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E-Book, Deutsch, 228 Seiten

Stampfer Lasst die Kinder in Ruhe

Selbstbestimmt zum Familienglück: Kinder stärken statt überfordern

E-Book, Deutsch, 228 Seiten

ISBN: 978-3-9852250-8-8
Verlag: Integrum Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Das Leben mit Kindern ist oft paradox: wir lieben sie so sehr und doch rauben sie uns manchmal den letzten Nerv. Wir bemühen uns, wir machen uns Sorgen, wir versuchen zu helfen und ernten dafür oft nur Stress und Streit. Ein entspanntes Familienleben mit starken, selbstbewussten Kindern ist möglich, nur müssen wir uns da vielleicht um ganz andere Dinge kümmern als ursprünglich gedacht. Humorvoll und gleichzeitig tiefgründig erklärt die Autorin, was unsere eigene Geschichte mit den Problemen im Familienalltag zu tun hat und wie sich trotz all dem Chaos rundherum das Familienglück einstellen kann.

Mag. Magdalena Stampfer, Jahrgang 1979, ist Informationswissenschaftlerin und Kinesiologin. Nach mehrjähriger Fortbildung gründete sie 2011 eine Praxis für Kinesiologie in Wien.
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Spieglein, Spieglein an der Wand
  Der Alltag mit Kindern ist vieles, aber vor allem meist eines: anders, als wir es uns vorgestellt haben, als wir noch keine Kinder hatten. Es gibt einen treffenden Spruch: „Über Kindererziehung weiß man am meisten, solange man noch keine Kinder hat.“ Kaum sind sie auf der Welt, ist vieles so wunderbar, aber vieles auch komplizierter, als man es erwartet hat. Wir wollten entspannte Eltern sein – und dann schreien wir überfordert herum. Wir lieben unser Kind – und trotzdem kann es uns den letzten Nerv rauben. Wir merken, dass das Elternsein weitaus anstrengender ist, als wir angenommen haben. Wer hätte gedacht, dass da so viele Emotionen hochkommen, in ganz normalen Alltagssituationen? Wir wären gerne wirklich entspannt und einfach glücklich und wir wollen oft auch etwas ändern. Aber was? Am einfachsten wäre es natürlich, das Kind würde mit den Verhaltensweisen aufhören, die uns so dermaßen auf die Nerven gehen, und einfach „mitspielen“. Viele Eltern setzen genau dort an und stellen schließlich enttäuscht fest, dass es nur noch aufreibender wird und die Beziehung zu ihrem Kind leidet. Die Sache ist die: Kinder verhalten sich bei unseren eigenen Themen, bei unseren unaufgelösten Konflikten und verdrängten Emotionen wie hochspezialisierte Geheimdienst-Drohnen (oder – wem ein natürlicher Vergleich lieber ist – wie ausgehungerte Trüffelschweine): Sie spüren alles auf. Wirklich alles. Sie spüren sogar das auf, von dem wir gar nicht wissen, dass wir es verdrängt haben. Sogar das, von dem wir schon vergessen haben, dass wir es vergessen haben. Kinder wollen genau diesen echten Kern spüren, unser wahres Ich. Das Ich mit den Ecken und Kanten, aber eben auch das Ich, vor dem wir im Alltag allzu oft weglaufen. Das Kind sieht genau, dass da etwas hervorschaut, auch wenn wir es verstecken wollen – und es deutet voller Enthusiasmus exakt dorthin. Im Grunde ist es ganz aufgeregt, was es da Spannendes gefunden hat. Es ist oft ein Teil von uns, den wir bisher nicht richtig wahrgenommen haben – ob bewusst verborgen oder unbewusst verdrängt. Wir hätten ruhig so weiterleben können wie bisher, es hat schließlich immer noch irgendwie funktioniert. Doch aufgrund des Verhaltens unseres Kindes kommen plötzlich Emotionen in einer Intensität in uns hoch, die wir kaum für möglich gehalten hätten. Gerade das Fühlen, wie es uns wirklich geht, hat in unserem Erwachsenenleben nicht immer Priorität. Von vielen Emotionen haben wir