Schledde / Lagemann / Habenicht | STERNENTOD | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 434 Seiten

Schledde / Lagemann / Habenicht STERNENTOD

Inspiration Two Steps from Hell

E-Book, Deutsch, 434 Seiten

ISBN: 978-3-95765-910-1
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



'Aryon reckte den Schwertarm gen Himmel. Blitze zuckten um ihn und er ballte die Faust im Triumph. Diesmal würden ihn die Götter nicht daran hindern, Erestra zu beschützen. Diesmal würde er den Magier besiegen. Er blickte den Pfad hinab, auf dem er zum Gipfel gestiegen war. Für die dort ausharrenden Kinder würde er siegen.' Solche oder ähnliche Szenen bilden sich vor dem inneren Auge, wenn man Musik des schwedischen Duos 'Two Steps from Hell' hört. Die kraftvolle, beeindruckende Musik webt Bilderteppiche, ohne Wörter zu benutzen. Die in dieser Anthologie vertretenen Autoren ließen sich davon inspirieren und schufen einundzwanzig fantastische Geschichten. Dabei zeigen sie uns nicht nur die Größe einer Schlacht, sondern auch, wie episch ein kleiner, feiner Moment sein kann.

Der Herausgeber: Frederic Brake wurde zwar schon 1970 unsanft in dieses Leben geschubst, als Autor lernte er aber erst Ende 2008 laufen. Mittlerweile stolpert er schon ganz zielstrebig durch das Weltgeschehen und veröffentlicht recht regelmäßig in Anthologien diverser Verlage. Er ist einer der Stammautoren der Reihe 'Armageddon - die Suche nach Eden' aus dem Begedia Verlag, für die er unter dem Pseudonym 'Dave Nocturn' schreibt. Zusammen mit Michael Mühlehner schreibt er die Serie 'Schattenzeit', die im Lit. Limbus erscheint. In der Vita von Frederic findet sich auch ein dritter Platz beim William-Voltz-Award. Er schreibt sowohl Prosa wie auch Hörspiele und lektoriert gelegentlich für verschiedene Verlage. Jüngst durfte er sich in die Riege der Lady-Bedfort-Autoren einreihen.
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Tobias Lagemann
Und es begann ein Sterben
(Victory)     Es war kalt an jenem Morgen vor einem Jahr. Schwer lag der Rauch früher Feuer in der wie Luft. Eine feine Eisschicht lag auf den Pfützen, knisternd gab sie unter meinen Füßen nach. Es versprach, ein stiller Tag zu werden. Die Feldarbeit war seit einer Woche getan, nun war es an der Zeit die Häuser winterfest zu machen und sich einzurichten für die kalte Jahreszeit. Auf meinem Weg zum Brunnen öffneten sich erste Fensterläden. Müde Gesichter erschraken, als sie den Schrei hörten. Gellend hoch war er, voll Schmerz und Angst. Er kam von der Mühle, die außerhalb der uns schützenden Einfriedung lag. Ich eilte zum Tor, in meinen Händen der nutzlose Eimer, hörte Rufe. Und dann sah ich die Müllerin. Sie taumelte mir entgegen, presste sich die Hände vor das Gesicht. Blut war zwischen ihren Fingern, ein Schwall, der sich nicht stoppen lassen wollte. Auch ihr Schreien wollte nicht enden. Quälend laut, voll Pein. Als sie zusammenbrach, war ich bei ihr. Ich fing sie auf, ließ sie zu Boden sinken, ihr Wimmern nah an meinem Ohr. »War er es?«, fragte ich. Die Müllerin wollte mir antworten, doch Schmerz erstickte ihre Worte. Kräftige Hände packten mich. »Weg mit dir«, hörte ich eine Männerstimme, während ich von der Müllerin fortgezerrt wurde. Ich schrie gegen meine Hilflosigkeit an. »War er es?« Die Müllerin ließ ihre Hände sinken, zeigte ihr zerstörtes Gesicht. Scharfe Zähne hatten tiefe Wunden geschlagen. Wo einst ihr Mund war, war ein im Staunen erstarrtes Loch. Die Wangen waren aufgerissen, die Augen fort. »Findet ihn«, schrien Männer. Ich schloss die Augen, wollte das Gesicht der Müllerin nicht sehen. Es erinnerte mich zu sehr an damals. An das Wesen, das in unser Dorf eingefallen war. An all die Toten. »Findet ihn«, schrien Männer noch immer. Waffen klirrten. Frauen riefen nach ihren Kindern. Ein Pferd wieherte. Und über allem erhob sich die Stimme des Müllers, erfüllt von Verzweiflung und Hass. Ich starrte auf die Müllerin, die