Schröder | Abby Lynn - Verraten und Verfolgt | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

Schröder Abby Lynn - Verraten und Verfolgt

Abby Lynn Serie Band 3

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

ISBN: 978-3-95751-397-7
Verlag: hockebooks
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Abby und ihr Mann Andrew sind nach langer Zeit in der Wildnis der Blue Mountains auf dem Weg zurück nach Yulara. Ihr Glück scheint vollkommen, als Abby Andrew gesteht, dass sie ein Kind erwartet. Doch Yulara gibt es nicht mehr. Die Farm wurde von dem verhassten Lieutenant Danesfield in Schutt und Asche gelegt, Andrews Vater ermordet, sein Bruder Melvin ist verschwunden, auf der Flucht. Während Andrew nach seinem Bruder sucht, versteckt sich Abby bei den MacGuires auf der Nachbarfarm. Doch sie wird verraten und gefangen genommen. Im Kerker von Sydney trifft sie auf Cleo, die sich für die erlittene Demütigung während der Überfahrt von England auf der Kent an der hochschwangeren Abby grausam rächt. Cleo droht Abby, ihr das Kind nach der Geburt wegzunehmen. Ihre einzige Hoffnung: ihre alte Freundin Rachel … und Andrew?
Schröder Abby Lynn - Verraten und Verfolgt jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Drittes Kapitel
Baralong erhob sich von seinem felsigen Sitzplatz und kam zu ihnen. Er zog aus seinem Beutel aus Opossumfell eine Schale aus Baumborke hervor, die den letzten Rest ihres Proviants enthielt. »Ah, das vertraute Tracker-Frühstück! Das köstliche Gemisch aus Wurzelbrei, Beeren und Würmern! Da läuft mir ja wieder das Wasser im Mund zusammen!«, sagte Andrew spöttisch. »Du hast dich mal wieder selbst übertroffen, Baralong.« Der eingeborene Spurenleser verzog keine Miene. »Busch-Tucker3 hält Gubba Andrew und Gubba Abby bei Kräften«, antwortete er gelassen. Gubba, was in der Sprache der Aborigines »Geist der Toten« bedeutete, war seit Ankunft der ersten Europäer das gebräuchliche Wort für jeden Weißen. Baralong teilte das Essen in drei gleich große Portionen auf. Zu Beginn ihres Marsches zu dritt, der vor zwei Wochen auf der anderen Seite der Blue Mountains begonnen hatte, hatte er Abby noch eine größere Portion zuteilen wollen. Sie hatte jedoch darauf bestanden, dass Wasser und Proviant zu gleichen Teilen unter ihnen aufgeteilt wurden. Der Regen ließ nach und hörte schließlich ganz auf, während sie die breiige Masse aßen, die nach Nuss schmeckte. Anschließend gönnten sie sich jeder einen guten Schluck aus dem Wasserschlauch aus Ziegenleder, den Andrew über der Schulter trug. Er füllte ihn sofort wieder auf, denn ganz in ihrer Nähe befand sich eine kleine, frische Quelle. Abby sprang plötzlich auf und lief hinter ein Gebüsch. »Was ist?«, rief Andrew erschrocken und folgte ihr rasch. Sie wandte ihm den Rücken zu und beugte sich nach vorn, während sie mit einer Hand abwinkte und ihm bedeutete, nicht näher zu kommen. »Es ist nichts Schlimmes, mir ist nur auf einmal so übel«, antwortete sie gepresst und musste sich im nächsten Moment schon übergeben. »Kein Wunder, dass dir schlecht ist«, murmelte Andrew bedrückt. »Ich will ja wirklich nichts auf Baralong kommen lassen, aber manchmal muss auch ich ordentlich würgen, damit mir dieser Fraß nicht wieder hochkommt.« Nachdem Abby alles erbrochen, sich an der Quelle den Mund ausgespült und das Gesicht gewaschen hatte, verflüchtigte sich das Übelkeitsgefühl wieder. Baralong bedachte sie mit einem langen, prüfenden Blick, sagte jedoch nichts, sondern ergriff seinen langen Speer, was das Zeichen zum Aufbruch war. So zermürbt und ausgelaugt Abby und Andrew sich nach den Wochen in der Wildnis auch fühlten, so fanden sie doch bald wieder in den gewohnten Marschrhythmus hinein. Der Himmel wurde hell und mit dem Aufstieg der Sonne verwandelte sich das fahle Grau der Morgendämmerung rasch in das klare und grenzenlos tiefe Blau, das den australischen Himmel die meiste Zeit des