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E-Book

E-Book, Deutsch, 282 Seiten

Reihe: Bergisches Land-Krimi

Schmidt BlutGrab

Ein Krimi aus Wuppertal

E-Book, Deutsch, 282 Seiten

Reihe: Bergisches Land-Krimi

ISBN: 978-3-8271-9635-4
Verlag: CW Niemeyer
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Überfall am helllichten Tag mitten in der Wuppertaler Innenstadt auf einen Juwelier: Die Täter schießen sich brutal den Fluchtweg frei und können unerkannt entkommen. Maja Klausen, Kriminalhauptkommissarin des Zentralen Kriminaldienstes in Hameln, möchte ihren Freund Ulbricht in Wuppertal überraschen. Doch aus dem Besuch im Bergischen Land wird mehr als eine mörderische Fahrt mit der weltberühmten Schwebebahn. Eine Leiche im Wuppertaler Zoo, eine Hetzjagd quer durch das Bergische, denn die Täter hinterlassen, wo immer sie auftauchen, eine Spur der Verwüstung. Der alte Kommissar steckt plötzlich tiefer in dem Fall, als ihm lieb ist. Wird dies der letzte Fall von Kommissar Ulbricht? Der Countdown beginnt, denn die Bande plant bereits den letzten großen Coup: Einen Einbruch in das Fort Knox des Bergischen Landes.
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EINS
Mit einem dumpfen Knall schlug die Kneipentür hinter dem alten Mann zu und schnitt das Stimmengewirr und Gelächter ab. Das Blut rauschte in seinen Ohren, und erst jetzt bemerkte er, dass er betrunken war. Noch vor wenigen Minuten, als er mit den anderen an der Theke der Altherren-Kneipe gestanden und gezecht hatte, war es ihm gut gegangen. Doch jetzt, als er an der frischen Nachtluft stand, war ihm, als hätte ihm ein Unsichtbarer eins übergebraten. Unsicher stand Hans Halbach an der obersten der drei flachen Stufen, die Kneipentür und Bordstein voneinander trennten, und umklammerte den eisernen Handlauf. Er war nicht betrunken – er war sternhagelvoll, und die Wirkung des Alkohols entfaltete sich erst hier draußen. Obwohl er Probleme hatte, das Gleichgewicht zu halten, war es gut so wie es war. Hans Halbach hatte seine Freunde, die er schon seit vielen Jahrzehnten kannte, getroffen und sich mit ihnen betrunken. Das kam nicht allzu oft vor, und dennoch hatte niemand der anderen gefragt, warum er ausgerechnet heute, an einem Freitagabend, so viel trank. Natürlich, er war Rentner und musste nicht mehr früh raus, zudem war Wochenende, doch wirklich interessiert hatte sich niemand für den Grund seines Besäufnisses. Vielleicht, sinnierte Halbach in seinem vom Alkohol vernebelten Gehirn, war es auch gut so. Es ging sie nichts an. Es war sein Ding. Und er war niemandem Rechenschaft schuldig. Jetzt schon gar nicht mehr. Erst heute Morgen war er beim Arzt gewesen. Doktor John hatte ihm mit ernster Miene eröffnet, dass er sich über den Tumor, der in der Leber seines Patienten entdeckt worden war, ernsthafte Sorgen machte. Dringend sollte sich Halbach zur Behandlung ins Klinikum begeben. Sicherlich konnte man ihm helfen, zumindest sein Leben verlängern. Für einen unbestimmten Zeitraum zwar, aber immerhin: Es bestände Hoffnung. Halbach registrierte, dass sich Tränen in seinen Augen sammelten, die er mit einer hektischen Handbewegung fortwischte. Prompt musste er wieder gegen den Schwindel ankämpfen. In der Arztpraxis war ihm gewesen, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Erst hatte er an den Worten des Arztes gezweifelt, sie für einen makabren Scherz gehalten, doch an der verschlossenen Miene von Doktor John hatte er gesehen, dass die Situation ernst war. Es besteht Hoffnung, hallten die Worte seines Hausarztes in ihm nach. Obwohl er Doktor John seit vielen Jahren kannte und vertraute – diesmal hatte der Mediziner gelogen, das hatte Halbach verspürt. Was war das für eine Behandlung? Eine Operation, die sicherlich nicht ohne Risiken ablief, eine Bestrahlung, womöglich noch eine anschließende Chemotherapie, die seinen vom Krebs geschwächten Körper noch weiter zerfraß und den Tod schließlich begünstigte. Oft genug hatte Halbach Zeitgenossen erlebt, die an den Folgen der Therapie elendig verreckt waren. Nein, das wollte er sich nicht antun. Niemand würde um ihn weinen, dachte er verbittert. Seine Frau Ilse war schon seit vielen Jahren tot, und Kinder hatten die beiden nie gehabt. Verwandte gab es so gut wie keine mehr – also bitte! Wer scherte sich schon um einen alten Mann? Niemand, und so nahm er sich die Freiheit, zu wählen. Nein, er würde sich nicht zur Behandlung ins Krankenhaus begeben, um diesen vermeintlichen Halbgöttern in Weiß als Versuchskaninchen zu dienen. Er war Kassenpatient, somit blieb ihm die bevorzugte Behandlung durch Spitzenmediziner und mit besonderen Medikamenten versagt. Und elendig zu verrecken, das hatte Halbach nun wirklich nicht vor. Somit hatte seine Entscheidung schnell festgestanden: Er würde jegliche Behandlung ablehnen und irgendwann an den Folgen der Krankheit sterben. Früher oder später, aber sein Schicksal legte der alte Mann mit dieser folgenschweren Entscheidung in die Hände Gottes. Immerhin, so machte er sich Mut, starb er dann aber an den Folgen der Krankheit und nicht an den Folgen der Behandlung, die ihm nur eine Linderung auf Zeit versprachen. Heilbar war Krebs in den wenigsten Fällen, so viel wusste Halbach, der schon viele seiner Freunde durch die heimtückische Krankheit verloren hatte. Er war im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen, als