Schmid | Die Wilden Küken 11. Mit Graffitipower! | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 11, 256 Seiten

Reihe: Die Wilden Küken

Schmid Die Wilden Küken 11. Mit Graffitipower!

E-Book, Deutsch, Band 11, 256 Seiten

Reihe: Die Wilden Küken

ISBN: 978-3-86272-030-9
Verlag: Dressler
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Unerhört! Die coole neue Mitschülerin Fanny zieht Grottenolm Oles Aufmerksamkeit auf sich. Insgeheim ist zwar auch Lilly fasziniert von dieser lässigen Graffiti-Sprayerin, sieht allerdings ihre gewohnte Bandenwelt in Gefahr. Doch als plötzlich das Leben von Bandenhund Sneaker auf dem Spiel steht, sind die Streitigkeiten vergessen.

Elfter Band der beliebten Kultserie "Die Wilden Küken".
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Lilli betrachtete die Fotos an der Wand des Wartezimmers. Niedliche Kätzchen, putzmuntere Wellensittiche, schnuckelige Hamster und süße Hundewelpen. Ihr eigener Hund war im Augenblick weder schnuckelig noch niedlich, kein bisschen süß und schon gar nicht putzmunter. Sneaker kauerte unter Lillis Stuhl und winselte ängstlich. Nicht etwa, weil er krank oder verletzt war, er sollte lediglich geimpft werden. Beruhigend tätschelte Lilli Sneakers Flanke und seufzte innerlich. Bei der letzten Impfung hatte er – angesichts der Spritze – vor lauter Panik um sich geschnappt und der Tierarzthelferin ein Loch in den Kittel gerissen. Inzwischen hatte der Sohn des damaligen Tierarztes die Praxis übernommen, aber die Helferin war noch die gleiche. Sneakers Maul lag auf Lillis Füßen. Die Riemchen ihrer Sandalen waren schon ganz vollgesabbert, als die Tierarzthelferin endlich den Kopf ins Wartezimmer steckte und Lilli aufforderte, ihr mit dem Hund zu folgen. Lilli zog an der Hundeleine. »Sneaker, jetzt sei nicht so ein Feigling! Es ist doch nur ein kleiner Pikser!« Mit einem entschuldigenden Blick zur Helferin ging Lilli vor Sneaker in die Hocke. Die Hühnerfeder, die sie als Bandenzeichen an einem Lederband um den Hals trug, baumelte vor Sneakers Schnauze. Lilli nahm seinen Kopf zwischen die Hände, sah ihm tief in seine treuen Hundeaugen und flüsterte: »Als unser Bandenhund bist du auch ein Wildes Küken – und kein Angsthase!« Sneaker kläffte und richtete sich auf. »Am besten, du legst ihm den hier an!« Die Tierarzthelferin reichte ihr einen Maulkorb und machte damit Lillis Hoffnung zunichte, sie würde sich vielleicht gar nicht mehr an die letzte Begegnung erinnern. Sneaker verdrehte die Augen und fletschte die Zähne, aber nachdem Lilli beruhigend ihr Gesicht an seinen Hals gedrückt hatte, ließ er sich den Maulkorb widerstandslos umschnallen. Mit gestrecktem Arm und größtmöglichem Abstand zu Sneaker öffnete die Helferin die Tür zum Behandlungszimmer. Der junge Doktor Lukas hatte keinen Kahlkopf und war nicht ganz so hager und drahtig wie der alte Tierarzt, trotzdem ähnelte er seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Er schüttelte Lilli die Hand und fragte mit Blick auf den Maulkorb: »Braucht er den?« Ohne eine Antwort abzuwarten, sah er Sneaker kurz prüfend in die Augen und löste den Maulkorb. Unwillkürlich machte die Helferin einen Schritt zurück und hielt sich schützend die Hände vor den Bauch. »Er hat Angst vor der Spritze«, murmelte Lilli. »Komm!« Doktor Lukas setzte sich auf den flauschigen Teppich unterm Fenster. »Mein Sonnenplatz.« Er klopfte einladend neben sich. »Wir nehmen deinen Angsthasen in die Mitte.