Seidel | Die ältesten Familienunternehmen Deutschlands | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 336 Seiten

Seidel Die ältesten Familienunternehmen Deutschlands

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

ISBN: 978-3-96092-460-9
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Sie sind die Erfinder des Eau de Cologne, der modernen Rotationsdruckmaschine, des Kipplasters, des Teddybärs, des Druckknopfs, der Schuhcreme, ja selbst des modernen Zoos. Familienunternehmen haben in Deutschland eine jahrhundertealte Tradition und sind Weltmarktführer und Hidden Champions.

Die Gründung der ältesten Familienunternehmen reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Sie befinden sich seit über 15 Generationen im Besitz der Familie – bis heute. Besonders spannend ist immer die Gründungphase und es ist interessant zu sehen, unter welchen Umständen alte Familienunternehmen wirtschaften mussten. Wir können uns kaum mehr vorstellen, wie es war, als es nur Pferdekutschen und Ochsenkarren als Transportmittel gab, zahllose unterschiedliche Münzprägungen, viele Zollschranken und noch nicht einmal Dampfkraft – von richtigen Maschinen ganz zu schweigen.

Der Autor zeigt auch, was es bedeutet, Familienbetriebe durch Revolutionen, technische Umbrüche, sich dramatisch verändernde Märkte, Geldentwertung, Familienzwiste, politisch widrige Umstände und zerstörerische Weltkriege zu bringen und dennoch erfolgreich in der Familie zu halten. Wolfgang Seidel hat mit den Eigentümerfamilien gesprochen und erzählt Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte anhand von konkreten Unternehmensgeschichten.

