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E-Book

E-Book, Deutsch, 198 Seiten

Schöffel / Groneberg / Thielemann Schwarzbuch Doping

Methoden, Mittel, Machenschaften

E-Book, Deutsch, 198 Seiten

ISBN: 978-3-95466-161-9
Verlag: MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Spätestens seit dem Dopingskandal um den spanischen Arzt Fuentes sind einer breiten Öffentlichkeit die Ausmaße und Professionalität, mit denen Doping im Hochleistungssport betrieben wird, bekannt geworden. Doping ist jedoch keinesfalls nur ein Phänomen erfolgshungriger Sportler, Doping ist längst ein Extrem unter vielen in unserer Leistungsgesellschaft mit Körperkult, Fitnesswahn, Dauerstress, Medikalisierung und Sucht.

Dieses Buch vermittelt erstmals wissenschaftlich fundiert die medizinischen und psychologischen Aspekte sämtlicher Substanzklassen und Methoden im Doping – auch im Kontext von Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Recht.

Der Autor Norman Schöffel ist Ultramarathonläufer und Arzt und beleuchtet mit zweifacher Expertise das Phänomen Doping als ein gesellschaftliches Problem, für das es keine einfachen Lösungen mehr gibt.
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Zielgruppe


Sportmediziner, Sportler, Trainer, Funktionäre, Ärzte, Wissenschaftler, Lehrer, Politiker, Manager, Juristen, interessierte Laien

