Schröder | Abby Lynn - Verlorenes Paradies | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 204 Seiten

Schröder Abby Lynn - Verlorenes Paradies

Abby Lynn Serie Band 5

E-Book, Deutsch, 204 Seiten

ISBN: 978-3-95751-396-0
Verlag: hockebooks
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Australien 1810: Im Frangipani Valley hinter den Blue Mountains leben Abby und Andrew auf nun mit den anderen Siedlern in relativer Sicherheit. Ihre Erzfeinde, Lieutenant Danesfield und Captain Grenville, wurden von dem neuen Gouverneur Macquarie entmachtet und Cleo sitzt sogar eine Zeit lang im Kerker von Sydney. Abby ist glücklich, erwartet ihr zweites Kind und Andrews Bruder Melvin überbringt eine weitere gute Nachricht: Der neue Gouverneur ist bereit, den Siedlern ihre Farmen und das fruchtbare Land, das eine erste gute Ernte verspricht, rechtmäßig zu überschreiben. Einzige Bedingung: Sie müssen eine Petition unterschreiben, in der sie bekennen, das Gebiet verbotenerweise besiedelt zu haben. Melvin will die Petition persönlich nach Sydney bringen und sich für sie einsetzen. Doch dann kreuzen sich seine Wege mit denen der rachsüchtigen Cleo …
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Erstes Kapitel
Die beiden Reiter folgten den Spuren schon seit über einer Stunde. Es war mühsam, den kaum sichtbaren Abdrücken im ausgedörrten Buschgras zu folgen, und leicht, die Spur auf der von der Sonne hart gebackenen, rotbraunen Erde zu verlieren. Immer wieder hielten sie an und suchten mit dem Fernrohr das Gelände vor ihnen ab, ohne jedoch in der erschreckenden Weite und Leere des australischen Buschlandes zu finden, wonach sie suchten. Und je mehr Zeit verstrich und je tiefer die Spuren in die karge australische Wildnis südwestlich des fruchtbaren Frangipani Valley führten, desto geringer wurde ihre Chance, dem Tod noch rechtzeitig zuvorzukommen. Dieses Land hatte seine Segnungen, wenn man hart zu arbeiten gewillt war, sich mit den vielfältigen Gefahren der Natur auskannte und sich darin einzurichten verstand. Aber es war auch grausam und unerbittlich und forderte einen hohen Tribut an Leben. Vor allem, wenn man draußen im Busch einen Fehler beging. Was vielleicht auch mit ein Grund dafür gewesen war, dass die britische Regierung vor zweiundzwanzig Jahren in diesem Land am Ende der Welt eine Sträflingskolonie namens New South Wales gegründet hatte, um Platz in ihren überfüllten Gefängnissen zu schaffen. Der Schweiß rann den beiden Reitern unter den breitkrempigen Hüten aus Känguruleder über das Gesicht und die Kleidung klebte ihnen am Körper, als wären sie in einen Regenschauer geraten. Sich im Hochsommer zur Mittagszeit durch den australischen Busch zu quälen, konnte Mensch und Tier nur wenige Stunden zugemutet werden. Zumal wenn man spontan zu einer Suchaktion aufgebrochen war und vergessen hatte, sich ausreichend mit Trinkwasser zu versorgen. Ihnen blieb vielleicht noch eine gute halbe Stunde, dann mussten sie umkehren. Sie hielten auf eine mit hohen Eukalyptusbäumen bestandene Hügelgruppe zu, die sich vor ihnen aus dem ebenen Buschland erhob. Die Luft flirrte in der sengenden Mittagshitze über dem ausgetrockneten Boden und erzeugte die Illusion, die Hügel würden auf einem Meer aus durchsichtigem Öl schwimmen und sich in einer sanften Dünung leicht auf und ab bewegen. Abby und Andrew Chandler mussten sich weder durch Zuruf noch durch Zeichen absprechen, um sich einig zu sein, auf welchem Weg sie die Anhöhe erklimmen sollten. Jeder wusste, was der andere dachte und was in dieser Situation geboten war. Deshalb lenkten sie ihre Tiere zielstrebig auf jenen Hang zu, der auf die Kuppe des höchsten Hügels führte. Sie fielen in einen leichten Galopp und preschten die Anhöhe hinauf. Aus dem immer grauen, grünsilbrig schimmernden Blattwerk der Eukalyptusbäume mit ihren herabhängenden Borkenstreifen flatterte bei ihrem Nähern ein riesiger