Schmidt | KIEZ. Kein Roman | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Schmidt KIEZ. Kein Roman

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-8419-0791-2
Verlag: Edel Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Nach seinem Spiegel-Bestseller 'Elbschlosskeller. Kein Roman' geht es nun weiter im rasanten Leben von Daniel Schmidt, dem Wirt des legendären Elbschlosskellers.  In 'Kiez. Kein Roman' erfahren Leser*innen des ersten Buches, was seit 2018 bei Daniel geschah - sein Absturz nach dem großen Hype, Klinikaufenthalte und Auszeit in Amerika, Fahrten in die Ukraine und sein Kampf für den Kiez -, während alle Neuleser*innen einsteigen können in den faszinierenden Kosmos des Daniel Schmidt, den Kiez-Philosophen, Mann mit Ecken und Kanten und Macher mit einem ganz großen Herzen. Er nimmt uns mit auf eine Reise durch sein Viertel und lässt Menschen zu Wort kommen, die in seinem Leben eine große Rolle spielen und den Kiez, diesen einzigartigen Mikrokosmos, zusammenhalten. St. Pauli und die Charaktere, von denen Daniel Schmidt berichtet, sind so, wie der Autor selbst: schonungslos ehrlich, tolerant und weltoffen, skurril und verrückt, hart aber herzlich ...

