Schoettli | Der Asienschock | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 176 Seiten, Format (B × H): 150 mm x 220 mm, Gewicht: 306 g

Schoettli Der Asienschock

Wie wir uns im asiatischen Jahrhundert behaupten können

E-Book, Deutsch, 176 Seiten, Format (B × H): 150 mm x 220 mm, Gewicht: 306 g

ISBN: 978-3-03810-484-1
Verlag: NZZ Libro
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Das 21. Jahrhundert wird wirtschaftlich und geopolitisch von Asien, insbesondere von China geprägt. Grosse Absatzmärkte, wichtige Handelspartner und lukrative Geschäfte sind auch fürdie Schweiz immer häufiger primär in Asien zu finden. Asien ist aber auch der Kontinent, auf dem im 21. Jahrhundert die grossen geopolitischen Gewichtsveränderungen erwartet werden – Krisen oder Konflikte mit gravierenden Folgen für die Weltwirtschaft und damit auch für die auslandabhängige Schweiz. Bei allen Unwägbarkeiten verspricht das asiatische Jahrhundert aber für die kleine Schweiz grosse Chancen, sofern sie ihre traditionelle Weltoffenheit bewahrt.
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Einordnung des Themas
Das asiatische Jahrhundert hat gerade erst begonnen. Schon fühlen sich viele westliche Zeitgenossen von den neuen Herausforderungen aus dem fernen und weniger fernen Osten überwältigt. Sie wissen nicht, was sie in den verbleibenden acht Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts noch erwarten wird. Wir stehen unter einem gewaltigen Asienschock und tun gut daran, uns schon jetzt klare Gedanken darüber zu machen und Strategien zu entwickeln, wie sich die kleine Schweiz gegenüber und mit dem gigantischen Asien behaupten und ihren Wohlstand und ihre Freiheit nicht nur wahren, sondern weiter ausbauen kann. Jahrzehnte sind in der Zivilisationsgeschichte eine kleine Zähleinheit. Dies gilt gerade auch, wenn man sich mit den asiatischen Kulturen auseinandersetzt, deren Alter in die Jahrtausende geht. Doch wie auch manche westlichen Geschichtsphilosophen festgestellt haben, verdichten sich die Geschehnisse bei wichtigen Zäsuren manchmal so massiv, dass einem selbst Jahrzehnte wie Ewigkeiten vorkommen. Das Ende des Kalten Krieges liegt nur drei Jahrzehnte zurück, doch hat man das Gefühl, dass seither bereits ein Jahrhundert vergangen ist. Die Welt der nuklearen, konventionell-militärischen und ideologischen Rivalität zwischen den beiden Supermächten USA und UdSSR scheint mit ihren Gewissheiten wie auch Risiken einem anderen Zeitalter anzugehören. Wer kümmert sich heute noch um einen Notvorrat, wer hält seinen Luftschutzkeller zur Benutzung im Ernstfall bereit? Dabei gäbe es auch heute Gründe, sich drüber Gedanken zu machen, ob wir für ein terroristisches Grossereignis, das durchaus eine nukleare Komponente enthalten kann, wirklich gerüstet sind. Auch ist es nicht auf ewig gewährleistet, dass die riesigen Arsenale an Massenvernichtungswaffen unter Schloss und Riegel stehen. Zur Zeit der Entdeckung Amerikas lautete der Slogan: «Go West, man, go West!» Heute und für die kommenden Jahre heisst er: «Go East, man, go East!» Die Zukunft der Welt beruht zum grossen Teil darauf, dass Asien, der bei Weitem volkreichste Kontinent, die Herausforderungen der gesellschaftlichen Erneuerung, der Sicherung einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung sowie die Umweltverträglichkeit der menschlichen Aspirationen erfolgreich meistern kann. Dieser allgemeine Aufbruch kann sowohl in einem weiteren Erfolg der menschlichen Spezies als auch in der Katastrophe enden. Europa und Asien, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sind in diesem Prozess durch die Globalisierung unmittelbar miteinander verbunden. Im Zeitalter des globalen Klimawandels verbietet sich die Haltung, dass einen das, was im fernen Orient