Roth | Struktur der medizinischen Notfallversorgung in Deutschland | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 292 Seiten

Roth Struktur der medizinischen Notfallversorgung in Deutschland

E-Book, Deutsch, 292 Seiten

ISBN: 978-3-17-035394-7
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die medizinische Notfallversorgung in Deutschland besteht aus mehreren Bausteinen, die eine bestmögliche Versorgung der betroffenen Personen sicherstellen soll. Das Buch erläutert die Struktur der medizinischen Notfallversorgung in Deutschland und stellt die Gesetze zur Sicherstellung dieser Versorgung vor. Eine Beschreibung der Ersten Hilfe durch Laien und First Responder sowie die rettungsdienstliche und ambulante klinische Versorgung runden das Thema ab.
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2    [30]Struktur der medizinischen Notfallversorgung
Das Buch unterscheidet im Rahmen der Struktur zur medizinischen Notfallversorgung zwei Bereiche – den präklinischen sowie den klinischen Bereich. Die präklinische Versorgung beinhaltet dabei alle Teile außerhalb eines Krankenhauses, wie u. a. die Erste Hilfe, die Helfer vor Ort bzw. First Responder, den Rettungsdienst sowie den vertragsärztlichen Bereitschaftsdienst/Notdienst. Im Vergleich hierzu beschreibt die klinische Notfallversorgung die Einrichtungen in einem Krankenhaus sowie deren Verteilung und Fachdisziplinen, welche sich mit der Akutbehandlung von Notfällen beschäftigen. Diese zwei Strukturen werden in den nachfolgenden Abschnitten einzeln beschrieben und detailliert erläutert, wodurch das Verständnis für unterschiedliche strukturelle Bedingungen verbessert werden soll. 2.1   Präklinische Notfallversorgung
Der größte Teil der notfallmedizinischen Struktur in Deutschland, die präklinische Notfallversorgung, kann am einfachsten mittels eines zeitlichen Ablaufschemas beschrieben werden. Die sogenannte Rettungskette, die in jedem Erste-Hilfe-Kurs gelehrt wird, ist in Bild 4 dargestellt. Sie stellt den zeitlichen Ablauf eines Notfalles dar, unabhängig davon, ob dieser im häuslichen Umfeld oder z. B. auf der Straße stattfindet. Die Rettungskette wird in vielen Literaturquellen jedoch mit einer unterschiedlichen Anzahl an Gliedern dargestellt, so kann sie zwischen vier und sechs Glieder besitzen. Die häufigste Form der Rettungskette besitzt jedoch fünf Glieder. Da diese Version auch nach Meinung des Autors alle relevanten Ebenen berücksichtigt ohne zu detailliert auszufallen, wird im Folgenden auf die Rettungskette mit fünf Gliedern verwiesen (Bild 4). Bild 4: Rettungskette mit fünf Gliedern Ein wesentlicher Wert wird bei dieser Version auf das erste Glied, das Absichern und den Eigenschutz, gelegt. Diese beiden Maßnahmen stellen gerade für nichtqualifizierte Helfer, wie u. a. Fahrer eines Pkw, die meist vor Jahren einen Erste-Hilfe-Kurs besucht haben (Ersthelfer), ein relevantes Glied dar. Es verdeutlicht die enorme Bedeutung, die Unfallstelle abzusichern, um sich selbst sowie andere Helfer nicht in Gefahren zu bringen. Da dies häufig in der Realität vernachlässigt wird, kommt es in Deutschland leider regelmäßig vor, dass Ersthelfer durch fehlende oder mangelnde Absicherung der Unfallstelle verletzt oder sogar getötet werden. Im September 2015 hielt ein [31]35-jähriger Mann auf der A3 an, um einem 20-jährigen verunglückten Autofahrer zu helfen. Ein weiterer Autofahrer übersah das Unfallfahrzeug und erfasste den 35-jährigen Ersthelfer so, dass dieser noch an der Unfallstelle verstarb (Wochenblatt, 2015). Dies ist nur einer von vielen Fällen, in welchem ein Ersthelfer Schäden davontrug. Zur Sicherheit der Ersthelfer gehört jedoch nicht nur die Absicherung einer Unfallstelle, sondern auch der eigene Schutz vor Gefahren. Aus diesem Grund muss unter anderem auch seit dem 01.07.2017 in jedem Pkw mindestens eine Warnweste (in den Farben rot, gelb oder orange) mitgeführt werden. Die Anzahl der vorgeschriebenen Westen variiert in den verschiedenen Ländern, sodass bei längeren Fahrten für jeden Sitzplatz oder zumindest jeden Mitfahrer eine Weste vorhanden sein sollte. Unfälle, die durch »Übersehen« geschehen, können mit diesem einfachen Mittel zumindest eingegrenzt – wenn auch wahrscheinlich nicht vollends verhindert – werden. Gemäß der aktuell gültigen Norm DIN 13164 sind in Verbandkästen für Pkw medizinische Einmal-Handschuhe