Taghizadegan | Wirtschaft wirklich verstehen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Taghizadegan Wirtschaft wirklich verstehen

Einführung in die österreichische Schule der Ökonomie

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-96092-281-0
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Der Finanz-Klassiker Wirtschaft wirklich verstehen von Manager-Magazin-Bestsellerautor Rahim Taghizadegan erscheint erstmals in komplett überarbeiteter und aktualisierter Neuauflage. Seine Einführung in die Österreichische Schule der Nationalökonomie ist kein trockenes Lehrbuch, mit Formeln, Tabellen und Merksätzen, sondern eine spannende Reise durch die Welt der Volkswirtschaft, unter dem Blickwinkel der vernunftbetonten Austrian Economics.

Rahim Taghizadegan plädiert für ein Umdenken und eine Rückbesinnung auf die Österreichische Schule – und damit auf den gesunden Menschverstand. Er führt den Leser in diese bewährte Betrachtungsweise der Wirtschaft ein und hat damit nichts anderes als ein Standardwerk für die junge Generation von Ökonomen geschrieben, die bewährte Ansätze nutzt, um die Gegenwart wirklich zu verstehen und Warnsignale früh zu erkennen.
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WIENER UND BERLINER
Moderne Ökonomen
Wenn wir heute an Wirtschaft denken, meinen wir, diesen Bereich klar abgrenzen zu können. Hier scheint es um Geld und Profitstreben zu gehen – wohl notwendige, dennoch unangenehme Begleiterscheinungen des modernen Lebens. Nehmen wir eine Zeitung zur Hand, so begegnen wir in den vorderen Ressorts Politikern als handelnde Personen. Im Wirtschaftsteil treffen wir auf die Manager von großen Unternehmen und Banken als Entscheidungsträger. Letztere versuchen stets, die Gewinne zu maximieren, und tragen gegeneinander Wettkämpfe – »Konkurrenz« genannt – darüber aus, wer dabei mehr zu profitieren vermag. Diese Auffassung von Wirtschaft ist eine moderne Erscheinung und stellt nur einen Teilbereich dessen dar, was den Ökonomen interessiert. Der so bezeichnete Wissenschaftler ist ebenfalls ein Kind der Moderne. Die Vorläufer der modernen Wirtschaftswissenschaftler waren Theologen, Philosophen und Juristen, die über ökonomische Fragen nachdachten. Im alten Wien vor der Jahrhundertwende existierte an der Universität kein Fach mit dem Namen Ökonomie. Im alten Berlin war es ebenso. Die Wiener Ökonomen, die wir näher kennenlernen möchten, studierten Rechtswissenschaften. Die Berliner Ökonomen hingegen kamen aus der Philosophie. Auch diese alte deutsche Ökonomenzunft gibt es nicht mehr. Damals wetteiferten Wien und Berlin ein wenig um die geistige Vormachtstellung im deutschsprachigen Raum. In Berlin beliebte man auf jene Stadt nahe am Balkan herabzublicken, die Zentrum des etwas rückständigen Österreichs war. Wien zog jedoch die besten Köpfe der Donaumonarchie an. Zunächst verlachte man in Berlin die Wiener Ökonomen, die sich, wohl weil sie Juristen waren, einbildeten, wirtschaftliche Gesetze formulieren zu können. Die Ökonomen der beiden Städte gerieten in einen handfesten Streit, den man später den Methodenstreit taufte. Der Berliner Ökonom Gustav Schmoller warf den Wienern eine »stubengelehrte Naivität« vor. Der junge Wiener Ökonom Carl Menger erwiderte bissig, der Berliner Löwe könne noch so laut brüllen, damit würde er höchstens seine Studenten beeindrucken, aber nicht die wirtschaftliche Realität nach seinem Belieben verändern können. Diese Realität eben wollten die nüchternen Wiener Juristen beschreiben und sich dabei von den Wunschvorstellungen und Machtfantasien ihrer Zeit lösen. Was ist Ökonomie?
