Storl | Von Heilkräutern und Pflanzengottheiten | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Storl Von Heilkräutern und Pflanzengottheiten

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-89901-851-6
Verlag: Aurum in Kamphausen Media GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Das Wissen um die heilende Kraft von Pflanzen und Kräutern ist so alt wie die Menschheit selbst. Der Inhalt des Buches basiert zu einem großen Teil auf den persönlichen Erfahrungen des Autors mit Kräuterkundigen in den verschiedenen Kulturen. Pfl anzen sind nicht nur Heiler, sie dienen auch als Nahrungsmittel, liefern Duft- und Farbstoffe, enthalten aber auch gefährliche Gifte. Pflanzen als Heiler, als Ernährer, als Wohltäter, als Götter und als Dämonen. Nachdem wir all diese Aspekte kennen und respektieren gelernt haben, werden wir leichter anerkennen können, daß Pflanzen eine Seele haben, einen eigenen Charakter, eine Persönlichkeit, die uns sehr viel mehr beeinflussen kann, als wir es vielleicht wahrhaben möchten. Der Leser erfährt, wie er mit den Pflanzenseelen in Kontakt kommen und wieder lernen kann, die Heilkraft oder Zaubermacht einer Pflanze intuitiv zu erfassen.

Wolf-Dieter Storl, geboren 1942 in Sachsen, ist Kulturanthropologe und Ethnobotaniker. Die traditionelle Pflanzenheilkunde der indigenen europäischen Waldvölker, der Kelten, Germanen und Slawen sowie des frühchristlichen Mittelalters, aber auch die außereuropäischen Traditionen, gelten seinem Interesse. Seit 1988 lebt er mit seiner Familie im Allgäu, streift durch die Wälder, gärtnert, schreibt Bücher und bietet einige Seminare an.
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Die klassische Wiedergeburt Die Renaissance war sicher keine »Wiedergeburt« der Kultur, aber eine Zeit tiefgreifender Veränderungen und neuer Möglichkeiten. Kunst und Wissenschaft des klassischen Altertums, darunter auch die botanischen Schriften des Theophrast und des Dioskurides, wurden neu entdeckt und ausgewertet. Diese Heilkräuterkunde wurde mit der Lehre von den Signaturen der Planeten, also der Astrologie, aufs Neue verbunden. Die Erfindung der Druckkunst machte die Buchvervielfältigung zu einem rentablen Unternehmen. Neben der Bibel waren es vor allem die Kräuterbücher, die Interesse erweckten. Dazu brachten die Portugiesen und spanischen Konquistadoren unbekannte neue Pflanzen, Kräuter und Gewürze aus den neuentdeckten Erdteilen mit. Konstantinopel wurde von den Türken eingenommen – fliehende byzantinische Gelehrte trugen ihre Lehren und Gedanken in den vom Dornröschenschlaf erwachenden Westen. Hervorragende jüdische Ärzte lehrten in Salerno und in Spanien – ehe sie 1492 von dort vertrieben wurden – und brachten nüchterne, rationelle, sogar mechanistische medizinische Theorien zur Geltung. Die Zigeuner – etwas indische Würze in dem brodelnden Brei – tauchten erstmals in Europa auf. Die Seereisen des Vasco da Gama, des Christoph Kolumbus und des Ferdinand Magellan, die Dekadenz der Kirche, der Aufstand der Protestanten und vieles andere brachten die Kultur des hohen Mittelalters zum Siedepunkt: Die Welt wurde aus den Angeln gehoben, das feste Weltgefüge begann zu wanken. Wo konnte man da Gewissheit und Sicherheit finden? Unter den führenden Geistern entbrannte der Kampf um die Richtung, in die zu gehen war. Ein Kirchenlied aus der Zeit gibt die Stimmung wieder: Ach Gott, es geht gar übel zu, Auf dieser Erd ist keine Ruh, Viel Sekten und groß Schwärmerei auf einen Haufen kommt herbei. Den stolzen Geistern wehre doch, Die sich mit Gwalt erheben hoch Und bringen stehts was Neues her, Zu fälschen deine