Rothschild | Todsicher oder die erstaunlichsten Fälle der Rechtsmedizin | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

Rothschild Todsicher oder die erstaunlichsten Fälle der Rechtsmedizin

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

ISBN: 978-3-86189-797-2
Verlag: Militzke Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Die unbekannte Leiche im Teppich, der Tote in der Badewanne, der plötzliche Fund eines seit Jahrzehnten vermissten Liebespaares in seinem Fahrzeug am Grund des Achensees oder die mysteriöse Explosion eines Bauwagens: Dies sind nur einige von zahlreichen ungewöhnlichen und spannenden Fällen, die von Rechtsmedizinern aus Deutschland und Österreich untersucht und hier berichtet werden. Mal sind die authentischen Fälle zum Gruseln, gelegentlich auch zum Schmunzeln. Alle geschilderten Fälle verbinden menschliche Schicksale, die ohne kriminalistischen Spürsinn und rechtsmedizinisches Wissen unaufgeklärt geblieben wären.
Das Buch schildert die Arbeit der modernen Rechtsmedizin und gibt Einblicke in das Berufsleben und auch das Seelenleben der Menschen, die diesen Beruf ausüben. Der Umgang mit Toten und auch lebenden geschädigten Personen wird nicht nur aus professioneller, sondern auch aus menschlicher Sicht geschildert. Selten wurde Fachwissen so spannend dargestellt.
Rothschild Todsicher oder die erstaunlichsten Fälle der Rechtsmedizin jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Besuch der alten Dame Dienstag, 7 Uhr, ein friedlicher Sommermorgen, der einen angenehmen Tag verspricht. Juri und Alexander klingeln an der Haustür von Frau Blum, einer älteren Dame. Sie sind mit zwei weiteren Bekannten aus der polnischen Kleinstadt Zagan nach Oberhessen gekommen, um das Haus von Frau Blum zu renovieren. Frau Blum bezahlt gut, bietet eine angenehme Arbeitsatmosphäre und spendiert hin und wieder auch mal eine Kiste Bier. Seit drei Wochen renovieren die vier Arbeiter nun das Haus, der Keller wird ausgebaut, ein Schwimmbad angelegt und das Dachgeschoss modernisiert. Juri und Alexander warten, dass ihnen jemand öffnet. Doch nichts geschieht. Auch nach weiterem Klingeln und Klopfen bleibt alles still. Die Stimmung der beiden Männer schlägt in eine Mischung aus Besorgnis und Ärger um. »Was ist los, Juri, die Babcia ist doch sonst in aller Herrgottsfrühe wach, wo bleibt sie denn?« Alexander wird ungehalten, denn das frühe Aufstehen fällt ihm nicht gerade leicht. Als nach weiteren zehn Minuten noch immer kein Lebenszeichen nach draußen dringt, beschließt Alexander, sich an den Nachbarn zu wenden. Dieser eilt herbei und öffnet das Haus mit einem Zweitschlüssel. Die drei Männer betreten das Haus. Eine irritierende Stille empfängt sie. Üblicherweise frühstückt Frau Blum um diese Zeit auf der Terrasse. Doch dort ist niemand. Noch nicht einmal der Frühstückstisch ist gedeckt. Der Nachbar vermutet, dass Frau Blum möglicherweise die gerade ausgestrahlte Aufzeichnung des hessischen Volksmusikfestivals ansieht und deshalb die Klingel nicht hörte. Aber auch hier Fehlanzeige. Das Haus scheint leer zu sein. Nur ein paar Fliegen kreisen ziellos umher. Die Männer suchen nun im oberen Stockwerk weiter. Im Schlafzimmer entdeckt Juri dann Frau Blum. Sie liegt auf ihrem Bett, lediglich mit einem grünen Nachthemd bekleidet.Sie liegt auf ihrem Bett, lediglich mit einem grünen Nachthemd bekleidet. Frau Blum kann ihren Besuch jedoch nicht mehr begrüßen, sie ist tot. Entsetzt ruft Juri nach den beiden anderen Männern. Überall ist Blut! Juri entdeckt mehrere Einstiche im Brustbereich. Bis auf die Tatsache, dass das Bett stark zerwühlt ist, finden sich auf den ersten Blick jedoch keine Anzeichen für einen Kampf oder ein gewaltsames Eindringen einer anderen Person. Alexander muss sich