Storl / Teufel | Die alte Göttin und ihre Pflanzen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Storl / Teufel Die alte Göttin und ihre Pflanzen

Wie wir durch Märchen zu unserer Urspiritualität finden

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-3-641-12170-9
Verlag: Kailash
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Neues vom Allgäu-SchamanenDie Naturverbundenheit unserer Ahnen war so stark, dass sie die Natur als beseelt empfanden. Wolf-Dieter Storl zeigt uns anhand von alten Sagen, Mythen und Märchen, welche Urgötter, Schamanen und spirituellen Heilkräfte sich in der Pflanzenwelt verbergen: Was für eine Bedeutung haben Frau Holle, des Teufels Großmutter und Aschenputtel? Welche Rolle spielen dabei der Holunderstrauch, Wachholder oder das Gänseblümchen? Storl öffnet uns die Augen für eine heilsame Beziehung mit der Natur: Wir entdecken den tiefen Sinn und den Geist, der allem innewohnt, und finden so den Weg zurück zu unserer natürlichen Urspiritualität.Inspirierend und wunderschön vierfarbig gestaltet.
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Das Medizinrad der europäischen Waldvölker Ihre so einmalige Kontur erhielt unsere mitteleuropäische Kultur nicht zuletzt aufgrund ihrer typischen Vegetation, besonders der des Waldes sowie des Kontinentalklimas, das sich durch große Temperaturschwankungen auszeichnet und somit vier deutlich unterscheidbare Jahreszeiten hervorbringt. Den Jahreslauf betrachteten die Wald- und Bauernvölker als ein Rad mit acht Speichen, das sich um seine Achse dreht. (Indoeuropäische Reitervölker brachten die Speichenräder; vorher kannte man nur aus Baumstämmen geschnittene, grobe Holzscheiben.) Das Jahresrad hatte vier Hauptspeichen, vier Kardinalpunkte: die beiden Tagundnachtgleichen im Frühling und im Herbst, und die beiden Sonnenwenden, im Sommer, wenn die Sonne am Zenit steht, und demgegenüber, im Winter, wenn sie ihren tiefsten Stand erreicht hat. Das Sonnenkreuz Diese vier Kardinalpunkte machen das Sonnenkreuz aus. Man nennt es auch das keltische Radkreuz oder Slawenkreuz, dessen senkrechte Achse den Stamm des Weltenbaums darstellt. Es handelt sich um das Kreuz der vier Kardinalrichtungen, (Norden, Osten, Süden, Westen), der vier Jahreszeiten (Winter, Frühling, Sommer, Herbst) und der vier Lebensalter (Kindheit, Erwachsensein, Alter, Tod). Es ist außerdem das Questen-Kreuz, das mit frischem grünem Laub geschmückte Kreuz, das seit der Megalithzeit im Frühling sonnenläufig (im Uhrzeigersinn) rituell um die Felder getragen wurde, um diese mit Wachstum und Gedeihen zu segnen, und das bis heute in der Palmprozession am Palmsonntag, dem Sonntag vor Ostern weiterlebt. Dieses Kreuz, welches in seiner Mitte alle Gegensätze vereint, wurde auch im vierblättrigen Kleeblatt als Symbol des Glücks und der Ganzheit verehrt. Da das Kreuzsymbol für sie nichts Fremdes war, hatten die Heiden kein Problem mit dem Sühnekreuz der christlichen Glaubensboten. Das Sonnenkreuz wurde zusätzlich noch einmal geviertelt. Zwischen den vier Kardinalpunkten des Jahresrads wurden vier weitere eingefügt, die sogenannten Kreuzvierteltage in Februar, Mai, August und November. Diese Kreuzvierteltage waren weniger an den Lauf der Sonne gebunden, sondern eher an den Wechsel der Mondphasen. Daher waren sie beweglich. Ehe sie kalendarisch fixiert wurden, fielen diese Kreuzvierteltag-Feste auf den jeweiligen Vollmond. Bei Vollmond feiern alle Naturvölker, nicht nur weil man dann nachts besser sehen kann, sondern – das wissen auch heutige Polizisten, Barkeeper, Nervenärzte und Prostituierte – weil dieser die Fantasie und den Geschlechtstrieb stark anregt. Nach irischer Überlieferung wurde