Der Kern dieses Streits ist bis heute von Bedeutung, wenngleich sich heute ganz andere Kontrahenten gegenüberstehen. Gestritten wurde seinerzeit darum, was die Ökonomie eigentlich leisten kann und welche Themen sie berührt. Der Streit ist noch längst nicht entschieden, aber die Debatte bewegt sich heute auf einem viel tieferen Niveau. Vertreter der Österreichischen und der Historischen Schule – wie man die damaligen reichsdeutschen Gegenspieler der »Österreicher« taufte – würden gegenwärtig wohl Seite an Seite stehen und mit Kopfschütteln die Entwicklung der Ökonomie betrachten. Beide Schulen würden vermuten, die jeweils andere habe sich durchgesetzt und sei, mangels Korrektiv, zu einem Zerrbild übertrieben worden. Und beide hätten ein wenig Recht und würden einander doch Unrecht tun. Die Historische Schule würde uns heute daran erinnern, was Wirtschaft eigentlich und ursprünglich bedeutet. Die sprachliche Wurzel, die im Wirt steckt, meint den Gastfreund, der sich um den Nächsten kümmert, sich um ihn sorgt. Die Auffassung von Wirtschaft als Kunst des Geldmachens würde im Gegensatz dazu als Verirrung erscheinen. Die Österreichische Schule würde hingegen zu Recht darauf hinweisen, dass eine solche Idealisierung zu Eingriffen führte, die letztlich erst das atemlose Renditestreben der heutigen Zeit hervorgebracht haben. Die Ökonomie ist wie die Geschichte voll von paradoxen Wirkungen. Ökonomie ist der Versuch, das Handeln der Menschen zu verstehen. Das ist zumindest der Zugang der Ökonomen der Österreichischen Schule. Die reichsdeutschen Philosophen und Historiker dachten da eher in historischen Kategorien. In der Geschichte scheint nämlich der Einzelne kaum ins Gewicht zu fallen. Nationen bekriegen sich, Klassen bekämpfen sich, Staaten entstehen und vergehen. Das Handeln des Einzelnen erscheint da als irrelevantes Detail. Und kann man überhaupt davon sprechen, dass der Einzelne handelt? Ist jede Tat nicht stets Ausdruck von gegebenen Nöten, kulturellen Kontexten, Identitäten, Rahmenbedingungen, Beschränkungen? Die deutsche Philosophie jener Zeit war tief geprägt von Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der einen spukhaften Weltgeist am Werke sah. Auch heute haben viele das Gefühl, einzeln kaum etwas bewegen zu können. Die Massengesellschaften unserer Zeit erwecken den Eindruck, wir wären alle bloß entbehrliche Zahnrädchen in einem großen Getriebe. Doch es ist genau jene Perspektive – die nämlich den einzelnen Baum vor lauter Wald nicht zu sehen vermag –, die dieses Zahnraddasein begünstigt. Tun wir, was wir tun, weil uns die Gesellschaft oder Wirtschaft dazu nötigt? Oder ist die Gesellschaft und Wirtschaft Ausdruck unseres Tuns? Manche mögen sich nur noch als Mitläufer empfinden; doch diese Vorstellung ist eine selbsterfüllende Prophezeiung: Das Leugnen der Freiheit beseitigt auch ihre letzten Reste. Für die jüngere Historische Schule war alle Ökonomie Geschichtsschreibung: das Dokumentieren, wie sich Menschen einer bestimmten Kultur verhalten mussten, um den geschichtlichen Trends und dem Weltgeist zum Ausdruck zu verhelfen. Eine andere Wiener Schule gelangte zu ähnlichen Schlüssen, nur bezog sie diese nicht auf ein Gemeinwesen, sondern auf das Individuum: Die Freud’sche Tiefenpsychologie versucht das Handeln des Menschen aus seiner Vorgeschichte zu erklären. Unsere Taten fänden ihre Begründung in unserer Biografie, unserer Kindheit, unseren persönlichen Traumata. Die Ökonomen der Österreichischen Schule leugneten weder Geschichte noch Psychologie. Doch