geschieht, nicht zu bekümmern braucht. Indien und China werden mit ihrer Energie- und Industrialisierungspolitik entscheidend mit darüber bestimmen, mit welchen ökologischen Desastern die künftigen Generationen in der Schweiz konfrontiert sein werden. Dabei spielen ein gerechterer Zugang zu Ressourcen und ein ausgeglichenerer Verbrauch von Rohstoffen und Energieträgern eine entscheidende Rolle. Konnten die Ansprüche der wirtschaftlich und technologisch rückständigen, aber volkreichen asiatischen Länder einst von den Industriestaaten mit rhetorischen Tricks abgetan werden, so besitzen heute die asiatischen Mächte den nötigen Einfluss und das Gewicht, um Kursänderungen nicht nur zu fordern, sondern auch durchzusetzen. Die Schweiz kann asiatischen Giganten wie China, Japan, Indien oder Indonesien nicht Paroli bieten, weder militärisch noch wirtschaftlich oder geopolitisch. Doch wenn sie sich auf ihre traditionellen Stärken besinnt, vermag sie ihre Position nicht nur zu verteidigen, sondern aus dem neuen Zeitalter, dem asiatischen Jahrhundert, auch viel Gewinn ziehen. Entgegen den von Populisten und Protektionisten geschürten Ängsten ermöglichen die internationalen Handels- und Investitionsströme eine «Win-win-Situation». Die Schweiz hat dies in den Beziehungen mit den westlichen Industrieländern seit dem 19. Jahrhundert realisiert und nun auch im Umgang mit der Volksrepublik China und anderen aufstrebenden Ländern in Asien. Aktuell ist viel von interkultureller und transkultureller Verständigung die Rede. Mit seiner langen Geschichte und seinen eindrucksvollen Hochkulturen ist Asien gleich in mehrfacher Hinsicht eine grosse Herausforderung. Für den Umgang der Schweiz mit der Volksrepublik China, mit Japan oder mit Indien brauchen wir jedoch keine Sinologen, Japanologen oder Indologen, die uns gelehrt erklären, wie «der» Chinese, «der» Japaner und «der» Inder denkt oder fühlt. Die Zeiten, da ferne Länder und fremde Kulturen wie Exotika betrachtet wurden, die man in Museen und im Zirkus ausstellte, sollten vorbei sein. Heute und in den kommenden Jahrzehnten wird vor allem ein offenes Verständnis für die monumentalen Veränderungen gebraucht, die in Asien und vor allem im Reich der Mitte, in Südostasien und in Indien im Gange sind. Das bezieht sich nicht nur auf die in der Tat gewaltige Verbesserung der materiellen Lebensbedingungen, von der inzwischen nicht nur eine kleine Oberschicht, sondern auch ein substanzieller Teil der Bevölkerung in den aufstrebenden Ländern Asiens profitiert hat. Es geht vor allem auch um weiche Faktoren wie die präzedenzlose Erweiterung des allgemeinen Bildungsstands, der Weltkenntnis und der Aspirationen eines rasch wachsenden urbanen Mittelstands. Die Chinesen, die die grossen Desaster wie die vom «Sprung nach vorn» ausgelöste Massenhungersnot oder die verhängnisvolle «Kulturrevolution» nicht erlebt haben, haben eine ganz andere, viel optimistischere Einstellung zum Leben als ihre Eltern- und Grosselterngenerationen. Dieser Generationenwechsel, der seit der Jahrtausendwende im Gange ist, ist wesentlich für den Umgang der Schweiz mit Asien. Die Zeiten, da man teils wohlmeinend, teils herablassend Chinesen, Inder oder Südostasiaten für ihren Fortschritt preisen konnte, sind vorbei. Heute begegnen sich Schweizer und Asiaten, ob es sich um Forscher, Manager, Techniker, um Unternehmer oder Studenten handelt, auf Augenhöhe. Jede Situation kann verbessert werden, und man sollte sich nie mit dem Erreichten zufriedengeben. Diese Ansicht teilen Schweizer und Asiaten, und in beiden Fällen hat diese Haltung in den vergangenen Jahrzehnten den beachtlichen Fortschritt in der Weltwirtschaft überhaupt erst ermöglicht. Kritik am Bestehenden und an bereits eingetretenen oder zu erwartenden Entwicklungen ist