Schmid-Speer / Lambertz / Riedermann | Hessen mörderisch genießen: 20 Krimis und 20 Rezepte aus Hessen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Schmid-Speer / Lambertz / Riedermann Hessen mörderisch genießen: 20 Krimis und 20 Rezepte aus Hessen

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

ISBN: 978-3-95428-794-9
Verlag: Wellhöfer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Das wunderschöne Hessen hat nicht nur malerische Landschaften und eine deftige, zugleich köstliche Küche, sondern auch ganz andere Seiten zu bieten. Hinter der hübschen Fassade kocht und brodelt es vor krimineller Energie.
In 20 spannenden Krimis kommen neben Pfanne und Schöpflöffel auch Pistole und Garrotte zum Einsatz, und Kochen wird zum tödlichen Duell. Da wird gemordet und gebrutzelt, gemeuchelt und gebraten, betrogen und gebacken. Aber immer mit einem guten Tropfen und ausgesuchten hessischen Spezialitäten.
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Ebbelwoi-Express
(Frankfurt)
URSULA SCHMID-SPREER
Oberkommissar Klaus Hofmockel lehnte sich entspannt zurück. Der Apfelweinbraten hatte ihm hervorragend geschmeckt. »Hätten Sie den Braten gerne in Begleitung von Rotkraut und Klößen?«, hatte ihn die Serviererin gefragt. »Und dazu natürlich einen Ebbelwoi!« Klaus strich sich über seinen Bauch, ließ die Zungenspitze sehen und sagte freundlich: »Nach dem dritten Becher freunde ich mich sogar mit diesem Getränk an. Aber verraten Sie mir doch bitte das Geheimnis des tollen Bratens.« Man sah der Serviererin an, dass sie geschmeichelt war. »Das ist ein altes Rezept meiner Oma. Gute Zutaten ergeben ein gutes Gericht. Das Gemüse hat Bioqualität und die Schweineschulter ist von hiesigen Bauern.« »Also glückliche Schweine …?« »Sicher!« Die letzten Wochen waren ziemlich stressig gewesen, er brauchte dringend etwas Erholung. Einen Cold Case musste er bearbeiten, bei dem alte Familiengeheimnisse ans Tageslicht gekommen waren. Seine Chefin hatte nur genickt, als er um ein verlängertes Wochenende bat. Er wollte zur Ruhe kommen und Kraft für neue Fälle tanken. Jetzt saß er in dieser Sachsenhausener Wirtschaft, ließ es sich schmecken und wartete auf den Ebbelwoi-Express. Am Nebentisch wurde dezent gestritten. »Mögen dir deine Ärmel beim Händewaschen langsam runterrutschen!« »Ha, und ich wünsche dir, dass du nachts viermal Harndrang hast, aber nur dreimal wach wirst!« Das waren ja zwei Herzchen, die sich da verbal attackierten. Klaus hatte jedes Wort verstanden. Er grinste; die beiden machten ihm in Sachen blöde Sprüche richtiggehend Konkurrenz. Er hob die Hand, um der Kellnerin zu signalisieren, dass er zahlen wollte. Die Tour durch die Mainmetropole würde bald beginnen. Er wollte schon immer mal mit einer historischen Straßenbahn fahren. Sie sollte durch die Altstadt, durch das Bahnhofsviertel und durch Sachsenhausen führen. Beim Gehen hörte er noch, wie der Mann zu der Frau sagte: »Weißt du, was der Unterschied zwischen dir und einem Joghurt ist? Dachte ich es mir, du hast keinen Schimmer, Joghurt hat Kultur.« Klaus reckte sein Gesicht in die Sonne. Vor ihm lagen zwei freie Tage. An nichts denken, sich treiben lassen, gut essen und vor allen Dingen nicht reden müssen. Erst auf dem Heimweg wollte er bei seiner Tante Hilde vorbeischauen. Auf einen kurzen Kaffee, deshalb hatte er sich Frankfurt für dieses Wochenende ausgesucht. »Einsteigen, Herrschaften! Herzlich willkommen zur Fahrt mit dem Ebbelwoi-Express.« Der junge Mann, er trug eine altmodische Uniform, hob sich damit von der grell bemalten Straßenbahn ab. Er schob sich die Mütze in den Nacken. Klaus nahm die Fahrkarte von ihm entgegen. »Für die paar Flocken gibt’s noch eine Flasche Ebbelwoi und eine Tüte Brezeln dazu. Oder möchten Sie lieber ein Wasser?« Klaus griente. »Hab ich’s mir doch gedacht. Ein Kenner. Genießen Sie die Fahrt.« Der Uniformierte reichte ihm die Flasche Ebbelwoi. Klaus nahm Platz und glaubte sich zu verhören, als er die leicht piepsige Stimme aus dem Café vernahm. Das Paar, das sich mit so einfallsreichen Ausdrücken beschimpft hatte. Das konnte ja heiter werden. Jetzt setzte sich das Pärchen auch noch seitlich von ihm hin. »Du schwitzt, Erwin.« Sie reichte ihm ein Taschentuch. »Nein, meine Haarwurzeln weinen, weil du so einen Stuss erzählst.« Aus dem Augenwinkel sah Klaus, dass sich die Frau eine lila gefärbte Haarsträhne aus der Stirn strich. Die Lippen hielt sie dabei fest aufeinander gepresst. »Herzlisch willkomme und viel Vergnüschen«, hörte man eine blecherne Stimme aus dem Lautsprecher. »Wie schön, dass Sie mit uns die urige Ebbelwoi-Fahrt genießen wollen. Wir fahren in einem Rundkurs viele Sehenswürdigkeiten der Stadt ab. Da heute Samstag ist, können Sie an den Haltestellen beliebig ein- oder aussteigen und zu einem späteren Zeitpunkt die Fahrt fortsetzen.