Jahres kennzeichnete. Und mit dem strahlenden Blau würde bald auch die Hitze kommen, wie eine Springflut über das Land hinwegfluten und die Luft schon am frühen Vormittag flirren lassen. Es war inzwischen Mitte November geworden und das bedeutete unter dem Kreuz des Südens, dass der Sommer mit seiner Hitzeglut die Herrschaft angetreten hatte. Sie redeten nicht viel, sondern sparten ihre Kraft, um die letzten Vorberge der Blue Mountains in den ersten, noch vergleichsweise kühlen Morgenstunden hinter sich zu bringen. Jeder hing seinen Gedanken nach, während sie Baralong folgten, der ein untrügliches Auge für den besten Weg hatte. Andrew grübelte wieder einmal darüber nach, in welche Richtung sich die verfahrene politische Lage in der Kolonie wohl entwickeln mochte. Das korrupte New South Wales Corps, von den Kolonisten und Sträflingen bezeichnenderweise auch verächtlich Rum Corps genannt, hatte am 26. Januar, dem zwanzigsten Jahrestag der Gründung der Kolonie, gegen die straffe Hand von Gouverneur Bligh gemeutert. Die Offiziere der Rotröcke, die schon seit vielen Jahren die Kolonie mit ihren profitablen Rumgeschäften ausbeuteten und sich bisher von keinem Gouverneur in ihre Schranken hatten weisen lassen, hatten Bligh in einem Akt von offener Rebellion verhaftet und unter Hausarrest gestellt. Die Drahtzieher, von denen einige beachtlichen Einfluss in London besaßen, rechneten wohl damit, dass sie für ihre Meuterei nicht bestraft würden. Und das war für Andrew ein überaus beunruhigender Gedanke. Denn seine Familie, die Chandlers von Yulara, war mit diesen mächtigen Offizieren mehr als einmal heftig aneinandergeraten. Da hatte es sehr viel böses Blut zwischen den korrupten Offizieren und seinem Vater und vor allem seinem drei Jahre älteren Bruder Melvin gegeben, da die beiden schon vor dem Umsturz die Partei von Gouverneur Bligh ergriffen und aus ihrer Unterstützung auch keinen Hehl gemacht hatten. Bligh war mit der erklärten Absicht nach New South Wales gekommen, die Macht des Rum Corps endlich zu brechen und wieder für Recht und Ordnung in der Kolonie zu sorgen. Damit war er gescheitert, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass das Rum Corps sogar vor offener Meuterei nicht zurückschrecken würde. Seitdem litten auch sie, die Chandlers von Yulara, unter der Willkür und der Rachsucht der goldbetressten Rotröcke, die ihre Macht nun mehr denn je auskosteten und sie insbesondere ihre Widersacher spüren ließen. Und bis im fernen London, das schon bei günstigen Winden eine Seereise von fast einem halben Jahr entfernt lag, sich die widerstreitenden Parteien auf eine Reaktion geeinigt und einen neuen Gouverneur oder gar Truppen geschickt hatten, die das Rum Corps entmachteten, bis dahin konnten noch viele Monate vergehen. Vielleicht hielt sich die mächtige und finanzstarke Offiziers-Clique, die ihre Karten in London bestimmt geschickt auszuspielen wusste, sogar noch ein Jahr und länger. Ein mehr als bedrückender Gedanke! Auch Abby beschäftigte sich mit dieser Sorge, zumal sie nun nicht mehr hoffen konnte, dass die jetzigen Machthaber dem Begnadigungsgesuch, das ihr Schwiegervater für sie eingereicht hatte, stattgeben würden. Obwohl mit einem freien Siedler verheiratet, würde sie also weiterhin als Sträfling gelten und damit ohne jede Rechte sein. Ihre Strafe, sieben Jahre Verbannung, würde sie erst im Sommer des Jahres 1811 verbüßt haben. Bis dahin konnten die Machthaber der Strafkolonie zu jeder Zeit in ihr Leben eingreifen und sie fast nach Gutdünken schikanieren. Aber diese Sorge machte ihr nicht allzu sehr zu schaffen. Sie war viel zu dankbar, dass sie am Leben war und dass Andrew ihre Liebe mit derselben Leidenschaft und Zärtlichkeit erwiderte – und dass sie dieselben Träume hegten. Träume, die sie nicht laut auszusprechen wagten, sondern über die sie in manchen Nächten, wenn sie aneinandergeschmiegt lagen, nur im Flüsterton