Als Daniel Schmidt 1984 geboren wurde, war sein Vater schon einige Jahre Wirt des Elbschlosskellers, der als härteste, aber auch sozialste Kneipe Hamburgs gilt. Seit seinem 18. Lebensjahr steht er selbst hinter der Theke der Kiez-Institution, die niemals ihre Türen schließt, bis auf eine Ausnahme: als der Lockdown kam. Da musste erst einmal ein Schloss in die Tür eingebaut werden. Sein erstes Buch, 'Elbschlosskeller', über das Leben rund um die St-Pauli-Kneipe avancierte zum Geheimtipp und Spiegel-Bestseller. Daniel Schmidt ist zudem Mitbegründer des Hilfsvereins 'Wer wenn nicht wir', in dem er und seine Mitstreiter sich um Obdachlose und Hilfsbedürftige vom Kiez kümmern.
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2 | Vater, Partner, Wirt
Wer mich bislang noch nicht kannte (es soll ja die einen oder anderen geben), der lernt mich jetzt kennen. Ich merke, das hört sich nach einer Drohung an, soll es aber nicht, ganz im Gegenteil. Denn nicht jeder von euch hat mein erstes Buch gelesen, das die Geschichte des Elbschlosskellers und seiner Gäste erzählte, ebenso wie meine eigene und die meiner Familie. Seitdem aber ist richtig viel passiert in meinem Leben. Wenn es etwas nie gab, dann Langeweile. Wer mich nur ein bisschen kennt, der weiß: Stillstand ist nicht so mein Ding. Erinnert ihr euch? Die berühmte „8“ meines Lebens, von der ich in meinem ersten Buch berichtete? Diese „8“ steht für das Auf und Ab in meinem Leben. Erst geht es rasant nach oben, dann abrupt nach unten, und alles wieder zurück auf Anfang. Der größten Euphorie folgt jedes Mal ein richtig schlimmer Absturz. So war es mein ganzes Leben lang, so war ich immer. Und egal was ich tat, aus diesem Kreis kam ich seit meiner Jugend einfach nicht heraus. Immer musste alles extrem sein, nie gab es eine längere Phase an Stabilität und Verlässlichkeit. Vor drei Jahren aber hatte ich kurzzeitig das Gefühl, so, jetzt hab ich’s geschafft, das passiert mir nie wieder. Leider war das ein Trugschluss. Denn es kam dann alles noch schlimmer, als ich es jemals zuvor erlebt hatte. Zu akzeptieren, dass diese „8“ einfach in mir begründet liegt, war ein langer und schmerzlicher Prozess, der mich zweimal in Entgiftungskliniken brachte und mich beschließen ließ, Deutschland für neunzig Tage zu verlassen, einfach nur um wieder ich selbst zu werden. Und dann, nachdem ich wieder zurück war, verlor ich einen der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Aber langsam, eins nach dem anderen, ich wollte euch erzählen, wer ich eigentlich bin. Ich heiße Daniel Schmidt, Jahrgang 84, mit Leib und Seele Wirt, aber noch lieber ist mir die Vaterrolle. Meine Lebenspartnerin Susanna und ich sind Eltern eines zehnjährigen Sohnes namens Lennox. Der kleine Kerl ist eine Wucht, wenn auch gerade in einem etwas schwierigen Alter, aber er schafft es immer, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Mit Susanna, Lennox’ Mutter, bin ich seit zwölf Jahren zusammen. Sie ist wie ich eine echte Kiezgöre und kennt das Gastronomiegeschäft von der Pike auf. Gemeinsam betreiben wir neben dem Elbschlosskeller noch einige andere Kneipen, wie die Meuterei und das Bayernstüberl und das Zum Motherfucker, das früher Gerhards hieß und nicht mehr so richtig in Schwung kam. Aber seitdem wir den Laden umgetauft haben (und uns hielten einige für völlig bekloppt: „Motherfucker“? Ernsthaft?), rennen uns die Leute – vor allem männliche Touris, die aus der Herbertstraße kommen und als Erstes das Wort „Motherfucker“ lesen – die Bude ein. Die Zeiten sind hart, ich sagte es schon, und je mehr in den vergangenen Jahren unser kleines Kiez-Imperium anwuchs, umso größer wurde auch die Verantwortung, die auf unseren Schultern lastet. Die komplette Logistik und Orga, Mieten, Wareneinkauf, die Gehälter für die Angestellten, das ist ein Riesenkostenapparat. Und als wir wegen der Pandemie schließen mussten, war das keine einfache Sache. Ich erlebe es tagtäglich bei vielen anderen in unserem Umfeld, wie schwierig es ist, neben dem Job das Familienleben nicht zu vernachlässigen. Das hat mich tatsächlich lange Zeit sehr mitgenommen, wenn ich merkte, ich kam an meine Grenzen. Susanna und ich reißen uns wirklich den Arsch auf, um unser Leben gewuppt zu bekommen, die Läden am Laufen zu halten und gleichzeitig unserem Sohn gute Eltern zu sein. Ich will nicht einer dieser Väter sein, die nur das Geld nach Hause bringen und sich ansonsten verdrücken. Ich will ein Vater sein, der sich Zeit nimmt und einfach da ist. Weil ich selbst nicht so aufgewachsen bin. Meine Eltern – der berühmte „Wodka-Lothar“ und meine Mutter Katja, die Tochter eines Bäckermeisters – lernten sich Anfang der Achtzigerjahre im Elbschlosskeller kennen. Wo sonst?! Meine Mutter war gerade Anfang zwanzig, blutjung, bildhübsch, mein Vater ein gestandenes Mannsbild, mit über vierzig Jahren wesentlich älter und erfahrener und schon längst der Zampano des Kellers. Die Geschichte, wie die beiden zusammenkamen, ist schnell erzählt: Meine Mutter wurde von ihrer Mutter, meiner Oma, gelegentlich zum Hamburger Berg geschickt, um ihren Vater aus dem Elbschlosskeller zu holen, wenn er dort mal wieder versackt war. Bei einer dieser Gelegenheiten