Stahl | Cotton Reloaded: Die letzte Nacht | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 51, 144 Seiten

Reihe: Cotton Reloaded

Stahl Cotton Reloaded: Die letzte Nacht

Serienspecial

E-Book, Deutsch, Band 51, 144 Seiten

Reihe: Cotton Reloaded

ISBN: 978-3-7325-2925-4
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Eine Highschool-Feier im abgelegenen Bald-Mountain-Hotel endet tragisch: Die Schülerin Judy Mitchell wird vergewaltigt. Offenbar von seiner Schuld getrieben, begeht der Täter Selbstmord. Judy Mitchell zieht sich völlig in sich zurück und spricht kein Wort mehr. So erfährt niemand, was in der Nacht wirklich geschah. Zwanzig Jahre später: Special Agent Jeremiah Cotton will nur einen kurzen Skiurlaub in Colorado verbringen. Auf der Flucht vor einem nahenden Schneesturm stößt er am letzten Tag des Jahres auf das Bald-Mountain-Hotel. Hier findet ein Klassentreffen der damaligen Highschool-Absolventen statt. Die Stimmung steigt - bis es einen Toten gibt. Und der Mörder hat es nicht nur auf das eine Opfer abgesehen ... COTTON RELOADED SERIENSPECIAL: Spannender als mit diesem Roman kann das Jahr nicht enden!
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2
Vor ein paar Wochen … Chad Conway lebte zurückgezogen in den Wäldern zwischen seiner Heimatstadt Boulder und den Bergen im Westen. Andere hätten Angst gehabt, so ganz allein, hier, in der Wildnis. Chad nicht. Er hatte sich hierher geflüchtet, weil er Angst hatte vor der Welt da draußen. Vor den Menschen. Vor ihrer Art zu leben. Davor, was sie damit anrichteten, heraufbeschworen und anlockten: Umweltzerstörung, Kriege – und Aliens. Wesen, die von anderen Welten kommen und besser mit dieser Welt umgehen würden – sobald sie die Erde von dem Ungeziefer Mensch befreit hatten. Chad hoffte, dass sie ihn hier draußen vielleicht übersahen. Nach Boulder kehrte er nur noch einmal im Jahr zurück. Am Todestag seines früheren besten Freundes Tommy Banks. Im Sommer war er wieder dort gewesen. Hatte Tommys Eltern am Grab gesehen und gewartet, bis sie gegangen waren. Dann hatte er mit Tommy geredet. Er sagte ihm alle Jahre dasselbe: Warum hast du dich umgebracht, Mann? Du hättest das nicht tun müssen! Na ja. Zu spät. Vielleicht hätte er aufhören sollen, Tommy zu besuchen. Die Vergangenheit ruhen lassen, so wie Tommy ruhte. Vielleicht hatte sein Freund es ja gar nicht so falsch gemacht, wie er ihm immer sagte. Tommy hatte seine Ruhe. Er hingegen wühlte immer wieder auf, was vor zwanzig Jahren gewesen war. Wenn er immer wieder den Schorf von der alten Wunde kratzte, dann blutete die wieder. Hörte – nie – auf – weh – zu – tun. Er hieb die Axt in das Holzscheit auf dem Hackklotz und spaltete es mit einem Schlag. Die Hälften flogen nach links und rechts weg. Das Echo hallte im Wald rings um sein Blockhaus wider. Von den Bergen pfiff ein frischer Wind und verwirbelte die herbstliche Wärme. Der Winter kam. Es würde noch ein paar Wochen dauern, bis es anfing zu schneien. Das spürte Chad inzwischen. So lange lebte er schon hier draußen, so weit hatte die Natur ihn schon eingeweiht in ihre Geheimnisse und Gepflogenheiten. Er bückte sich und stellte das nächste Holzscheit auf den Hackklotz. Genau, dachte Chad Conway. Nächstes Jahr würde er seinem toten Freund Tommy keinen Besuch mehr abstatten. Er würde aufhören damit, damit es aufhörte. Vorgenommen hatte er sich das schon oft. Als er das nächste Holzscheit auflegte und mit der Axt ausholte, wusste er noch nicht, dass er Tommys Grab im nächsten