Stelter | Die Schulden im 21. Jahrhundert | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 150 Seiten

Stelter Die Schulden im 21. Jahrhundert

Was ist drin, was ist dran und was fehlt in Thomas Pikettys "Das Kapital im 21. Jahrhundert"

E-Book, Deutsch, 150 Seiten

ISBN: 978-3-95601-082-8
Verlag: Frankfurter Allgemeine Buch
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Selten hat ein Wirtschaftsbuch so viel Aufmerksamkeit erregt wie Thomas Pikettys "Das Kapital im 21. Jahrhundert". Seine These, die ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen durch Enteignung zu beheben, fand rasch zahlreiche Anhänger und hat eine breite gesellschaftliche Debatte ausgelöst. Das ist nicht verwunderlich: Liefert Piketty doch der Politik eine Steilvorlage für eine bequeme Lösung der Finanzkrise.

Doch was steckt wirklich in Pikettys Buch? Daniel Stelters Analyse beantwortet folgende Fragen:

Was ist drin?
Eine für jeden verständliche Zusammenfassung liefert einen raschen Über¬blick über die Kernthesen von Piketty.

Was ist dran?
Eine Bewertung von Pikettys Thesen gibt Argumente für die Debatte und er¬klärt die wichtigsten Aussagen.

Was fehlt?
Wichtige Aspekte, die Piketty völlig vernachlässigt hat, die aber wesentlich sind, um die heutige Lage der Wirtschaft richtig beurteilen zu können und die Bildung von Vermögen sowie ihre Konzentration in jüngerer Zeit erst ermög¬licht haben.

Stelter stellt fest, dass Piketty die Bedeutung von Schulden völlig unterschätzt. Doch nur wer die Dynamik von Verschuldung und Entschuldung versteht, kann Vermögensverteilung und Wirtschaftskrise verstehen und Lösungen erarbeiten.