gerechtfertigt, auf beiden Seiten und von beiden Seiten. Wichtig ist dabei, dass sie sachbezogen, ohne persönliche oder kollektive Verunglimpfung erfolgt und dass sie reichlich Raum für Gesichtwahren und Gesichtgeben belässt. Letzteres – wir werden noch darauf zurückkommen ist eine asiatische Tugend, die auch den Westlern wohl anstehen würde und die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten immer wichtiger werden wird, um mit den Asiaten einen materiell wie intellektuell bereichernden Austausch zu haben. Wer immer Asien bereist, in Asien gelebt oder mit Asiaten zu tun gehabt hat, wird bestätigen können, dass auch simple Höflichkeitsbezeugungen, die dem anderen Gesicht geben, Türen öffnen und vertrauensvolle Beziehungen etablieren können. Die Schweiz befasst sich geradezu besessen mit Europa. Das ist historisch, kulturell und geografisch durchaus nachvollziehbar. Doch in mancher Hinsicht ist es angebracht, den liebgewordenen Eurozentrismus endlich über Bord zu werfen. Zugleich macht es aber auch Sinn, die europäische Identität der Schweiz im Umgang mit Asien als grossen Asset ins Spiel zu bringen. China und Japan brauchen die Schweiz nicht, um auf der Weltbühne zu bestehen. Die Schweiz kann aber sehr wohl als willkommenes Portal zu Europa dienen. Sie ist ein zutiefst europäisches Land, das jedoch seit Jahrhunderten der Weltoffenheit verpflichtet ist, ohne die es den bemerkenswerten Wohlstand, den es heute geniesst, nie hätte erreichen und absichern können. Furchtsame Geister mögen an dieser Stelle das Gespenst eines «Chinese take away» beschwören. In dieser Weltsicht ist die Schweiz das «Einfallstor» für chinesische Eroberungen in Europa. Wie steht es mit dem chinesischen Expansionismus? Einmal mehr ist bei der Beantwortung dieser Frage kein Platz für «terribles simplificateurs». China ist weder ein Moloch, der es darauf abgesehen hat, die Welt zu erobern und mögliche Rivalen zu verschlingen, wie dies mit der Rede von der «gelben Gefahr» suggeriert wird. China ist aber auch nicht der wohlwollende Gigant, der es in seiner langen Geschichte nie darauf abgesehen hat, andere Länder zu erobern und in Übersee Kolonialreiche zu gründen, wie dies bei den Europäern seit dem späten 15. Jahrhundert der Fall gewesen war. China und Indien als Länder von wahrlich kontinentalen Dimensionen mit einer Milliardenbevölkerung haben zweifellos das Potenzial, um sich Autarkie leisten zu können. Über viele Jahrhunderte ihrer bemerkenswerten Geschichte hinweg haben sie denn auch der Selbstabschliessung gehuldigt. Indien war unter den Moguln eine Landmacht und hat am internationalen Handel kaum teilgenommen. China liess in der frühen Ming-Dynastie die grosse Flotte, die Admiral Zheng He weit in den Indischen Ozean vorstossen liess, abwracken. Seit dem historischen Aufbruch in die Moderne, der in China in den späten 1970er Jahren und in Indien um die Jahrtausendwende herum einsetzte, haben die beiden asiatischen Grossmächte den Weg der Öffnung und der Integration in die Weltwirtschaft gewählt, in China und Südostasien schneller als in Indien und Japan. Diese Entscheidung der wichtigen asiatischen Länder zugunsten von Öffnung und Teilhabe an der Weltwirtschaft mögen insbesondere im Falle Chinas viele in den westlichen Industriestaaten als eine Gefährdung der bestehenden Hierarchien betrachten oder gar fürchten. Aus der Geschichte...


Urs Schoettli (*1948) war 17 Jahre lang in der internationalen Politik engagiert. Seit 1983 ist er in Asien, mit Stationen in Delhi, Hongkong, Peking und Tokio, als Journalist und politischer Berater tätig. Er lebt heute in Mumbai und Tokio und hat mehrere Bücher zum internationalen Liberalismus sowie zu asiatischen Themen veröffentlicht.


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