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E-Book

E-Book, Deutsch, 190 Seiten

Reihe: Praktische Erlebnispädagogik

Rohwedder Outdoor Leadership

Führungsfähigkeiten, Risiko-, Notfall- und Krisenmanagement für Outdoorprogramme

E-Book, Deutsch, 190 Seiten

Reihe: Praktische Erlebnispädagogik

ISBN: 978-3-944708-40-9
Verlag: ZIEL
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Outdoorprogramme erfreuen sich nach wie vor zunehmender Beliebtheit. Durch die Vielseitigkeit ihrer Inhalte beleben sie sowohl die Erlebnis- also auch die Bildungslandschaft bei uns. Das Buch möchte dazu einladen, differenzierte Führungsfähigkeiten zu entwickeln und konzentriert sich dabei hauptsächlich auf die weichen Faktoren (soft skills) für den Umgang mit Menschen in diesen Programmen. Hilfreiche Modelle aus der Persönlichkeits- und Sozialpsychologie liefern dabei ein praxisnahes Wissen, die als Steuerungsinstrumente in die Arbeit mit Gruppen Outdoor eingesetzt werden können.

Die vorgestellten Risikomanagementstrategien bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Unfallvermeidung und berücksichtigen dabei neueste Erkenntnisse aus der Human Factor Forschung. Da sich auch bei größter Vorsicht Unfälle nicht völlig verhindern lassen, werden bewährte Ablaufstrukturen zum Notfall- und Krisenmanagement vorgestellt. Abschließend wendet sich das Buch der Erstellung von Sicherheitskonzepten zu.
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2. Hilfreiche psychologische Modelle für die Arbeit mit Gruppen 2. Hilfreiche psychologische Modelle für die Arbeit mit Gruppen Sicherheitsfragen werden immer komplexer. Auf der einen Seite liefert uns die Industrie neue Erkenntnisse und Antworten in Materialfragen und auf der anderen Seite ist der Mensch häufig die Ursache für Fehlhandlungen und für Unfälle. Die individuellen Fähigkeiten und die Erfahrung des Menschen können zwar als Sicherheitsressource genutzt werden, als denkendes und fühlendes Subjekt unterliegt er allerdings unterschiedlichen Fehlerquellen. Untersuchungen von Lawinenunfällen in den USA aus den 1990er Jahren kommen zu dem Schluss, dass in den meisten Fällen menschliche Faktoren die Hauptursache für den Lawinenabgang sind (Utzinger; 2003). Blickt man in andere Sicherheitsbereiche wie die der Krankenhäuser, die Luft- oder Seefahrt, so fällt auf, dass rund 75 % aller Unfälle auf menschliche Fehlhandlungen zurückzuführen sind (Buerschapper, Hofinger, St. Pierre, 2005; Bryant, 1991, Kemmler, 2000). Die Psychologie kann uns durch ihre Forschungsergebnisse, Theorien und Modelle eine wertvolle Hilfe sein, grundsätzliche Einschätzungen zum menschlichen Verhalten, aber auch für das Verhalten in sicherheitsrelevanten Bereichen geben. Die hier vorgestellten Erkenntnisse aus der Persönlichkeits- und Sozialpsychologie beziehen sich auf Wahrnehmung, Selbstkonzept, Bedürfnisorientierung, Persönlichkeitseigenschaften und den Einfluss des sozialen Umfelds. Sie sollen dem Leser Anregungen geben, die Wahrnehmung der eigenen Person wie auch die Wahrnehmung von Gruppenprozessen zu verbessern. Nach vielen persönlichen Erfahrungen komme ich zu dem Schluss, dass diese Wahrnehmungsfähigkeit einen wichtigen Teil sicherheitsbewussten Handelns darstellt. 