übergeben. Er ist zwar ein hartgesottener Kerl, aber dies ist zuviel für ihn. Er schafft es gerade noch ins Bad. Der Nachbar ist völlig geschockt, er kennt Frau Blum schon seit fast vierzig Jahren und jetzt das! Weshalb musste Frau Blum sterben? Er alarmiert von Frau Blums Telefon aus Polizei und Notarzt. Bis zu deren Eintreffen gehen sie vorsichtig durchs Haus. Leise sprechen sie über das Verbrechen, suchen nach Einbruchsspuren und Hinweisen, die ihnen ein Verstehen der Tat ermöglichen sollen. Ist der Täter vielleicht noch im Haus? »Wo sind eigentlich unsere Kumpel Mirko und Igor?«, fragt Alexander. Mirko sollte längst da sein, er hatte sich viel für heute vorgenommen. Igor dagegen, so erklärt ihm Juri, habe sich für heute abgemeldet, er wolle wegen des Kribbelns in seinen Händen zum Arzt gehen. »Vielleicht kommen sie noch«, meint Alexander. Wenige Minuten später erscheint die Kriminalpolizei vor Ort, kurz darauf auch der Rettungswagen. Dem Notarzt bleibt nichts weiter zu tun, als einen Leichenschauschein auszustellen, mit der Eintragung »Nichtnatürlicher Tod«. Mittlerweile ist es 8:30 Uhr. Inzwischen ist Igor eingetroffen, der ebenfalls sichtlich erschüttert ist. Mirko dagegen ist noch immer nicht erschienen. Nachforschungen in seiner Unterkunft ergeben, dass Mirko dort schon seit gestern Abend nicht mehr aufgetaucht ist. Daraufhin wird von der Kripo eine deutschlandweite Fahndung mit Personenbeschreibung ausgelöst. Für den Fall, dass Mirko beabsichtigt, in seine Heimat zu reisen, werden die Grenzbeamten an der polnischen Grenze informiert. Er muss unbedingt verhört werden, vielleicht kann er in diesem Fall wichtige Hinweise geben. Während die Polizei die Spurensicherung an fordert und mit der Tatortarbeit beginnt, wird die Leiche vom ortsansässigen Bestatter in das Institut für Rechtsmedizin transportiert. Bei der noch am gleichen Vormittag durchgeführten Obduktion werden fünf Stichverletzungen entdeckt, zwei davon zerstörten die linke Herzkammer bzw. die Lungenschlagader von Frau Blum – absolut tödliche Verletzungen. Insgesamt sind fast zwei Liter Blut in die Bauchhöhle ausgetreten. Während der Obduktion werden weitere Spuren eines tätlichen Übergriffes aufgedeckt: Die Muskulatur im Halsbereich ist blutunterlaufen, was auf einen Angriff gegen den Hals schließen lässt, wahrscheinlich durch Würgen. Zu dieser Diagnose passen auch die punktförmigen Einblutungen in die Augenbindehäute, sogenannte Petechien, sowie der Bruch eines Kehlkopfhornes, einem Bestandteil des Kehlkopfskelettes. Die Tatsache, dass der Angriff gegen den Hals Blutungen zur Folge hatte, spricht dafür, dass dieser noch zu Lebzeiten erfolgte, also höchst wahrscheinlich vor den tödlichen Messerstichen stattgefunden hat. Aus der großen Menge an Blut in der Körperhöhle kann außer dem geschlossen werden, dass die Stiche bei noch bestehender Kreislauftätigkeit erfolgten. Fast zwei Liter Blut können nur aktiv durch die Herztätigkeit aus dem Kreislaufsystem gepumpt werden, ein passives Bluten führt nicht zu einem derartig großen Blutverlust. Auf den Handrücken beider Hände finden sich glattrandige Verletzungen, die von einem Messer stammen können. Möglicherweise handelt es sich um Abwehrverletzungen, die entstanden wären, wenn Frau Blum ihre Hände schützend vor ihren Körper gehalten hätte. Die später durchgeführte Wundalterbestimmung der Verletzungen auf der Hand und der Einstiche im Brustbereich zeigen, dass alle Wunden etwa zur gleichen Zeit entstanden sind und der sofort nach einer Verletzung eintretende Wundheilungsprozess nur wenige Minuten an dauerte, der Tod somit kurz nach den Verletzungen eintrat. Routinemäßig werden im Rahmen der Obduktion mittels Wattetupfern Abriebproben von den Fingernägeln genommen, um diese später auf Fremd-DNA