Scheurich / Brokate | Neuropsychologie der Alkoholabhängigkeit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band Band 8, 117 Seiten

Reihe: Fortschritte der Neuropsychologie

Scheurich / Brokate Neuropsychologie der Alkoholabhängigkeit

E-Book, Deutsch, Band Band 8, 117 Seiten

Reihe: Fortschritte der Neuropsychologie

ISBN: 978-3-8409-2056-1
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Alkohol ist die in Deutschland beliebteste psychoaktive Substanz. Über 95% der Bevölkerung trinken Alkohol, für jeden fünften Mann und jede zehnte Frau übersteigt der Konsum die Grenze zum Gesundheitsrisiko. Über 1,5 Millionen Menschen sind in Deutschland alkoholabhängig. Diese chronische, schwere Erkrankung bewirkt neben gravierenden sozialen Konsequenzen schwere Gesundheitsschäden. Alkohol wirkt neurotoxisch und greift Gehirn und Nervensystem an. Über die Hälfte der alkoholabhängigen Patienten zeigen nach einer Entzugsbehandlung neuropsychologische Defizite. Bei 10% der alkoholabhängigen Patienten führt der Alkoholkonsum zu so gravierenden kognitiven Symptomen, dass sie zu einer dauerhaften Behinderung führen. Die Patienten erleiden eine persistierende amnestische Störung oder gar eine alkoholinduzierte Demenz.
Der vorliegende Band richtet sich an alle, die alkoholabhängige Patienten untersuchen oder behandeln. Dargestellt werden nicht nur die Diagnosekriterien, sondern auch die psychotherapeutischen und pharmakotherapeutischen Behandlungsoptionen. Praxisnah und informativ werden das neuropsychologische Defizitprofil, die neuropsychologische Untersuchung, die Testverfahren und neuropsychologischen Therapieoptionen beschrieben. Als unmittelbare Orientierungshilfe sind Vergleichsdaten einer großen deutschen Stichprobe in allen kognitiven Domänen enthalten. Zusammen mit einer spezifischen Anleitung zur Exploration zentraler Anamnesedaten bietet das Buch praktische Hilfe bei der Untersuchung und Einordnung des kognitiven Status alkoholabhängiger Patienten mit und ohne Komorbidität.
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Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis;6
2;1 Beschreibung der Alkoholabhängigkeit;10
2.1;1.1 Klassifikation: Alkoholabhängigkeit, Alkoholmissbrauch und soziales Trinken;10
2.2;1.2 Epidemiologie und kulturelle Sonderstellung des Alkohols;12
2.3;1.3 Krankheitsverlauf und Prognose;14
3;2 Ätiologie der Alkoholabhängigkeit;20
3.1;2.1 Wirkungen des Alkoholkonsums;20
3.2;2.2 Für die Alkoholabhängigkeit disponierende Faktoren;21
3.3;2.3 Aufrechterhaltende Faktoren;22
4;3 Neuropsychiatrische Konsequenzen im Überblick;25
4.1;3.1 Das Entzugssyndrom;25
4.2;3.2 Alkoholentzugsdelir (Delirium tremens);26
4.3;3.3 Wernicke-Enzephalopathie;26
4.4;3.4 Alkoholinduzierte psychotische Störung (Alkoholhalluzinose);28
4.5;3.5 Alkoholbedingter Eifersuchtswahn;28
4.6;3.6 Hepatische Enzephalopathie;28
4.7;3.7 Schädel-Hirn-Traumata;30
4.8;3.8 Zusammenfassung;31
5;4 Die Beeinträchtigungen des Gehirns durch Alkoholabhängigkeit;31
5.1;4.1 Neuropathologische Studien;32
5.2;4.2 Neurophysiologische Studien;32
5.3;4.3 Bildgebungsstudien;33
5.4;4.4 Zusammenfassung;35
6;5 Neuropsychologische Studien;36
6.1;5.1 Neuropsychologische Defizite bei sozialen Trinkern unter akuter Intoxikation;36
6.2;5.2 Neuropsychologische Studien zum sozialen Trinken;38
6.3;5.3 Neuropsychologische Befunde bei Alkoholabhängigkeit;39
6.4;5.4 Theorien über die neuropsychologischen Defizite bei Alkoholabhängigen;58
6.5;5.5 Einflussfaktoren auf die neuropsychologische Performanz: Abstinenzdauer, Trinkmengen, Geschlecht;61
6.6;5.6 Auswirkungen und Folgen: Klinische Bedeutung der moderaten neuropsychologischen Defizite;64
6.7;5.7 Zusammenfassung und Ausblick;66
7;6 Neuropsychologische Befunde bei amnestischem Syndrom (Korsakow- Syndrom) und alkoholinduzierter Demenz;67
7.1;6.1 Beschreibung des Korsakow-Syndroms;67
7.2;6.2 Kritische Läsionen und Ätiologie des Korsakow-Syndroms;68
7.3;6.3 Gedächtnis;70
7.4;6.4 Exekutive Funktionen;74
7.5;6.5 Verlauf kognitiver Defizite und Remission;75
7.6;6.6 Alkoholassoziierte Demenz;76
7.7;6.7 Marchiafava-Bignami-Syndrom;77
8;7 Neuropsychologische Diagnostik bei Alkoholabhängigkeit;78
8.1;7.1 Diagnostische Fragestellung;78
8.2;7.2 Die Voraussetzungen einer neuropsycho-logischen Untersuchung alkoholabhängiger Patienten;79
8.3;7.3 Quantifizierung des Alkoholkonsums und diagnostische Untersuchung bei Verdacht auf Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit;80
8.4;7.4 Die neuropsychologische Untersuchung;83
8.5;7.5 Differenzialdiagnostik alkoholinduzierter Beeinträchtigungen;85
9;8 Neuropsychologische Therapie bei Alkoholabhängigkeit;89
9.1;8.1 Verbesserung und Beschleunigung der Restitution durch neuropsychologische Therapie im Anschluss an die Entgiftung;89
9.2;8.2 Neuropsychologische Kompensationstherapie der Gedächtnisstörung bei persistierendem amnestischem Syndrom;92
10;9 Zusammenfassung;94
11;10 Weiterführende Literatur;95
12;11 Literatur;95
13;12 Anhang;109
13.1;Glossar;109