Sommer tatsächlich nicht aufsuchen würde. Aber das war nicht seine Entscheidung. * Plötzlich krachte ein Schuss. Chad Conway erschrak nicht, verharrte aber, die Axt zum Schlag bereit über der Schulter. Er lauschte. Das krachende Echo verhallte. Es war keine Seltenheit, dass hier draußen geschossen wurde. Es war Jagdsaison, Rotwild unter anderem. Für die Gegend hier gab es zwar nur ein paar Erlaubnisscheine, aber eben doch so viele, dass Schüsse im Herbst nichts Ungewöhnliches waren. Chad sorgte sich nur um Boy. Sein Hund war groß wie ein Kalb, und wenn der irgendwo durchs Unterholz pflügte, konnte man ihn leicht für einen Keiler halten. Er pfiff auf zwei Fingern. »Boy! Komm her!« Nichts. Nur das Flattern von ein paar aufgeschreckten Vögeln wurde leiser und verklang völlig. Chad wollte die Axt in den Hackklotz schlagen, dann behielt er sie doch in der Hand, als er sich auf die Suche nach seinem Hund machte. Während er nach ihm rief, zog er immer weitere Kreise um seine Hütte. Der Wald wurde dichter, dunkler. Nichts rührte sich. Er fing an, nicht nur nach Boy zu rufen. »Ist da jemand? Hey! Hört mich einer?« Es war leichtsinnig, ohne Signalweste hier draußen herumzulaufen. Ja, Sicherheitskurse waren Vorschrift, wenn man auf die Jagd gehen wollte. Aber nur, weil einer so eine Klasse besuchte, hieß das ja nicht, dass er sich auch hielt an das, was da gepredigt wurde. Zum Beispiel, dass man nur dann schießen dürfe, wenn man das Wild klar vor sich sah und erkennen konnte. Einfach auf gut Glück in die Büsche ballern, das durfte man nicht. So wild war der Westen schon lange nicht mehr. Trotzdem, es gab mehr als genug solcher Sonntagsjäger. Chad rief weiter. Nicht nur, weil er wissen wollte, ob da jemand war, sondern auch, um sich selbst bemerkbar zu machen. Wo steckte der verdammte Hund bloß? Er gehorchte doch sonst aufs Wort. »Boy! Komm endlich ran, alter Junge!« Aber Boy kam nicht. Und Chad machte sich Sorgen. Machte er sich eigentlich schon längst. Nur fing er jetzt an, es sich einzugestehen. Dass es ihn eben nicht im Bauch grummelte, weil es Zeit fürs Abendessen wurde … Er stolperte fast über seinen Hund. Er lag ihm wie ein großer Stein im Weg. Ein roter Fleck prangte in seinem schmutzig weißen Fell, mit dem Boy ein bisschen ausgesehen hatte wie ein Schaf, und so gutmütig wie ein solches war er auch gewesen. Chad brach aufheulend in die Knie. Sein Klagen wehte durch den ansonsten stillen Wald. Er fuhr mit den Fingern der leeren Hand durch Boys Fell, ließ sie auf der Wunde liegen. Die Flanke des Hundes rührte sich nicht, das Blut war schon erkaltet. »Komm raus!«, schrie Chad Conway in den Wald. »Du hast meinen Hund erschossen – komm raus und zeig dich, du feige Sau!« Seine Finger schlossen sich fest um den Stiel seiner Axt. Hinter ihm knackte ein Schritt. Chad fuhr herum und in die Höhe, die Axt halb erhoben. Der andere war schneller und traf ihn mit dem Knauf seiner Pistole. * »Du wirst reden«, prophezeite der Teufel. Chad Conway wachte auf. Sein verschwommener Blick klärte sich. Aus dem roten Dreieck über ihm wurde eine Fratze, die auf ihn herabschaute. Es war dieselbe Fratze, in die er vorhin schon geblickt hatte – als sie ihm mit dem Pistolenknauf die Zähne eingeschlagen hatte. Hätte er sich vor dem Teufelsgesicht vorhin nicht so erschreckt, dann wäre er mit seiner Axt vielleicht schneller gewesen als der andere mit der Pistole. Aber er war wie vom Donner gerührt gewesen, weil die Maske ihn augenblicklich an etwas erinnert hatte. Mit der Zungenspitze ertastete Chad seine zersplitterten Schneidezähne, von denen nur noch gezackte Stümpfe aus Ober- und Unterkiefer lugten. Die ganze Mundpartie tat höllisch weh. Die Lippen waren geschwollen und aufgeplatzt, klebrig von Blut, das er kupfrig im Mund schmeckte. »Was …?