Schregle / Eichner | Spiritual Care und Seelsorge in der SAPV | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Schregle / Eichner Spiritual Care und Seelsorge in der SAPV

Praxisbuch zur spezialisierten ambulanten Palliativversorgung und spirituellen Fatigue

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-456-76144-2
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der Seelsorger und der leitende Palliativarzt der Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung stellen hier erstmalig ein Praxisbuch zur ambulanten Seelsorge und Spiritual Care in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) vor. Sie beschreiben deren Schwerpunkte mit den Elementen spirituelle Begleitung, seelsorgerliche Netzwerkarbeit, interprofessionelle Teamarbeit, Bildungsarbeit und Forschung. Sie entwickeln ein Instrument zur seelsorgliche Fallvorstellung, stellen es exemplarisch an einzelnen Beispielen von Betroffenen vor, unterziehen die Beispiele einer seelsorgerlichen und palliativmedizinischen Fallreflexion und erläutern dessen zentrale Fragen: • Wer ist für mich da? • Wovon bin ich überzeugt? • Wer bin ich? Was hatte mein Leben für einen Sinn? • Was sind meine Werte? Wie kann ich in Würde sterben? • Was ist los mit mir? • Wie kann ich mich mit Dir versöhnen? Wie kann ich Versöhnung erlangen? • Was gibt mir Kraft? Was lasse ich zu? • Wie soll ich stellvertretend entscheiden? Wie lade ich keine Schuld auf mich? Mit dem Begriff der „spirituellen Fatigue“ wird ein neues Konzept in die Spiritual Care eingeführt und differenziert vorgestellt. Die spirituelle Fatigue erweitert und differenziert die Phänomene, denen sich seelsorgerliches Handeln widmet und dient als ergänzender Orientierungspunkt der Spiritual Care in Theorie und Praxis.
Schregle / Eichner Spiritual Care und Seelsorge in der SAPV jetzt bestellen!