rechte Lehr. Nikolaus Seinecker (1572) Die Protestanten (Luther, Zwingli und der Ayatollah Chomeini der Reformierten, Jean Calvin) suchten den sicheren Boden im Wort Gottes – in der schriftlichen Offenbarung. »Heiden« wie Paracelsus suchten in dem anderen Buch, in dem sich Gott der Menschheit offenbart: im Buch der Natur. Giordano Bruno suchte in den Sinnen, die Neuplatoniker – Agrippa von Nettesheim, Ficino, Trithemius – in okkulter Hochmagie, andere wiederum in einer kontrollierten Beobachtung und den Zwängen der Logik, was sich zur Experimentalwissenschaft späterer Epochen entwickelte. Es war eine belebte Zeit, voller Widersprüche und Übertreibungen. Das traf auch auf die Heilkunde zu. Gegen die neuen Schrecken, die über die Europäer hereinbrachen, die Pest und die »Franzosenkrankheit« (Syphilis), war das alte System des Galenus und des Avicenna (ein persischer Verfechter galenischer Ideen) hilflos. Man suchte nach neuen Mitteln und Heilverfahren, ebenso wie man nach neuen Handelsrouten suchte. Der schöpferischste Arzt seiner Zeit, Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim (1493 bis 1541), der sich selber Paracelsus nannte, wagte es, diesbezüglich die hehren Autoritäten anzuzweifeln, und scheute sich nicht, den Kräutersammlern in die Körbe zu schauen, Hexen, Zigeuner und Hirten zu belauschen, Bauern zu befragen und in alchemistischen Sudelküchen nach wirksameren Mitteln zu suchen. Zur gleichen Zeit gab Pietro Andrea Mattioli (1501–1577) das Kräuterbuch des alten Dioskurides mit Erläuterungen heraus. Italienische und iberische Händler führten unbekannte, verheißungsvolle Heildrogen aus Amerika und Asien ein – eigentlich die Volksheilmittel dieser Länder. Die reichen Augsburger Fugger waren an diesem gewinnträchtigen Handel, der die Apotheken und Drogerien füllte, maßgebend beteiligt. Ärzte dieser Zeit fingen auch an, ihre eigenen Physikgärtchen anzulegen, damit sie exotische oder einheimische Heilpflanzen stets zur Hand hatten. Die ersten botanischen Gärten stammen aus dieser Zeit: Salerno 1303, Venedig 1333, Leipzig 1542, Pisa 1543, Padua 1545, Leiden 1577. Paracelsus Paracelsus wurde in einem Haus an der Teufelsbrücke, in einer wilden, ländlichen Gegend bei Einsiedeln im Züricher Land, als Sohn einer Leibeigenen des Klosters und eines verarmten, adeligen schwäbischen Landarztes geboren. In »Tannenzapfen statt Seide« ist er aufgewachsen und wurde mit »Käs, Milch und Haferbrot erzogen«. Das empfindet man in seinen Schriften, die frisch wie ein Bergwind von den Schweizer Auen und Wäldern in diese Zeiten hineinwehen, stets nach. Als Wundarzt zog er mit den Landsknechten durch Europa und lernte die Leiden der Menschen aufgrund direkter Erfahrungen kennen. Obwohl er einen Doktorhut der medizinischen Fakultät in Ferrara erwarb, gab er den alten Kräutermütterchen, dem einfachen fahrenden Volk die Ehre, ihn das Wesentliche gelehrt zu haben. An den Universitäten seiner Zeit bekamen die angehenden Mediziner selten einen Siechenden zu Gesicht. Sie wühlten stattdessen in den vergilbten Schriften des Galenus, des Avicenna oder des Rhazes und stopften ihr Gehirn mit Trivium (Grammatik, Rhetorik, Dialektik) und Quadrivium (Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik) voll. Echte Kenntnis der Heilkräuter wurden ebenso wenig vermittelt wie genaue Sinnesbeobachtung. Die alten Texte verwirren mehr, als sie aufklären: Paracelsus fordert dagegen praktische Erfahrung »im Lichte der Natur«! Er fordert Nächstenliebe und Mitleid als Grundlage des ärztlichen Berufs. Sucht nach Geld, Geltung oder gesellschaftlicher Macht, die ja selber eine Krankheit