das Maifest (keltisch: Beltene) erst dann gefeiert, wenn der Vollmond in die Weißdornblüte fiel. Unser bewegliches Osterfestdatum ist ein später Nachklang dieser, an den Mond gebundenen Feste. Für die Kelten bestand das Jahr aus einer Abfolge von acht Zeiträumen. Jeder Raum galt als der Herrschaftsbereich eines Götterpaares. In der kurzen Phase des Übergangs von einem Zeitraum in den nächsten herrschten jedoch schöpferisches Chaos und Interregnum. Die Grenzen zwischen den Welten verwischten sich; alles war möglich und nichts war fix. Wunder konnten geschehen und die alltäglichen Gesetze waren außer Kraft gesetzt. Elfen, Totengeister und Götter traten in die Menschenwelt ein und der Mensch hatte Visionen. Schauen wir uns diese acht magischen Zwischenzeiten etwas genauer an: Halloween und die Geisterzeit Für die Kelten begann der neue Jahreszyklus im November zu Samhain (auch Samuin), was soviel heißt wie »Jahresende, Zeit der Sammlung«. Es ist eine dunkle und neblig-trübe Zeit. Wie der Bär in seine Höhle, so verschwindet die kraftlose Sonne in die Tiefe, ins Reich der Frau Holle. Es ist Totenzeit, Zeit der Jagd und des Schlachtens. Eine britische Legende erzählt, dass der Sonnenhirsch jetzt von dem schwarzen Jäger niedergestreckt wird und stirbt. Die Blumenbraut, die Vegetationsgöttin, folgt dem schwarzen Jäger (der schwarzen Sonne) in die Tiefe und buhlt um ihn; sie wird zur Göttin der Toten. In einer anderen Imagination erscheint nun die Göttin als eine alte, graue Spinnerin. Die langen, flirrenden Spinnenfäden, die im Altweibersommer (schweizerdeutsch: Witwesömmerli; englisch: goose summer, also Gänsesommer) durch die Luft schweben, sind das Werk ihrer Spindel. In der Samhain-Nacht (englisch: Halloween) schwärmen die Totengeister aus und betteln um milde Gaben und Speisung. Als Gespenster maskierte Jugendliche spielen die Rolle der Geister – oder, besser gesagt, die Geister verkörpern sich vorübergehend in den Maskenträgern. Wenn man ihnen etwas gibt, dann segnen sie die Lebenden und werden zu dankbaren Toten (englisch: grateful dead); wenn man es ihnen verweigert, dann werden sie spuken und Schabernack treiben. Für die Toten stellte man Lichter in ausgehöhlten Rüben vors Haus, in die Fratzen geschnitzt waren. Heute verwendet man dafür die aus Amerika stammenden Kürbisse. Das altheidnische Fest lebt weiter in Allerseelen, Allerheiligen, Volkstrauertag und anderen Totengedenktagen. Auch der Martinstag mit seinen Laternenumzügen, an dem die Kinder »Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne« singen und die Martinsgans gehören dazu. Wintersonnenwende und der alte Wintergott Zur Wintersonnenwende, in der dunkelsten, tiefsten Nacht des Jahres, der Mutternacht (angelsächsisch: modraniht), wird das Sonnenkind unter dem Weltenbaum wiedergeboren. Wagenräder, Spinnräder, Mühlräder und alle anderen Räder mussten in dieser heiligen Zeit stillstehen. Erst am Ende der zwölf heiligen Tage stößt der starke goldborstige Eber (germanisch: Gullinborsti) – er war das Tier des gütigen Freyr, des altgermanischen Gottes der Fruchtbarkeit – das Jahresrad wieder an und setzt es dadurch in Bewegung. Die Germanen schlachteten ein Wildschwein und verspeisten es zu Ehren Freyrs. Noch immer gehören Schinken, Schweinesülze, in England boars head und in Skandinavien das Jul-Schwein, zum Weihnachtsfest. Auch das Glücksschwein aus Marzipan, das man gegen Ende dieser Sonnwendfeiertage, am heutigen Neujahrstag, verschenkt, geht auf diesen Brauch zurück. Der weißbärtige Alte aus dem Walde, der Weihnachtsmann, kam, wie alle guten Geister, durch den Geistereingang des Rauchfangs, um seinen Segen zu verteilen. Einst brachte er den