Schneider | Wenn Worte fehlen – Symbole als Dolmetscher | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 364 Seiten

Schneider Wenn Worte fehlen – Symbole als Dolmetscher

Ein Praxisbuch für Therapie, Beratung, Begleitung von Teams und Pädagogik. Mit Beiträgen von 33 Autorinnen und Autoren

E-Book, Deutsch, 364 Seiten

ISBN: 978-3-7065-6006-1
Verlag: Studien Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



EIN HANDBUCH FÜR DIE THERAPEUTISCHE ARBEIT MIT SYMBOLEN ALS METHODE DER INTERVENTION
In der PSYCHOSOZIALEN ARBEIT trifft man oft auf Menschen, die für das, was sie erlebt haben und was sie fühlen, KEINE WORTE FINDEN. Hier reicht Sprache allein nicht aus. Es braucht mehr, um Ausdruck und Verstehen zu fördern und Lösungen zu entwickeln. SYMBOLE werden in diesen Situationen zu DOLMETSCHERN UND GEBURTSHELFERN FÜR NEUE IDEEN. Die den KlientInnen und Gruppen angebotenen Symbole sind im wörtlichen und übertragenen Sinne begreifbar. Veränderung wird sichtbar und wahrnehmbar, „Handwerk“ geht hier über „Mundwerk“. Klienten und Gruppen arbeiten über lange Phasen selbständig, ohne dass der Berater oder Therapeut eingreift. Sie beginnen selbstbestimmt, sich mit ihrem Problem auseinanderzusetzen und Lösungen zu entwickeln. So ist von Beginn an immer auch gewährleistet, dass sie ihren Selbstwert erleben.
In diesem Buch finden die LeserInnen eine Fülle von INTERVENTIONEN MIT SYMBOLEN FÜR THERAPIE, BERATUNG, ARBEIT MIT TEAMS UND PÄDAGOGIK, die es ermöglichen, differenziert und schnell zu intervenieren. Behandelt werden die Bereiche „Biografiearbeit und Lebensplanung“, „Emotionen und Gefühle“, „Kommunikation“, „Identität – Wer bin ich?“, „Werte“ und „Innere Bilder nach außen kehren“. Zudem werden die Grundlagen der Arbeit mit Symbolen beleuchtet.
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Symbole – Emotionen – Erinnern
Wilfried Schneider Ein Mensch verbindet mit jedem Gegenstand, unabhängig davon, ob und wie gut er ihn kennt, etwas aus seinem Leben. Es wird also eine Verbindung zwischen einem Ereignis, einer Erinnerung und dem Gegenstand hergestellt. Ereignis und Erinnerung sind immer emotionsgefärbt. Das wird insofern von hoher Bedeutung für unsere Arbeit, als das Zusammenwirken von aktivem Tun und Erleben, verbunden mit Gefühlen, dazu führt, dass davon kaum etwas vergessen wird. Gerald Hüther schreibt: „Das, was uns nicht emotional berührt, bekommen wir, wenn überhaupt, nur mit großer Mühe in den Kopf, und wenn wir es nicht ständig wieder aufsagen, ist es im Nu wieder verschwunden.“9 Oder Folgendes aus einem Interview mit Eric Kandel: „SPIEGEL: Haben Sie bei sich irgendwelche Regeln ausgemacht, warum Sie manches behalten, anderes aber vergessen haben? KANDEL: Ja, ein Geschehnis muss wichtig für mich sein. Während es geschieht, muss ich meine Aufmerksamkeit darauf richten. Ohne Aufmerksamkeit wird nichts behalten – und ohne dass es für meine Gefühle bedeutend ist, auch nicht.“10 Eine Klientin äußerte dazu: Symbole sind gefühlsnah und gefühlsdicht. Gefühl ist immer authentisch. „Symbole sind in der Lage, die gefühlte Einmaligkeit bestimmter Momente für die betroffenen Akteure (und nicht nur für diese) wieder zu vergegenwärtigen – und zwar als präsentes Gefühl und nicht als Wissen davon.“11 Seit 2007 forscht eine große Gruppe von Wissenschaftlern aus 23 Disziplinen in dem Berliner Forschungsprojekt „Languages of Emotion“ über die Sprache der Gefühle und die Rolle der Gefühle. In diesem Zusammenhang zeigen sie auch auf, dass 80 Prozent menschlicher Entscheidungen auf Emotionen beruhen.12 An dieser Stelle ein Hinweis auf das Buch „Emotion und Gehirn” von Antonio R. Damasio „Selbst ist der Mensch“.13 Es handelt sich um eine der fundiertesten Publikationen über die Rolle der Gefühle im Konzert mit anderen psychischen Funktionen bei der Lebensgestaltung des Menschen aus neurowissenschaftlicher Sicht. Der Gegenstand symbolisiert also dieses Ereignis, diese Erinnerung. Jeder vom Klienten gewählte und auf die Straße (zum Beispiel Lebensstraße) gestellte Gegenstand ist zeitgleich emotional besetzt und wird so sein Eigen und auf diese Weise zum Symbol. Die Verbindung zwischen Denken, Handeln und Emotionen wird erreicht. Emotionaler Bezug ist da und damit ein Bei-sich-Sein, ein Zu-sich-Stehen. Das bin ich. Da, wo Ereignis und Emotion eine Verbindung eingegangen sind, mag das noch so weit zurückliegen, hat es sich eingeprägt und kann auch nach vielen Jahren wieder abgerufen werden. Und es wird erstaunlich leicht, für die Erinnerung ein Symbol zu finden. Beschleunigt wird dieser Prozess durch die Erfahrung in der Arbeit selbst (zum Beispiel beim Legen einer Lebensstraße), dass sich Türen und Fenster zu den Ereignissen auftun, lassen wir uns erst einmal darauf ein. Jeder kennt diesen Vorgang, wenn er daran denkt, wie sich Fenster und Türen öffnen, sobald über früher geredet wird, über die Kindheit beispielweise, die Schulzeit oder andere weit zurückliegende Ereignisse. Im Artikel „Simboli, metafore e immagini nel trattamento psicoterapeutico del trauma e dell’addiction“ schreibt I. M. Hinnenthal, „dass die Methode der Symbolarbeit von Wilfried Schneider sich als besonders nützlich in der therapeutischen Arbeit erweist. Man könnte sie als Methode bezeichnen, die zugleich Elemente des Bottom-up als auch des Top-down erreicht und daher beide Teile des Gedächtnisses anspricht. Dadurch ist diese Methode flexibler einsetzbar als das Sandspiel. Die Symbole helfen das emotionale Gedächtnis zu aktivieren. Dabei bleiben die Erinnerungen dosierbar, weil es die Wahl des Klienten bleibt, darüber zu reden und auch das Wieviel. Abgesehen davon hilft die Betrachtung des dargestellten Lebens (Lebensstraße) dem Patienten dabei, zu erkennen, dass positive wie negative Ereignisse sich abwechseln und beides dazugehört. Der Therapeut kann mit Erfahrung und Intuition mit diesen Symbolen spielen, kann Ressourcen herausarbeiten, Traumata bearbeiten und Ereignissen ein neues Gefühl dazu mischen.