er den Entschluss gefasst hatte, wenigstens die letzten Wochen und Monate seines Lebens zu genießen. Und deshalb hatte er heute mehr als üblich getrunken, als er sich zur Herrenrunde in der Kneipe eingefunden hatte. Doch niemand hatte ihn gefragt, ob es einen Grund dafür gab, ein sicheres Zeichen dafür, wie egal er den anderen Männern war. Verbittert schritt Hans Halbach die Steinstufen hinab. Unten angekommen, überzog der feine Nieselregen seine Kleidung mit einem feuchten Netz, das ihn erschaudern ließ. Ein eisiger Wind fegte ihm ins Gesicht. Der alte Mann schlug den Kragen seiner abgewetzten Jacke hoch, schob die Hände in die Hosentaschen und überquerte die verlassen daliegende Lüttringhauser Straße. Er wandte den Kopf nach rechts. Schräg gegenüber schleuderte die Schaufensterbeleuchtung des Matratzen-Discounters ihr kaltes Licht in die Nacht. Früher hatte sich an dieser Stelle ein Autohaus befunden, und nachdem die Immobilie lange Zeit leer gestanden hatte, war im Erdgeschoss einer dieser Billigmärkte für Matratzen eingezogen. Die Dinger schossen wie Pilze aus dem Boden, dachte Halbach mit gerümpfter Nase. Links neben dem Ladenlokal zweigte eine kleine, nur spärlich beleuchtete Straße ab, die Zandershöfe. Halbach zögerte. Nachts machte die kleine Straße keinen sehr einladenden Eindruck, und dennoch beschloss er, die Abkürzung zu nehmen. Die Kriminalitätsrate war in diesem Stadtteil Wuppertals überschaubar, und sicherlich würde ihm heute niemand eins überbraten, dachte er, als er losmarschierte. Wer sollte sich schon an einem alten, betrunkenen Mann vergreifen? An einem schwer kranken alten Mann, fügte er in Gedanken hinzu, während sein Blick über die unansehnlichen Reste des alten Autohauses strich. Abweisend erhob sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite die ehemalige Mützenfabrik wie eine Trutzburg in die Höhe. Staubblinde Fenster und bröckelnder Putz an der Fassade. Nur unter dem Dach des alten Gebäudes gab es noch Leben – hier hatte sich ein Chor sein Vereinsheim eingerichtet. Doch um diese Zeit lagen die Sänger längst schon in ihren Betten. Halbach befand sich auf der rechten Seite der kleinen Einbahnstraße und betrachtete die ehemalige Autowerkstatt. Inzwischen hatten sich hier einige kleinere Unternehmen eingemietet. Menschenleer lag die Straße vor Hans Halbach, und er war froh, dass sich der Schleier, der sich über seine Gedanken gelegt hatte, langsam lichtete. Noch immer ein wenig unsicher auf den Beinen, schritt er an den geparkten Fahrzeugen vorüber. Der Regen perlte im Licht der Straßenlaternen auf den Blechdächern. Wenige Meter weiter bemerkte er einen Kombi, der mitten auf der Straße parkte. Die große Heckklappe stand offen, und die Rücklichter warfen ihren rot glühenden Schein auf den nassen Asphalt. Ein Mann saß, so hatte es den Anschein, hinter dem Steuer. Worauf wartete er? Halbach verlangsamte seine Schritte und duckte sich an eine Hauswand. Etwas weiter gab es den Glas- und Altpapiercontainer. Entsorgte um diese Zeit noch jemand seinen Müll? Halbach lauschte und stellte fest, dass das typische Klirren von Glas und das blecherne Scheppern der Containerklappen ausblieben. Was hatte das zu bedeuten? Der alte Mann schlich ein paar Meter weiter und versuchte, den Schatten nicht zu verlassen. Dann duckte er sich hinter einen großen Holunderbusch. Von hier aus konnte er die Container beobachten. Die Tatsache, dass weit und breit kein Mensch zu sehen war, verstärkte seinen Verdacht, dass hier etwas faul war. Halbach wunderte sich, wie gut sein vom Alkohol benebeltes Gehirn plötzlich funktionierte. Seine Sinne waren geschärft, und in diesem Moment vergaß er sogar die heimtückische Krankheit, die bald schon sein Leben verändern, nein, die sein Leben beenden würde. Nun tat sich etwas. Zwei dunkel gekleidete Gestalten erschienen auf der Bildfläche. Beide trugen schwere Holzkisten und stöhnten unter der Last, die sie zum bereitstehenden Wagen schleppten. Halbach fragte sich, woher die beiden Männer kamen. Er wunderte sich, dass sie Sturmhauben trugen. So etwas kannte er nur aus dem Fernsehen, wenn über einen Banküberfall berichtet wurde. Aber hier gab es weit und breit keine Bank. Nur das alte Amtsgericht, aber das denkmalgeschützte Gebäude barg sicherlich keine Wertgegenstände. Im vorderen Bereich gab es zwar eine kleine Polizeidienststelle, die allerdings nur tagsüber besetzt war. Der hintere Trakt des Baus stand schon seit vielen Jahren leer – also, was schleppten die schwarzen Gestalten dort heraus? Halbach trat einen halben Schritt aus dem Schatten, um sich davon zu überzeugen, dass die Männer tatsächlich aus dem alten Gerichtsgebäude kamen. Der Hintereingang lag ein wenig abseits von der Straße unter einem Vordach. Tatsächlich, die Tür stand offen. Halbachs Herzschlag beschleunigte sich. Was ging hier vor? Obwohl er der Überzeugung war, dass es in dem alten Amtsgericht nichts zu holen gab, setzte er mutig einen Fuß in den Lichtkegel der Straßenlaterne. Die Männer hatten ihn noch nicht bemerkt. Sie standen mit dem Rücken zu ihm und waren gerade damit beschäftigt, die beiden Holzkisten in den Kombi zu verfrachten. Während dieser Aktion herrschte eine geradezu gespenstische Stille in der kleinen Straße. „He – was tun Sie denn da?“, krächzte Hans Halbach in die Stille hinein. Die Männer fuhren auf und...