"Die Schulden im 21. Jahrundert" ist aber nicht nur eine leicht verständliche, kommentierte Zusammenfassung, sondern liefert vor allem überzeugende Lösungsvorschläge für die aktuelle Krise.
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2.   Der Blick in die Geschichte: Vermögen und Vermögensverteilung Definitionen:
In „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ verwendet Piketty die Begriffe Kapital und Vermögen synonym. In diesem Buch verwende ich durchgehend den Begriff Vermögen, da dies der inhaltlichen Definition der von Piketty erarbeiteten Daten und Analysen entspricht. Volksvermögen = Der Marktwert aller Vermögenswerte im Eigentum der Bewohner und des Staates eines Landes, die gehandelt werden können. Dies beinhaltet reale Vermögensgegenstände (Grund und Boden, Gebäude, Maschinen und Anlagen, Infrastruktur), immaterielle Vermögenswerte (wie Patente etc.) und Finanzvermögen (Bankguthaben, Investmentfonds, Anleihen, Aktien, Lebensversicherungen, Pensionsfonds etc.) abzüglich Schulden. Es umfasst neben dem inländischen Vermögen auch das Nettoauslandsvermögen. Letzteres ist die Differenz zwischen dem Vermögen, welches Inländer im Ausland besitzen, und dem inländischen Vermögen, das sich in Händen von Ausländern befindet. Volkseinkommen = Einkommen aus Erwerbstätigkeit (Löhne, Gehälter, Boni) und Einkommen aus Vermögen (Mieten, Dividenden, Zinsen, Gewinne, Gebühren). Dies entspricht dem Bruttoinlandsprodukt abzüglich der Abschreibungen auf den Kapitalstock. Wie auch beim Vermögen wird das Nettoeinkommen aus dem Ausland hinzugerechnet. Vermögens-/Einkommensquote = Gesamtwert des Volksvermögens (Staat und Private) abzüglich Schulden relativ zum Volkseinkommen eines Jahres. Beträgt das Volksvermögen beispielsweise 600 und das Jahreseinkommen 100, so liegt die Quote bei sechs bzw. 600 Prozent Vermögenskonzentration = Anteil des Gesamtvermögens eines Landes beispielsweise in den Händen der ein bzw. zehn Prozent vermögendsten Einwohner des Landes. Kernaussagen:
Die Vermögens-/Einkommensquote schwankt in den von Piketty untersuchten Ländern im Zeitraum von 1700 bis 2010 zwischen dem Zweieinhalbfachen und Siebenfachen des Jahreseinkommens. Gegenwärtig liegt der Wert beim Faktor fünf bis sechs. Die Vermögensverteilung ist ungleich. Dabei gilt: Je höher die Vermögens-/Einkommensquote, umso höher ist die Konzentration von Vermögen in den Händen weniger. Der Spitzenwert lag bei einem Wert von 90 Prozent des Vermögens in den Händen der reichsten zehn Prozent der Bevölkerung. Zurzeit liegt der Anteil der vermögendsten zehn Prozent bei rund 70 Prozent des Vermögens (USA, Großbritannien). Zu einem Rückgang von Vermögen und Vermögenskonzentration kommt es nur durch Naturkatastrophen und Kriege sowie deutliche Besteuerung von Spitzeneinkommen, Kapitalerträgen und Vermögen (Vermögenssteuern und Erbschaftssteuern). Einschätzung:
Der Wert der Arbeit von Thomas Piketty liegt zweifelsohne in der Aufbereitung historischer Daten zu Vermögen, Vermögensverteilung und Volkseinkommen. Trotz kritischer Stimmen zur Qualität der Daten und Zweifeln an Pikettys Aussagen zur zunehmenden Vermögenskonzentration seit 1970 in den USA und Großbritannien sind die Daten unbestritten ein interessanter Beitrag zur wirtschaftshistorischen und wirtschaftspolitischen Diskussion. 2.1   Zusammenfassung der historischen Analysen Gemeinsam mit Kollegen hat Thomas Piketty sich mehr als ein Jahrzehnt lang der Erfassung von historischen Unterlagen und Statistiken gewidmet, um die Entwicklung von Einkommen, Vermögen und Vermögenskonzentration über einen Zeitraum von mehr als 300 Jahren zu dokumentieren. Der daraus resultierende Datensatz ist weltweit einmalig und bereits als solches für die wirtschaftspolitische Diskussion und Forschung ausgesprochen wertvoll. Piketty setzt das Vermögen eines Landes (Summe aus privatem und staatlichem Vermögen nach Abzug von Schulden und zuzüglich Nettoauslandsvermögen), das wir der Einfachheit halber Volksvermögen nennen, in Relation zum jährlichen Volkseinkommen (aus Arbeit und Kapitalerträgen), was dem Bruttoinlandsprodukt abzüglich Abschreibungen für die Abnutzung des Kapitalstocks zuzüglich Nettoeinkommen aus dem Ausland entspricht. Die Relation von Volksvermögen zu jährlichem Einkommen ist die Vermögens-/Einkommensquote. Eine solche Betrachtung leuchtet ein. In letzter Konsequenz besitzt alles Vermögen nur deshalb einen Wert, weil sich damit Erträge erzielen lassen. Im Fokus seiner Untersuchungen steht zudem die Vermögensverteilung. Vermögensentwicklung und -verteilung in Großbritannien und Frankreich zwischen 1700 und 20106 Für Großbritannien und Frankreich konnte Piketty die größten historischen Zeiträume untersuchen. Immerhin ab 1700 lassen sich Daten zum Wert von landwirtschaftlichen Flächen, Wohngebäuden und anderen Vermögen (vor allem Staatsanleihen) finden. Dabei lässt sich Folgendes festhalten (alle Zahlen gerundet):7 •  Die