redeten. Während Abby und Andrew bei zunehmender Hitze gen Osten marschierten, verloren ihre Gedanken nach und nach an Tiefe. Bald beschränkte sich ihr Sinnen und Trachten vornehmlich darauf, auf ihrem Weg durch immergrüne Eukalyptushaine möglichst jeden noch so kleinen Flecken Schatten auszunutzen. Und ihre Gedanken kreisten weniger um Zukunftsträume und die politische Lage als vielmehr darum, wie lange sie wohl zu jener buschbestandenen Hügelkette am Horizont brauchen würden und wann sie es wieder wagen durften, einen kühlen Schluck Wasser aus dem Ziegenschlauch zu nehmen. Die letzten Ausläufer der Blue Mountains gaben sie am frühen Nachmittag frei, ganz wie Andrew es vermutet hatte. Sie zogen nun hinaus in die Upper Nelson Plains, das weite, offene Buschland mit seiner rot-braunen Erde, dem harten, strohigen Gras, den silbrigen Dornenbüschen und den unzähligen Arten von immergrünen Eukalyptusbäumen, die von den Kolonisten gumtree, Gummibaum, genannt wurden. Immer neue Hügelketten, die Abby unwillkürlich an die erstarrte Dünung eines Ozeans denken ließen, durchzogen das Buschland, das sich unter dem hohen blauen Himmel in einer majestätischen, ja geradezu erschreckenden Weite von Horizont zu Horizont erstreckte. »Man wird uns nicht glauben, dass wir die Blue Mountains wirklich überquert haben«, sagte Abby, als sie in einem kleinen Eukalyptushain eine kurze Rast einlegten und sie einen Blick zurück auf die Bergkette warf, die im Westen als blau schimmernde Barriere in den Himmel ragte. »Ich kann es ja selbst kaum glauben, dass wir einen Weg durch die zerklüfteten Schluchten gefunden haben! Nun, genau genommen haben wir ihn ja auch nicht gefunden, sondern Baralong hat uns geführt.« Ein Schwarm farbenprächtiger Kakadus flog kreischend über ihren Köpfen aus den Kronen der Bäume auf, glitt als bunte, lebendige Wolke über sie hinweg und zog nach Süden. »Ich glaube auch nicht, dass ich diesen Weg noch einmal finden würde«, gab Andrew unumwunden zu. »Die ersten Tage habe ich noch versucht, mir so viele Merkmale wie nur möglich einzuprägen. Aber irgendwann habe ich es aufgegeben. Ich hatte ja nichts dabei, um all das aufzuzeichnen. Als Kartograf, der allein auf sein Gedächtnis angewiesen ist, tauge ich nichts, so viel steht mal fest!« Abby lächelte müde. »Da bist du nicht allein.« »Wir bleiben wohl besser bei der Geschichte, die wir uns für Vater und alle anderen zurechtgelegt haben«, sagte Andrew und lehnte sich an einen der Bäume, deren rissige Borke in Streifen vom Stamm hing. »Wie ich meinen Vater kenne, wird er sowieso nicht so genau wissen wollen, welcher Stamm von Aborigines dich gerettet und gepflegt hat und wo genau ich dich mit Baralong im Busch gefunden habe.« Abby nickte zustimmend und ein Schatten der Betrübnis flog über ihr verschwitztes Gesicht. Sie verdankte Jonathan Chandler sehr viel und dafür würde sie ihm ihr Leben lang dankbar sein. Er hatte sie schon kurz nach ihrer Ankunft in Australien nach Yulara geholt und ihr somit das...


Schröder, Rainer M.
Rainer M. Schröder alias Ashley Carrington zählt mit einer Gesamtauflage in Deutschland von fast sechs Millionen zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftstellern von Abenteuerromanen, Jugendbüchern sowie historischen Romanen. Nach ersten Bucherfolgen in den 80ern ließ er sich mit seiner Frau Helga in den USA nieder und verbrachte einige Jahre auf seiner Farm in der Halbwildnis von Süd-Virginia, dem Ausgangspunkt zahlreicher Abenteuerreisen, bei denen er unter anderem zwischen Kuba und Key West erfolgreich nach versunkenen Schätzen getaucht hat, in einer Goldmine in den Bergender Sierra Nevada gearbeitet hat oder abenteuerliche Reisen auf eigene Faust durch den Amazonas, Australien und die südlichen Länder Afrikas unternommen hat. Heute lebt Rainer M. Schröder mit seiner Frau in Palm Coast / Florida.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.