Das Praxisbuch für gezieltes Werte- und Kompetenzmanagement
E-Book, Deutsch, 576 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Fachbuch
ISBN: 978-3-648-15129-7
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
Die Autoren leiten aus der Analyse des New Work die Anforderungen an die zukünftigen Lernkonzeptionen des gezielten Werte- und Kompetenzmanagements - Future Learning - ab und zeigen praxisnah auf, wie Werte und Kompetenzen erfasst, analysiert, bewertet und gezielt entwickelt werden können. Eine Vielzahl von Anwendungsfällen mit Strukturen und Ablaufplänen macht diese Konzepte greifbar. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Veränderungsprozesse zum Future Learning.
Mit digitalen Extras:
- Individuelle Werte- und Kompetenzerfassung
- WBT und Erklärvideos
- Reflexionen und Checklisten
- Glossar
Inhalte:
- Unternehmen und Organisationen in der Wertegesellschaft
- New Work – die Zukunft ist ungewiss
- Future Learning – selbstorganisierte Werte- und Kompetenzentwicklung
- Werte- und Kompetenzmodelle – die Basis gezielter Entwicklung
- Erfassung, Analyse und Bewertung von Werten und Kompetenzen – mit Roman Sauter
- Gezieltes Werte- und Kompetenzmanagement
- Geschäftsmodell des Future Learning
- Veränderungsprozess zum Future Learning
- Die Zukunft der Zukunft
Tool-Box: Gezielte Entwicklung der Werte und Kompetenzen von Mitarbeitern
Glossar
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Vorwort
Neue Formen und Methoden des Arbeitens – New Work – begegnen uns allenthalben: im Berufsleben, in alten und neuen Berufen, in Unternehmen und Organisationen. Vernetzung, Komplexität, Digitalisierung, Agilität, Selbstorganisation sind die einschlägigen Stichworte. Hinter all diesen Formen steckt stets erweitertes oder auch ganz neues, oft disruptives, zerstörend-verstörendes Wissen. Dahinter stecken neue Fähigkeiten, selbstorganisiert und kreativ zu handeln, neue Kompetenzen und neue, sie begründende Werte. Wissen, Kompetenzen und Werte können von den Mitarbeitern1 nur handlungswirksam angeeignet werden. Pauken und Auswendiglernen hilft da wenig, ein zukunftsweisendes Lernen – Future Learning – ist erforderlich. Diese neue Lernwelt muss dabei ein Spiegelbild der Praxis sein, wenn die Mitarbeiter auf die zukünftigen Herausforderungen des New Work vorbereitet werden sollen. Future Learning und New Work bilden nicht mehr und nicht weniger als die Zukunft des Lernens und Arbeitens ab. Dass beides zusammenwirkt, ist klar – wie es zusammenwirkt, noch weitgehend unklar (vgl. Foelsing, Schmitz 2021a). Ein weites Feld, unüberschaubar, unerfassbar. Wir selbst haben mehrfach versucht herauszufinden, wie wir künftig, in einer Welt fühlender Computer, kluger Clouds und sinnsuchender Netze, lernen werden. Unsere Vision von einem Lernen in der Zukunft haben wir so zusammengefasst (vgl. Erpenbeck, Sauter 2013, 2015b): Ohne Lernen im Prozess der Arbeit geht gar nichts. Future Learning ist von der eigenen Werte- und Kompetenzentwicklung nicht mehr zu trennen und erfolgt bevorzugt im Prozess der Arbeit selbst. Trainings- und Weiterbildungsangebote werden bei Bedarf unterstützend und ergänzend aktiv gesucht und zeitnah einbezogen, bilden aber nicht das Zentrum des Lernens. Ohne Lernen via Cloud-Computing geht gar nichts. Future Learning setzt eine Vernetzung von menschlichen Lern- und Kooperationspartnern und von Human Computern als Lernpartner