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E-Book

E-Book, Deutsch, 308 Seiten

Schneider Fremde Söhne

Sie kamen als Flüchtlinge und wurden Familie

E-Book, Deutsch, 308 Seiten

ISBN: 978-3-347-11952-9
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Familie Schneider sieht ihr idyllisches Dorfleben jäh zerstört, als 22 syrische Männer in das Nachbarhaus einziehen. Nur der erwachsene Sohn bleibt gelassen. Trotz eigener Vorurteile lernen sie die Flüchtlinge besser kennen. Damit beginnt eine Welle von Ereignissen, die ihr Leben drastisch verändert - allerdings ganz anders als erwartet …
Nur wenige Menschen lernen Asylanten kennen, aber viele stellen immer die gleichen Fragen: Wie sind die eigentlich so? Wieso kommen die zu uns? Wieso fast nur junge Männer? Was haben die auf der Flucht erlebt? Wie leben die hier? Arbeiten die überhaupt? Was machen Moslems anders als wir? Wie behandeln die Frauen? Wollen die sich überhaupt integrieren?
Die Autorin beantwortet mit ergreifenden, lustigen, teilweise auch traumatischen Erlebnissen diese Fragen mitreißend und authentisch. Nicht recherchiert, nicht nacherzählt, nicht politisch gefärbt - sondern einfach erlebt!
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Wie alles begann Irgendwann im Sommer 2015 saß ich entspannt in unserem Garten und las unser wöchentlich erscheinendes Gemeindeblatt. Wie immer erwartete ich nichts Weltbewegendes: Die aktuellen Vereinsnachrichten, den Bericht der letzten Gemeinderatssitzung, die üblichen Anzeigen der örtlichen Handwerker und so weiter, man kennt das ja. Dann entdeckte ich eine kurze Mitteilung (den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr) – gefühlt waren es nur zwei knappe Sätze: “Im Rahmen der Anschlussunterbringung werden auch unserer Gemeinde weitere Flüchtlinge zugeteilt. Für die Unterbringung ist unter anderem das katholische Pfarrhaus in xxxxx vorgesehen“. BOOM! Das saß und ich dachte nur: Ach du Sch…! Denn unser eigenes Haus steht direkt neben besagtem Pfarrhaus. Unser liebevoll angelegter Garten, der wirklich unsere Entspannungsoase ist, grenzt unmittelbar an den Eingangsbereich der zukünftigen Unterkunft. Jeder Bewohner oder Besucher läuft mehrere Meter parallel an unserem Grundstück vorbei und kann leider auch ziemlich ungehindert hineinsehen. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich schon auf dem Präsentierteller sitzen – den permanenten Beobachtungen einer Horde von ausländischen Männern hilflos ausgeliefert. Von den zu erwartenden Ruhestörungen mal ganz zu schweigen. Denn bislang wohnten wir in einer sehr ruhigen Sackgasse, nur die Kirche, das Pfarrhaus (das seit knapp zwei Jahren unbewohnt war) und unser Haus stehen dort. Kein Verkehr und kein Lärm störten bisher unsere Ruhe, außer vielleicht die Kirchenglocken, aber die hören wir schon lange nicht mehr bewusst. Diese ruhige Idylle war plötzlich gefährdet und ich war darüber gelinde gesagt, geschockt. Sofort lief ich zu meinem Mann Stephan, um ihm diese Hiobsbotschaft mitzuteilen. Sie fragen sich, wie er die Nachricht aufnahm? Nun, ich formuliere es mal ganz vorsichtig: Er war noch viel weniger begeistert als ich, was schon eine reife Leistung war. Das hatte uns gerade noch gefehlt! Über einen Jugendtreff, eine Sportanlage oder einen Gastronomiebetrieb hätten wir uns bestimmt auch nicht wirklich gefreut, aber musste es denn ausgerechnet eine Flüchtlingsunterkunft sein? Direkt neben UNSEREM Haus? Oh, nein danke! Suchen Sie doch bitte einen anderen Standort! Zunächst war der Artikel zwar lediglich eine Vorankündigung gewesen, aber eben ein erster Hinweis darauf, was auf uns zukommen könnte und mit was wir vermutlich zu rechnen hatten. Die Zeit verging und natürlich brodelte die Gerüchteküche im Dorf. Die ganze Nachbarschaft war nach der Ankündigung ebenfalls in helle Aufregung geraten, aber wir erhielten monatelang keine weiteren Informationen mehr. Vielleicht würde sich ja doch noch alles in Luft auflösen? Anfang 2016 wurde die ganze Sache dann konkreter und die Bevölkerung zu einer offiziellen Informationsveranstaltung des Landratsamtes in die örtliche Sporthalle geladen. Natürlich nahmen auch wir teil und sofort fiel uns auf, dass fast nur die direkten Nachbarn der zukünftigen Sammelunterkunft anwesend waren. Das Interesse der sonstigen Dorfbewohner war augenscheinlich nicht annähernd so groß, wie wir erwartet hatten, aber ganz ehrlich: Wären wir nicht so direkt betroffen gewesen, hätten wir diese Veranstaltung mit ziemlicher Sicherheit auch nicht besucht. Die Vertreter des Landratsamtes präsentierten uns zunächst viele bunte Grafiken, diverse Planzahlen und festgelegte Zuteilungssätze. Für uns war das alles leider sehr theoretisch, trocken und ziemlich abstrakt. Eine Standardinformation eben, die bestimmt schon vielfach gehalten worden war. Danach ging es endlich um unseren konkreten Fall: Das ehemalige Pfarrhaus stehe seit Längerem leer und sei daher von der Kirche als