zu untersuchen – vielleicht hat Frau Blum den Täter ja gekratzt und auf diesem Weg sind Hautzellen des Täters hierhin gelangt. Mittels angefeuchtetem Wattetupfer wird außer dem eine Abriebprobe vom Hals am Ort der starken Einblutung abgenommen, hier hat der Täter möglicherweise zugedrückt und Hautpartikel von seinen Fingern am Hals hinterlassen. Zusätzlich werden am Körper der Toten mehrere lose Haare gesichert. Die Obduktionsbefunde ergeben insgesamt keine Hinweise auf einen Tod aus anderer Ursache als den schon am Tatort offensichtlich erscheinenden, die Stichverletzungen im Brustbereich. Die Obduktion hat darüber hinaus Hinweise für den Tathergang geliefert: Frau Blum wurde zunächst am Hals gewürgt, offensichtlich jedoch nicht mit dem gewünschten Erfolg. Daraufhin hat der Täter sein Opfer mit einem Messer attackiert. Das Opfer hat sich wahrscheinlich nicht aktiv gewehrt, denn dann wären Verletzungen auf den Handinnenflächen zu erwarten gewesen. Die Verletzungen auf den Handrücken deuten jedoch eher auf eine Schutzhaltung während des Angriffes hin. Um Hinweise auf den Kreis der möglichen Täter zu erhalten, sucht die Kripo am Tatort nach Fingerabdrücken und biologischem Spurenmaterial, das für eine DNA-Analyse geeignet ist. Es soll geklärt werden, wer sich im Haus der Frau Blum aufgehalten haben könnte und ob dies nur tatortberechtigten Personen, also Frau Blum selbst, Juri, Alexander und deren Kumpel, sowie Freunde und Angehörige der Frau Blum gewesen sind. Für die DNA-Analyse werden Zigarettenkippen, Trinkgläser, Hautschüppchen und Haare gesichert. Man sucht auch nach Blutspuren, vielleicht hat ja eine Auseinandersetzung stattgefunden, in deren Verlauf sich auch der Täter verletzt hat. Besonderes Augenmerk wird dabei auch auf den Fundort gelegt: Sind die Blutspuren nur im Schlafzimmer oder auch anders wo vorhanden? Derlei Informationen sind für eine genaue Rekonstruktion des Tatherganges außerordentlich wichtig. Im Spurenlabor der Rechtsmedizin werden mittels der zahlreichen Tatortspuren sowie an den Proben der tatortberechtigten Personen, also zunächst den Arbeitern und dem Nachbarn, DNA-Profile erstellt. Entscheidende Spurenträger sind natürlich auch die Abriebproben, die während der Obduktion unter den Fingernägeln und am Hals gesichert werden konnten. Ein DNA-Profil stellt charakteristische genetische Merkmale einer Person dar, anhand derer diese identifiziert werden kann. Diese Merkmale werden in Form eines quasi individualspezifischen Zahlencodes erfasst und sind so – neben der Möglichkeit eines direkten Merkmalsabgleiches mit dem Profil eines Tatverdächtigen – auch für den computergestützten Abgleich mit einer DNA-Datenbank geeignet. Unwägbarer Faktor bleibt bei derartigen Untersuchungen stets die Gefahr, dass die aufgefundenen und durch eine DNA-Analyse charakterisierten Spuren in Wirklichkeit gar nichts mit der Tat zu tun haben und schon zuvor am Tatort hinterlassen worden sind, vielleicht einfach nur vom Briefträger. Aber wer weiß, es soll ja auf keinen Fall etwas übersehen werden. Nach wenigen Tagen liegen die ersten Untersuchungsergebnisse vor. Die Befunde der DNA-Analyse von den Asservaten aus Frau Blums Haus führen zunächst nicht weiter. Blutspuren konnten lediglich im Schlafzimmer gesichert werden. Dies deutet darauf hin, dass der Täter scheinbar nicht verletzt worden ist, zumindest nicht so schwer, dass er massiv geblutet und sein Blut anderswo im Haus verteilte hätte. Die im Haus sichergestellten Zigarettenkippen, Haare und die Abriebproben von den Trinkgläsern und...


Markus A. Rothschild, Jahrgang 1962, leitet das Institut für Rechtsmedizin der Universität zu Köln und war Berater der ZDF-Serie "Der letzte Zeuge".


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.