« Der Schaffner erzählte noch einiges über Frankfurt, über den Ebbelwoi, über die Sehenswürdigkeiten und ab und zu machte er auch einen Witz. Klaus genoss die Fahrt und den wohl dosierten Dialekt. »Äbbelwoi«, hörte Klaus. »Kann mir das mal einer erklären, wie der gemacht wird, oder muss ich erst googeln? Und dann schreiben sie einmal Äbbelwoi und einmal Ebbelwoi. Was ist nun richtig?« »Erwin, reg dich doch nicht schon wieder auf.« Erwin trug eine Igelfrisur. »Ich bin noch nicht auf Betriebstemperatur, die sollen mal einen Ebbelwoi rüberwachsen lassen.« »Hier ist doch ein Fläschchen.« Klaus sah im sich spiegelnden Fenster, wie die lila Haarsträhne ihrem Gegenüber die Flasche hinhielt. Er versuchte, den Verschluss aufzuschrauben. Es gelang nicht sofort. Die lila Haarsträhne reichte ihm ein Taschenmesser. »Vielleicht geht’s damit leichter auf?« Erwin lockerte den Ring und der Verschluss ließ sich öffnen. Er trank gleich aus der Flasche und gab ihr das Messer zurück. »Was schaust du wie die Klofee beim Kacken?« Klaus fühlte so etwas wie Fremdschämen. Der Mann war so unangenehm wie Sodbrennen. Kamen solche Typen eigentlich schon als Arschloch auf die Welt? »Wir machen hier am Willy-Brandt-Platz einen Stopp. Dieser Platz liegt innerhalb des Bankenviertels an den Frankfurter Wallanlagen. Eine ringförmige Grünanlage, die aus sieben Abschnitten besteht. Sie tragen die Namen der ehemaligen Stadttore. Links sehen Sie die Städtischen Bühnen. Davor steht der Märchenbrunnen.« Die beiden stiegen aus, ohne weitere Erklärungen abzuwarten. Klaus konnte nur den Kopf schütteln ob so viel Desinteresses. Manchmal glaubte er wirklich, dass bei einigen Leuten im Kindesalter die Schaukel zu nah an der Hauswand gestanden hatte. »Sie können gerne aussteigen und sisch umgugge. Viel Spaß.« »Entschuldigen Sie«, sagte Klaus zu dem jungen Mann in Uniform. »Ich habe nicht ganz aufgepasst. Wie war das noch einmal mit dem Märchenbrunnen?« Der junge Mann lachte und antwortete: »Ich will Lehrer werden, da kann ich mich dann jetzt schon mal vorbereiten, wenn ich etwas erkläre und keiner hört zu.« »Entschuldigung«, murmelte Klaus. »Ist mir echt peinlich.« »Muss Ihnen nicht peinlich sein. Sehen Sie die Bronzefiguren? Die wurden im 2. Weltkrieg eingeschmolzen. Man fand Fotografien und hat sie wieder rekonstruiert.« Ein lauter Schrei unterbrach den Vortrag. Eine Frau gestikulierte wild. Klaus erkannte die lila Haarsträhne. Er war zu sehr Polizist, um nicht darauf zu reagieren. Mit wenigen Schritten war er bei ihr. Erwin lehnte zusammengesunken am Brunnen. Aus seinem Bauch ragte ein Taschenmesser. Seine Augen waren weit geöffnet. Klaus hielt zwei Finger an die Halsschlagader. Er konnte kein Lebenszeichen mehr spüren. Von irgendwoher erklang ein Schuss. Als er sich ruckartig umdrehte, sah er einen etwa 10-jährigen Jungen, der eben eine Brottüte hatte platzen lassen. Mit dem Finger zeigte dieser in Richtung Grünanlagen. Klaus zog etwas umständlich sein iPhone aus der Tasche und wählte den Notruf. »Hauptkommissar Breitwieser«, stellte sich der große stattliche Mann vor. Er hatte Anweisung gegeben, den Tatort abzusperren. Schaulustige wurden zurückgedrängt. Die Ehefrau war in ärztlicher Obhut, da sie einen hysterischen Weinkrampf erlitten hatte und sich nicht mehr beruhigen ließ. »Oberkommissar Hofmockel aus Nürnberg, zu Besuch hier.« »Und dann gleich ein Mord, Herr Kollege.« Klaus verzog gequält den Mund. Dann schilderte er knapp, was er bisher über den Toten mitbekommen hatte. »Das war wohl ein Herzchen«, sagte Breitwieser. »Das war ein Ekel«, schrie der kleine Junge. Er war ganz dicht an das Absperrband getreten. »Möchtest du etwas sagen?« »Ich habe es genau gehört, wie er zu der Frau gemein war.« Breitwieser bat den Jungen, unter dem Absperrband durchzuschlüpfen. »Erzähl uns, was du mitbekommen hast. Wie heißt du denn?« »Schorschi. Na ja, so nenn ich mich halt. Bei Nigel-Miguel bricht man sich ja die Zunge ab.« Klaus und Breitwieser sahen sich an, dachten wohl beide das Gleiche und bissen sich auf die Lippe. »Dann ist ein Punker gekommen und der hat ihn gefragt, ob er die Ebbelwoiflasche haben kann, weil da Pfand drauf ist. Der Alte hat wild um sich gefuchtelt, die Frau weggeschubst und was von Alaska gerufen. »Alaska?«, murmelte Klaus. »Was bedeutet...


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