uns sogar bewusst abgeschnitten und uns passende Gedankenkonstrukte als Schutz zusammengeschmiedet. Aber je besser wir uns selbst spüren, desto wahrhaftiger können wir auch dem Kind gegenübertreten. Bevor wir uns also auf die Beziehung zu unserem Kind einlassen können, brauchen wir zunächst eine gute Beziehung zu uns selbst. Eine gute Beziehung mit dem Kind zu haben, heißt keineswegs, dass das Familienleben dem in einer Joghurtwerbung gleichen muss, wo das Dauerlächeln blitzblanke Zähne offenbart, pure Freude ausgestrahlt wird und im Joghurtbecher offenbar das konzentrierte Glück zu finden ist. Nein, das echte Leben klingt viel eher so: „Ich wollte aber gar kein Erdbeerjoghurt, ich will Vanilleeeee!!!“ Das echte Leben, das sind Zahnspangen, von denen sich ein Bracket löst und ins Joghurt fällt, und es sind die Momente, in denen gerade alle Löffel im Geschirrspüler sind, wenn man einen bräuchte. Es läuft nicht perfekt. Es kann gar nicht perfekt laufen, weil im Grunde – bis auf die künstliche Joghurtwerbung – nichts „perfekt“ ist. Der Familienalltag ist kein mit Photoshop bearbeitetes Hochglanzbild – und das sollten wir auch von uns nicht erwarten. Denn oft steht unserem Glück nur eines im Weg: unsere Erwartungen und Bewertungen. Unsere Vorstellungen, wie das Leben sein sollte, wie unsere Kinder sein sollten, es aber eben oft nicht sind. Diese Diskrepanz zwischen der Erwartung und der Realität macht uns oft viel mehr Probleme als die Wirklichkeit selbst. Wir wollen ja nur das Beste und meinen es gut. Wir meinen es von Herzen gut, auch wenn manchmal etwas misslingt und wir ganz woanders landen, als wir eigentlich wollten. Trotz der besten Absichten ernten wir oft Frust, Tränen und Unzufriedenheit, und wir fühlen uns als Eltern darüber hinaus unzulänglich, wenn der Familienalltag immer wieder von Szenen überschattet wird, die eher an „Die Super Nanny“ erinnern als an die idyllische Joghurtwerbung. Wir lieben unsere Kinder so sehr, und doch ist der Alltag mit ihnen häufig viel aufreibender, als wir uns das wünschen würden. Die gute Nachricht: Die meisten Probleme, die wir mit unseren Kindern haben, entspringen nicht der aktuellen Situation. „Wie bitte?“, werden sich jetzt manche fragen. Das Kind schreit jeden Tag beim Zähneputzen und die Hausübungen sind ein einziges Drama, das passiert doch genau jetzt! Ja, es passiert jetzt, aber die Entstehung des ganzen Problems hat meistens schon viel früher angefangen – in vielen Fällen in unserer eigenen Kindheit.   Wenn zwei Kinder miteinander Pingpong spielen
Es gleicht häufig einer Art energetischem Pingpong: Das Kind macht etwas, was uns nicht passt – schlägt den Ball also zu uns. Wenn uns dieser Ball nun an einem wunden Punkt trifft, tut das klarerweise weh. So ein Treffer verursacht ein sehr unangenehmes Gefühl (Wut, Ärger, Traurigkeit …). Wir wollen diese unaushaltbare Emotion sofort loswerden und schlagen den Ball, nun auch mit größerer emotionaler Ladung, wieder zurück zum Kind. Unser Inneres versucht sich mit aller Vehemenz gegen das unangenehme Stechen in der Wunde zu wehren. Hör sofort damit auf! Ich will das nicht, hier hast du‘s! Das Kind bekommt nun aber einen ziemlich großen, geladenen Ball retour, mit dem es nichts anfangen kann, und schlägt ihn wiederum zurück. Denn der Ball fühlt sich schwer und unangenehm an, und gehört ihm ja gar nicht …Nach einem solchen „Spiel“, das meist damit endet, dass einer weint (oder beide), sind beide Spieler verausgabt und fühlen sich am Ende wie Verlierer. Wir nehmen folgendes Beispiel: Tobi, vier Jahre, ist sehr schnell frustriert, wenn es mit dem Schuheanziehen nicht