Eine abwechslungsreiche und lebendige Sammlung von Firmenporträts – und lebendige Beispiele unternehmerischer Verantwortung, Innovation und Nachhaltigkeit und unternehmerischen Weitblicks.
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VORWORT
Fast alle Unternehmen waren ursprünglich Familienunternehmen. Das gilt für den Laden an der Ecke, den Handwerksbetrieb, mittelständische Unternehmen bis hin zu Dax-Konzernen und heutzutage auch für Start-ups. Über 90 Prozent aller in Deutschland ansässigen Unternehmen sind solche Privatunternehmen, die mehr als die Hälfte des volkswirtschaftlichen Gesamtumsatzes generieren und weit über die Hälfte aller Arbeitsplätze bereitstellen. Auch große Konzerne, die längst Publikumsgesellschaften sind, führen heute noch den Namen des Gründers beziehungsweise der Gründerfamilie als Firmennamen. Allein unter den aktuellen 30 Dax-Konzernen sind dies: Adidas (Adi Dassler), Bayer, Beiersdorf, Daimler, Fresenius, Henkel, Linde, Merck, Siemens. Bei vier weiteren Dax-Konzernen erscheint der Familienname zwar nicht im Firmennamen, aber sie sind mehrheitlich im Familienbesitz und die Familie ist auch unternehmerisch engagiert: BMW (Familie Quandt), Continental (Familie Schaeffler seit 2009), SAP (1972 gegründet, Mitgründer und Mitinhaber Dietmar Hopp und Hasso Plattner) sowie Volkswagen (Familien Porsche und Piëch). In diesem Buch geht es aber nicht um das Ranking von DAX-Konzernen oder um Umsatz- beziehungsweise Gewinnrankings von Familienunternehmen, sondern es geht um ein historisches Ranking: Vorgestellt werden die ältesten Unternehmen, die noch immer im Familienbesitz sowie nach wie vor am Markt sind und von der Inhaberfamilie noch direkt oder indirekt geführt werden. Davon gibt es erstaunlich viele, in erstaunlich vielen Bereichen oder Branchen und sogar viele, die mit bekannten Marken jedermann vertraut sind. Aus nachvollziehbaren Gründen der verlegerischen Ökonomie werden in diesem Buch nur Familienunternehmen bis 1900 berücksichtigt. Gründungen des 20. Jahrhunderts würden den Rahmen sprengen. An keiner Stelle werden wirklich verbindliche, vollständige Listen »alter« Familienunternehmen geführt. Das ist angesichts der Fülle von Unternehmen auch gar nicht denkbar. Der in diesem Buch gezeigte Querschnitt ist das Ergebnis einer jahrelangen Sammeltätigkeit des Autors. Eine lexikalische Vollständigkeit war nicht Ziel dieses Vorhabens. Bei Gewerben oder Branchen, deren Tätigkeit sehr ähnlich ist, werden nur die nach unserem Wissen jeweils ältesten vorgestellt. Zu den ältesten uns bekannten Familienfirmen zählen Weingüter und Brauereien, deren Geschichte oft bis ins Mittelalter zurückreicht, sowie handwerkliche Betriebe, die auf irgendeine Weise besonders spezialisiert sind. Diese wirklich sehr alten Familienunternehmen sind in der Zeit der Spätrenaissance gegründet worden. Das war in Deutschland jene Epoche, als nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 und der Abdankung Kaiser Karls V. im gleichen Jahr im Altreich eine gewisse politische Beruhigung einkehrte und sich die in Italien ausgebildete, stark von den Fürstenhöfen dominierte Renaissancekultur auch nördlich der Alpen durchsetzte. Kulturell war diese Umbruchzeit auch geprägt von einer Aufbruchsstimmung in den Naturwissenschaften. Die Entdeckung der Welt war gerade in Gang gekommen und wurde vor allem von den Atlantik-Anrainerstaaten Portugal, Frankreich, England, die Niederlanden und den Ländern Skandinaviens vorangetrieben. Ganz neue geografische Kenntnisse, neue Pflanzen und Früchte, Nachrichten über bis dahin unbekannte Völker strömten nach Europa. In diesen Jahrzehnten begannen der Welthandel und das Kolonialzeitalter. Kopernikus’ revolutionäre astronomische Neuorientierung mit der Sonne statt der Erde im Zentrum des Kosmos, veröffentlicht im Jahr 1543, wurde in diesen Jahrzehnten von den Gelehrten sehr kontrovers diskutiert und führte das wissenschaftliche Denken langfristig in die Moderne. Galileo Galilei, der erste Naturwissenschaftler überhaupt, wurde 1589 Professor für Mathematik in Pisa; Kepler erhielt 1594 als junger Mann seinen ersten Lehrauftrag. Shakespeare und Caravaggio auf der literarisch-künstlerischen Seite und Galilei und Kepler auf der naturwissenschaftlichen Seite sind die europäischen Epochenfiguren dieser Jahrzehnte der Spätrenaissance, des Aufbruchs Europas in die Welt und in die frühe Moderne. Hält man sich diese historische Tiefendimension vor Augen, dann leuchtet unmittelbar ein, was der Betrieb und der erfolgreiche Erhalt einer Firma über mehr als 15 Generationen und durch massive geschichtliche Umbrüche wie Revolutionen, Verfassungsänderungen, Kriege und Weltkriege bedeuten und welche unternehmerischen Leistungen hinter solch einer Kontinuität stecken. Das gilt natürlich nicht minder für »jüngere« Unternehmen, die »erst« im 18. Jahrhundert entstanden sind, also noch vor der Französischen Revolution, und genauso für die zahlreichen bedeutenden Gründungen im 19. Jahrhundert, als sich das industrielle Unternehmertum ausprägte, wie wir es heute kennen. Auch die Führung und der Erhalt eines Unternehmens wie der jedem Schüler bekannte Reclam Verlag, der 1828 gegründet wurde (gegenwärtig 6. Generation), bedarf unternehmerischer Verantwortung, Innovation, Nachhaltigkeit und Weitblicks sowie vernünftigen Umgangs mit Risiken. Das Erbringen dieser Leistungen ist nur in wenigen anderen institutionellen Gebilden ebenfalls vonnöten. Es fallen einem Kirchen, Klöster, Ritterorden, vermögende Adelsfamilien, fromme Stiftungen und einige kulturelle Institutionen und womöglich etliche Zünfte und Vereine als dauerhaft bestehende und langfristig Vermögen verwaltende Institutionen ein, die sich aber, bis auf die Adelsfamilien, alle nicht familiär erneuern. Natürlich gibt es auch in anderen europäischen Ländern zahlreiche alte Familienunternehmen mit großer Tradition. Begünstigt wurde der Erhalt von Familienunternehmen im europäischen Raum nicht zuletzt durch die Rechtsordnung. Das auf dem römischen Recht basierende, in dieser Hinsicht durchaus einheitliche europäische Recht begünstigt im Prinzip den Zusammenhalt des Erbes und der Vermögen. Das ist ein wichtiger Unterschied beispielsweise zum muslimischen Rechtsverständnis, wo Vermögen in der Regel unter den Erben aufgeteilt werden und übrigens auch Frauen gleichberechtigt erben. Diese Ausgestaltung des Erbrechts hat vor allem in den orientalischen Ländern unter muslimischem Recht dazu geführt, dass sich dort im Lauf der Jahrhunderte nicht im gleichen Maße Privatvermögen bilden konnten wie im europäischen (römischen) Rechtskreis. Außerdem wurde es in den patriarchalischeren vergangenen Jahrhunderten in der Regel so gehandhabt, dass Söhne, und vor allem die ältesten Söhne, eine gewisse Vorzugsstellung genossen. Auch das hat solche Vermögenserhalte begünstigt. Zumindest im 19. Jahrhundert waren Frauen von Gesetzes wegen nicht geschäftsfähig. Es kam daher nicht selten vor, dass etwa im Falle einer »Alleinerbin« ein »zuverlässiger« Schwiegersohn gesucht und gefunden wurde, der schon frühzeitig in das Familienunternehmen eingebunden wurde, um es im Sinne der Gründer fortzuführen. Faber-Castell ist dafür ein markantes Beispiel. Das heißt andererseits nicht, dass es in den alten Unternehmerfamilien nicht jede Menge Unternehmerinnen gab, die, oft als Witwen, die Geschäfte mit großer Tatkraft, Umsicht und Erfolg weiterführten. Zu ihnen zählten beispielsweise Dorette von Stern, Katharina und Barbara Metzler, Aletta Haniel, Sara Warburg, Katharina Schwarze oder Martha Schwarzkopf, die ihre Firmen oft jahrzehntelang geleitet haben und so das Überleben sicherten. Im 19. Jahrhundert wären außerdem insbesondere Therese Randlkofer (Dallmayr) und Margarete Steiff als echte Unternehmerinnen zu nennen. In diesem Buch werden nur Familienunternehmen vorgestellt, die etwas herstellen oder vertreiben, also Produktions- und Handelsunternehmen, sowie Privatbanken. Adelige Vermögensverwaltungen, die oftmals auch sehr alt sind und sich im Besitz von Adelsfamilien befinden, wurden nicht berücksichtigt, auch wenn sie über Industrie- oder Bankbeteiligungen verfügen oder – typisch für Adelsfamilien –, in Land- und Forstwirtschaft oder Weinbau engagiert sind. Es wird auch kein Anspruch auf Vollständigkeit der Liste erhoben. Dafür ist die Zahl der Unternehmensgründungen, vor allem im 19. Jahrhundert, zu hoch. Anhand der Liste der Unternehmen und der Daten sieht man, dass es schon während des gesamten 19. Jahrhunderts eine Gründerzeit gab, nicht erst im letzten Drittel jenes Jahrhunderts nach der Schaffung des Deutschen Reichs durch Bismarck. Dafür gibt es mehrere, leicht nachvollziehbare Gründe: Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reichs im Jahr 1806 fielen auch etliche verkrustete Strukturen weg. Im Bereich der Wirtschaft vor allem die Zunftordnung. In allen Gebieten westlich des Rheins galt ohnehin bereits der moderne Code Napoleon. Als Reaktion auf die Niederlage durch Napoleon reformierten und modernisierten sich namentlich Preußen, Bayern und Baden....


Wolfgang Seidel veröffentlichte bisher acht Bücher zur Wortgeschichte und zur Kulturgeschichte darunter eine Weltgeschichte der Pflanzen sowie eine Geschichte der Vermessung der Welt unter dem Titel Sternstunden der Kartografie. Der in der Nähe von Ulm geborene Autor wuchs in Wiesbaden auf und studierte Jura und Rechtsgeschichte in Mainz, Genf, München und Freiburg. Er arbeitete zwanzig Jahre lang als Verlagslektor bei namhaften Verlagen, zuletzt in Frankfurt. Seit 2004 lebt Seidel als Autor und Übersetzer in München.


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