2.1 Selbstwahrnehmung und Selbstkonzept Der Mensch hat im Laufe der Evolution eine Vielzahl von Organen zur Aufnahme von Informationen entwickelt, die ihn in die Lage versetzen, ein breites Spektrum komplexer Sinnesreize zu verarbeiten. Unsere Sinne sind dabei Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten, aber auch Temperaturempfinden, Gleichgewichtsinn, Bewegungsempfinden und Schmerzempfinden. Das Hauptziel der Wahrnehmung besteht darin, ein Bild der Welt zu entwerfen, in dem wir uns zurechtfinden. Der Verarbeitungsprozess der Wahrnehmung vollzieht sich dabei in drei Stufen: Empfinden Organisieren von Eindrücken in Farben, Strukturen, Figuren, Hintergründe … Identifizieren und einordnen, um dem Wahrgenommenen eine Bedeutung zu verleihen Die Sinneswahrnehmung und deren Bedeutungszuschreibung bilden die Grundlage für das Handeln (Zimbardo 1996, S. 105). Dementsprechend hängen Entscheidungen und Verhalten einer Person nicht nur von der Sinneswahrnehmung selbst, sondern insbesondere von der Interpretation, Einordnung und Bewertung des Wahrgenommenen ab. Da Letzteres auf der Grundlage individueller Lernerfahrungen erfolgt, erklärt es auch die individuellen Unterschiede in Bezug auf Risikoverhalten. Die Bedeutung der Wahrnehmung und Informationsverarbeitung in Bezug zur Urteilsbildung in Risikosituationen wird im Kapitel 3.5 „Wahrnehmung und Entscheidungsfindung“ noch ausführlicher dargestellt. Neben der Wahrnehmung der Umwelt spielt auch die Selbstwahrnehmung einer Person eine bedeutende Rolle. Diese beginnt etwa ab dem zweiten Lebensjahr und wird dann zunehmend komplexer. Mit unseren kognitiven Fähigkeiten, wie beispielsweise unserer Aufmerksamkeit, unserer Erinnerung und unserem Lernvermögen, konstruieren wir allmählich ein Bild von der Welt und ein Verständnis von uns selbst. Unsere Einstellungen, unsere Überzeugungen und Werte, an denen wir uns orientieren, werden durch Erziehung, das soziale Umfeld und durch Bezugspersonen geprägt. Dabei suchen wir durch positive Rückmeldungen stets Bestätigungen für unsere Überzeugungen. Dies hilft uns, eine möglichst günstige Sichtweise unseres Selbst aufrechtzuerhalten. Wenn wir in der Beobachtung unseres eigenen Verhaltens feststellen, dass wir uns in einer Weise benommen haben, die uns irrational, oder dumm erscheint, erleben wir ein deutliches Unbehagen. Die Theorie der „kognitiven Dissonanz“ (Festinger, 1957, zitiert nach Aronson, Wilson, Akert, 2004, S.188) ist eine Motivationstheorie, die besagt, dass Unbehagen und Erregung das sind, was das Individuum motiviert, Einstellungen und Verhalten zu verändern. Das unangenehme Gefühl ist also hierfür eine notwendige Bedingung. Um diese Dissonanz zu reduzieren, können wir beispielsweise in Bezug auf unsere Risikobewertungen drei unterschiedliche Strategien verfolgen: Wir können unser Verhalten verändern (hohe Risiken werden in Zukunft vermieden). Wir können unser Verhalten rechtfertigen, indem wir die Dissonanz herunterspielen (Das eingegangene Risiko war gar nicht so hoch). Wir können aber auch die Einstellung verändern (Risiken machen das Leben erst lebenswert). Wie wir uns also in Risikosituationen verhalten, hängt von unserem Blickwinkel ab und der Art und Weise, wie wir diese Situationen deuten. Unser Selbst wird auch durch einen „Sozialen Vergleich“ (Festinger 1954, zitiert nach Aronson, Wilson, Akert, 2004, S. 176) geprägt. Mit wem wir uns vergleichen ist dabei abhängig von unseren Zielen. Wenn wir unseren Selbstwert steigern wollen, vergleichen wir uns mit Menschen, die nicht so gut sind, wie wir selbst. Dieser „abwärts gerichteter Vergleich“ lässt uns einfach etwas besser fühlen. Wenn es uns aber um Informationen darüber geht, wofür es sich lohnt zu kämpfen, werden wir einen „aufwärtsgerichteten Vergleich“ (Aronson, Wilson, Akert, 2004, S. 176) suchen. Bei diesem vergleichen wir uns mit Menschen, die besser sind als wir. Aus den Informationen, wie wir sind und wie wir sein wollen, entwickeln wir dann letztlich ein Konzept von uns Selbst, das „Selbstkonzept“ (Aronson, Wilson, Akert, 2004, S. 151). Dies beeinflusst wiederum die Aufnahme, Verarbeitung und Wiedergabe von Informationen. Ein optimistisches Selbstkonzept wird