klappt, und äußert seinen Unmut mit Meckern oder auch in Form von Wutanfällen. Sein Papa hat es aber in der Früh nicht nur eilig, sondern empfindet bei diesem Verhalten von Tobi sofort innere Anspannung und Wut, irgendwie fühlt er sich dabei auch kleingemacht. Aus der Wut heraus – und damit es endlich schneller geht –, fährt er den frustrierten Tobi an. Doch der beruhigt sich dadurch gar nicht. Er schmeißt vor lauter Zorn die Schuhe in den Gang. Nun dauert alles noch länger, beide sind frustriert, die Wut wird immer größer. Tobi weint, Papa schreit, die Laune ist schon am frühen Morgen hinüber. Selbstverständlich geht es in diesen sich wiederholenden Situationen beiden Beteiligten nicht gut: Papa und Tobi leiden. Aber auch in diesem Fall ist zuerst der Erwachsene dran: Er muss sich sein hinter der Reaktion stehendes Thema ansehen und seine Verhaltensmuster beleuchten. Denn damit sich das Ganze überhaupt so aufschaukeln kann, braucht es zwei. Sobald der Vater nicht mehr emotional auf Tobis Laune einsteigt, ist das gegenseitige Emotions-Pingpong beendet. Oder – besser noch: Es fängt gar nicht erst an. Lässt sich aber der Vater von Tobis Wutanfällen triggern, weil sie in seinem Inneren mitten auf einen wunden Punkt aus der Vergangenheit treffen, dann ist der Vater nicht mehr in der gegenwärtigen Situation präsent, sondern wird von seinen alten, gespeicherten Emotionen überrollt. Natürlich geschieht dies meist vollkommen unbewusst: Der Vater merkt in dem Moment nur, wie sich sein Bauch zusammenzieht und wie er in Sekundenschnelle von null auf hundert ist. Gehen uns bestimmte Verhaltensweisen unserer Kinder derart nahe und lösen sie bei uns immer wieder ähnliche Emotionen aus, dann ist mit ziemlicher Sicherheit unsere eigene Vergangenheit im Spiel. Unser verletztes inneres Kind wird aktiviert. Das Verhalten des Kindes passiert zwar jetzt, wir sehen es aber mit der Brille unserer früheren Prägungen und interpretieren es auch dementsprechend. Das Meckern oder der Wutanfall des Kindes ist somit nicht nur auf die Gegenwart beschränkt, sondern drückt auf alte Themen, die schon seit unserer eigenen Kindheit da sind. Nachfolgend seien einige Trigger-Dynamiken aufgezählt, die verdeutlichen, was im Inneren ablaufen kann. (Die Liste erhebt übrigens keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie dient der Veranschaulichung. Jede Biografie ist anders – und somit sind es auch die Trigger.) Wer als Kind oft kritisiert wurde, der könnte das Meckern als Kritik empfinden. „Du bist kein guter Papa!“ kommt dann bei Tobis Vater an, angelehnt an die „Du machst alles falsch!“-Sätze, die er in der eigenen Kindheit gehört hat. Wenn man es den eigenen Eltern nie recht machen konnte, reagiert man auf Kritik besonders sensibel – auch wenn sie gar nicht persönlich gemeint ist. Vielleicht sind wir aufgrund unserer Geschichte perfektionistisch veranlagt und erlauben uns selbst – und somit oft auch unseren Kindern – keine Fehler. Wenn dann etwas so offensichtlich schiefläuft wie zum Beispiel ein einfaches Aus-dem-Haus-Gehen verunsichert uns das zutiefst. „Nicht einmal das kriegst du hin!“ Tobis Vater könnte sich durch die Verzögerung also unzulänglich fühlen, und dann ploppt in ihm der alte Glaubenssatz „Ich bin nicht gut genug“ auf. Erschwert wird die Situation durch den Zeitdruck: Tobis Vater möchte nicht zu spät ins Büro kommen und sich...


Mag. Magdalena Stampfer, Jahrgang 1979, ist Informationswissenschaftlerin und Kinesiologin. Nach mehrjähriger Fortbildung gründete sie 2011 eine Praxis für Kinesiologie in Wien.


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