Zielgruppe


Seelsorger_innen, Palliativärzt_innen, Palliativpflegende

Weitere Infos & Material


|17|Einleitung
Schwerstkranke Menschen sind in ihrer letzten Lebenszeit zumeist mit zunehmender und oft belastender Schwäche, Müdigkeit und Erschöpfung konfrontiert. Der medizinische Fachbegriff dafür lautet „Fatigue“. Fatigue ist aber nicht nur eine leiblich-körperliche Erfahrung, sondern auch die Seele und der Geist können sich müde und erschöpft fühlen, lebensmüde manchmal, zu Tode erschöpft, unendlich schwach. Das kann so tief gehen, dass am Lebensende die bisher tragende spirituelle Praxis ins Leere zu fallen droht oder die Sinnbilder des Lebens in Scherben zerspringen. Der Begriff „Spirituelle Fatigue“ legt sich nahe. Oft, wenn in den seelsorglichen Begegnungen und auch im regelmäßigen interprofessionellen palliativen Austausch von Schwäche, Erschöpfung, Müdigkeit die Rede war, kam dem Autor diese „Spirituelle Fatigue“ in den Sinn. Von dieser Wortverbindung sensibilisiert bildete sich die Vermutung, dass die spirituellen Ursachen und Anteile von körperlichen Symptomen wie Übelkeit, Atemnot oder Unruhe gerade am Lebensende stärker in den Blick zu nehmen sind. Der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen in den letzten Jahren hat solche Überlegungen teils relativiert, insgesamt aber bestätigt: Wenn Palliativ-Seelsorge als Spiritual Care den ganzen Menschen, mit Leib und Seele, Geist und Körper meint, dann ist für die Verdeutlichung des spezifischen Auftrags der Palliativseelsorge und für die interprofessionelle Verständigung mit den anderen palliativen Berufsgruppen die vertiefte Frage nach der spirituellen Dimension von körperlicher Symptomatik wichtig und richtig. Wie und wo die wechselseitige Durchwirkung von Leiblichem und Spirituellen und die dabei notwendige Unterscheidung von Körperlichem und Seelischem sprachlich fassbar wird, sich gleichsam „kristallisiert“, und sich in der palliativen Versorgung, in der seelsorglich-spirituellen Begleitung und im interprofessionellen Miteinander auswirkt, das wird im Folgenden versucht zu zeigen. Einen wesentlichen Beitrag dazu verdanken die Verfasser dem Augsburger Klinikseelsorger Michael Saurler. Manche der Gedanken dieses Buches haben im jahrelangen Austausch und Gespräch mit ihm ihre Formung erfahren. Der Kontext ist die relativ junge Versorgungsform der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV). Die SAPV wurde 2007 als Leistungsanspruch gesetzlich Krankenversicherter im Sozialgesetzbuch V verankert (§ 37b in Verb. m. § 132 d SGB V). Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung gemäß § 37b SGB V (SAPV) dient dem Ziel, die Lebensqualität und die Selbstbestimmung schwerstkranker Menschen zu erhalten, zu fördern und zu verbessern und ihnen ein menschenwürdiges Leben bis zum Tod in ihrer vertrauten häuslichen Umgebung oder in stationären Pflegeeinrichtungen (§ 72 Abs. 1 des Elften Buches Sozialgesetzbuch – SGB XI, Fassung vom 20.12.2007) zu ermöglichen. In den folgenden Jahren wurde diese flächendeckend in Deutschland eingeführt und steht nun in unterschiedlichen Praxis- und vielfältigen Vertragsmodellen nahezu an allen Orten als Ergänzung zur Regelversorgung zur Verfügung. Ein erster Versuch, die Rolle der Seelsorge in der SAPV zu beschreiben, liegt im Positions|18|papier vor, das die Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V im Jahr 2014 veröffentlichte. In neun Positionen werden dort „konzeptionelle Gedanken zur SAPV-Seelsorge“ entwickelt und erläutert. Das daraus erwachsene Buch „Ein ‚Andersort‘ der Seelsorge (Schregle et al., 2014; Abk. im Folgenden: Ein ‚Andersort‘ der Seelsorge) versucht Antworten zu geben auf die Frage, ob und wie hauptamtliche Seelsorge ihren Platz in SAPV-Teams finden kann, aber nicht nur dort, sondern darüber hinaus im weiteren Feld der ambulanten Palliativseelsorge. Dieses Buch fand Verbreitung, löste Resonanz aus, weckte teils lebhafte und heftige Kritik, scheint aber auch hilfreiche Impulse zu geben. Von daher kam von Eckhard Eichner, dem Vorsitzenden der Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.?V. (AHPV) und ärztlichem Leiter des Augsburger SAPV-Teams, der Anstoß zu diesem zweiten gemeinsamen Buch. Es soll die teaminterne wie externe Auseinandersetzung über das Tätigkeitswort ‚seelsorgen‘ in der SAPV auf Basis der in den letzten Jahren gemachten Erfahrungen in der Augsburger Palliativversorgung weiterführen. Wie in „Ein Andersort der Seelsorge“ entstanden auch diese Überlegungen mitten im Fluss der praktischen Arbeit: aus der eigenen arbeitstäglichen Reflexion und schriftlichen Dokumentation, aus der interprofessionellen Kommunikation im SAPV-Team, informell und formell (Supervisionen, Teambesprechungen), aus Bildungskursen für Ärzte und Pflegende und deren Reflexion, aus AHPV-Veranstaltungen und deren Auswertung, aus Vorgaben der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP), aus den Arbeitskreistreffen von Seelsorger/Innen während und nach der Erstellung des Augsburger Rahmenkonzepts für Hospizarbeit und Palliativversorgung (Eichner, 2016), aus lokalen und regionalen Seelsorgekonferenzen sowie aus kollegialem seelsorglichem Austausch. Auf der Basis von acht Fallbeispielen aus der Praxis und der Perspektive der Augsburger SAPV-Seelsorge sollen Möglichkeitsräume ambulanter palliativer Seelsorge, aber auch ihre Grenzen und Probleme deutlich werden. Daraus ergibt sich der Aufbau des Buches. Das erste Kapitel ruft die neun Positionen aus dem Jahr 2014 in Erinnerung und ergänzt sie um Entwicklungen und Erfahrungen der letzten Jahre. Im zweiten Kapitel geht es um das „Seelsorgen“ selbst, konkretisiert an acht Fallvorstellungen und in drei Schritten. Zu Beginn steht eine kurze palliative Patientenvorstellung, die interprofessionell und interdisziplinär tragfähig ist und einen ganzheitlichen Blick auf die Not und die Bedürfnisse des schwerstkranken und sterbenden Menschen ermöglicht. Danach werden seelsorglich-spirituelle Begleitungsverläufe im Kontext der SAPV-Versorgung erzählt. Schließlich wird versucht, spirituelle Kernfragen der jeweiligen Begleitung herauszuarbeiten, die Hinweise geben auf den Bedarf an hauptamtlicher Seelsorge und deren jeweiligen Auftrag. Das dritte Kapitel stellt den Begriff „Spirituelle Fatigue“ vor. Wie bereits erwähnt waren seelsorgliche und interprofessionelle Gespräche, Vorträge und Reflexionen über das Verhältnis zwischen Schwäche, Müdigkeit, Erschöpfung (Fatigue) und „Spiritualität“ ein ursprünglicher und beständig wirkender inspirierender Impuls zu diesem Buch. Die Wortverbindung „Spirituelle Fatigue“ war eine wichtige Spur für die Vor-Auswahl der Fallbeispiele. In allen Fallbeispielen spielt die „Fatigue“ eine Rolle. So werden hier systematische Überlegungen über das Verhältnis von „Fatigue“ und „Spiritualität“ vorgestellt. Das vierte Kapitel stellt drei Blickwinkel vor, wie – auf dem Hintergrund der „Spirituellen Fatigue“ – die Fallbeispiele des zweiten Kapitels gezielt betrachtet und reflektiert werden sollen. Wie „spotlights“, Scheinwerfer im The|19|ater oder Film, die das Licht bündeln, sollen sie die Aufmerksamkeit leiten. Diese sind: Das Wechselspiel zwischen körperlicher Symptomatik und deren spirituellen Anteilen Die spezifische Rolle und das aktive Handeln der seelsorglich-spirituellen Begleitung Die interprofessionellen Herausforderungen Im fünften Kapitel werden die acht Fallbeispiele des zweiten Kapitels im Licht der im vierten Kapitel vorgestellten „Blickwinkel“ noch einmal bedacht. Zum Ersten geht es um das Verhältnis von Körper und Seele. Im Fokus stehen die körperlichen „Symptome“ der Betroffenen wie Schwäche („Fatigue“), Auszehrung...


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.