“14 Bottom-up meint unsere Wahrnehmung, die eingehenden Informationen über unsere Sinnesorgane. Top-down dagegen meint unser vorhandenes Wissen. Hier noch ein Hinweis auf die Anfänge der Erinnerung, des autobiografischen Gedächtnisses. Ein kurz gefasster, wenn auch nicht mehr ganz aktueller Überblick über das autobiografische Gedächtnis ist bei Wikipedia zu finden.15 Was vor dem vierten Lebensjahr erfahren wurde, ist trotzdem präsent. Was wir dort erfahren haben, wissen und nutzen wir, ohne dass wir es zeitlich und Personen zugeordnet erinnern. Die Psychoanalytikerin Beatrice Beebe von der Columbia-Universität hat diese Zeit gründlich untersucht. Sie beschreibt die gemachten Erfahrungen aus dieser Zeit als Beziehungswissen. Es ist die Sprache geboren, die nicht gesprochen wird, nämlich die Sprache der Gefühle. Zwei grundlegende Erfahrungen sind gemacht: „Ich fühle, also bin ich“ und „Ich fühle mich verstanden“. Letzteres kann ebenso bedeuten, sich nicht verstanden zu fühlen.16 Die nachfolgenden Gedanken sind für unsere Arbeit besonders dann wichtig, wenn wir Biografiearbeit machen. Erste konkrete eigene Erinnerungen sind etwa mit 3,5 Jahren möglich. Dem voraus geht, wie Mark Howe (Universität Lancaster) schreibt, das Auftreten des kognitiven Selbst, das Ende der Kindheitsamnesie. Ab da wird das Ich vom Du unterschieden. Diese Entwicklung wiederum geschieht zwischen dem 18. und 24. Monat. Wir nehmen es in der Regel dann als Erwachsene wahr, wenn das Kind zum ersten Male „Ich“ sagt und sich im Spiegel erkennt.17 Wie so oft sind solche Angaben Durchschnittswerte und es gibt Ausnahmen mit verschiedenen Hintergründen. Bei Menschen mit dissoziativen Störungen erleben wir Veränderungen des Selbstgefühls. Traumatische Einflüsse haben in diesem Zusammenhang Störungen des autobiografischen Gedächtnisses zur Folge.18 Ebenfalls wichtig für uns in diesem Zusammenhang: „Das autobiografische Gedächtnissystem ist stets an emotionale, affektbezogene Inhalte gebunden und erlaubt uns dadurch, die persönliche Vergangenheit zu erinnern. Beispiele für autobiografische Erinnerungen sind der erste Schultag, das Abitur, die eigene Hochzeit u. Ä. Häufig erinnern wir uns an besonders schöne, fröhliche oder besonders traurige Erlebnisse.“19 Dies gilt auch für die Zeit vor der Einschulung. Hier wird deutlich, dass die Verbindung von Ereignis und Emotion zum Behalten20 und Symbole zum Erinnern führen. Daher sind die folgenden Zahlen interessant: Erinnern geht mit Vergessen einher. Das heißt, es ist nicht nur das gewesen, an das wir uns erinnern, sondern wir sind auch das, was wir vergessen haben. Eine gründliche und vergnügliche Auseinandersetzung über das Vergessen ist in „Das Buch des Vergessens“21 von Douwe Draaisma zu finden. Dort sind im Kapitel „Umspült vom Vergessen: die erste Erinnerung“ (S. 9 bis 47) viele Beispiele zum Thema autobiografisches Gedächtnis zu finden, die auch für die Arbeit mit der Lebensstraße wichtige Beispiele liefern. Stimmt das, an was ich mich erinnere, immer genau so? Allzu oft ist mit einer Erinnerung auch eine Täuschung verbunden. Um diesen Zusammenhang zu verstehen, lohnt sich die Lektüre des Buches „Das trügerische Gedächtnis“22 von Julia Shaw. Behalten und Erinnern Konfuzius (551 bis 479 v. Chr.) wird der Satz zugeschrieben: Sag es mir, und ich vergesse es. Zeige es mir, und ich erinnere mich. Lass es mich tun, und ich behalte es. Wir speichern 10 % des bewusst Gelesenen, 20 % des bewusst Gehörten, 30 % des bewusst Gesehenen, 50 % des gleichzeitig bewusst Gehörten und Gesehenen, 70 % des bewusst Gesagten und des subjektiv besonders Bedeutsamen,23 90 % des zugleich bewusst Gesagten und Getanen und des bedeutenden Erlebten.24 Anmerkung: Wir behalten auch das recht gut, was wir gerne vergäßen. Doch wo bleibt es? Wir behalten viel von dem, was wir denken, jedoch nicht aussprechen oder aufschreiben. Zuständig für den besonders hohen Wert des Behaltens und Erinnerns ist die Beziehung zwischen dem Tun und den damit verbundenen Gefühlen. Es ist und bleibt also über einen langen Zeitraum oder für immer etwas uns Bekanntes. Daher sinken die Angst und der Widerstand vor und während der Arbeit und des Erinnerns; der Erfolg wird im doppelten Sinne begreifbar und sichtbar. Zum Tun (90 %) zähle ich auch wesentliche Erlebnisse im Verlauf der Lebensgeschichte. Gestützt und verstärkt wird dieser Gedanke, wenn wir betrachten, wie Exponierungen (Hervorhebungen) von lebensgeschichtlichen Ereignissen auch nach sehr langer Zeit abgerufen werden können. Hier sind Symbole das geeignete Transportmittel. Hellmuth Benesch führt im dtv-Atlas zur Psychologie, Band 1, folgende Hauptgruppen der „unvergesslichen...