« Lilli verkürzte die Leine, bugsierte Sneaker zum Fenster und hockte sich dazu. Sneaker setzte sich auf die Hinterbeine, drehte argwöhnisch die Ohren nach vorne und ließ die Helferin, die eine nierenförmige Metallschale mit Spritze und Desinfektionsmittel vorbereitete, nicht aus den Augen. Bis Doktor Lukas ihm die Hand sanft auf den Nacken legte. Sneaker ließ es zu, streckte sich und schob den Kopf zwischen seine Vorderpfoten. »Du hast einen klugen Hund«, wandte Doktor Lukas sich an Lilli und kraulte wie nebenbei Sneakers Hundefell, während er weiterredete. »Als Kind wollte ich auch immer so einen.« Das Licht fiel durch den losen Lamellenvorhang. Die Strahlen warfen helle Streifen auf Sneakers Fell und Lillis rotbraune Locken fühlten sich sonnenwarm an. »Aber mein Vater meinte«, fuhr Doktor Lukas fort, »dass er in der Praxis genug Tiere hätte, da bräuchten wir zu Hause nicht auch noch welche.« Die Helferin stellte die Nierenschale auf den Drehstuhl am Schreibtisch, schob ihn Richtung Fenster, wechselte einen kurzen Blick mit ihrem Chef und ging raus. »Schöne Kette.« Doktor Lukas deutete auf Lillis Bandenfeder. Lilli musste unwillkürlich lächeln. Sie legte ihre Hand auf die Feder. »Meine Freundinnen und ich, wir sind die Wilden Küken«, sagte sie stolz und Sneaker brummte zustimmend. Lilli plapperte normalerweise nicht so einfach drauflos, sondern hing lieber ihren Gedanken nach oder ihren Tagträumen. Und natürlich wusste Lilli, dass Doktor Lukas auf seinem Sonnenplatz nur eine entspannte Situation für seinen Hundepatienten schaffen wollte, aber irgendwie funktionierte es auch bei ihr. Sie erzählte von dem alten Schiff auf dem Weiher, das ihr und den anderen Wilden Küken als Bandenquartier diente, und von Ole, Little, Mitch und Erik, die eine Hütte im Mühlenwald hatten und ebenfalls eine Bande waren. »Die Jungs nennen sich die Grottenolme«, erklärte Lilli, »und sie sind unsere Feinde!« Noch während sie das sagte, sah Lilli Oles tiefblaue Augen vor sich und musste lächeln, sodass sich das letzte Wort aus ihrem Mund fast so anhörte wie Freunde. Doktor Lukas tätschelte Sneaker. »Dann bist du ja ein richtiger Bandenhund und oft draußen an der frischen Luft, im Mühlenwald und auf der Weiherwiese …« Seine andere Hand griff nach der Spritze. »… und wir wollen ja nicht, dass du dir noch die Tollwut einfängst.« Er setzte die Spritze in Sneakers Flanke. Lilli spürte ihren Hund kurz zucken. Das war’s. Die Arzthelferin öffnete die Tür einen Spaltbreit. »Frau Ponkratz-Pölzel und ihr Pudel sind da!« Doktor Lukas richtete sich auf, wuschelte Sneaker durchs Fell und verabschiedete sich per Handschlag von Lilli. »Schönen letzten Ferientag noch!«, sagte er und fügte zwinkernd hinzu: »Dir und deinen Wilden Küken!« »Den werden wir haben«, antwortete Lilli und dachte an die vielen Luftballonschlangen unter ihrem Bett.   Draußen vor der Tierarztpraxis schlug Lilli die Plane ihres Fahrradanhängers beiseite. Sneaker blinzelte in die Sonne und sprang hinein. Lilli schwang sich auf den Sattel, die Turmuhr schlug zwölf, und wie auf Kommando knurrte Lillis Magen. Offensichtlich erleichtert, die Tierarztpraxis hinter sich zu lassen, knurrte auch Sneaker. Lilli trat in die Pedale und freute sich aufs Mittagessen. Sie radelte um den Stadtbrunnen und steuerte bereits auf die Nepomukbrücke zu, da bellte Sneaker aufgeregt. Lilli sah sich nach ihm um und hätte fast das Gleichgewicht verloren, so heftig schlingerte der Anhänger plötzlich. Sneaker lehnte sich weit heraus, sprang ab und jagte über die Straße. Ein Lieferwagen hupte, hinter Lilli quietschen Bremsen. Gerade noch rechtzeitig riss Lilli den Lenker herum, nur weg von der Fahrbahnmitte. Ihr Vorderrad prallte hart gegen den Bordstein. Um nicht zu stürzen, sprang Lilli, ohne den Lenker loszulassen, ab und bremste ihr Gefährt im Laufen. Lillis Ellbogen schrammte schmerzhaft das Brückengeländer, dann kam sie zum Stehen. »Sneaker?