auf dem Weg lag, sterbend, die Arme erhoben. Sie schien den Himmel greifen zu wollen, Schutz suchend. Ich sah den wuchtigen Körper des Schulzen, unter seinem Mantel schauten nackte Füße hervor. »In die Kirche mit ihr«, sagte er. Sogleich fassten beherzte Männer die Müllerin und trugen sie durch das Tor und an meiner Hütte vorbei in den Ort. Alte Gesichter und junge, Männer und Frauen, folgten den Trägern. Ihr Gesicht war dem Himmel zugewandt, der von einem seltsamen Grau bedeckt war. Ich sah, wie Kreuze geschlagen wurden, hastig, hörte Stoßgebete und Racheschwüre, in die sich das Klirren von Waffen einer sonderbaren Melodie gleich verwob, immer wieder durchbrochen von Schreien der Männer. »Findet ihn«, schrien sie und übertönten die unaufhörlich geschlagene Glocke der Kirche. Ein kleines Mädchen blickte mich großäugig an. »Wer ist er?«, fragte es. Bevor ich antworten konnte, drängte sich die Frau des Schulzen an mir vorbei, packte das Mädchen an den schmalen Schultern. »Er ist der Mensch, der halb Wolf ist«, sagte sie. Worte, die in den wütenden Schreien der Dörfler beinah untergingen. »Findet ihn.« »Tötet ihn.«   Unser Dorf war vor zehn Jahren vom Bösen heimgesucht worden und niemand wusste zu sagen, warum uns dieses Schicksal ereilt hatte. Damals war jenes Wesen, halb Mensch, halb Wolf, aus dem Nichts gekommen. Fünf Mal war es tief in der Nacht in Häuser eingedrungen und hatte dort gewütet. Bei seinem fünften Einfall war es von der Weberin verletzt worden, sein dunkles, fast schwarzes Blut hatte eine Spur gezeichnet, der die Männer unseres Dorfes voll Furcht gefolgt waren. Sie wussten um die Kraft des Wesens, um seine Klauen, sein Maul, wussten, was dieses Wesen anzurichten imstande war. Und so fielen sie erfüllt von Gnadenlosigkeit über ihn her, als sie ihn seine Wunden reinigend an einem Bachlauf fanden. Ihre Schwerter und Äxte zerhackten seinen Körper, ließen nur den Kopf unversehrt. Diesen widerlichen Kopf mit der langen Schnauze, auf der eine menschliche Nase zu hocken schien. Mit Augen, die nicht die eines Wolfs waren, so menschlich schauten sie selbst noch aus den Welten des Todes heraus. Aufgespießt auf eine Lanze trugen die Männer den Kopf zurück, stellten ihn auf dem Dorfplatz zur Schau. Den Körper des Werwolfs hängten sie in die gewaltige Linde am Dorfrand, seit alters her Ort der Gerechtigkeit. Dort hing er bis weit hinein in den Winter, nur langsam verweste der zerschlagene Körper, sich dabei auf wundersame Weise in das verwandelnd, was einst der Körper eines Mannes gewesen war.   Er war also zu uns zurückgekehrt. Schon vor einer Woche. Aus den Tiefen der Hölle kommend hatte er sich in der Abenddämmerung das jüngste Kind des Schmieds geholt. Seine Frau hatte das Wesen gesehen, von Kopf bis Fuß dicht behaart, der Rücken gebeugt, als es mit dem an die Brust gepressten Knaben aus der Schmiede gesprungen war. Glauben mochte man der Schmiedin nicht. Der Werwolf war tot, seine Knochen lagen unter der Linde, weiß schimmernd zwischen ewig grünen Moosen. »Es wird fortgelaufen sein«, mutmaßten einige. Doch die Frau des Schmieds hatte darauf beharrt. »Er war es.« Zwei Tage später fand man das Kind. Ein Pilger, der vom Weg abgekommen war, trug es ins Dorf. Fürchterlich zugerichtet sei der Körper gewesen, so sagten später jene, die gesehen hatten, was der Pilger unter grobem Tuch verborgen hielt.   Ich wollte den Männern und der Sterbenden in die Kirche folgen. Die Müllerin war eine liebe Frau mit vielen Kindern und einem redlich arbeitenden Mann. Nur wenige im Dorf mochten mich, seit ich in jungen Jahren zum Wittweib geworden war. Die Müllerin hatte mir meine Einsamkeit auf ihre Weise genommen, hatte mit mir gelacht und gewiss manches Mal mehr Zeit für mich gehabt, als es ihr Tagwerk zuließ. Der Schulze verwehrte mir mit seiner massigen Gestalt den Zutritt zum Haus Gottes. »Wittweib, was willst du?«, fragte er. »Bei ihr sein.« »Warum?