Flüchtlingsunterkunft angeboten worden. Nicht nur aus reiner Nächstenliebe, wie wir vermuteten, aber egal. Da keine Alternative zur Verfügung stehe und das leer stehende Haus ohne weitreichende Umbaumaßnahmen sofort bezugsfertig sei, wäre diese Lösung ideal und werde daher zügig umgesetzt. Man ginge derzeit von ungefähr vierundzwanzig alleinstehenden Männern aus; das Herkunftsland sei leider noch unbekannt, wahrscheinlich Syrien, es könnten aber auch Iraker sein. Ebenso unklar sei der Zeitpunkt des Einzuges, der vermutlich irgendwann im Frühjahr stattfinden sollte. Dann hatten die Bürger die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Einige äußerten sogleich offen ihre Ablehnung. Es fielen Sätze wie: »Wer schützt denn eigentlich unsere Frauen?« Der Fragesteller war übrigens ein alter Mann mit schlohweißen Haaren und ich fragte mich erstaunt, ob er ernsthaft seine Frau damit meinte? »Warum kommen denn nur Männer?« Diese Frage konnte keiner der Anwesenden beantworten. »Wer soll das alles bezahlen?« Darauf wurde gar nicht erst näher eingegangen. Von uns befürchtete Tumulte oder sonstige verbale Entgleisungen blieben zum Glück aus. Trotzdem wurde schnell klar, dass die Flüchtlingsproblematik nun auch unser Dorf erreicht hatte und niemand der Anwesenden war wirklich begeistert darüber – ganz im Gegenteil! Uns interessierte besonders, welche Behörde für den Ablauf und das Miteinander zwischen uns Nachbarn und den Flüchtlingen zuständig sei. An wen wir uns denn wenden könnten, wenn das Leben mit den neuen Mitbürgern vielleicht nicht funktionieren würde. Zudem versuchte ich zu verdeutlichen, dass wir direkt Betroffenen leider keine Chance hätten, der geänderten Wohnsituation zu entfliehen und somit bei eventuellen Problemen der Lage vermutlich ziemlich hilflos ausgeliefert wären – und davor hatten wir nun mal alle Angst. Man erklärte uns, dass das Landratsamt im Rahmen seiner Möglichkeiten (und seiner Öffnungszeiten!) zuständig sei. Wenn es aber beispielsweise zu Ruhestörungen käme, sollten wir eben die Polizei rufen, wie in solchen Fällen allgemein üblich. Es würde zudem eine Sozialbetreuung für die Flüchtlinge geben. In welcher konkreten Form oder für wie viele Gemeinden diese Sozialarbeiter/innen arbeiten sollten, war aber leider noch nicht bekannt. Zusätzlich würde ein Rund-um-die- Uhr-Hausmeisterservice eingerichtet werden, der unter anderem für die handwerkliche Betreuung des Hauses zuständig sei und im Notfall gerufen werden könnte, auch an den Wochenenden. Das alles war zwar schon mal ein Anfang, aber wirklich beruhigend waren diese Aussagen für uns leider nicht. Schnell wurde allen klar: Die Flüchtlinge würden kommen, es gab keine andere Lösung und überhaupt keinen Grund, eine Alternative zu suchen. Dass die betroffenen Nachbarn oftmals nicht begeistert seien, kenne man schon, das sei schließlich an jedem Standort so, aber diese Menschen müssten eben irgendwo untergebracht werden. Die festen Zuteilungsquoten pro Gemeinde ließen nun mal keinen Spielraum und die jeweiligen Befindlichkeiten und Ängste der Nachbarschaft waren nicht von Belang. Das war die unliebsame Realität und wurde uns gegenüber auch ganz klar so vermittelt. Trotz all unserer Bedenken war es mir trotzdem wichtig, diesen Behördenvertretern zu erklären, dass wir keineswegs fremdenfeindlich sind, ganz im Gegenteil. Aber bei dieser unmittelbaren Nähe hatten wir zugegebenermaßen große Befürchtungen hinsichtlich des Zusammenlebens, der Ruhe, Ordnung und Sauberkeit. Selbstverständlich hatten wir im Vorfeld die Berichte im Fernsehen, im Radio oder in den Zeitungen verfolgt, die von ständigen Ruhestörungen und Krawallen in und um solche Unterkünfte herum berichteten. Glaubte man zudem den Behauptungen in den sozialen Medien, müsste sicher häufig die Polizei kommen, der Müll flöge herum und alles wäre dreckig, Frauen und Mädchen (egal welchen Alters!?) würden ständig belästigt werden, ungefragt Grundstücke betreten, Dinge gestohlen, Pferde und Ziegen geschlachtet und was sonst noch so kursierte. Vielleicht würden auch hier Rechtsradikale lautstark demonstrieren, vor dem Haus Randale machen oder es womöglich anzünden? Zu solchen Vorkommnissen war es in einigen Unterkünften landesweit bereits gekommen und natürlich verfolgten wir solche Berichte nun aus einem ganz anderen Blickwinkel. Ich bin mir sicher: Bei fast jedem, der in eine vergleichbare Situation gerät, macht sich zunächst ein mulmiges Gefühl breit, auch wenn das vielleicht nicht jeder offen zugeben möchte. Meiner Meinung nach ist es sehr einfach, jemanden wegen seiner Ängste zu verurteilen, anstatt sich Gedanken darüber zu machen, wie eine solch ungewohnte und fremde Nachbarschaft das eigene Leben und Denken beeinflussen würde – wenn man selbst betroffen wäre! Eine Bekannte von mir war richtig entsetzt, als ich ihr meine Befürchtungen gestand. Sie hatte überhaupt kein Verständnis dafür. Ich weiß noch genau, wie sie zutiefst vorwurfsvoll...


