Saimeh | Grausame Frauen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Saimeh Grausame Frauen

Schockierende Fälle einer forensischen Psychiaterin

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-492-99630-3
Verlag: Piper eBooks
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Mutter, Mörderin, Monster? Eine erfahrene Forensikerin blickt tief in die grausame Psyche gefährlicher Frauen. Wenn Frauen morden, ist die Öffentlichkeit erschüttert. Straftäterinnen passen nicht ins Klischee. Nahlah Saimeh korrigiert dieses schiefe Bild mit True-Crime-Fällen aus ihrer Arbeit als Psychologin. Kindsmord und Partnermord, Kindesmissbrauch und unvorstellbare Verbrechen: Normalerweise stehen Männer dafür vor Gericht. Frauen machen so was doch nicht! Nahlah Saimeh weiß es besser. Die forensische Psychiaterin hat als Gutachterin und Fachärztin viele „Grausame Frauen“ interviewt, die unsere Vorstellung von der naturgegebenen Warmherzigkeit des weiblichen Geschlechts gründlich zerstören. In ihrem packenden und schockierenden True-Crime-Bericht seziert Saimeh bekannte und unbekannte Verbrechen, die von Frauen mit unglaublicher Grausamkeit oder kalter Berechnung begangen wurden. Der analytische Blick der erfahrenen Medizinerin dringt tief in psychiatrische Rollenklischees ein und zerstört Illusionen über Straftäter, Psychopathen und Gewalt. Ihre wahren Verbrechen schockieren in ihrer Tragweite, ergreifen in ihrer Rücksichtslosigkeit und sind auf ihre eigene Weise doch weitaus alltäglicher, als wir uns ausmalen. Schuld kennt kein Geschlecht: So werden Frauen zu Täterinnen. Zwölf Prozent aller Tötungsdelikte werden von Frauen begangen. Was führt sie dazu? Welchen Anteil trägt die Natur, welchen die Gesellschaft? Mit Sachverstand führt Nahlah Saimeh in die Psyche der Täterinnen und erhellt die Umstände und Verfassungen, die zu den ungeheuerlichsten Taten führen können. „Man sieht ... einem Profi bei der Berufsausübung über die Schulter.“ ? taz Nahlah Saimeh ist seit vielen Jahren Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und eine gefragte Gutachterin in zahlreichen Prozessen. Die Forensikerin nimmt sich nur die schweren Fälle vor – zum Beispiel die Ereignisse im Horror-Haus von Höxter.
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Vorwort
Wer sich mit Gewaltkriminalität befasst, hat es ganz überwiegend mit Männern zu tun, sowohl auf der Seite der Täter als auch auf der Seite der Opfer. Das Geschlechterverhältnis in Bezug auf Gewalttaten liegt bei 10 : 1 zwischen Männern und Frauen. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: In Deutschland stehen 79 960 Haftplätze für Männer 4260 Haftplätzen für Frauen gegenüber. Am 30. November 2018 saßen 13 606 Männer in Untersuchungshaft, aber nur 896 Frauen. Unter den derzeit 560 Straftätern, die nach Verbüßung ihrer Haftstrafe in der Sicherungsverwahrung untergebracht sind, weil sie weiterhin als gefährlich gelten müssen, ist nur eine Frau. Das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern in Bezug auf Gewalt hat eine klare biologische Komponente. Das Leithormon männlicher Aggression ist Testosteron, wobei die Zusammenhänge zwischen Testosteron und Aggression extrem komplex sind. Vor allem ist Testosteron das Leithormon sozialer Dominanz und des sozialen Status in der Gruppe. Und Testosteron fördert eine gewalttätige Reaktion auf Provokation. Das wirkt sogar bei der Vergabe von Placebos. Wenn männliche Teilnehmer die Information bekommen, dass sie Testosteron erhalten, benehmen sie sich sozial dominanter und aggressiver, auch wenn sie eine völlig neutrale Substanz erhalten haben. Das bedeutet aber auch, dass vor allem das Wechselspiel zwischen soziokulturellen Rahmenbedingungen und kulturell verankerten Normen und Erwartungen die durch Testosteron beeinflussten Verhaltensweisen verstärkt oder abschwächt. Hinzu kommen natürlich über Jahrtausende tradierte Vorstellungen von Geschlechterrollen und die gesellschaftliche Stigmatisierung von »weiblichen« Eigenschaften bei Männern. Bei Frauen führt Testosteron interessanterweise laut Studien zu geringerer Aggressivität und höherem prosozialem Handeln. Es ist gut denkbar, dass das auch deshalb so ist, weil Frauen unter dem Einfluss von Testosteron mehr innere Souveränität erleben und mit ihrer dominanteren Position dann gewissermaßen mehr »Back-up« für prosoziales Verhalten haben. Einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Testosteron und Gewalt gibt es allerdings bei gewalttätigen sexuellen Paraphilien[1]. Deswegen wird in solchen Fällen den Betroffenen die Behandlung mit Antiandrogenen empfohlen, also Medikamenten, die den Testosteronspiegel auf ein vorpubertäres Niveau senken.   