Strauchenbruch | Luthers Kinder | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Strauchenbruch Luthers Kinder

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-374-03531-1
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: PDF
Kopierschutz: Kein



Weder Pest noch Standesunterschiede hielten Luther davon ab, eine 'wunderlich gemischte Schar aus jungen Leuten, Studenten, jungen Mädchen, Witwen, alten Frauen und Kindern' aufzunehmen. Mit Humor, Liebe und Nervenstärke erzogen er und seine Frau Katharina von Bora sechs eigene und zahlreiche andere Kinder von Verwandten und Freunden.
Die Historikerin Elke Strauchenbruch erzählt vom Familienleben im Hause Luther und berichtet, was aus den Kindern des großen Reformators wurde, der die 'Kleinen' für die 'größte und schönste Freude im Leben' hielt.
Das Buch ist ein spannendes Lesevergnügen mit vielen überraschenden Einsichten in den Alltag von vor rund 500 Jahren.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Vorwort;8
3;Inhalt;12
4;Kapitel 1 - Die Kinder des Ehepaares Katharina und Martin Luther;14
4.1;Johannes (Hans) Luther;14
4.2;Elisabeth Luther;80
4.3;Magdalena (Lenchen) Luther;82
4.4;Martin Luther;93
4.5;Paulus Luther;106
4.6;Margarete Luther;127
4.7;Die Fehlgeburt;141
5;Kapitel 2 - Vom Ehepaar Luther ins Lutherhaus aufgenommene Kinder;143
5.1;Kinder väterlicherseits;143
5.2;Kinder mu¨tterlicherseits;164
5.3;Kinder von Freunden;167
5.4;Weitere im Lutherhaus geborene Kinder;169
5.5;Weitere im Lutherhaus gestorbene Kinder;170
6;Kapitel 3 - Stipendiaten;173
6.1;Heinrich Schneidewein;173
6.2;Johannes Schneidewein;175
6.3;Johann Wilhelm Reifenstein;178
6.4;Hieronymus Weller und seine Geschwister;180
7;Kapitel 4 - Patenkinder;183
7.1;Anna Cranach;184
7.2;Anna Melanchthon;186
7.3;Cordatus;195
7.4;Hans Löser;196
7.5;Andreas Bodenstein;199
8;Chronik;202
9;Personenregister;204