Schwarm Vögel auf. Hunderte von Kleinsittichen und Rosellas, deren Gefieder in allen Regenbogenfarben leuchtete, erhoben sich wie eine Wolke aus ineinanderfließenden Farben und warfen bei ihrem Davonfliegen lange, schwingende Schatten auf die Erde. Die Eukalyptusbäume wurden von den Sträflingen, Soldaten und freien Siedlern gumtrees genannt, weil sie so hart zu fällen waren, als wären sie aus Gummi. Mochten Axt und Sägeblatt auch noch so scharf geschliffen sein, schon nach kurzem Einsatz machte das zähe, gummiartige Holz eine Schneide stumpf und nahm dem Sägeblatt den scharfen Biss seiner Zähne. Abby hörte das ängstliche Blöken der drei entlaufenen Schafe, noch bevor sie die bewaldete Kuppe erreicht hatten. »Da sind sie!«, rief sie erleichtert und zügelte im herrlichen Sonnenschutz der Bäume ihr Pferd. Hier war die schwere, drückend schwüle Luft erfüllt vom Mentholgeruch der Eukalypten. »Und sie leben, gottlob! Alle drei!« »Aber nicht mehr lange, wenn es nach den beiden ausgehungerten Dingos dort geht!«, stieß Andrew grimmig hervor, der die Szene vor ihren Augen mit einem schnellen Blick erfasst hatte. Er riss sein Gewehr aus dem Lederfutteral und sprang aus dem Sattel. »Überhaupt ein Wunder, dass sie unsere Schafe noch nicht gerissen haben!« Ihre Pferde schnaubten leicht nervös und scharrten mit den Hufen. Sie hörten das beutegierige Fauchen der Dingos, und selbst über diese Distanz und umgeben vom Duft der Eukalypten nahmen sie den strengen Geruch wahr, der von den grau-braun gefleckten, hochbeinigen Wildhunden ausging. Er stieg ihnen in die geblähten Nüstern und verriet ihnen, dass sie es mit blutrünstigen Raubtieren zu tun hatten. Ausgewachsene Dingos waren immer gefährlich. Aber wenn sie so ausgehungert waren wie diese beiden dort unten, dann wurden sie zu einer extrem tödlichen Gefahr, selbst für einen bewaffneten Menschen. Und deshalb beeilte sich Abby, ihre Pistole aus der Satteltasche zu holen und sie so schnell wie möglich schussbereit zu machen. Dass die drei Schafe überhaupt noch lebten, verdankten die Tiere vermutlich dem glücklichen Umstand, dass sie den beiden abgemagerten und ausgehungerten Dingos nicht ein, zwei Minuten früher über den Weg gelaufen waren, und einem großen Dornengestrüpp. Geformt wie der Bumerang eines Aborigines umschloss dieses Dickicht gut ein Drittel von einem billabong. Diese recht große Wasserstelle, in der zu ihrer freudigen Überraschung trübes, schlammiges Wasser noch knöchelhoch stand, lag zwischen zwei kleineren Bodenerhebungen, etwa sechzig, siebzig Schritte vom Fuß des Hügels entfernt, auf dessen Kuppe Abby und Andrew ihre Pferde gezügelt hatten. In ihrer Todesangst hatten sich die Schafe tief in das Dickicht geflüchtet und waren dann in dem dornigen Gestrüpp stecken geblieben. Aber auf Dauer hätte sie das nicht vor den beiden Wildhunden gerettet, die mit gefletschten Zähnen vor dem Dornengesträuch auf und ab liefen. Schaum tropfte ihnen von den Lefzen. Jeden Moment musste der nagende Hunger in ihren Leibern sie dazu bringen, den Schafen nachzusetzen. Was waren denn auch ein paar blutige Kratzer, wenn der Einsatz mit derart reichhaltiger Beute belohnt wurde! »Gib mir Feuerschutz, falls mein Schuss danebengeht und die Dingos uns angreifen!« »Was meinst du wohl, was ich hiermit vorhabe?«, gab Abby mit einem leicht angestrengten Auflachen zurück und hob ihre Pistole in die Luft. »Mich am Kopf kratzen bestimmt nicht! Außerdem wirst du schon nicht danebenschießen, dafür bist du ein viel zu guter Schütze!« Er lächelte etwas gequält. »Dein Wort in Gottes Ohr!«, sagte er und reichte ihr die Zügel seines Pferdes. »Pass bloß auf, dass die Pferde nicht durchgehen, falls die Biester angreifen! Du weißt ja, wie panikartig sie auf Dingos reagieren.« »Das wird schon gut gehen, Andrew! Unsere Schafe kriegen sie jedenfalls nicht, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche!«, sagte sie, um ihm Mut zu machen. Sie spannte den Hahn der Pistole. »Also, schieß schon! Ich bin bereit.« Andrew nahm eine zweite Bleikugel aus dem ledernen Kugelbeutel an seinem Gürtel und schob sie sich in den Mund. Das sparte gleich Zeit beim Nachladen, falls ein schneller zweiter Schuss nötig werden sollte. Dann stellte er sich so hinter sein Pferd, dass er den Gewehrlauf auf dem Sattel auflegen konnte. Sechzig, siebzig Yard waren nicht gerade eine Kleinigkeit, um einen Dingo zu erlegen. Schon gar nicht, wenn dieser halb verrückt vor Hunger und mit dem Geruch seiner nahen Beute in der Nase hektisch vor dem Dickicht hin und her sprang. Er nahm den größeren der beiden Wildhunde ins Visier, folgte seinen abrupten Bewegungen mit dem Gewehrlauf und hielt den Atem an, während er darauf wartete, dass der Dingo für einen Moment still stand und ihm ein gutes Ziel von der Seite her bot. Schweiß brannte in seinen Augen und lief ihm über die Oberlippe, wo er einen salzigen Geschmack hinterließ. Auch Abby hielt unwillkürlich den Atem an. Als sich der Dingo entschloss, den Dornen zum Trotz ins Dickicht einzudringen, bot sich Andrew endlich die günstige Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Sein Finger krümmte sich um den Abzugshahn. Mit einem scharfen Krachen entlud sich das Gewehr. Der heftige Rückschlag hämmerte ihm den Kolben gegen die Schulter. Das Pferd tänzelte unruhig zur Seite, drängte ihn mit seinem erhitzten Leib einen Schritt zurück. In einem weiten Umkreis stoben Vögel aufgeschreckt aus den Bäumen der Hügelgruppe. Die Kugel traf den Wildhund, warf ihn auf die Seite und gegen das Gestrüpp und tötete ihn auf der Stelle. Das Blöken der drei Schafe wurde zu einem schrillen Kreischen tierischer Todesangst, als der Kadaver des Dingos zu ihnen in das Gestrüpp fiel. Und dann überstürzten sich die Ereignisse innerhalb weniger Sekunden. Abby wollte ihrem Mann schon zurufen, dass ihm ein wahrer Meisterschuss gelungen war – und das aus dieser Entfernung! –, als die spitz zulaufende Schnauze des anderen Dingos mit einem scharfen Ruck zu ihnen herumfuhr. Fast meinte sie, das kalte Funkeln seiner auf sie gerichteten Augen sehen zu können. Eigentlich hätten ihn das Krachen des Gewehrs und der unmittelbare Tod seines Gefährten in Angst und Schrecken versetzen und in die Flucht treiben müssen. Aber vermutlich trieb ihn sein mörderischer Hunger dazu, gegen seine natürlichen Instinkte zu handeln. Jedenfalls griff er schon an, während der Schall der Detonation noch über das Buschland rollte. Mit einer unglaublichen Schnelligkeit, die sie seinem ausgemergelten Körper niemals zugetraut hätten, jagte er in weiten Sätzen heran. Abbys Herz begann zu rasen, als der Wildhund mit gebleckten Fängen auf sie zu hetzte. Schaum flog ihm in dicken Flocken vom Maul. Ihre linke Hand krampfte sich um die Zügel von Andrews Pferd, während sich ihre rechte mit der Pistole hob. »Verdammt! Das Biest greift tatsächlich an!«, rief Andrew bestürzt und riss dabei schon...


Schröder, Rainer M.
Rainer M. Schröder alias Ashley Carrington zählt mit einer Gesamtauflage in Deutschland von fast sechs Millionen zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftstellern von Abenteuerromanen, Jugendbüchern sowie historischen Romanen. Nach ersten Bucherfolgen in den 80ern ließ er sich mit seiner Frau Helga in den USA nieder und verbrachte einige Jahre auf seiner Farm in der Halbwildnis von Süd-Virginia, dem Ausgangspunkt zahlreicher Abenteuerreisen, bei denen er unter anderem zwischen Kuba und Key West erfolgreich nach versunkenen Schätzen getaucht hat, in einer Goldmine in den Bergender Sierra Nevada gearbeitet hat oder abenteuerliche Reisen auf eigene Faust durch den Amazonas, Australien und die südlichen Länder Afrikas unternommen hat. Heute lebt Rainer M. Schröder mit seiner Frau in Palm Coast / Florida.


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