 Prozent der inländischen Ölindustrie und bemühte sich ohne Unterlass, die restlichen zehn Prozent auch noch aufzukaufen. Irgendwie sah Großvater nie etwas Negatives darin, den Markt zu beherrschen – nicht für die Besitzer und Arbeiter und auch nicht für die Konsumenten sowie für das Land an sich. Das wird in einschlägigen Werken allerdings ganz anders...


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