WILFRIED SCHNEIDER, geboren in Niederndorf, Kreis Siegen, lebt in Ahrensburg bei Hamburg. Modelltischler, später Besuch der Fachschule für Sozialpädagogik in Hamburg; Tätigkeit als Erzieher (Vorschulerziehung, Arbeit mit behinderten Menschen). Aufbau verschiedener Projekte im pädagogischen Bereich. Freier Journalist, zahlreiche Veröffentlichungen in Hörfunk, Zeitungen, und Büchern. Mehrere Jahre lang Mitglied der „Arbeitsgruppe Sesamstraße“ beim NDR, Mitarbeit an Fernsehfilmen, diverse Lehraufträge und Referententätigkeit in den Fachgebieten Medienpädagogik, Sozialtherapie, Ökologie.
Ausbildung als Integrativer Sozialtherapeut, Arbeit an einem Handbuch über „Therapeutische Interventionen“. In ganz Europa jährlich zahlreiche Workshops, insbesondere als Ausbildungs- und Fortbildungsveranstaltungen zum Thema „Arbeit mit Symbolen als Methode der Intervention in Therapie und Beratung“, Begleitung von Teams in Aufbauphasen und Teams in schwierigen Situationen (Therapeutisches- und pädagogisches Handeln, Konfliktklärungen, Kommunikation und Streiten, Organisation) und Vorträge. Seit 2015 Ausbildungsangebot „Psychologische Symbolarbeit“ in Hamburg.


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