KAPITEL 2
VOM EHEPAAR LUTHER INS LUTHERHAUS AUFGENOMMENE KINDER
KINDER VÄTERLICHERSEITS CYRIAKUS KAUFMANN
Von den Geschwistern des Reformators Martin Luther sind nur sein Bruder Jakob und drei Schwestern erwachsen geworden. Zu Lebzeiten der Eltern waren die Beziehungen zwischen den Geschwistern offenbar sehr gut. Wir wissen zum Beispiel, dass der Vater Hans Luther, Bruder Jakob Luther und der Schwager Georg Kaufmann am 19. April 1529 im Lutherhause zu Gast gewesen sind. Zu diesem Zeitpunkt stand die Hausfrau kurz vor der Entbindung ihrer Tochter Magdalena. Möglicherweise wurde bei diesem Besuch die Aufnahme von Schwager Georgs ältestem Sohn Cyriakus Kaufmann besprochen. Allerdings wurde der junge Mann nicht, wie allgemein in der Literatur angegeben, am 29. November 1529, sondern erst am 29. November 1530 an der Universität immatrikuliert. Die Aufnahme in Wittenberg verfolgte zu Anfang andere Ziele als ein Studium des Hüttenmeistersohnes. Cyriakus wurde 1530 von Luther zu den Großeltern nach Mansfeld geschickt, wie wir aus einem Briefe Luthers vom 15. Februar 1530, wissen, in dem er seinem Vater mitteilte: Es hat mir Jakob, mein Bruder, geschrieben, wie dass ihr fährlich krank sein sollt … Darauf hab ich Cyriakus zu euch abgefertiget, zu besehen, ob es euer Schwachheit halben möglich wär, nach Wittenberg zu kommen, wo Luther und Katharina ihn pflegen könnten. Cyriakus kam schnell von seinem letzten Besuch bei dem todkranken Großvater nach Wittenberg zurück und gehörte im April zu denen, die Luther auf die Coburg begleitet haben. Er war also auch bei Luther, als dieser auf der Burg die Nachricht vom Tode seines Vaters erhielt. Am 3. August wurde Cyriakus erneut auf Reisen geschickt. Der Onkel meinte, er solle nach Augsburg reisen, damit er einmal in einer großen Stadt das Treiben eines Reichstages sähe. Mit der Reise hat der Onkel seinem Neffen sehr viel Vertrauen bewiesen. Sie dürfte auch als Beleg dafür gelten, dass Cyriakus die in Augsburg notwendigen Verhaltensregeln durchaus beherrschte und von ihm als Neffen Luthers keine Peinlichkeiten zu erwarten waren. Auf der Rückreise von Augsburg erwarb er in Nürnberg für den kleinen Hans Luther das erwähnte Buch aus Zucker. Cyriakus Kaufmann und sein Cousin Johannes Pollner/Polner, also ein Sohn einer weiteren Lutherschwester, wurden am 22. November 1530 vom amtierenden Rektor der Wittenberger Universität, Jacob Postomius aus Torgau, in die Matrikel der Universität eingetragen. Auch Johannes Polner befand sich schon vor seiner Immatrikulation seit einiger Zeit in Wittenberg. Um diese Zeit müssen die Mütter beider gestorben sein. Das Erbe der Großeltern wurde in fünf gleiche Teile geteilt. Dennoch gab es schon 1531 darum zwischen den Geschwistern Streitigkeiten. Jedenfalls hat sich Luther bei Tische 1531 sehr heftig darüber ausgesprochen, dass Familienmitglieder versuchten, ihn zu übervorteilen, was ihn aber nicht davon abhielt, nach dem Tode ihrer Eltern alle sechs Kaufmann-Geschwister, den jungen Polner usw. in sein Haus aufzunehmen. Das ging nicht ohne Schwierigkeiten ab. Selbst der vom Onkel so freundlich behandelte Cyriakus bereitete Luther schon wenige Tage nach seiner Immatrikulation schlaflose Nächte. Am 1. Dezember 1530 schrieb er an Johann Fesel in Coburg: Cyriakus ist in Trauer, weil ich seiner Liebe entgegentrete und gegen ihn mein Urteil gefällt habe. Da ist Jammer und Not, solange ich nicht diese auf beiden Seiten brennende Flamme erstickt habe. Für die Töchter der Wittenberger Bürger waren die in der Liebe meist ungeübten Studenten eine willkommene Möglichkeit, gut situierte Ehemänner zu finden, die ihnen einen gesellschaftlichen Aufstieg ermöglichten. Die Stadt geriet als Heiratsmarkt in Verruf. So plagten sich die Reformatoren mit dem Problem der heimlichen Verlobungen. Selbst Söhne Melanchthons und des Kanzlers Dr. Christian Beyer verlobten sich gegen den Willen der Eltern. Die Verlobung unseres Cyriakus wurde von Juristen als gültig anerkannt. Cyriakus Kaufmann gehörte 1546 zu jenen Familienmitgliedern, die den Reformator nach seinem Tode von Eisleben nach Wittenberg geleiteten. Auf dieser letzten Reise des Onkels werden sie dessen drei Söhnen in ihrer Trauer beigestanden haben. Sie waren auch bei der Beisetzung Luthers in der Schlosskirche zugegen. Cyriakus Kaufmann wurde in seiner Heimatstadt Mansfeld Schultheiß und gehört 1554 zu jenen Familienmitgliedern, die als Leiter eines Hüttenfeuers im Mansfeldischen nachweisbar sind. FABIAN KAUFMANN