Im Jahr der ersten Mondlandung. 1969, in Wuppertal geboren, fühlte sich Andreas Schmidt schon in frühen Jahren zum Schreiben berufen: Waren es zunächst Kurzgeschichten und Artikel für Schülerzeitungen, strebte er seinen Traumberuf Schriftsteller schon recht früh an. Schon während seiner Ausbildung, die er – ganz bodenständig – als Kraftfahrzeugmechaniker absolvierte, verfasste Andreas Schmidt erste Heftromane für große Verlagshäuser. Hier arbeitete er an namhaften Romanreihen mit und lernte das Handwerk des Schriftstellers von der Pike auf. Sein Krimidebüt gab Schmidt im Jahr 1999 mit In Satans Namen. Darin ermittelte ein unkonventioneller Reporter namens Bernd Kaltenbach mit der Kriminalpolizei um die Wette. Ab 2002 folgten die Bergischen Krimis, in denen sich der mürrische Kommissar Norbert Ulbricht in die Herzen der Leser ermittelte. Nach verschiedenen Stationen im Berufsleben arbeitet Andreas Schmidt seit 2009 hauptberuflich als freier Texter, Redakteur und Schriftsteller in seiner Heimatstadt Wuppertal. Nachdem Andreas Schmidt auf der Frankfurter Buchmesse Carsten Holzendorff, Geschäftsführer der CW Niemeyer Verlage, kennen lernte, ermittelt Schmidts Hauptfigur nun auch jenseits des Bergischen Landes: Inzwischen hat Kommissar Ulbricht eine Freundin im Weserbergland gefunden. Oder er unterstützt seine Tochter Wiebke bei ihren spannenden Ermittlungen an der Nordsee-Küste. Im Herbst 2012 erlebt(e) der umtriebige Reporter Bernd Kaltenbach, Andreas Schmids erster Romanheld, ein mörderisches Comeback mit HahnBlues. Wenn Andreas Schmidt nicht gerade an einem neuen Krimi schreibt, ist er auf Lesereise. Termine und kriminelle Infos gibt es immer aktuell auf seiner Website www.andreasschmidt.org sowie auf Facebook.


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