also in Gefahrensituationen sich einer gewissen positiven Färbung nicht gänzlich verwehren können. Man könnte auch sagen, dass unser Selbstkonzept ein Buch mit faszinierenden Inhalten darstellt und gleichzeitig ist es auch der Leser des Buches, der in jedem Augenblick auf ein bestimmtes Kapitel zugreifen oder auch ein neues hinzufügen kann. 2.2 Soziale Wahrnehmung Soziale Wahrnehmung ist eine wichtige Kompetenz bei der Arbeit mit Gruppen. Sie beschreibt die Fähigkeit, zwischenmenschliche Interaktionen und gruppendynamische Prozesse zu spüren und zu erkennen. Auf der Basis dessen, was wir in der Vergangenheit an sozialen Situationen erlebt und welche Erfahrungen wir mit ihnen gesammelt haben, entwickeln wir im Laufe der Zeit gewisse „Schemata“ (Markus, 1977, S. 63 – 78) von Menschen und sozialen Situationen. Schemata sind mentale Strukturen oder Muster, die uns helfen, soziale Situationen zu kategorisieren und zu interpretieren. Sie sind ausgesprochen wichtig für die Organisation unserer sozialen Umwelt und dafür, ihr einen Sinn zu geben. Sonst müssten wir jede Situation mit Menschen wie beim ersten Mal neu einordnen und wieder mit einer Bedeutung versehen. Bei einer Begegnung mit unbekannten Teilnehmern beispielsweise, werden wir schnell Annahmen darüber bilden, welchen Menschentyp wir vor uns haben. Mit viel Erfahrung können wir schnell ableiten, wie sich Menschen möglicherweise in kritischen Situationen verhalten. Das kann in Gefahrensituationen äußerst hilfreich sein. Die Grundlage für diese Annahmen ist das Gedächtnis, in dem die persönlichen Lernerfahrungen gespeichert sind. Diese Annahmen können dann bei weiterer Beobachtung der Betroffenen bestätigt, ergänzt oder in Frage gestellt werden. Je mehrdeutiger allerdings eine Person oder eine soziale Situation ist und je zweifelhafter die daraus resultierende Information ist, desto eher werden feste Schemata herangezogen, um Wahrnehmungslücken zu schließen (Aronson, Wilson, Akert, 2004, S. 64). Diese können jedoch falsch sein und uns zu verkehrten Einschätzungen und Schlussfolgerungen einer Situation führen. Hier kann ein regelmäßiger Austausch mit Kollegen Abhilfe schaffen. Soziale Kompetenzen, wie sie bereits in Kapitel 1.3.1 beschrieben wurden, fördern natürlich soziale Wahrnehmungsfähigkeiten. 2.3 Fremdwahrnehmungen als Korrektiv Unsere Wahrnehmung ist also subjektiv, selektiv und auf Nützlichkeit ausgerichtet. Aus diesem Grund sind wir manchmal blind für Fehleinschätzungen. Menschen sind manchmal sehr damit beschäftigt Recht zu haben und unternehmen dann alles, ihre Selbstüberzeugung und ihre Handlungen zu verteidigen. Rechtfertigende Gedanken stellen eben ein probates Mittel dar, einen positiven Selbstwert zu erhalten oder einen gefährdeten wieder herzustellen. Die Diskrepanz wird unter Umständen auch durch Vermeidung persönlicher Verantwortung reduziert. In der „Attributionstheorie“ von Heider (Heider, 1958) sucht der Mensch die Ursachen seines Handelns in unterschiedlichen Bereichen. Zum einen können diese internal, also durch ihn und seine Einstellungen, seinen Charakter und seine Persönlichkeit begründet sein. Zum anderen liegen sie external und sind durch äußere Bedingungen und Situationen bedingt. Wir neigen beispielsweise dazu, unsere Erfolge uns selbst zuzuschreiben, also zu attribuieren und für unsere Niederlagen situative Bedingungen, die jenseits unserer...


Pit Rohwedder ist staatlich geprüfter Berg- und Skiführer mit Zusatzausbildung Erlebnispädagogik, Kommunikationspsychologie und systemischer Organisationsberatung. Seit 1997 ist er Lehrtrainer bei namhaften Anbietern von Fachsport und erlebnispädagogischen Zusatzausbildungen.


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