der Seele sei und der Heilung bedürfe, habe zu schwinden. Der rechte Arzt habe die philosophia – die Naturkunde, die Kenntnis der »unteren Welt« der Steine, Pflanzen, Tiere und Körper – und die astronomia – die »obere Welt« der Sterne, ihrer Rhythmen, Kreisläufe und Einflüsse im Makrokosmos wie im inneren Mikrokosmos – zu beherrschen. Aber damit hört es noch nicht auf: Die alchemia, die Verwandlungs- und Scheidekunst, die Kunst der Stoffesveredlung, müsse der Iatrichus (Arzt) ebenfalls beherrschen. Die vierte Säule, auf der die Heilkunde ruhe, sei die Tugend (virtus), die zusammen mit der philosophia, der astronomia und der alchemia den echten Arzt ausmache.16 Solch ein Arzt könne dann auch die Ursachen der Krankheit erkennen und behandeln. Krankheit entstehe, wenn der Mensch, dieses leiblich-seelisch-geistige Wesen, aus irgendeinem Grund aus dem harmonischen Gefüge der Natur herausfalle, wenn er sich absondere, sündige. Die Ursachen können folgende sein: 1. Siderische oder astrale Einflüsse überwältigen den Lebensleib. 2. Die Elemente überwältigen den Menschen: Dazu zählen das Einnehmen von Giften und Unreinheiten, falsche Ernährung, schlechte Hygiene, Blockierungen des Kreislaufs oder Stuhlgangs oder das dem Wetter und den Elementen (Hitze, Kälte, Nässe usw.) Ausgesetztsein. 3. Schlechte Angewohnheiten: Überessen, Saufen, Ausschweifungen usw. 4. Zügellosigkeit im Denken und Gefühlsleben: unnötige Sorgen, Angst, Zweifel, Verwirrung, Verzweiflung, falsches Urteilen, Selbstbemitleidung usw. 5. Geistige Ursachen, die mitunter aus früheren Leben stammen können. Krankheit verselbständigt sich und hängt trotzig und zäh in der Dunkelheit, in die Leib und Seele geraten sind. Wie Parasiten leben die Krankheiten von der Lebenskraft der Kranken. Wie auch in der Volksheilkunde sind bei Paracelsus die Krankheiten wesenhaft und dämonisch. Sie können nicht einfach zerstört werden, denn sie sind wandelbar und treten in neuen Formen und an anderen Stellen auf. Man muss ihnen daher ein Vehikel oder einen Behälter – Mumia nennt er diese – geben, in welche sie einfahren und so aus dem Körper gehen können, so wie einst Jesus die Dämonen aus dem Leib eines Besessenen in eine Herde Schweine trieb, die sich daraufhin in einen See stürzte. In der Volksheilkunde wird dies oft praktiziert, indem der Krankheitsdämon, der hellsichtig wahrgenommen wird, besungen und in ein Loch in einem Baum gebannt wird, das anschließend zugepfropft wird. Oder der Kranke wird durch eine Gabelung im Baumstamm gezogen und die Krankheit dabei abgestreift. Nach Paracelsus kann das Leiden durch eine Pflanze, die eine der Krankheit ähnliche Signatur aufweist, nach dem Prinzip Gleiches heilt Gleiches aus dem Körper gezogen werden. Mit Abführ-, Schwitz- oder Brechmitteln kann die Krankheit abgeführt, herausgeschwitzt oder erbrochen werden. Mit Wasser kann sie weggeschwemmt werden. Mit heißem Gurgelwasser kann man die Halsschmerzen aus dem Rachen lösen. Ein Umschlag aus gedämpften Zwiebeln zieht die giftigen Entitäten aus dem Leib. Dass der Zwiebelumschlag bald zu stinken anfängt und nach kurzer Zeit gewechselt werden...


Wolf-Dieter Storl, geboren 1942 in Sachsen, ist Kulturanthropologe und Ethnobotaniker. Die traditionelle Pflanzenheilkunde der indigenen europäischen Waldvölker, der Kelten, Germanen und Slawen sowie des frühchristlichen Mittelalters, aber auch die außereuropäischen Traditionen, gelten seinem Interesse. Seit 1988 lebt er mit seiner Familie im Allgäu, streift durch die Wälder, gärtnert, schreibt Bücher und bietet einige Seminare an.


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