Seebauer / Jacob | Imaginatives Überschreiben | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band Band 80, 87 Seiten

Reihe: Fortschritte der Psychotherapie

Seebauer / Jacob Imaginatives Überschreiben

E-Book, Deutsch, Band Band 80, 87 Seiten

Reihe: Fortschritte der Psychotherapie

ISBN: 978-3-8409-2821-5
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Imaginatives Überschreiben ist eine erlebnisorientierte Technik zur Reduktion von negativen Gefühlen, die mutmaßlich mit biografischen Erlebnissen in Zusammenhang stehen. Ausgehend vom aktuellen problematischen Gefühl werden Erinnerungsbilder so bearbeitet, dass die damit verbundenen negativen Gefühle durch gewünschte Gefühle ersetzt werden. So können traumaassoziierte Erinnerungsbilder wie Flashbacks, die mit Erinnerungen an körperlichen oder sexuellen Missbrauch in Verbindung stehen und die z.B. bei Posttraumatischen Belastungsstörungen und Borderline-Persönlichkeitsstörungen auftreten, bearbeitet werden. Auch generell negative Emotionen wie Scham, Ärger, Schuld oder Angst, die mutmaßlich im Zusammenhang mit früheren Erlebnissen stehen, können damit behandelt werden. Beispiele dafür sind soziale Ängste aufgrund von Mobbing-Erfahrungen in der Kindheit oder Schuldgefühle aufgrund von früher Parentifizierung.
Das Buch informiert über den historischen Hintergrund und die theoretischen Annahmen zu den Wirkmechanismen. Anhand zahlreicher Beispiele werden die praktische Umsetzung und der Umgang mit typischen Problemen bei der Anwendung der Technik dargestellt. Dabei wird auch auf Besonderheiten, wie z.B. den Umgang mit verschiedenen Lebensaltern in der Erinnerung oder das Überschreiben von traumatisch erlebten Todesfällen, eingegangen.
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Zielgruppe


Ärztliche und Psychologische Psychotherapeut_innen, Fachärzte_innen für Psychiatrie und Psychotherapie, Fachärzt_innen für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinische Psycholog_innen, Psychologische Berater_innen, Studierende und Lehrende in der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis;7
2;Einführung;9
3;1Beschreibung der Methode;12
3.1;1.1Bezeichnung;12
3.2;1.2Darstellung;12
4;2Theorie – Wirkhypothesen;14
4.1;2.1Um- bzw. Neukonditionierung;14
4.2;2.2Veränderung von Grundüberzeugungen;15
4.3;2.3Beziehung;16
4.4;2.4Aufbau positiver Emotionen;16
4.5;2.5Exposition;17
5;3Diagnostik und Indikation;17
5.1;3.1Indikation;20
5.2;3.2Kontraindikation;21
5.3;3.3Einbettung in die Gesamtbehandlung bzw. das Setting;22
6;4 Behandlung: 4.1 Einführung und Vorbereitung;23
7;4 Behandlung: 4.2 Durchführung der Technik;31
7.1;4.2.1Haltung und Rolle des Therapeuten während der Übung;32
7.2;4.2.2Entspannung;33
7.3;4.2.3Exploration der aktuell problematischen Situation;34
7.4;4.2.4Affektbrücke;35
7.5;4.2.5Exploration der biografischen Erinnerung;37
7.6;4.2.6Ansprache in der Imagination;37
7.7;4.2.7Überschreiben der Erinnerung;39
7.8;4.2.8Fokus auf Bedürfnisse;40
7.9;4.2.9Vorschläge zum Herstellen von sofortigem Schutz;40
7.10;4.2.10Einführung einer Helferfigur;41
7.11;4.2.11Konfrontation von Tätern und selbstwertbedrohenden Figuren;44
8;4 Behandlung: 4.3 Besondere Situationen beim Überschreiben;46
8.1;4.3.1Imaginatives Überschreiben bei starken Schuldgefühlen;46
8.2;4.3.2Rache- oder Gewaltfantasien beim Imaginativen Überschreiben;47
8.3;4.3.3Überschreiben von Situationen aus Jugendzeit und Pubertät;48
8.4;4.3.4Narzisstische Größenfantasien beim Imaginativen Überschreiben;50
8.5;4.3.5Imaginatives Überschreiben bei starken Ekelgefühlen;51
9;4 Behandlung: 4.4 Positiver Abschluss;53
10;4 Behandlung: 4.5 Varianten der Methode und Kombinationen;56
10.1;4.5.1Bogenschlag zurück in die Gegenwart;56
10.2;4.5.2Überschreiben von Alpträumen und anderen angstbesetzten Szenen;57
10.3;4.5.3Überschreiben nach nicht interpersonellem Trauma;59
10.4;4.5.4Imaginatives Überschreiben in der Paar- und Gruppentherapie;61
10.5;4.5.5Überschreiben von selbstbezogenen Gefühlen;64
11;4 Behandlung: 4.6 Probleme bei der Durchführung;64
12;5Effektivität und Prognose;69
13;6Fallbeispiel;73
14;7Weiterführende Literatur;78
15;8 Literatur;79
16;9 Kompetenzziele und Lernkontrollfragen;82
17;Karte 1: Kurzanleitung – Imaginatives Überschreiben;85
18;Karte 2: Typische Erinnerungen beim Imaginativen Überschreiben;86
19;Karte 3: Gruppenübung – Imaginatives Überschreiben;87


