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E-Book, Deutsch, 466 Seiten

Scholtyseck Die National-Bank

Von der Bank der christlichen Gewerkschaften zur Mittelstandsbank 1921-2021

E-Book, Deutsch, 466 Seiten

ISBN: 978-3-406-76791-3
Verlag: C.H.Beck
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die National-Bank wurde 1921 in Essen als Bank der christlichen Gewerkschaften gegründet. 100 Jahre später hat sie sich zu einer bedeutenden Regionalbank gewandelt. Joachim Scholtyseck zeichnet ihre in der deutschen Bankenlandschaft wohl einmalige Geschichte auf dem neuesten Stand der Forschung nach.

Die National-Bank blickt im Grunde auf drei Unternehmensgeschichten zurück, die unterschiedlicher nicht sein könnten: eine erste Periode, in der sie als Einrichtung der christlichen Gewerkschaften bis 1933 als Bank für die "kleinen Leute" in der Weimarer Demokratie arbeitete; eine zweite Periode, in der sie als eine personell völlig umgewandelte Mittelstandsbank im Dienste des "Dritten Reiches" agierte; eine dritte Periode seit 1945, in der sie nach den materiellen Zerstörungen des Kriegs, anknüpfend an manche Traditionen der vorherigen Jahrzehnte, als bedeutende Bank regionalen Zuschnitts eine Facette der "Erfolgsgeschichte" der Bundesrepublik Deutschland repräsentiert. Ihre von Brüchen und Kontinuitäten zugleich geprägte Geschichte sucht in der deutschen Bankenlandschaft ihresgleichen und ergänzt das klassische deutsche Drei-Säulen-Prinzip – private Geschäftsbanken, öffentlich-rechtliche Kreditinstitute und Kreditgenossenschaften.
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Einleitung
Die National-Bank blickt, wenn sie im Jahr 2021 ihr 100-jähriges Jubiläum feiert, im Grunde auf drei Unternehmensgeschichten zurück, die unterschiedlicher nicht sein könnten: eine erste Periode, in der sie 1921 als Bank der christlichen Gewerkschaften gegründet wurde und in dieser Rolle bis 1933 als Bank für die «kleinen Leute» in der Weimarer Demokratie arbeitete; eine zweite Periode, in der sie als eine personell völlig umgewandelte Mittelstandsbank im Dienste des «Dritten Reiches» agierte, und schließlich eine dritte Periode seit 1945, in der sie nach den materiellen Zerstörungen des Kriegs, anknüpfend an manche Traditionen der vorherigen Jahrzehnte, als bedeutende Bank regionalen Zuschnitts eine Facette der «Erfolgsgeschichte» der Bundesrepublik Deutschland repräsentiert. Diese in der deutschen Bankenlandschaft wohl einmalige Geschichte, die das klassische deutsche Drei-Säulen-Prinzip – private Geschäftsbanken, öffentlich-rechtliche Kreditinstitute und Kreditgenossenschaften – in mancher Hinsicht ergänzt, ist einen näheren Blick wert. Sie wissenschaftlich auf dem neuesten Stand der Forschung darzustellen und die Brüche und Kontinuitäten zu skizzieren, soll mit dieser Studie geleistet werden. Sie knüpft an zwei Vorarbeiten an: erstens an die im Jahr 2011 erschienene und inzwischen in zweiter Auflage vorliegende Geschichte zum 90-jährigen Bestehen der Bank[1] sowie zweitens an die Geschichte des Bank- und Börsenplatzes Essen, die 2018 auf den Markt kam und die Finanzwelt der Stadt seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in den Blick nimmt und kontextualisiert.[2] Der Vorstand der National-Bank hatte sich im Jahr 2008 aus eigenem Erkenntnisinteresse entschlossen, erstmals die historischen Wurzeln und die Entwicklung der Bank freizulegen und wissenschaftlich nachzeichnen zu lassen. Zuvor hatte es immer wieder aus der Bank heraus Vorstöße gegeben, die eigene Geschichte besser zu erforschen. Aus verschiedenen Gründen war diesen Bemühungen kein Erfolg beschieden gewesen: Zu groß war nach 1945 die Sorge, mit der eigenen Vergangenheit der Jahre zwischen 1933 und 1945 konfrontiert zu werden. Selbst der Name National-Bank konnte in diesem Sinn zu eher unangenehmen Erinnerungen Anlass geben, ja es war gelegentlich sogar überlegt worden, diesen in der Bundesrepublik scheinbar nicht mehr zeitgemäßen Namen abzulegen und durch eine unverfänglichere Neuschöpfung zu ersetzen. Sich nicht allzu intensiv mit der eigenen Geschichte zu befassen, hatte durchaus Tradition. Industrieunternehmen und Banken haben bis in die 1990er-Jahre hinein oftmals eher unkritische Bestandsaufnahmen vorgelegt, in der unliebsame Kapitel der eigenen Geschichte bisweilen recht diskret abgehandelt wurden oder gar ganz wegfielen. All dies mündete in eine weitverbreitete «Exkulpationssolidarität».[3] Die Festschriften polierten häufig die Geschichte auf, hatten hagiographischen Charakter und entsprachen eher dem Genre einer Jubelschrift als geschichtswissenschaftlichen Studien – wenn sie nicht ohnehin Arbeiten waren, deren Zweck eher in der glorifizierenden Selbstdarstellung als in der kritischen Analyse bestand.[4] Wirklich unabhängige Bankgeschichten waren selten, weil man in den Chefetagen der Bankinstitute das Risiko scheute, mit unangenehmen Ergebnissen ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zu treten. Freien Zugang zu den Quellen gewährte man niemandem, «der sich nicht als ideologisch absolut zuverlässig» erwies.