Nur in der speziellen Gruppe von Menschen mit schweren psychischen Störungen liegt eine so starke Asymmetrie hinsichtlich gewalttätigen Verhaltens nicht vor. Vielmehr steigert eine Schizophrenie das Risiko für schwere Gewaltdelikte bei Frauen um den Faktor 23. In den Kriminalstatistiken sind 82 Prozent der wegen Körperverletzung Verurteilten Männer, bei Tötungen sind es gar 88 Prozent. Nur wenn die Opfer Neugeborene oder Kleinkinder sind, überwiegen Frauen, und auch bei Intimiziden, also der Tötung des Partners, treten sie stärker in Erscheinung. Frauen begehen schwere Gewaltdelikte also fast immer im familiären Nahraum. Schwere Gewaltdelikte von Frauen irritieren daher nach wie vor besonders, weil sie ein tradiertes Rollenbild auf den Kopf stellen: Sie widersprechen der Vorstellung von Frauen als sanftmütigen, stets mütterlich-warmherzigen Wesen. Und wer in unserem Kulturkreis über die Verbindung zwischen Frausein und Kriminalität spricht und damit eine Besonderheit, eine Art Regelabweichung, betont, bezieht sich als Regel unterschwellig im Grunde auch immer auf »Maria«. Sie ist das ikonografische Bild von Friedfertigkeit und Duldsamkeit, von warmherzig-nährender Mütterlichkeit und nicht zuletzt herausragender Sittlichkeit.   Nachdem es eine Zeit lang üblich war, sich darüber Gedanken zu machen, ob eine Frau diesen oder jenen Posten, diese oder jene Arbeit überhaupt übernehmen und qualifiziert erledigen kann, hat sich die Diskussion jetzt eher in die Richtung einer moralischen Überlegenheit von Frauen a priori verschoben. Sind Frauen die besseren Chefs, ja die besseren Menschen?, wird immer wieder provokant gefragt. Frauen sind teamfähiger, mögen flache Hierarchien, sind kommunikativer und gelten ohnehin als empathischer. Die Aufmerksamkeit, die weiblicher Gewaltkriminalität zuteilwird, hängt also sicherlich damit zusammen, dass sie statistisch seltener ist und dem gängigen Rollenstereotyp widerspricht und dass die Taten meist in speziellen Täter-Opfer-Beziehungen geschehen, also eine starke emotionale Komponente haben. Wir folgen aber auch der Spur unserer tief verankerten Vorstellung von der »Unnatürlichkeit« weiblicher Aggression. Aber es gibt weibliche Aggression. Sie ist nur im Strafrecht nicht immer abbildbar. Unser Rechtsstaat verwendet viel Mühe darauf zu klären, wie es zu einer Straftat kommen konnte. Bei Frauen steht die Frage nach dem Warum und Wieso aus genannten Gründen umso mehr im Fokus der Öffentlichkeit. Wie etwa kann es sein, dass eine Frau ihr eigenes Kind tötet? Oder warum überlässt sie es sehenden Auges einem gewalttätigen Partner, warum beschützt sie es nicht? Mit solchen Fragen befasst sich die forensische Psychiatrie. Sie ist das Verbindungsstück zwischen Psychiatrie und Recht. Im weiteren Sinne befasst sie sich mit allen rechtlichen Fragen, die an die Psychiatrie gerichtet werden, also auch auf dem Gebiet des Sozial- oder Zivilrechts. Im engeren Sinne aber bezieht sich der Begriff auf das Strafrecht. Darauf habe ich mich spezialisiert. Ich befasse mich mit der Schnittmenge von psychischer Gesundheit beziehungsweise psychischen Störungen und Kriminalität und begutachte seit 20 Jahren Straftäter zur Schuldfähigkeit und zu ihrer weiteren Gefährlichkeit. Ich will Ihnen kurz schildern, wie es dazu kam: Medizin studieren wollte ich schon als Kind, lange bevor ich wusste, was ein Numerus clausus ist. In den ersten Jahren war ich nur eine mittelmäßige Schülerin, und im Grunde war es Glück, dass trotz der bescheidenen Zeugnisse sowohl meine Mutter als auch die Lehrer in der Grundschule das Vertrauen in mich setzten, ich könne das Gymnasium schaffen. Ob ich selbst als Erwachsene einem Kind mit so durchschnittlichen Leistungen dazu geraten hätte? Ich bin mir da nicht sicher. Zwei weitere glückliche Umstände waren, dass es in meinem Elternhaus keine Erwartung an mich im Hinblick auf einen akademischen Beruf gab und meine Mutter nicht darunter litt, dass ich auch so manches Mal nur eine befriedigende Note