Fabian war ein jüngerer Bruder des Cyriakus Kaufmann. Er und sein zweiter Bruder Andreas sind seit 1533 im Lutherhause nachweisbar. Sie kamen also zu einer Zeit, in der ihr Onkel Jakob Luther in Mansfeld noch mit der Erbteilung der Hinterlassenschaft der Großeltern befasst war und Erbstreitigkeiten die Familie belasteten. Am 8. Juni 1533 wurden er, Andreas und ihr siebenjähriger Cousin Johannes Luther in die Matrikel eingetragen und auf diese Weise akademische Bürger. Fabian scheint ein verwegener Bursche gewesen zu sein. Zwei seiner Abenteuer sind belegbar. Damals galt die Specke, ein kleines Wäldchen nordöstlich der Stadt, als ein Ort besonderer Vergnügungen der Studenten und manchmal auch der Dozenten. Doktor Johann Faust soll hier, einer Legende nach, erstmals den Teufel beschworen haben. Fabian hatte in der Specke ein ganz anderes geartetes Abenteuer, das er, prächtig ausgeschmückt, daheim erzählte. Als er dorthin spazierte, um sein Mittagsschläfchen zu machen, sei er auf ein Nest voller Schlangen getreten. Sie lagen über einem Haufen und zischten ihm gefährlich entgegen. Er habe sein Schwert gezogen (!) und unter sie gehieben, bis das Nest ganz zerstört gewesen sei. Im Mai 1543 kam es mehrere Tage lang zu Studentenunruhen. Sie begannen, laut Bericht der Universität an den Kurfürsten, in der Fischerei mit Streitigkeiten zwischen Fischern und Studenten. Es wurde berichtet, dass man auf dem Platz vor dem Schlosstor abends wie üblich Bälle geschlagen habe und dabei plötzlich die gewalttätigen Aus­einandersetzungen begannen. Man schlug sich mit Spießen (!) und warf Steine. Es wurde geprügelt. Später kam es zu schweren Übergriffen innerhalb der Stadt, von denen auch Bürger betroffen waren. Unter den aufgezählten Studenten befand sich auch Luthers Neffe Fabian Kaufmann. Er und andere Verwandte und Tischgenossen begleiteten die Lutherin und ihre Kinder 1547 auf der Flucht. Die Tante konnte ihm vertrauen und hat ihn später zurückgeschickt. In Wittenberg sollten sich die dort während des Krieges zurückgebliebenen Theologen Bugenhagen, Cruziger und Paul Eber um den jungen Mann kümmern. Fabian sollte offenbar Wolf Sieberger dabei helfen, das Lutherhaus und die Gärten vor Schaden zu bewahren. Fabian Kaufmann wurde 1548 von Justus Jonas dem Fürsten Georg von Anhalt für eine Anstellung empfohlen. Danach verliert sich seine Spur. ANDREAS KAUFMANN
Andreas wurde am 8. Juni 1533 gemeinsam mit seinem Bruder Fabian und dem siebenjährigen Hans Luther als Student und akademischer Bürger in die Universitätsmatrikel eingetragen. Die Anwesenheit des Andreas im Lutherhaus wurde für lange Zeit Anlass zu Verleumdungen. Er sei ein kurz nach der Eheschließung Luthers mit Katharina geborener Sohn und damit schon vor der Ehe gezeugt worden. Das Paar hätte also wegen der Schwangerschaft heiraten müssen. Selbst auf einem Kupferstich D.Luther, die Frau Cäth und die liebe Jugendt, der 1726 einer in Straßburg erschienenen Schrift Weißlingers beigegeben wurde, zeigt den zur Türe eintretenden Andresel. Noch in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde eine Variante des Kupferstichs verbreitet; hier hatte man jedoch den legendären Hintergrund vergessen und wollte wirklich die Lutherfamilie zeigen. Luther und die liebe Jugend Wie jedes Kind hat auch Andreas gelegentlich über die Strenge geschlagen. Luther erzählte einmal von seinen Erziehungsmaßnahmen: Wenn ich meinen Enders nicht mit der Rute gestrichen hätte, als er bei Tisch vorlaut gewesen ist, sondern ihm Zucker und Mandelkerne gegeben hätte, so hätte ich ihn schlimmer gemacht. Bei Andreas haben die Maßnahmen des Onkels offenbar gefruchtet, denn er war sehr wahrscheinlich der Neffe, den Luther, ohne einen Namen zu nennen, an Camerarius an die Universität Tübingen empfohlen hat. Dort wurde Andreas am 22. Juni 1544 immatrikuliert. GEORG KAUFMANN
Im Katalog »Fundsache Luther« wertete Michael Fessner archivalische Quellen in Eisleben und Mansfeld über die Luther-Familie aus. Die Zehntlisten für das Jahr 1534 weisen nun den Sohn des langjährigen Geschäftspartners und Schwiegersohns von Hans Luder – Georg Kaufmann – als Betreiber dieser Bergwerks- und Hüttenbetriebe aus. Michael Fessner, in: Fundsache Luther, Halle 2007, S.85 Georg Kaufmann d.J.arbeitete die Betriebsschulden des Großvaters Hans Luther ab und war wohl auch nur angestellter Faktor der Schwarzer Seigerhandelsgesellschaft. Um 1500 ist der Großvater als Schauherr einer der höchsten Bergbeamten in der Grafschaft Mansfeld gewesen. Hüttenmeister wie er verkauften das Rohkupfer an die Seigerhütten, deren Inhaber die Preise bestimmten und so die Hüttenmeister von sich abhängig machten. Finanzgeschäfte erledigte man auf den drei Leipziger Messen pro Jahr (Neujahrs-, Oster- und Michaelismarkt). Das...


Elke Strauchenbruch, geboren 1956 in Hettstedt, studierte Geschichte in Leipzig. Anschließend war sie elf Jahre im Wittenberger Lutherhaus als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig. Seit 1990 arbeitet sie als selbständige Buchhändlerin und Antiquarin. Sie publizierte zum Wittenberger Buchdruck und Verlagswesen, zur Mode der Lutherzeit und zu stadtgeschichtlichen Themen. Ihr Buch 'Wittenberg – Stadt der Reformation' liegt seit Mai 2008 auch in englischer Sprache vor.


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