trafen sich die Blicke meiner Eltern. Und da war es auch schon um die beiden geschehen. Meine Mutter war fasziniert von dieser Erscheinung von Mann, mein Vater war hin und weg von ihrer Schönheit. Sie wurden ein Paar, heirateten bald schon, bekamen zwei Kinder, meine jüngere Schwester Jana-Joy und mich. So weit, so gut. Dazu gibt es eine schöne Anekdote, die ich gerne wiedergebe (meine Mutter hört sie nicht so gerne): Dass ich ein Kind des Elbschlosskellers bin, ist wörtlich gemeint. Denn es heißt, ich sei im Keller hinterm Tresen gezeugt worden. Ob das stimmt, da scheiden sich die Geister. Groß geworden bin ich in einer Welt fernab von Kiez und Kneipen, nämlich in Sasel, einer eher gutbürgerlichen und gut situierten Gegend am Rande Hamburgs, wo ich die ersten Jahre eine sehr liebevolle und behütete Kindheit erfuhr. Meine Schwester und ich waren ein Herz und eine Seele. Bis es eines Nachts zu einer – ich würde sagen traumatischen – Erfahrung kam, die meine Schwester und mich komplett aus der Bahn warf. Bis dahin aber habe ich nur schöne Erinnerungen an die Zeit in Sasel. Unsere Kindheit war allerdings ganz schön abgefahren. Unser Vater verdiente mit dem Keller mehr Geld als jeder Studierte, als jeder Arzt oder Anwalt aus unserer Nachbarschaft. Die meisten meiner Mitschüler waren Kinder aus Akademikerfamilien. Mein Vater war zwar „nur“ Wirt, sah aber aus und trat auf wie ein Lude aus dem Bilderbuch. Immer mit Porschebrille auf der Nase und dicker Goldrolex oder -wempe am Handgelenk, die Haare im Vokuhila-Look, dazu trug er Fliegerjacke und Boxerschuhe und fuhr eine fette Limousine. In seinen besten Zeiten verdiente er bombastische Gelder im Elbschlosskeller, aber er war auch sehr großzügig und ließ alle anderen daran teilhaben, wenn es ihm gut ging. Das gehörte zu seinem guten Ton auf dem Kiez. Manchmal machte er sich einen Joke mit den Taxifahrern, dann ließ er sich einen Wagen zum Elbschlosskeller rufen. Wenn das Taxi vorfuhr, stieg er ein und sagte: „Einmal zum Goldenen Handschuh, bitte.“ Dazu muss man wissen, von unserer Kneipe zum Handschuh sind es mal gerade zwanzig Meter über die Straße rüber. Der Fahrer guckte meinen Vater ungläubig an und dachte: Will der Typ mich verarschen? Ja, das wollte mein Vater, stieg beim Handschuh aus, drückte dem Fahrer lachend 20 Mark oder mehr in die Hand und war zufrieden mit seinem Witz. So war mein Vater. Und meine Mutter, wie gesagt: jung, zart, schön. Da war allen, die die beiden zusammen sahen, sofort klar: Er ist Zuhälter und sie seine Ex-Prostituierte. Genauso dachte die Nachbarschaft über uns, ebenso meine Lehrer, meine Mitschüler und deren Eltern. Aus diesem Grund war ich ein Außenseiter, von Anfang an, dabei wollte ich immer nur eins: dazugehören. Nur ließ man mich nicht, weshalb ich ein rebellisches Kind wurde, das es seiner Umwelt nicht leicht machte. Meine Eltern hatten eine Arbeitsteilung, die darin bestand, dass mein Vater regelmäßig auf den Kiez fuhr, um Geld zu verdienen, während meine Mutter zu Hause blieb und sich um uns Kinder kümmerte. Heute würde man sagen: Das war eine komplett altbackene Rollenverteilung. Meine Mutter erledigte ihre Aufgabe mit großer Hingabe und blühte in der Mutterrolle auf. Sie bombte uns voll mit ihrer Liebe, und ich bin mir sicher, nur weil ich so viel Liebe von ihr erfuhr, kann ich heute so viel davon weitergeben. Das ist meine feste Überzeugung. Ich weiß, wie man Liebe empfängt, ich weiß, wie sie aussieht, wie sie sich anfühlt, ich weiß, wie man sie weitergibt. Tatsächlich ist Liebe – und das ist jetzt nicht nur so ein Klugscheißerspruch – das Einzige, was sich von alleine mehrt und nicht weniger wird, wenn du es weitergibst, das ansteckt und sich mit Geld niemals kaufen lässt. Die traumatische Erfahrung, die damals alles änderte – heute würde ich so weit gehen zu sagen, sie beendete unsere Kindheit –, machten meine kleine Schwester und ich eines Nachts, als wir, wie es gelegentlich der Fall war, mit unseren Eltern ein paar Tage auf einem Campingplatz verbrachten. Ich war zwölf, meine Schwester acht Jahre alt. In der Ehe unserer Eltern musste es schon länger gekriselt haben. In dieser Nacht wurde ich plötzlich wach wie in einem schlechten Traum, weil sich unsere Eltern laut stritten. Ich öffnete meine Augen, stand auf und taumelte zum Durchgang zwischen Wohnwagen und Zelt. Dann öffnete ich die Tür. Was ich aber jetzt beobachten musste, war eine Auseinandersetzung, wie ich sie bis dahin noch nicht erlebt hatte. Meine Eltern waren beide ziemlich angetrunken, brüllten sich ins Gesicht, dann eskalierte es und mein Vater schlug meiner Mutter mit der Faust ins Gesicht. Heute noch sehe ich diese Szene wie aus einem Tarantino-Film vor mir, als wäre sie erst letzte Nacht geschehen: In Zeitlupe fliegen Zähne in einem Blut-Speichel-Splash durch die Luft … Im nächsten Moment nahm ich wahr, dass auf einmal meine kleine Schwester neben mir stand. Weil ich selbst wie in einem Tunnel war, hatte ich nicht mitbekommen, dass auch sie wachgeworden und aufgestanden war. Jetzt hielt ich sie am Arm fest. Mir war klar, dass auch sie die Auseinandersetzung mitbekommen haben musste. Meine Mutter lief nach draußen, setzte...