« Lilli ließ ihr Rad los und lief aufgeregt hin und her. Von ihrem Hund keine Spur. Lilli ließ einige Autos vorbei, preschte durch eine Verkehrslücke und beugte sich auf der anderen Seite übers Brückengeländer. Hallend drang Sneakers Bellen zu ihr herauf. Lilli lief zum Ende der Brücke und bückte sich unter der Absperrung durch. »Sneaker!«, rief sie erneut nach ihrem Hund. Halb lief, halb schlitterte sie die Böschung hinunter, rappelte sich auf und brauchte einen Augenblick, um die Situation zu erfassen. Auf dem schmalen, mit Granitsteinen befestigten Uferstreifen unter der Brücke standen sich Sneaker und eine maskierte Gestalt gegenüber. Mit einer Spraydose in der drohend ausgestreckten Hand hielt die Gestalt Sneaker auf Abstand. »Was soll das?« Lilli schloss neben Sneaker auf, griff nach seinem Halsband und hob beruhigend die andere Hand, um den Maskierten davon abzubringen, sein Pfefferspray einzusetzen. Hin- und hergerissen richtete der Typ die Spraydose abwechselnd auf Lilli und ihren Hund. Für Pfefferspray war die Dose fiel zu groß, schoss es Lilli durch den Kopf, während der Unbekannte sich langsam im Rückwärtsgang entfernte, was Lilli Gelegenheit gab, ihn genauer zu betrachten. Der langbeinige Junge trug eine Atemmaske, wie Lillis Vater sie manchmal bei besonders staubigen Schreinerarbeiten benutzte, die Kapuze seines Pullis hatte er so tief ins Gesicht gezogen, dass Lilli seine Augen nicht erkennen konnte. Auf dem Brückengewölbe über ihnen tanzten vom Fluss gespiegelte Sonnenstrahlen und der Verkehr dröhnte. Lillis Blick blieb an einem halb fertigen Ungeheuer hängen, das in grellen Farben an die Stützmauer der Brücke gesprayt war. Inzwischen hatte der Junge ein paar weitere Schritte von Lilli weg gemacht und sich abgewandt. Lilli erkannte einen Feuer speienden Drachen auf dem Rücken der Lederjacke, die der Junge über dem Kapuzenpulli trug. Er warf das vermeintliche Kampfspray zu weiteren Farbdosen in einen Rucksack, der auf dem Granitpflaster lag, ging geschmeidig in die Knie, raffte alles zusammen und ergriff die Flucht. Lilli starrte noch auf das Blechschild im Maul des Ungeheuers, das jegliche Verunstaltung mit Hinweis auf die Graffitibekämpfungsverordnung der Stadtverwaltung für verboten erklärte, da riss Sneaker sich los und hetzte hinter dem fliehenden Sprayer her. »Sneaker, hiergeblieben!«, befahl Lilli vergeblich. Sie rannte ebenfalls ans andere Ende der Stützmauer, kämpfte sich durch Brennnesseln die Böschung hoch, wo der Graffitijunge auf dem Boden lag und versuchte, sich den keifenden Sneaker vom Leib zu halten, indem er wie verrückt mit seinen langen, dünnen Beinen strampelte. Von einem Fußtritt getroffen, jaulte Sneaker auf. Wutentbrannt stürzte Lilli sich auf den Jungen, packte ihn an den Schultern und – rutschte ab. Ihren Griff nicht lockernd, kollerte Lilli zusammen mit ihrem Gegner aufs Flussufer zu. Erst in den...


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