... wurde 1966 im Hunsrück geboren, lebt aber schon viele Jahre mit ihrem Mann und zwei Katzen in Baden-Württemberg. Nach einer klassischen kaufmännischen Ausbildung, mehreren beruflichen Stationen und der Erziehung des mittlerweile erwachsenen Sohnes arbeitet sie heute Vollzeit als Büroleiterin. Ihre kreative Seite lebt sie als Kunsthandwerkerin aus und ist mit ihren handgefertigten Schmuckunikaten seit Jahren fester Bestandteil auf regionalen Märkten.
Ihr Leben ändert sich drastisch durch den Einzug von zweiundzwanzig männlichen Kriegsflüchtlingen in ihr Nachbarhaus. Die anfängliche Angst erweist sich jedoch rasch als völlig unbegründet. Die Autorin überwindet eigene Vorurteile, engagiert sich schnell ehrenamtlich und erlebt an der Seite der Flüchtlinge selbst Diskriminierung und Fremdenhass. Aus der Diskrepanz zwischen ihren positiven Erfahrungen und den erschreckend zunehmenden fremdenfeindlichen Strömungen entsteht der dringende Wunsch, ihre wahre Geschichte zu erzählen. Sie schildert authentisch und sehr persönlich ihre eigene Entwicklung - von angstvoller Ablehnung bis hin zu mütterlicher Fürsorge, den zwei der Männer gehören mittlerweile zu ihrer Familie. Der Wunsch, den positiven Geist ihrer Erlebnisse zu erzählen, ist der Ansporn für ihr erstes Buch.


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