« »Ich muss sie auf ihrem letzten Gang begleiten.« »Du bleibst draußen.« Ohne ein weiteres Wort zu sagen, zog der Schulze die Kirchtür zu, sperrte mich und all die anderen aus. Über uns läutete die Glocke noch immer Sturm, aus der Ferne beantwortet vom geisterhaften Klang anderer Glocken. Ich hörte Männer schreien, am Dorfrand, in den Feldern. Hunde bellten, ein Pferd wieherte. Und immer wieder klirrten Waffen. Die Hatz hatte begonnen. Ich sah mich um, blickte in erschrockene Gesichter, ein scharfer Geruch erfüllte meine Nase. Angst. Auch Blut roch ich, frisches Blut. Als ich an mir herunterblickte, sah ich es. Meine Hände waren davon bedeckt und so vergrub ich sie in den Falten meines Rocks.   Damals, vor zehn Jahren, hatten die ersten beiden Toten das Dorf mit einer Mischung aus Erstaunen und Furcht erfüllt. Was war es, das uns die Unseren aus der Mitte riss, auf so grausame Weise? Wir waren ein gläubiges Dorf, hielten Gott und die Heiligen in Ehren. Bei uns war kein Platz für Teufelswerk. Selbst der Priester hatte nach den ersten beiden Überfällen gesagt, dass ein Tier uns plage. Ein Bär vielleicht oder ein großer, wilder Hund. Als uns das Wesen ein drittes Mal heimsuchte, überlebte das Opfer, ein namenloser Reisender, lange genug, um ihn beschreiben zu können. Kein Hund, kein Bär, ein Mensch, ein Mensch, der halb ein Wolf war. Und erfüllt von einer Kraft, gegen die selbst die stärksten Männer nichts würden ausrichten können. Ein Wesen, das ihn durch die Luft gewirbelt habe, als ob er leicht wie eine Feder wäre. Ein Wesen, das nicht von dieser Welt sei, ein Wesen aus den Tiefen der Hölle. Vor der Kirche auszuharren war nicht nur mir eine Qual. Lebte die Schmiedin noch? Hatten die Männer das Ungeheuer bereits gefangen? Es vielleicht gar getötet? Fragen, die ich in den mich umgebenden Gesichtern sah, die dennoch niemand stellte. Denn wer hätte uns Antworten gegeben? Die waffenfähigen Männer waren fort, das Gebell der sie begleitenden Hunde leise geworden. Und die Kirchtür blieb uns verschlossen. Dennoch war die Luft erfüllt von einem Flüstern. Man fragte sich, wen die Männer getötet hatten. Damals, vor zehn Jahren … Seinerzeit hatte der Bischof einen Mann geschickt, gemütlich hatte er ausgesehen, das Haar bis auf einen schmalen Kranz seinem Kopf entflohen, die Nase gerötet, die Augen freundlich. Seine Hände waren von einer Zartheit, die selbst uns Frauen weibisch vorkam. Ein Schwert wusste dieser Mann nicht zu tragen. Andere Lasten aber trug er mit sich. Bücher, in die er oftmals schaute und noch öfter etwas hinein schrieb. »Sagt mir alles über dieses Wesen«, hatte der Mann, kaum das er nach seiner Ankunft mit dem Schulzen und dem Priester gesprochen hatte, auf der Dorfversammlung verlangt. Seine Augen erfüllt von einer Güte, die Mut machte. In den Tagen zuvor hatten wir uns darum gesorgt, dass unser Dorf zu einem verfluchten Ort erklärt werden würde, wir ihn aufgeben mussten, weil er der Hölle zu nah war. Wir wären nicht das erste Dorf gewesen, das auf diese Weise der Vergessenheit anheimgefallen wäre. Das Erscheinen des Mannes hatte diese Sorge...


Der Herausgeber: Frederic Brake wurde zwar schon 1970 unsanft in dieses Leben geschubst, als Autor lernte er aber erst Ende 2008 laufen. Mittlerweile stolpert er schon ganz zielstrebig durch das Weltgeschehen und veröffentlicht recht regelmäßig in Anthologien diverser Verlage. Er ist einer der Stammautoren der Reihe "Armageddon - die Suche nach Eden" aus dem Begedia Verlag, für die er unter dem Pseudonym "Dave Nocturn" schreibt. Zusammen mit Michael Mühlehner schreibt er die Serie "Schattenzeit", die im Lit. Limbus erscheint. In der Vita von Frederic findet sich auch ein dritter Platz beim William-Voltz-Award. Er schreibt sowohl Prosa wie auch Hörspiele und lektoriert gelegentlich für verschiedene Verlage. Jüngst durfte er sich in die Riege der Lady-Bedfort-Autoren einreihen.


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