weiß gepunkteten, karminroten Fliegenpilz mit, der es den Weisen ermöglichte, zur Sonnenwende in die Welt der Zwerge und noch tiefer, in die der Ahnen zu reisen. Der Pilz war bei den Germanen dem Odin/Wotan geweiht, bei den Westslawen dem Svantewit. Beide Gottheiten reiten Schimmel; wenn der Schaum aus dem Pferdemaul auf die Erde tropft, entstehen diese Pilze. Kulturforscher wie Christian Rätsch vertreten die Ansicht, dass der Weihnachtsmann mit seinem roten Mantel kein anderer sei als der Schamanengott Odin. Vom germanischen Norden bis über Sibirien hinaus nach Nordamerika nahmen die Schamanen zur Wintersonnwendzeit diesen bewusstseinserweiternden Pilz ein, um in der dunklen Stille mit den Ahnen zu kommunizieren. Die Kelten scheinen den »Glückspilz« jedoch nicht benutzt zu haben. Kleine Fliegenpilze aus Marzipan sind noch heute Teil der Winterfestlichkeit. Der alte Wintergott kennt viele Erscheinungsformen. Er ist der Weihnachtsmann aus dem tiefen Tannenwald, der mit Hülsengrün geschmückte, keltische Stechpalmenkönig, das slawische Väterchen Frost aus dem eisigen Reich im Norden. Er kommt auf einem Schimmel geritten, oder, wie in Skandinavien, auf einem Rentierschlitten. Seine Gaben – Äpfel, Nüsse, Süßigkeiten – bringt er durch den Schornstein. In einer Hand trägt er ein Büschel Haselruten, welche die Kraft und den Segen der Ahnenwelt vermitteln. Je nach Region kommt er mit dem Christkind, mit seiner Enkeltochter Schneeflöckchen, mit der Hollefrau oder mit der Percht. Ebenso, wie die Kirche das Jesuskind an die Stelle des neugeborenen Sonnenkindes stellte, so ersetzten sie den alten Wintergeist durch den heiligen Nikolaus, den Bischof von Myra (Kleinasien) aus dem 4. Jahrhundert, dessen Gedenktag auf den 6. Dezember fällt. Trotz dieser Vereinnahmung lebt die alte Gottheit munter weiter als Pelznickel, Sinterklaas, Samichlaus, Santa-Claus – dass er eine Erfindung des größten Softdrinkherstellers der Welt sein soll, gehört zu den modernen Mythen. Überall brachte man immergrüne Wintermaien ins Haus – Tannenzweige, Nadelbäumchen, und in Westeuropa, Efeu und Stechpalme. Die Kelten hängten Mistelzweige über die Türschwellen. Das kugelförmige, immergrüne Gewächs wurzelt – als typisches »Zwischenwesen« – zwischen Himmel und Erde auf Bäumen. Unter dem Mistelstrauß hatten normale Gesetze und Konventionen keine Gültigkeit mehr, da befand man sich in der magischen Sphäre, zwischen Raum und Zeit. Das Julfest war eine Zeit außerhalb der Zeit. Die ganze Sippe, die Lebenden wie die Verstorbenen, feierte zusammen, schmauste und berauschte sich mit starkem Bier und Met. Und da die Tore zur Anderswelt offen waren, war es eine gute Zeit zum Orakeln. In den zwölf Weihnachtsnächten konnte man sehen, was die zwölf kommenden Monate bringen werden; was man in dieser Zeit träumt, wird in Erfüllung gehen. Die Percht, das Fest der Lichtbirke und die Fastnacht Rund vierzig Tage nach Weihnachten folgte das Kreuzviertelfest, das die Iren Imbolg (auch Imbolc)...


Storl, Wolf-Dieter
Dr. Wolf-Dieter Storl, geboren 1942, ist Kulturanthropologe und Ethnobotaniker. Er wanderte 1954 mit seinen Eltern in die USA (Ohio) aus, wo er die meiste Zeit in der Waldwildnis verbrachte. Nach dem Studium der Botanik und Völkerkunde an der Ohio State University lehrte er als Dozent für Soziologie und Anthropologie an der Kent State University. 1974 promovierte er als Doktor der Ethnologie in Bern. Seine zahlreichen Reisen und Feldforschungen prägten sein Denken und fanden ihren Niederschlag in vielen erfolgreichen Büchern. Wolf-Dieter Storl lebt seit 1988 mit seiner Familie auf einem Einsiedlerhof im Allgäu.


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