«, brachte er irgendwie und kaum verständlich hervor, mehr nicht. Selbst die Stimme klang fremd in seinen Ohren, gar nicht mehr wie seine. Chad verstand die Welt nicht mehr. Was war geschehen? »Wer …?« Eine schallende, wütende Ohrfeige ließ sein Gesicht explodieren und ertränkte die Welt in Rot. Während er darauf wartete, wieder etwas sehen zu können, wollte er sich mit der Hand ans vor Schmerz brennende Gesicht greifen. Und konnte es nicht. Seine Hände waren gefesselt. So wie er insgesamt verschnürt und an einem Stuhl festgebunden war. Es brannte nur eine einzelne Butangas-Lampe, doch ihr Schein reichte, um ihn erkennen zu lassen, dass er auf seinem Stuhl saß. In seiner Hütte. Und der Teufel hielt ihm ein Jagdmesser aus Chads eigener Sammlung vors Gesicht. Der Teufel. Die Maske … In seinem Kopf wanderten Gedanken wie Splitter eines zerbrochenen Ganzen aufeinander zu. »Rede!«, verlangte der Teufel, als hätte er eine Frage gestellt. Vielleicht hatte er das, und Chad hatte sie nur nicht gehört. Weil er noch nicht wieder ganz bei Besinnung gewesen war. »Warum … mein Hund?«, fragte er, ohne sich erinnern zu können, es gewollt zu haben. Es war das Erste, das Einzige, was ihm in den Sinn kam. Das Wichtigste. »Boy! Du hast …« Der Teufel schlug ihn abermals, jetzt wieder auf den zerschundenen Mund, hinein in die abgebrochenen Zähne. Der Schmerz war ungeheuer. Mehr, als Chad aushalten konnte. Er spürte neue, winzige, krümelige Zahnsplitter auf der Zunge, die er im Reflex verschluckte. Sie blieben ihm im Hals stecken, er würgte, hustete, spuckte sie aus. Dann wurde ihm schwarz vor Augen. Und er hoffte, es sei schon der Tod. * Es war noch nicht vorbei. Die Hölle wollte Chad Conway noch nicht haben. Weil der Teufel hier noch nicht mit ihm fertig war. Als Chad wieder zu sich kam, übte sich der Teufel in Geduld. Er wartete, bis er sicher sein konnte, dass Chad ihn auch verstand. Dass er wusste, wie ihm geschah. Warum es geschah. Er ließ ihm Zeit, sich umzusehen und seine Umgebung und Situation zu erfassen – zwischen den Schlägen, die er ihm immer wieder versetzte. Und die Chad jedes Mal ein bisschen weiter auf die Dunkelheit zutrieben, aus der es kein Erwachen mehr geben würde. Chad sehnte sich längst danach. Die Schmerzen, die der Teufel ihm beibrachte, waren so schlimm, dass er sich um den Verstand gebracht glaubte. Wie mit einem Hammer hieb er ihm den Pistolengriff ein ums andere Mal ins Gesicht. Er hatte ihm den Kiefer gebrochen und brach ihn in immer kleinere Stücke. Er malträtierte ihn mit dem großen Messer. Allein der Gedanke an das, was der Teufel ihm mit der breiten Klinge schon alles angetan hatte, war so unerträglich, dass es ihn an den Rand einer neuen Ohnmacht führte. Die Plastikplane, die sein Peiniger auf dem Boden ausgelegt und in deren Mitte er den Stuhl mit Chad platziert hatte, war voller roter Pfützen. Darin schwammen Fingerglieder. Und andere Körperteile, die Chad wie die eines Fremden vorkamen. Weil sie nicht mehr zu ihm gehörten. Sein Penis etwa lag da im Blut wie ein runzliger, einäugiger Wurm, der zu ihm heraufglotzte. Reden konnte Chad inzwischen nicht mehr. Das war auch nicht nötig. Er hatte alles gesagt, was der...


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