Vermögens-/Einkommensquote schwankt zwischen dem zweieinhalb- und siebenfachen Jahreseinkommen. •  Dabei ist der Wert zwischen 1700 und 1910 äußerst stabil, lediglich die Zusammensetzung ändert sich. Dominiert im Jahre 1700 der Wert von Agrarflächen mit 400 Prozent in Großbritannien und 480 Prozent in Frankreich eindeutig, so liegt der Wert in Großbritannien 200 Jahre später unter 50 Prozent und in Frankreich bei rund 150 Prozent. Gleichzeitig wächst der Wert der übrigen Vermögensgegenstände und des Auslandsvermögens. •  Nach 1910 kommt es zu einer massiven Vermögensvernichtung. Im Jahre 1950 beträgt das Vermögen in Großbritannien nur noch 250 Prozent und in Frankreich rund 280 Prozent des Jahresvolkseinkommens. •  Nach dem Einbruch erholt sich der Wert der Vermögen wieder und steigt auf das heutige Niveau von rund 500 Prozent in Großbritannien und 600 Prozent in Frankreich. •  Heute sind Immobilien der dominierende Vermögensfaktor. Darauf folgen die übrigen inländischen Vermögen. Landwirtschaftliche Flächen und Auslandskapital spielen keine bedeutende Rolle mehr. •  Das Nettostaatsvermögen (also das Vermögen nach Abzug der Staatsschulden) wird von Piketty auf null in Großbritannien und 30 Prozent des Volkseinkommens in Frankreich geschätzt. Dies liege daran, dass der französische Staat im Unterschied zum britischen nicht so aggressiv privatisiert habe. Es ist offensichtlich, dass diese Entwicklung die Veränderung der Wirtschaftsstruktur und die politischen Erschütterungen des 20. Jahrhunderts widerspiegelt. Im 18. und frühen 19. Jahrhundert war die Wirtschaft Europas von der Landwirtschaft geprägt. Vermögen diente dazu, verlässliches, rentenähnliches Einkommen zu generieren: überwiegend Grund und Boden und Staatsanleihen. Bei beiden Vermögensklassen lag die Verzinsung bei vier bis fünf Prozent pro Jahr, wie Piketty auch mit Bezug auf zeitgenössische Autoren wie Honoré de Balzac und Jane Austen feststellt. Die Wirtschaft wuchs in diesem Zeitraum fast nicht (was daran lag, dass es kaum Produktivitätsfortschritte gab) und war letztlich eng mit dem Bevölkerungswachstum verknüpft. Die Einkommenssteuersätze lagen zwischen fünf und zehn Prozent und waren linear, das heißt, es bestand keine Progression, wie wir sie heute kennen. Zugleich war das Vermögen in den Händen weniger konzentriert. Piketty schätzt den Anteil, den die obersten zehn Prozent der Vermögensbesitzer am Gesamtvermögen hatten, auf 90 Prozent und den Anteil des obersten einen Prozents der Vermögensbesitzer auf mindestens 50 Prozent. Die Vermögensverteilung war dadurch so sehr gefestigt, dass es nicht möglich war, durch Arbeit so viel zu verdienen, wie die Vermögensbesitzer als Verzinsung auf ihre Vermögen erhielten. Zudem gingen die Vermögen durch Vererbung auf die nächste Generation über. Der Wandel im 19. Jahrhundert ist die Folge der industriellen Revolution. Die Wirtschaft wuchs deutlich schneller, ebenso das Volkseinkommen, und der Anteil der landwirtschaftlichen Flächen am Gesamtvermögen der Volkswirtschaft ging zurück. Es war attraktiver, in neue Industrien zu investieren, ergab sich doch auf diese Weise eine höhere Kapitalverzinsung. Der zweite Faktor, der die Struktur der Vermögen beeinflusste, war der Imperialismus der europäischen Kolonialmächte. Zum ersten Mal kam es zu bedeutenden Auslandsvermögen. Die Art der Vermögen änderte sich also grundlegend. Doch der Wert blieb mit einem Faktor von sieben relativ zum Volkseinkommen praktisch unverändert. Die Verteilung der Vermögen blieb ebenfalls weitgehend stabil. Wenn überhaupt, lässt sich eine geringfügige Zunahme der Vermögenskonzentration feststellen. Wenig verwunderlich ist der äußerst starke Einbruch der Vermögenswerte als Folge der beiden Weltkriege und der Großen Depression in den 1930er Jahren. Dabei hat nicht nur die offensichtliche physische Zerstörung von Vermögen durch Kriegshandlungen zu diesem Vermögensrückgang geführt. So beziffert Piketty die direkten Kriegsschäden auf ein Jahreseinkommen in Frankreich und rund zehn Prozent des Volkseinkommens in Großbritannien Der weitaus größere Teil des Vermögens wurde jedoch indirekt vernichtet. Zur Finanzierung beider Kriege haben sich die Staaten in großem Umfang bei ihrer Bevölkerung verschuldet. Es kam also im ersten Schritt zu einer Umschichtung von Volksvermögen aus Auslandsforderungen und anderen Vermögensgegenständen in Staatsanleihen. Nach Kriegsende waren die Schuldenstände so hoch, dass die...


Dr. Daniel Stelter ist Gründer·des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Forums Beyond the Obvious. Er war von 1990 bis 2013 Unternehmensberater bei der internationalen Strategieberatung The Boston Consulting Group (BCG), zuletzt als Senior Partner, Managing Director und Mitglied des BCG Executive Commitee. Seit 2007 berät Stelter internationale Unternehmen im Umgang mit den Herausforderungen der fortschreitenden Finanzkrise.


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