nach Hause brachte. Es gab keinen Erwartungsdruck, außer die selbstverständliche Erwartung, dass ich mir Mühe gebe. Zudem habe ich immer sehr gern gelernt und habe die Schule geliebt. Den für das Medizinstudium notwendigen Notendurchschnitt habe ich dann in der Jugend durch Beharrlichkeit und Fleiß erreicht. Das lag an meiner eigenen Zielsetzung und Motivation. Ich tat es für mich. In meiner Jugendzeit wollte ich Chirurgin werden. Das stand für mich absolut fest. Während des Medizinstudiums musste ich aber erkennen, dass ich handwerklich weitgehend talentfrei bin und auch sonst die körperlichen Voraussetzungen nicht mitbringe. Eine Zeit lang habe ich ratlos herumstudiert, bis ich eines Tages, beladen mit allen erdenklichen Vorurteilen in Bezug auf Psychiater, die Hauptvorlesung »Psychiatrie« besuchte. Ich setzte mich in die letzte Reihe des Hörsaals, da ich Psychiater für seltsam verschrobene und unberechenbare Leute hielt, zu denen man besser einen gesunden Abstand wahren sollte. Und innerhalb von 90 Minuten erkannte ich dann meinen Berufswunsch, den ich seither keine Minute bereut habe. In der Vorlesung ging es um die Krankengeschichte eines schizophrenen jungen Mannes, die mir schlagartig vor Augen führte, was uns zu Menschen macht und wie fragil wir sind, von wie vielen psychischen Faktoren es abhängt, ob wir unser Leben so gestalten können, wie wir es uns wünschen, und dass unser Selbsterleben maßgeblich mitbeeinflusst, wie wir die Umwelt und andere Menschen wahrnehmen. Von diesem Moment an war mir klar, dass ich Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie werden wollte. Über Forensik wusste ich damals noch nichts, und das war auch nicht Gegenstand des Studiums. Erst in meiner Zeit als Oberärztin spezialisierte ich mich auf die forensische Psychiatrie, dieser Prozess dauert nach der Facharztausbildung nochmals mehrere Jahre. Von 2000 bis 2018 habe ich zwei Kliniken für forensische Psychiatrie ärztlich geleitet, bevor ich mich zur ausschließlich selbstständigen Tätigkeit als Sachverständige entschloss. Die Aufträge zur Begutachtung von straffällig gewordenen Menschen erhalte ich von Staatsanwaltschaften, Gerichten, Justizvollzugsanstalten oder forensischen Kliniken. Meine Aufgabe ist im Rahmen von Strafverfahren und der Strafvollstreckung klar definiert. Es geht um die fachpsychiatrische Beratung des Gerichts, um die Aufbereitung forensisch-psychiatrischen Fachwissens, damit das Gericht eigenständig und kritisch mit diesem Wissen arbeiten kann. Ich urteile nicht über Täterinnen und Täter, sondern ich versuche herauszufinden, ob sie unter einer psychischen Erkrankung im engeren Sinne leiden, zum Beispiel einer Schizophrenie, oder unter einer anderen tief greifenden psychischen Störung, etwa einer Persönlichkeitsstörung oder einer sogenannten sexuellen Paraphilie. Oft komme ich auch nur zu dem schlichten Befund, dass der Betroffene keine relevanten psychischen Auffälligkeiten zeigt. Nicht jede unverständliche, ja unmöglich erscheinende Tat ist die Folge einer schwerwiegenden psychischen Beeinträchtigung. Wenn jedoch eine psychische Störung diagnostiziert werden muss, dann beschreibe ich ihren Schweregrad sowie ihre Bedeutung für die Einsichtsfähigkeit und die Steuerungsfähigkeit des Täters oder der Täterin. Eine sogenannte Schuldfähigkeitsminderung kommt in unserem Strafrecht nur dann...


Saimeh, Nahlah

Dr. med. Nahlah Saimeh, geboren 1966 in Münster/Westfalen, ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Sie leitete 18 Jahre lang Kliniken für Forensische Psychiatrie, darunter über 13 Jahre als Ärztliche Direktorin eine der größten hoch gesicherten forensischen Kliniken der Republik. Als Gutachterin hat sie sich insbesondere auf die Begutachtung von schweren Gewalt- und von Sexualdelikten spezialisiert und befasst sich mit Fragen der Schuldfähigkeitsbeurteilung und Gefährlichkeitsprognose. Zuletzt war sie mit dem Aufsehen erregenden Fall des »Horror-Haus Höxter« befasst.

Dr. med. Nahlah Saimeh ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Sie ist spezialisiert auf Forensische Psychiatrie und war über 13 Jahre ärztliche Direktorin einer hoch gesicherten forensisch-psychiatrischen Klinik. Als Gutachterin liegt ihr Schwerpunkt auf der Begutachtung von Gewalt- und Sexualdelikten.


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