voraus – über Kanäle, die es ermöglichen, nicht nur Sachwissen, sondern auch emotionale Bewertungen zu kommunizieren. Der Gebrauch von Clouds, in denen unsere Programme und Daten überwiegend gespeichert sind, und die immer intelligentere Nutzungs- und Verarbeitungsangebote machen, wird immer wichtiger. Ohne Lernen in semantischen Netzen, ohne semantische Erwägungen geht gar nichts. Je schneller die Bestände von Informationswissen wachsen, je schneller die Denk- und Arbeitsanforderungen sich ändern, desto wichtiger wird es, die Bedeutungen von Sachverhalten, Eigenschaften, Relationen, Prozessen, Entwicklungen, Entdeckungen und Erfindungen abzuschätzen und zu vergleichen. Auf der Ebene des Fühlens, Denkens und Sprechens kommt damit der Kommunikation von Bedeutungen, also der Semantik, eine neue, schnell wichtiger werdende Rolle zu. Ohne Kompetenzen als Fähigkeiten zum selbstorganisierten, kreativen Handeln geht gar nichts. Wissen steht heute schnell und zunehmend zur Verfügung. Es ist, wenn man es zu gewichten und zu werten versteht, die Basis des Handelns, nicht mehr. Das Wissen ändert sich aber zu schnell, um sich damit »auf Vorrat« auf die Zukunft vorzubereiten. Wer heute viel weiß, weiß morgen zu wenig oder auch zu viel Überflüssiges, was auf das Gleiche hinausläuft. Die eigentliche Handlungsfähigkeit wird durch Kompetenzen hergestellt. Dabei bilden zu eigenen Gefühlen umgewandelte Werte die eigentlichen Kompetenzkerne. Ohne Werte als Ordner selbstorganisierten Handelns geht gar nichts. Wer nicht Werte in sein Handeln einschließt, wer nicht bereit ist, seine emotionalen Wertungen immer wieder neu und erfolgreich zu verankern, der wird schon morgen, spätestens übermorgen beim Lernen Schiffbruch erleiden, auf die Klippen des angehäuften Wissensschotters auflaufen. Ohne Gefühle, ohne emotionale Veränderungen gibt es zukünftig kein wirkungsvolles Lernen. In den letzten Jahren haben wir uns tiefgehend mit den Grundlagen von Wertungen, der Rolle von Werten in Organisationen und Teams sowie der Mitarbeiter beschäftigt (Erpenbeck 2018, Erpenbeck, Sauter 2018a, 2019). In einer kürzlich erschienenen, historisch und soziologisch breit angelegten Studie »Die Wertegesellschaft« haben wir die dominierende Rolle von Werten in der gesellschaftlichen Entwicklung herausgearbeitet (Erpenbeck, Sauter 2020b). Wir haben umfangreiche Forschungsarbeiten darauf verwandt, die Werte- und Kompetenzerfassung zu einem alltagstauglichen Instrument der Personal- und Organisationsentwicklung zu machen und Konzepte der gezielten Werte- und Kompetenzentwicklung im Prozess der Arbeit und in Praxisprojekten auf allen Ebenen der Organisationen zu entwickeln und zu erproben. Future Learning ist eine der wichtigsten Strategien der Zukunft, weil sich der Charakter der Arbeit grundlegend geändert hat. Oft wird diese fundamentale Änderung heute unter dem Sammelbegriff New Work zusammengefasst. Es ist die Antwort auf den Erdball bedrängende Probleme, die man pauschal mit den Stichworten Urbanisierung, Digitalisierung, Globalisierung, Klimawandel und demografischer Wandel benennen kann. »New Work kennzeichnet die heutige Erwerbsarbeit, die durch zukunftsorientierte Veränderungen aufgrund der digitalen Transformation geprägt ist.