ihr Ansatz war ein anderer: Sie wollten die wirtschaftlichen Phänomene aus dem Handeln der Menschen erklären. Zu ihrer Zeit hatten sie eher den Eindruck, sich vom ewigen Moralisieren und Psychologisieren des menschlichen Handelns frei machen zu müssen, das ihnen wenig fruchtbar erschien. Es ist ein Leichtes, die Gier der Menschen zu beklagen und zu rügen. Viel interessanter ist doch, warum die Gier der einen lohnt und der anderen nicht, warum bestimmte Institutionen sich durchsetzen und andere nicht. Bevor der Intellektuelle dem Unternehmer, dem Arbeiter, dem Schuldner, dem Gläubiger, dem Manager und Politiker Vorhaltungen macht, sollte er sich redlich darum bemühen, die Erscheinungen seiner Zeit wirklich zu verstehen. Viele glauben, es besser zu wissen. Könnte man es auch besser machen? Wenn ja, warum tut man es nicht? Die Verlockungen der Macht
Aus Sicht der »österreichischen« Ökonomen waren die Berliner den Verlockungen der Macht erlegen. Sie erdachten eine ideale Welt und fühlten sich befähigt, die reale Welt dahingehend zu korrigieren. Das Profitstreben galt den deutschen Idealisten als angelsächsisches Laster. Deutsche Ökonomie folge anderen Gesetzen, einem anderen Volksgeist. Dem Typus des Krämers wurde der Typus des Helden gegenübergestellt. Die Politik sollte dabei helfen, dieses Volk von Helden hervorzubringen. Wo ein kollektiver Wille, da auch ein Weg, lautete die Devise. Gesetzmäßigkeiten, die diesem Willen im Wege stünden, gälten nichts. Carl Menger, der als erster Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie gelten darf, schüttelte den Kopf über die Ausgeburten dieser Art von Ökonomie, bei der wirtschaftliche Gesetze zu bloßen Machtfragen wurden, nicht zu Gegebenheiten, die wir erkennen und befolgen. Mit Schrecken sah er, welche ideologischen Übertreibungen drohten. Den Wahnsinn, der erst nach seinem Tode wirklich wüten sollte, erahnte er bereits. Wenn es keine ökonomischen Gesetzmäßigkeiten gäbe, dann könnten diejenigen, die die Macht haben, alles nach ihrem Belieben handhaben und hätten keine Konsequenzen zu fürchten. Als junger Mann erhielt Carl Menger bereits die ehrenvolle Aufgabe, den Kronprinzen Rudolf in Ökonomie zu unterrichten. Gewiss hat ihm Mengers Unterricht die Augen über die Entwicklungen geöffnet, die Europa bevorstanden. Manche munkeln, Rudolfs späterer Selbstmord sei solcher Einsicht geschuldet gewesen: dass sein Österreich-Ungarn nicht mehr zu retten war und jener globale Wahnsinn der Weltkriege und des Totalitarismus entfesselt würde. Die Wiener Ökonomen ließen sich jedoch von ihrem nüchternen Pessimismus hinsichtlich der Lage der Welt nicht zur Teilnahmslosigkeit verleiten. Ludwig von Mises, ein Vertreter der dritten Generation der Österreichischen Schule, der Wien nach der...


Rahim Taghizadegan ist Wirtschaftsphilosoph, Unternehmer und Rektor des scholarium in Wien. Nach zahlreichen Lehraufträgen, u. a. an der Universität Liechtenstein, der Wirtschaftsuniversität Wien und der Universität Halle, ist er derzeit Dozent an der University of Applied Sciences in Krems und der Internationalen Akademie für Philosophie in Liechtenstein. Er ist mehrfacher Bestsellerautor und gefragter Redner, insbesondere zum Thema Unternehmertum und der Österreichischen Schule der Ökonomie. Mit seinem Titel »Österreichische Schule für Anleger« war er für den Deutschen Finanzbuchpreis 2015 nominiert. Außerdem sind im FinanzBuch Verlag seine Bücher »Wirtschaft wirklich verstehen« und »Helden, Schurken, Visionäre« erschienen.


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