3  Diagnostik und Indikation
Beim Imaginativen Überschreiben handelt es sich um eine erlebnisorientierte Behandlungstechnik, die transdiagnostisch eingesetzt werden kann. Sie eignet sich besonders für psychische Störungen, bei denen die Lebensführung durch das Erleben von intensiven negativen Emotionen beeinträchtigt wird. Die Technik ist gut geeignet für emotionale Probleme, bei denen ein Bezug zu biografischen (Schlüssel-)Erlebnissen plausibel ist, und bei Patientinnen und Patienten, die unter negativen mentalen Bildern und Erinnerungen leiden. Viele psychische Störungen sind durch das Erleben intensiver, negativer Emotionen gekennzeichnet, welche häufig mit belastenden mentalen Bildern verknüpft sind. Dabei kann es sich um negative oder traumatische Erinnerungen handeln, jedoch beispielsweise auch um Alpträume oder negative Fantasiebilder. Zahlreiche Studien konnten das Vorhandensein störungsübergreifender und störungsspezifischer negativer mentaler Bilder nachweisen. Die fol|10|gende Liste gibt ohne Anspruch auf Vollständigkeit einen Überblick über bisherige Erkenntnisse über das Vorkommen negativer mentaler Bilder bei psychischen Störungen (vgl. Hackmann et al., 2012, S. 47?–?50) sowie typische biografische Situationen, die dazu im Rahmen von Affektbrücken assoziiert werden. Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) ist das Paradebeispiel für eine Störung, die mit negativen mentalen Bildern einhergeht. Die belastenden aktuellen Bilder sind unmittelbar auch Erinnerungen an das störungsbegründende Trauma (z.?B. in Form von Intrusionen oder Alpträumen). Inhalte sind per definitionem Bedrohungen für das physische oder psychische Selbst (z.?B. Ehlers et al., 2002). Negative mentale Bilder bei Depressionen beinhalten häufig Szenen von Versagen oder sozialer Zurückweisung, emotional beteiligt sein können Schuld, Scham, Trauer oder Ängste. Assoziierte biografische Erinnerungen spiegeln häufig diese Bildinhalte wider. Ebenfalls typisch insbesondere bei Bipolarer Störung sind sogenannte „Flash-Forwards“ zu künftigem Suizid (z.?B. Holmes, Crane, Fennell & Williams, 2007). Bei der Sozialen Phobie kreisen typische belastende aktuelle mentale Bilder um Situationen, in denen man sich lächerlich oder peinlich benimmt (Hackmann, Clark & McManus, 2000). Assoziierte Erinnerungen aus Affektbrücken sind häufig Situationen mit den Themen sozialer Zurückweisung, Ausschluss, Mobbing oder Bloßstellung. Menschen mit Essstörungen erleben mentale Bilder von Lebensmitteln als belastender. Auch werden hier häufiger Bilder von sozialem Ausschluss oder Zurückweisung erlebt, welche bei Patientinnen und Patienten mit Binge-Eating-Störung auch das Bedürfnis zu essen auslösen (Dugué, Keller, Tuschen-Caffier & Jacob, 2016). Bei der Zwangsstörung mit Zwangshandlungen kreisen aktuelle Bilder oft um die Furcht davor, sich anzustecken oder Schaden anzurichten (z.?B. Speckens, Hackmann, Ehlers & Cuthbert, 2007). Erfahrungsgemäß können Erinnerungsbilder, die im Rahmen einer Affektbrücke entstehen, bei dieser Störung recht heterogen sein und Situationen von Gefahr und Schaden ebenso abbilden wie beispielsweise Trauer- oder Überforderungssituationen. Bei Psychosen sind die Inhalte von wahnbezogenen Bildern und manchmal auch von Halluzinationen in der Regel assoziiert mit Bedrohung und Verfolgung. Häufig finden sich auch damit assoziierte Kindheitserinnerungen mit Inhalten wie Gewalt oder Bedrohung (Morrison, 2004). Bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung kreisen negative mentale Bilder viel um