Schmidt, Daniel
Als Daniel Schmidt 1984 geboren wurde, war sein Vater schon einige Jahre Wirt des Elbschlosskellers, der als härteste, aber auch sozialste Kneipe Hamburgs gilt. Seit seinem 18. Lebensjahr steht er selbst hinter der Theke der Kiez-Institution, die niemals ihre Türen schließt, bis auf eine Ausnahme: als der Lockdown kam. Da musste erst einmal ein Schloss in die Tür eingebaut werden. Sein erstes Buch, „Elbschlosskeller", über das Leben rund um die St-Pauli-Kneipe avancierte zum Geheimtipp und Spiegel-Bestseller. Daniel Schmidt ist zudem Mitbegründer des Hilfsvereins „Wer wenn nicht wir“, in dem er und seine Mitstreiter sich um Obdachlose und Hilfsbedürftige vom Kiez kümmern.

Käfferlein, Peter
Peter Käfferlein ist seit Jahren fest in der deutschen Fernsehlandschaft verankert, er arbeitete für „Schreinemakers live” und war Chefredakteur des ARD-Talks „Beckmann“. Mit Olaf Köhne gründete er 2015 eine eigene Agentur. Gemeinsam verfassten sie biografische Bücher, u.a. mit Hardy Krüger und Lilo Pulver, beides SPIEGEL-Bestseller.

Köhne, Olaf
Olaf Köhne ist als TV-Journalist und Producer tätig und arbeitete für fast alle großen Fernsehsender in Deutschland, zuletzt als Redaktionsleiter der ARD-Sendung „Beckmann“. In Hamburg gründete er 2015 die Agentur „Käfferlein & Köhne“. Gemeinsam mit Peter Käfferlein verfasste er auch biografische Bücher, u.a. mit Hardy Krüger und Lilo Pulver, beides SPIEGEL-Bestseller.

Als Daniel Schmidt 1984 geboren wurde, war sein Vater schon einige Jahre Wirt des Elbschlosskellers, der als härteste, aber auch sozialste Kneipe Hamburgs gilt. Seit seinem 18. Lebensjahr steht er selbst hinter der Theke der Kiez-Institution, die niemals ihre Türen schließt, bis auf eine Ausnahme: als der Lockdown kam. Da musste erst einmal ein Schloss in die Tür eingebaut werden. Sein erstes Buch, „Elbschlosskeller", über das Leben rund um die St-Pauli-Kneipe avancierte zum Geheimtipp und Spiegel-Bestseller. Daniel Schmidt ist zudem Mitbegründer des Hilfsvereins „Wer wenn nicht wir“, in dem er und seine Mitstreiter sich um Obdachlose und Hilfsbedürftige vom Kiez kümmern.Olaf Köhne ist als TV-Journalist und Producer tätig und arbeitete für fast alle großen Fernsehsender in Deutschland, zuletzt als Redaktionsleiter der ARD-Sendung „Beckmann“. In Hamburg gründete er 2015 die Agentur „Käfferlein & Köhne“. Gemeinsam mit Peter Käfferlein verfasste er auch biografische Bücher, u.a. mit Hardy Krüger und Lilo Pulver, beides SPIEGEL-Bestseller. Peter Käfferlein ist seit Jahren fest in der deutschen Fernsehlandschaft verankert, er arbeitete für „Schreinemakers live” und war Chefredakteur des ARD-Talks „Beckmann“. Mit Olaf Köhne gründete er 2015 eine eigene Agentur. Gemeinsam verfassten sie biografische Bücher, u.a. mit Hardy Krüger und Lilo Pulver, beides SPIEGEL-Bestseller.


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