[5] Auf dem Feld der Bankengeschichte brachte erst die unabhängige Studie über die Geschichte der Deutschen Bank in den 1990er-Jahren einen Durchbruch.[6] Der unabhängige Zugang zu den Akten der düsteren Kapitel des «Dritten Reichs» kam einem Paradigmenwechsel gleich: Er führte dazu, dass die Offenlegung der eigenen Vergangenheit entgegen früheren Befürchtungen als ein Zeichen von Transparenz verstanden wurde. In der Folge haben zahlreiche weitere Bankinstitute ihre Archive geöffnet. Die Literatur zur Bankgeschichte, so ist kürzlich konstatiert worden, «hat in den vergangenen Jahren geradezu rasant an Umfang gewonnen».[7] War noch im Jahr 1998 in einem einschlägigen Findbuch zu den Archiven der deutschen Kreditwirtschaft zu lesen, bei der National-Bank sei die Benutzung der Archivbestände «nicht gestattet»,[8] so hat sich dies inzwischen vollständig geändert. Für die Zeit vor 1945 ist die Überlieferung zu ihrer Geschichte befriedigend, obwohl nicht alle Vorgänge auf Aktenbasis nachvollzogen werden konnten. Von den Geschäftsberichten fehlen im Archiv der National-Bank lediglich diejenigen aus den Jahren 1923 bis 1930. Die Sitzungsprotokolle des Aufsichtsrats sind aus der Zeit seit der Umbenennung der Bank am 18. Dezember 1933 vollständig vorhanden. Zu zahlreichen Aufsichtsratsmitgliedern finden sich Schriftverkehr und Korrespondenz: Zu ihnen zählen Wolfgang Müller-Clemm, Adolf Friedrichs, Walter Pelletier, Eugen Vögler, Friedrich Vogt, Max Schroeder, Ferdinand Schraud, Karl Hitzbleck, Ernst Hitzbleck, Franz Blücher, Maximilian Freiherr von Brachel und Alfred Pott. Zudem sind Schriftstücke zu Dr. Wilhelm Bötzkes und Wilhelm Marotzke im Archiv überliefert. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind zudem verschiedene, seit 1939 erstellte Wirtschaftsprüfungsberichte, die ebenfalls aufbewahrt wurden. Für den Gründungsprozess haben sich Dokumente und Denkschriften, die sich im Nachlass Adam Stegerwalds im Archiv für Christlich-Demokratische Politik (ACDP) der Konrad-Adenauer-Stiftung in Sankt Augustin bei Bonn befinden, als hilfreich erwiesen. Die Bestände der IHK Essen, der Bergarbeiter-Gewerkschaft Köln, der Landeszentralbank (LZB) und Unterlagen zur Reichsbank im Bundesarchiv geben Aufschlüsse über die Bankhistorie. In den National Archives in College Park und in der Dwight D. Eisenhower Library finden sich Dokumente zur amerikanischen Bankenpolitik nach 1945; in den britischen Akten der National Archives in Kew sind zentrale Bestände über die britische Bankenpolitik in der von ihr besetzten Zone erhalten geblieben. Schwieriger stellt sich dagegen die Situation für die Nachkriegszeit dar. Hier ist die Quellenlage besonders dünn für zahlreiche Aspekte vor allem jenes Zeitraums, in dem Willi Wohlrabe (1948–1959) und Fritz Dertmann (1951–1981) die Geschicke der National-Bank im Vorstand ganz wesentlich lenkten. In diesen Jahren wurden zahlreiche neue Geschäftsverbindungen geknüpft und ein weitgespanntes Filialnetz aufgebaut. Manches Atmosphärische über Persönlichkeit, Führungsstil und Unternehmensphilosophie jener Jahre ließ sich noch im Werk zur 90-jährigen Geschichte der Bank mithilfe von Zeitzeugeninterviews rekonstruieren. Diese waren auch nützlich, als es darum ging, aus der Essener Perspektive über die technologische Revolution im Bankwesen zu berichten: die fast vollständige Umstellung auf EDV und Computertechnik, die seit den 1960er-Jahren tiefgreifende Auswirkungen auf den Bank-Alltag hatte. Die Zeit nach 1970, also jene Jahre, in der die Zeit des geradezu stürmischen Aus- und Aufbaus von regionalen Geschäftsstellen zunächst einmal vorbei war, ist zwar durch Geschäftsberichte und andere Quellen gut erschlossen. Allerdings mangelt es weitgehend an Dokumenten, die jenseits des reinen Zahlenmaterials Auskunft über die Alltagspraxis und die spezifischen Aspekte jener Periode geben. Für die historische Erschließung der späteren Entwicklung erweist es sich als besonders hinderlich, dass ein originäres Archiv nicht vorhanden war und erst in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts mit der systematischen und professionellen Erschließung der vorhandenen Bestände begonnen wurde. Eine an heutigen wissenschaftlichen Maßstäben orientierte Geschichte der National-Bank und ihrer Vorläufer gab es, wie eingangs erwähnt, bis zum Jahr 2011 nicht. Einer der langjährigen Mitarbeiter und Direktoren, Karl Richter, hatte 1978 eine stark persönlich eingefärbte, chronikartige Darstellung der Bank vorgelegt,[9] die allerdings nicht veröffentlicht wurde und in mehreren verschiedenen Fassungen im Archiv der National-Bank vorhanden ist. Daneben existiert eine Mitarbeiterschrift für den bereits erwähnten Fritz Dertmann, die zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläum im Jahr 1976 erstellt, aber ebenfalls nicht publiziert wurde. Diese Mitarbeiterschrift ist in vielen Partien jedoch nur eine Zusammenstellung verschiedener Passagen...


Joachim Scholtyseck ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Rheinischen-Friedrich- Wilhelms-Universität Bonn.


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