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2 Doping und seine Hintergründe: eine Bestandsaufnahme
Fragt man jemanden, was er mit dem Begriff „Doping“ assoziiert, werden bei den meisten die Begriffe EPO, Radsport und Bodybuilding fallen. Doping ist jedoch ein weitaus komplexeres Thema. So wird der Begriff „Doping“ im Sport vielfach mit dem „gewöhnlichen“ Drogenmissbrauch vermischt. In der Tat sind diese Begriffe sehr eng miteinander verbunden. Nicht umsonst haben sich Redewendungen wie „Sport ist Mord“ oder die allgemeine Auffassung davon, dass Sport eine „Droge“ ist und „abhängig“ macht, in unserem Wortschatz und in unserer Einstellung dem Sport gegenüber verfestigt. In den folgenden Kapiteln sollen neben den sozio-ökonomischen, persönlichen, politischen und wirtschaftlichen Aspekten des Dopings, auch andere Besonderheiten wie Doping im Breitensport, die sportrechtliche Autonomie und weitere Aspekte detailliert und differenziert dargestellt werden, um dem Gebilde „Doping“ zumindest annähernd in seinen Ausmaßen gerecht zu werden. 2.1 WADA, NADA, IOC
Die WADA (World Anti Doping Agency) ist eine internationale Organisation, die Doping definiert und Maßnahmen gegen das Doping im Leistungssport anordnet. Sie ist als übergeordnete Dopinginstanz zu betrachten. Gegründet wurde sie 1999 in Lausanne (Schweiz), um die Anti-Doping-Interessen des IOC (Internationales Olympisches Komitee) besser zu vertreten und durchzusetzen. Bis 2003 wurde jeweils eine Anti-Doping-Liste vom IOC und von der WADA geführt, die zudem nicht einheitlich waren. Seit 2004 ist nur noch der WADA-Code gültig. Die NADA (Nationalen Anti-Doping Agenturen – National Anti-Doping Agencies) sind untergeordnete Institutionen der WADA, deren Aufgabe in der Umsetzung der Anti-Doping-Regularien gemäß des WADA-Codes auf nationaler Ebene besteht. In Deutschland ist die NADA 2002 aus dem NOK (Nationalen Olympischen Komitee) hervorgegangen. Sie setzt sich intern aus einem Vorstand, einer Geschäftsleitung und einem Kuratorium zusammen. Das Kuratorium besteht aus Vertretern der Wirtschaft, des Bundesinnenministeriums und des organisierten Sports. Das Kuratorium ist eine Art Aufsichtsrat, dessen Funktion in der „Beratung und Überwachung des Vorstandes“ besteht. Letzterer (der Vorstand) wird vom Kuratorium selbst bestimmt. Den benannten Vorstandsmitgliedern obliegt formal die Geschäftsführung und Außenvertretung der Organisation. Die eigentliche „operative“ Arbeit erledigen die hauptamtlichen Geschäftsleiter und deren Angestellte. Die Aufgaben der WADA bestehen weiterhin in Vereinbarungen mit den internationalen Sportfachverbänden über die Durchführung von Trainingskontrollen für die sportliche Weltspitze, der Weiterentwicklung des Antidopingcodes, der Harmonisierung der Antidopingregeln, der Förderung der Forschung zur Dopingproblematik, der Beobachtung und Kontrolldurchführung bei wichtigen internationalen Sportereignissen, der Prävention, der Förderung des Aufbaus und der Entwicklung von nationalen Antidopingagenturen, der Einrichtung von Schiedsgerichten und in der Einrichtung von Beratungs- und Auskunftsstellen für Sportlerinnen und Sportler, welche die nationalen Agenturen und deren Interessen international vertreten sollen (WADA 2009). Über die Aufgaben der WADA gibt es jedoch Differenzen. So sieht der Vorsitzende des IOC, Dr. Thomas Bach, die WADA als „Dienstleister“ in Fragen Doping an, während für ihn die Aufgaben des IOC in der „Sinnwandlung“ über zukünftige Entwicklungen des Sports liegen. Das diese jedoch eng mit der Entwicklung der Dopingthematik verbunden sind, scheint er dabei auszublenden. Nicht umsonst hat er sich gegen das „Anti-Doping-Gesetz“ in Deutschland ausgesprochen, das seit dem 1.1.2008 in Kraft ist und eine verschärfte Form des Arzneimittelgesetzes darstellt, da dieses, so Bach, „(…) die Autonomie und den Sonderstatus des Sports gefährde (…).“ Ein im Grundgesetz verankertes Gesetz gegen Doping würde einige der sportinternen Strukturen wie die sportrechtliche Autonomie „untergraben“ (s. Kap. 2.17 Rechtsprechung). Problematisch ist in jedem Fall ist die Tatsache, dass die WADA finanziell weitgehend abhängig vom IOC ist. Ein Großteil des Budgets von ca. 25 Millionen Dollar wird vom IOC zur Verfügung gestellt. Die einzelnen NADAs werden zum Großteil von den jeweiligen Staaten finanziert, wobei deren Budget insgesamt als sehr klein einzustufen ist. Vergleicht man das Jahresbudget der NADA in Deutschland mit den Aufwendungen die für Doping allein von ehemaligen US-amerikanischen Rad-Team US-Postal um Lance Armstrong gemacht wurden, zeigt sich die ernüchternde Situation deutlich. Weiterhin kritisch anzumerken ist, dass die NADA eine Einrichtung darstellt, in dessen Kuratorium Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Sport sitzen, die einen „formellen“ Vorstand wählen, den sie kontrollieren. Dies lässt bezüglich der Doping-Bekämpfung einige Zweifel aufkommen, zumal im Kuratorium einige Personen sitzen/saßen, bei denen Zweifel über ihre Anti-Doping Haltung besteht. Unter diesen Professor Dr. Wilfried Kindermann (ehemals Leiter des Instituts für Sport- und Präventivmedizin, Universität des Saarlandes), der in den 1970er-Jahren über Anabolika für Dopingzwecke geforscht hat. Seine Aussage aus dem Jahr 1977 in Bezug auf den Anabolikagebrauch in der DDR zeigt, auch wenn sie schon 30 Jahre alt ist, ein verfestigtes Bild fernab von jedwedem medizinisch-ethischem Gedanken: „Die Anabolikagabe an Frauen ist eher ein soziales Problem als ein medizinisches. Im Osten kommen Frauen auch mit tieferen Stimmen durch den Alltag.“ (Süddeutsche Zeitung 1977, zit. n. Cycling4Fans 2014) Unlängst ist durch eine Studie der Humboldt-Universität aus dem Jahr 2013 mit dem Titel „Doping in Deutschland von 1950 bis heute aus historisch-soziologischer Sicht im Kontext ethischer Legitimation“ bekannt geworden, dass auch in der BRD eine systematische anwendungs- und erfolgsorientierte Dopingforschung unter politisch-wirtschaftlicher Motivation und Förderung auf Kosten des Steuerzahlers betrieben wurde. Aus dieser Sachlage lässt sich Folgendes ableiten: Solange Vertreter aus Politik und Wirtschaft im Anti-Doping-Kampf die Gelder verwalten und lenken, „Vorstandsmarionetten“ gewählt werden sowie im Anti-Doping-Kampf Personen entscheidenden Einfluss haben, die „Diener zweier Herren“ sind (wie in den benannten Beispielen), kann sich an der Dopingproblematik nur wenig ändern. Letztlich besteht weiterhin ein national-, politisch- und wirtschaftlich-motiviertes Interesse, dass „deutsche“ Athleten internationalen Erfolg haben. Ohne Doping, so scheint es, sind deutsche Sportler bei der immer noch präsenten internationalen Doping-Situation in zahlreichen Sportarten in der Weltspitze chancenlos. So wurde zum Beispiel den Doping-Kontrolleuren der WADA im Jahr 2007 die Einreise nach China untersagt. Während der Olympischen Spiele 2008 sah die Situation zwar anders aus, da aber ein Großteil von Dopingmitteln nach ein paar Tagen bereits nicht mehr nachweisbar ist und das größte Missbrauchspotenzial von Dopingmitteln und -methoden seit jeher nicht in der direkten, kurzfristigen Wirkung liegt, sondern in der längerfristigen Anwendung und Verabreichung im Training, ist die Aussagekraft der Kontrollen deutlich eingeschränkt. China ist mit seiner aufstrebenden Wirtschaft in pekuniärer Hinsicht in der Lage, ideale Bedingungen für den Hochleistungssport und letztlich auch für den Dopingmissbrauch zu etablieren, denn dieser ist mit einem enormen Aufwand verbunden. Man muss in diesem Zusammenhang jedoch auch darauf verweisen, dass sich durch die politischen Verhältnisse in China ein systematisch-organisiertes Talentsichtungs- und Leistungsförderungssystem entwickelt hat, wie es bislang in vergleichbarer Form eigentlich nur in den ehemaligen Staaten des Ostblocks (vor allem in der DDR) existiert hat. Akzeptanz und Durchsetzung des WADA-Codes Die WADA-Liste der verbotenen Wirkstoffe und Methoden wird von den meisten Verbänden und Sportarten auf nationaler Ebene akzeptiert. Inwiefern diese umgesetzt werden, soll hier außen vor bleiben. Tatsache ist, dass viele Sportverbände in der Vergangenheit die Dopingregularien der WADA entweder nicht anerkannten oder über Jahre, teilweise Jahrzehnte, keine Dopingkontrollen durchgeführt haben. Man muss davon ausgehen, dass in den USA im American-Football, Ice-Hockey, Baseball und auch im Basketball ein massives Dopingproblem bestand und besteht. Spätestens seit dem Balco-Skandal (s. Abschnitt zur Balco-Affäre in Kap. 3.1.1) weiß man, dass in diesen Sportarten ein flächendeckender Missbrauch von anabolen Wirkstoffen ähnliche Verbreitung hat wie das Blutdoping im Radsport. In diesen Sportarten...


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