die Themen des Verlassenwerdens und der Bedrohung. Bei vielen Problemen werden mentale Bilder auch im Zusammenhang mit der Funktionalität des Symptomverhaltens deutlich. So berichten Menschen |11|mit der Diagnose Alkoholabhängigkeit ebenfalls von belastenden Bildern von sozialer Zurückweisung, die dann zu Craving und nachfolgendem Alkoholkonsum führen können. Zur Indikationsstellung für Imaginatives Überschreiben gehört eine sorgfältige Anamnese von aktuell belastenden Emotionen und ggfs. damit zusammenhängenden mentalen Bildern. Zudem ist es wichtig, relevante biografische Erinnerungen zu erfassen, die im Zusammenhang mit dem aktuellen negativen emotionalen Erleben stehen. Häufig benennen Patienten die belastenden negativen Emotionen und dazugehörige mentale Bilder erst, wenn sie vom Therapeuten explizit danach gefragt werden. Generell werden negative Gefühle und Vorstellung oft stark vermieden, da sie als unkontrollierbar und aversiv erlebt werden. Anamnese belastender Emotionen und damit assoziierter mentaler Bilder und Erinnerungen Hier finden sich einige Beispielfragen für das klinische Interview: Sie berichten, dass xyz Sie belastet. Wenn Sie daran denken, welche Gefühle erleben Sie? Sie berichten, dass xyz Ihnen schwerfällt und Sie Situationen vermeiden, die damit zusammenhängen. Ich möchte Sie einmal bitten, sich vorzustellen, Sie würden eine solche Situation doch aufsuchen. Wie fühlt sich das in Ihrer Vorstellung für Sie an? Haben Sie Erinnerungen an Situationen, in denen Sie sich schon einmal so gefühlt haben? Gehört zu diesem Gedanken auch ein Bild, welches Sie vor Ihrem inneren Auge erleben? Oder eine Erinnerung? Wie fühlt sich Ihr Körper in diesen Situationen an?/Gehört ein bestimmtes Körperbild zu diesem Gefühl? Gibt es Dinge, die Sie in Ihrer Vorstellung sehen, hören oder fühlen, die für Sie belastend sind? Sind passende emotional negativ aufgeladene Situationen identifiziert, z.?B. die Erwartung einer demütigenden Situation, unterstützt die Therapeutin den Patienten dabei, sich näher auf die damit verbundenen Fantasien einzulassen, um alle zugehörigen sensorischen Qualitäten zu erfassen. Dazu kann z.?B. auch das körperliche Erleben gehören, wie das Blut in den Kopf schießt und dieser ganz heiß wird oder wie das Lachen der umstehenden Leute in den Ohren klingt. Hier gilt ebenfalls, dass Patienten häufig erst dann Auskünfte über diese mentalen Bilder geben, wenn sie explizit von der Therapeutin danach gefragt werden. Ebenso sind häufig Bedeutungen an diese mentalen Bilder gekoppelt, wie „Ich werde diesen Moment nicht durchstehen“ oder „Ich bin peinlich und dumm“. Zusammenhänge zwischen aktueller Belastung und |12|zugrunde liegenden Erinnerungen und der Biografie von Patienten können mithilfe von diagnostischen Affektbrücken hergestellt werden (vgl. auch Kapitel 4.2.4). 3.1  Indikation
Im Sinne der oben beschriebenen Komplementarität von kognitiven und emotionsfokussierten Techniken sehen wir die stärkste Indikation für Imaginatives Überschreiben in der Schilderung des Patienten in Verbindung mit einem plausiblen biografischen Hintergrund. Das heißt, die Patientin beschreibt, dass sie wider besseres Wissen unangemessene negative selbstbezogene Gefühle erlebt („Ich weiß, dass ich mich nicht zu schämen brauche, aber ich fühle einfach trotzdem so“). Zusätzlich lässt sich aus der Biografie der Patientin ableiten, dass dieses Erleben einen lebensgeschichtlichen Hintergrund haben kann, der zumindest ein gewisses Maß an...


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