enthalten. Diese können Helfer vor Körperflüssigkeiten von Betroffenen und somit vor ansteckenden Erkrankungen bewahren. Darauf aufbauend folgt das zweite Glied, in welchem der Notruf sowie die ersten Maßnahmen, die Sofortmaßnahmen, durchgeführt werden. Damit aber in Deutschland überhaupt qualifizierte medizinische Hilfe zum Notfallort gelangt, muss ein Notruf abgesetzt werden. Doch wie setzt man diesen ab und welche Informationen werden für das Einsatzprotokoll benötigt? Die Erfahrung zeigt, dass viele Ersthelfer bereits kurze Zeit nach einem Erste-Hilfe-Kurs vergessen haben, welche Rufnummern für den Notruf vorhanden sind und welche Informationen in einem Notruf mitgeteilt werden müssen. In Deutschland gibt es seit mehreren Jahren die einheitliche Notrufnummer 112, welche auch am 29.07.1991 im Ministerrat der EU beschlossen wurde. So sollte zeitnah eine Umsetzung der Notrufnummer in Europa stattfinden. Dieses Vorhaben gelang kaum und auch die Bürger der Länder wussten von dieser Veränderung meist [32]nichts. In Deutschland wurde dies durch den Eurobarometer (öffentliche Meinungsumfrage) 2013 deutlich, in welchem nur 17 Prozent der Bürger wussten, dass eine europaweite Notrufnummer – die 112 – vorhanden ist (European Comission, 2013). In Deutschland gelten grundsätzlich die nachfolgend aufgeführten Rufnummern: Feuerwehr 112 Rettungsdienst 112 Krankentransport Je nach Region unterschiedlich.
Häufig auch über die 112 oder die 19222*
bzw. regionale Telefonnummern Polizei 110 Ärztlicher Bereitschafts-/Notdienst 116 117 * Bei der Nummer 19222 muss die örtliche Vorwahl verwendet werden. Zusätzlich hierzu gibt es weitere Rufnummern die bundesweit erreichbar sind und sich um spezielle Fragestellungen kümmern. Beispielshaft hierfür stehen folgende Kontaktadressen: Verband deutscher Druckkammerzentren e. V. 0800/00 04 88 1 Telefonseelsorge 0800/1 11 01 11 0800/1 11 02 22 116123 Hilfstelefon Schwangere in Not – anonym und sicher 0800/40 40 020 Kinder- und Jugendtelefon 116 111 Sperr-Notruf 116 116 Behördennotruf 115 Elterntelefon 0800/1 11 05 50 Hilfetelefon »Gewalt gegen Frauen« 0800/0 11 60 16 Für den besonderen Fall einer Vergiftung gibt es über den allgemeinen Notruf der 112 auch noch die Zentralen des Giftnotrufes. Bei diesen kann man Informationen zu besonderen Stoffen erhalten, wenn sich jemand mit einer Substanz vergiftet hat, es aber unklar ist, womit und in welcher Menge nun der Stoff zu sich genommen wurde und welche konkreten Symptome bzw. Wirkungen entstehen können. Die Giftnotruf-Zentralen sind auf acht Gebiete aufgeteilt, wobei sich mehrere Bundesländer eine Zentrale teilen. Dies hängt häufig damit zusammen, dass die Kontakte bei [33]Universitäten angegliedert sind und damit ein 24 h Notfall- und Informations-Service gewährleistet werden kann. Baden-Württemberg Universitätsklinikum Freiburg 0761/19240 Bayern Klinikum rechts der Isar (TU München) 089/19240 Berlin, Brandenburg Charité Berlin 030/19240 Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen Universitätsmedizin Göttingen 0551/19240 Hessen, Rheinland-Pfalz Universitätsmedizin Mainz 06131/19240 Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen Helios Klinikum Erfurt 0361/730730 Nordrhein-Westfalen Universitätsklinikum Bonn 0228/19240 Saarland Universitätsklinikum des Saarlandes 06841/19240 Nachdem man für einen Notfall die richtige Rufnummer – in medizinischen lebensbedrohlichen Notfällen – die 112 gewählt hat, stellt sich die Frage, was muss alles gesagt werden bzw. was passiert daraufhin? Dafür hat man die bereits weit bekannten 5 »W«-Fragen (siehe Bild 5) definiert, die die Grundpfeiler eines Notrufes bilden. Bild 5: Die 5 »W«-Fragen des Notrufes [zurück] [34]Der wichtigste Pfeiler ist nach Ansicht des Autors die 5. W-Frage: »WARTEN auf Rückfragen!«. Begründet wird dies durch die Notfallsituation und den damit verbundenen Stress des Betroffenen. In dieser Ausnahmesituation produziert der Körper mehr Adrenalin, wodurch eventuell vorhandenes Wissen nicht direkt greifbar...


Karsten Roth, M. Sc. Rettungsingenieurwesen, ist Notfallsanitäter, Praxisanleiter und Organisatorischer Leiter Rettungsdienst. Er arbeitet als Dozent im Rettungsdienst und bildet Führungskräfte für das Ehrenamt aus. Zudem promoviert er an der Technischen Universität Berlin im Bereich Public Health.


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