« (Fraunhofer IAO 2019) Für betriebliche und überbetriebliche Bildungsanbieter eröffnen sich dadurch neue, attraktive Marktchancen, sofern sie ihre Geschäftsmodelle radikal verändern. Notwendige Voraussetzung für Future Learning ist dabei die Akzeptanz des Werte- und Kompetenzmanagements bei den Mitarbeitern und Führungskräften. Dieses Vertrauen kann allerdings nur in einem längerfristigen Veränderungsprozess schrittweise aufgebaut werden. In allen Überlegungen, die wir in dieser Einführung skizzieren, taucht die Werteentwicklung als ein Kernproblem auf, besonders schön in den inzwischen fast klassisch zu nennenden Texten des »Erfinders« der New Work, Fritjof Bergmann (2004, 2005). Zugespitzt könnte man sein gesamtes Anliegen als Vorschlag sehen, Arbeit neu zu werten, neue Lebenswerte einzuführen und umzusetzen. Bei allen Autoren, die sich mit New Work ausführlich beschäftigen, spielt der Werteaspekt eine wichtige Rolle. Werte- und Kompetenzentwicklung sind deshalb untrennbar miteinander verknüpft. Folglich entwickeln wir in diesem Fachbuch einen integrierten Ansatz des Werte- und Kompetenzmanagements auf allen Ebenen der Organisation, indem Werte- und Kompetenzerfassung sowie die daraus abgeleiteten Entwicklungsmaßnahmen in einer ganzheitlichen Konzeption verknüpft werden, bei der Arbeiten und Lernen zusammenwachsen. Damit sind wir beim zentralen Anliegen dieses Buches. Es geht uns nicht darum, Neues und wieder Neues zum Future Learning hinzuzufügen oder neue Facetten des New Work zu entfalten. Es geht uns allein darum, alles, was wir inzwischen zum gezielten Werte- und Kompetenzmanagement entwickelt und in der Praxis erfahren haben, Unternehmen und Organisationen, aber auch Schulen und Universitäten handhabbar zugänglich zu machen. Deshalb haben wir dieses Werk konsequent anwendungsorientiert als Praxisbuch gestaltet. Die theoretisch-wissenschaftlichen Grundlagen für dieses Werk haben wir gemeinsam in einer Vielzahl von Projekten und Publikationen entwickelt. Diese Konzepte verknüpfen wir in diesem Praxisbuch mit unseren Erfahrungen in vielen Praxisprojekten, die Werner Sauter und für den Bereich der Erfassungssysteme Roman Sauter gesammelt haben. Wir gehen zunächst von den Veränderungen in unserer Gesellschaft, von der Wissens- zur Kompetenz- und Wertegesellschaft, aus, um dann die Trends in den Organisationen und ihre Auswirkungen auf die Werte und damit die Organisationskultur zu untersuchen. Im nächsten Schritt analysieren wir die Veränderungen hin zu New Work und die Konsequenzen für das Future Learning. Dabei spielt der Paradigmenwechsel von curricularen Wissens- und Qualifikationszielen zu individuellen Werte- und Kompetenzzielen eine zentrale Rolle. Eine gezielte Entwicklung der Werte und Kompetenzen erfordert Werte- und Kompetenzmodelle, die als Basis für die professionelle Erfassung dieser Zielgrößen dienen. Wir untersuchen, welche Möglichkeiten sich hierfür anbieten und entwickeln konkrete Vorschläge. Danach zeigen wir auf, wie eine gezielte Entwicklung der Werte und Kompetenzen auf der Ebene der Organisation, der Teams und der Mitarbeiter gestaltet werden kann. Wir beschreiben eine Vielzahl von praktischen Anwendungsfeldern dieser Ansätze im Corporate Learning, in der betrieblichen Bildung, um schließlich ein Geschäftsmodell des Future Learning zu entwickeln und die erforderlichen Veränderungsprozesse zu beschreiben. Nachdem wir einen konkreten Vorschlag zur Implementierung des Future Learning zur Diskussion gestellt haben, wagen wir am Schluss einen Blick in die Zukunft des Corporate...