9 Zusammenfassung (S. 85-86)

In Deutschland sind über 1,5 Millionen Menschen oder 3,1% der erwachsenen Bevölkerung im Alter von 18 bis 59 Jahren alkoholabhängig. Für etwa 90 % der alkoholabhängigen Patienten stellen sich durch den chronischen hohen Alkoholkonsum moderate kognitive Defizite ein, die sich unter fortgesetzter Abstinenz nach drei bis sechs Monaten in der Regel wieder in den Bereich der gesunden Kontrollpersonen verbessern. Diese moderaten Defizite betreffen die Exekutivfunktionen, das nonverbale Denkvermögen, das Gedächtnis, visuell-räumliche Leistungen und komplexe psychomotorische sowie komplexe Aufmerksamkeitsfunktionen.

Diese kognitiven Defizite können als eingeschränktes Lern- und Denkvermögen zu Beginn der Abstinenz die Rückkehr in Schule, Studium und Beruf und die Teilnahme an psychotherapeutischen Programmen erschweren. Sie können sich als Beeinträchtigung der Planung und Steuerung des eigenen Verhaltens negativ auf die Fähigkeit zur Aufrechterhaltung der Abstinenz auswirken. Psychotherapeutische und auch pharmakotherapeutische Interventionen für die Alkoholabhängigkeit sind wirksam. Allerdings sind die Rückfallraten trotz Therapie hoch und betreffen bereits nach drei Monaten in der Regel 50 % der Patienten.

Bessere Erfolgsraten weist die stationäre Langzeittherapie auf. Hier bleiben auch nach einem Jahr über 70 % der Patienten abstinent. Die moderaten kognitiven Defizite können durch neuropsychologische Therapie, das heißt Stimulation der eingeschränkten Funktionen, schneller wieder in den Normbereich verbessert werden, wodurch für viele Patienten auch die Rehabilitation beschleunigt werden kann. Zusätzlich zu den moderaten kognitiven Einschränkungen können vor allem bei älteren alkoholabhängigen Patienten neuropsychiatrische Syndrome wie Delirium tremens, die Wernicke-Enzephalopathie, die Alkoholhalluzinose oder der alkoholbedingte Eifersuchtswahn auftreten.

Die alkoholabhängigen Patienten haben ferner ein hohes Risiko, auch über die komorbiden Lebererkrankungen kognitive Defizite in Form der hepatischen Enzephalopathie zu erleiden und sie haben ein erhöhtes Risiko für Schädel- Hirn-Traumata, die ebenfalls kognitive Defizite bedingen können.

Neben den moderaten Defiziten erleiden 10 % der alkoholabhängigen Patienten schwere kognitive Defizite wie das persistierende amnestische Syndrom (Korsakow-Syndrom) oder die alkoholindizierte Demenz. Hier sind vor allem kompensatorische Therapiemassnahmen zu treffen, die die Behinderung durch die gravierende amnestische Symptomatik lindern. Dennoch sind diese Patienten dauerhaft auf die Unterstützung und Pflege durch andere angewiesen.


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